REZENSION
SPACE BASE
- Genre: Würfel-/ Taktikspiel
- Jahr: 2018 (deutsche Version 2019)
- Verlag: AEG / im Vertrieb von Asmodee
- Autor: John D. Clair
- Grafik: Chris Walton
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 60 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 5/10
Engine Building im Weltall
Als Kommodore einer Raumstation bauen wir neue Raumschiffe und Kolonien. Doch für dieses Unterfangen sollten wir die Rechnung nicht ohne die zwei Würfel machen, die bestimmen, welche Erträge wir generieren.
SPIELKULT CLASSICS
In dieser Rubrik findet ihr Rezensionen früherer SPIELKULT-Jahre, die es bislang nicht auf unsere 2021 neu gestaltete Webseite geschafft haben, die wir euch aber nun nach und nach, so wie ihr es euch gewünscht habt, noch einmal vorstellen möchten.
REGELN
Jeder Spieler erhält ein eigenes Raumstation-Tableau mit 12 Docks. Auf jedes Dock wird eine passende Startschiff-Karte gelegt. Auf welches Dock eine Karte gelegt wird, sieht man immer an der weiß unterlegten Zahl oben rechts.
Unterhalb der Docks befinden sich drei Leisten: Guthaben, Einkommen und Siegpunkte. Jeder Spieler erhält ein Startguthaben und zudem eine Level 1-Raumschiff-Karte (zufällig gezogen). Diese bezahlt er mit seinem Guthaben und legt sie auf das passende Dock, besser gesagt: Er tauscht die bisher auf diesem Dock liegende Karte gegen die neue aus. Die ersetzte Karte wird um 180 Grad gedreht und dann oben (hinter dem Dock) soweit unter den Spielplan geschoben, dass nur noch das rote Feld der Karte sichtbar ist.
Der aktive Spieler würfelt in seinem Zug nun die beiden Würfel und aktiviert mit dem Ergebnis entweder das Dock, das aus der Summe beider Würfel gebildet wird ODER die beiden Docks, die die beiden Würfel einzeln vorgeben, heißt bei einer 4 und 6 kann der Spieler Dock 4 UND Dock 6 werten ODER Dock 10. Je höher die Zahl eines Docks, umso wertvoller sind auch die Erträge.
Der Spieler erhält dann jeweils die Prämie, die auf dem blauen Feld der Karte auf dem entsprechenden Dock angegeben ist. Das ist oft Guthaben, das ist Einkommen oder es sind Siegpunkte, manchmal auch Sonderaktionen (z.B. das Nachbar-Dock nutzen etc.). Einige Karten beinhalten auch Ladestationen. Wird so eine Karte "erwürfelt", legt der Spieler einen Klarsicht-Ladungswürfel auf ein vorgegebenes Quadrat der Ladestation.
Einmal geladen, kann die Aktion der Karte jederzeit im eigenen, in einem fremden oder in sämtlichen Zügen (je nach Hintergrundfarbe des Belohnungsfeldes) ausgelöst werden, dazu muss dann nicht erneut die Zahl des Docks geworfen werden. Eine leere Ladestation lässt sich aber erst durch eine erneute Dock-Aktivierung mit einem passenden Würfel wieder füllen. Einige Ladestationen erfordern dabei das Füllen mehrerer verbundener Felder!
Doch auch die passiven Spieler können mit dem Würfelwurf des aktiven Spielers Belohnungen erhalten. Die Dock-Regel (Summe oder beide Würfel einzeln) gilt auch hier, allerdings gelten für die passiven Spieler nur die roten Felder bereits ersetzter Karten der hinter den Spielplan geschobenen Karten des jeweiligen Docks. Je öfter ein Spieler eine bestimmte Dockkarte austauscht, umso größer wird auch die Ansammlung an Karten hinter dem Dock, sodass der Ertrag sich auch als passiver Spieler erhöht. Grundsätzlich sind die passiven (roten) Belohnungen auf den Karten aber immer schwächer als die aktiven.
Der aktive Spieler darf am Ende seines Spielzuges noch eine neue Karte kaufen (Preis oben links). In der offenen Auslage liegen jeweils sechs Level 1-, Level 2- und Level 3-Raumschiff-Karten im Angebot. Die neu gekaufte Karte ersetzt dann wieder die auf dem angegebenen Dock liegende Karte, welche - wie gewohnt - hinter den Plan geschoben wird. Aber Achtung: Der Spieler MUSS zum Kauf immer sein gesamtes (!) Guthaben opfern, auch wenn die Karte weniger kostet, als er Guthaben besitzt!
Um nicht jedes Mal mit dem Guthaben wieder bei Null beginnen zu müssen, sollte der Spieler "Einkommen" (zweite Leiste) sammeln. So steigt ausgegebenes Guthaben im Anschluss eines Kaufes sofort wieder auf den Einkommenswert - d.h. der Spieler sammelt dann neues Guthaben immer wieder ausgehend von der Position des Einkommen-Markers.
Einige Karten liefern als Erträge auch Siegpunkte. Richtig hohe Siegpunkte bringen jedoch nur die Kolonie-Karten. Sie sind teurer als die Raumschiff-Karten. Der aktive Spieler kann am Ende seines Zuges eine solche Karte kaufen. Dann erhält er einmalig (!) die darauf angegebenen Punkte, muss mit der Karte dann jedoch das auf der Karte vorgegebene Dock dauerhaft blockieren. Hier erhält der Spieler dann als aktiver Spieler keinen Ertrag mehr, einzig als passiver Spieler kann er an dem entsprechenden Dock noch Belohnungen einsammeln (von Karten hinter dem Spielplan).
Sobald ein Spieler die 40-Siegpunkte-Marke knackt, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Dann gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Variante: Die Spieler haben zu Beginn des Spiels bereits ein Guthaben von 15 sowie 1 Einkommen und erhalten dann gleich vier Level 1- und zwei Level 2-Karten zur Auswahl, aus denen sie sich ihre Startauslage erkaufen können. Dazu darf das Guthaben dann ausnahmsweise auf mehrere Karten aufgeteilt werden. So landen vor dem eigentlichen Spielbeginn evtl. bereits gleich mehrere Karten hinter den Docks, und das Spiel läuft etwas schneller ab.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- Machi Koro / Valeria im Weltall
- schöner Kniff: aktive / passive Karten
- schöne Illustrationen der Raumschiffe
- nimmt zunehmend an Fahrt auf
CONTRA
- Glücksfaktor kann Fluch und Segen zugleich sein
- Schieben der Karten hinter den Plan je nach Tischoberfläche etwas mühsam
MEINUNG
Die Idee, dass Würfel Erträge auf Karten liefern und man ggf. auch etwas erhält, wenn die Gegner am Zug sind, brachte erstmals Machi Koro auf, zumindest ist es das erste mir bekannte Spiel mit diesem Prinzip. Damals war das innovativ und kurzweilig, doch das Spiel hatte auch so seine Schwächen, die es nicht bei jedermann gleich gut ankommen ließen. So war der Glücksfaktor doch sehr hoch, und wenn die Würfel einfach nicht so fallen wollten, wie man es sich wünschte, konnte das schon mal etwas frustrierend sein, insbesondere da man bei Machi Koro auch bereits erspieltes Geld wieder verlieren konnte. So konnte auch die Spieldauer stark schwanken.
Dann gab es im Jahr 2017 mit Valeria, quasi dem Vielspieler-Machi Koro im Fantasy-Setting, ein Spiel, das mir aufgrund der großen Abwechslung und des tollen Artworks auch heute noch sehr gut gefällt.
Im Jahr 2018 (bzw. 2019 in Deutschland) erschien dann Space Base, quasi ein Hybrid aus den beiden zuvor gebannten Spielen. Noch einmal hat man eine schöne neue Alternative gefunden, wie die Würfel gewertet werden. Besonders toll ist jedoch der Mechanismus mit den austauschbaren Karten, die dann von einer aktiven auf ihre passive Seite wechseln. Hier kann man beim Kartenkauf taktieren, wenngleich natürlich immer noch das Glück mitspielt, aber es ist manipulierbar. Dabei folgt das Spiel zu Beginn dem Motto "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", es sei denn, man steigt direkt mit der schnelleren Variante und dadurch mit mehr individuellen Karten ins Spiel ein. Denkt man sich am Anfang, dass es vermutlich ewig dauert, bis man die 40 Punkte erreicht, so merkt man, dass sich die Ertragsmaschine dann doch zunehmend in Gang setzt und es zum Ende hin im Idealfall Guthaben und Punkte regnet. Da ist das Spiel dann manchmal tatsächlich schneller zu Ende, als man es vermutet hätte.
Das richtige Timing in Bezug auf die blockierenden, aber punkteträchtigen Kolonie-Karten ist dabei ein entscheidender strategischer Faktor. Wer solche Karten zu früh kauft, verbaut sich viele Synergien, die man mit den Schiffskarten erzeugen kann, wenn man sie geschickt kauft bzw. durch Ladeaktionen teils auch im Nachhinein verschiebt. Das alles gefällt mir sehr gut.
Space Base geht durch die beiden zuvor genannten Titel zwar ein wenig der Innovationsbonus verloren, aber das Spiel macht seine Sache prächtig. Es ist einfacher als Valeria, aber taktischer als Machi Koro - ein gehobenes Familienspiel oder ein einfaches Kennerspiel also. Die Gestaltung der Karten (mit verschiedenen Raumschiffen und ihren Bezeichnungen) ist detailliert und schön anzusehen, wenngleich das Thema austauschbar ist. So werden dann aber auch Nicht-Sci-Fi-Fans auf jeden Fall Spaß an dem Spiel haben. Einzig das Verschieben der Karten hinter den eigenen Spielplan ist, wenn sich da schon mehrere Karten angesammelt haben, je nach Spielunterlage, etwas friemelig.
Klar, wer mit glücksabhängigem Würfeln so rein gar nichts anfangen kann, wird eher ein Bogen um Spiele aus der Machi Koro-Kategorie machen. Wer aber, wie ich, im Würfeln einen schönen Spannungsfaktor sieht, welcher einem Glücks- und Ärger-Momente zugleich liefert, der sollte sich Space Base auf jeden Fall genauer ansehen! Für mich ist es jedenfalls ein sehr schönes Spiel, das ich immer wieder gern spiele, und dem ich sehr gute 8 Kultpunkte gebe.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/tNkcjlx5tuQ
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 14.01.2019,
erneut veröffentlicht am 18.05.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: AEG / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten