REZENSION

SOBEK - DAS DUELL

  • Genre: Familienspiel 
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autoren: Bruno Cathala, Sébastien Pauchon
  • Grafik: Xavier Gueniffey Durin
  • Spieler: 2
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: 20 bis 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Reges Markttreiben im Alten Ägypten

Die einen denken beim Stichwort Ägypten sofort an Pyramiden, Fata Morganen und buckelige Wüstenschiffe, andere an die typische Sphinx. Bei Sobek - Das Duell verschlägt es uns jetzt in das besagte Land, wo im Schatten der Baustelle des Sobek-Tempels ein neuer Markt zum Warenhandel einlädt. Niemand Geringeres als Sobek höchstpersönlich, immerhin der Krokodilgott in der ägyptischen Mythologie, wacht über unsere Entscheidungen und mischt sich am Spielende gehörige in die Punktewertung ein. Werden wir seinen Zorn auf uns ziehen? Das gilt es in diesem taktischen Sammelspiel für zwei Personen zu verhindern und möglichst viele Siegpunkte zu ergattern.

REGELN

Im Grundsatz geht es darum, eine möglichst stattliche Anzahl gleicher Warensorten zu ergattern, die sich auf 45 Warenplättchen verteilen. In unterschiedlicher Häufigkeit sind dies Elfenbein, Ebenholz, Marmor, Vieh, Fisch und Weizen. All diese Plättchen werden vor Spielbeginn – gemeinsam mit 10 weiteren Charakterplättchen, die allerhand Sondereffekte auslösen – auf der quadratisch angeordneten Markttafel im Uhrzeigersinn offen ausgelegt. Zuerst werden die Felder im Inneren mit Plättchen belegt, dann folgen die mittleren Felder und schließlich die äußeren. Einige der Warenplättchen zeigen im unteren Bereich einen oder mehrere Glückskäfer (Skarabäen), andere hingegen eine Münze, wiederum andere nichts von alledem.

In die Aussparungen am Rand der Markttafel werden verdeckt fünf zufällig ausgewählte Pirogen-Plättchen gelegt. Jeder Spieler erhält noch eine Korruptionstafel und zwei zufällig ausgewählte Startplättchen (hierbei kann es sich entweder um Waren- oder Charakterplättchen handeln). Zu guter Letzt wird das orangefarbene Säckchen mit den Deben-Plättchen (Münzen) bereit gelegt. Schon kann das Spiel beginnen.

Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist das stattliche Anch, welches das Weiterleben im Jenseits symbolisiert. Es kann entweder in gerader oder diagonaler Richtung nach allen Seiten hin ausgerichtet sein. Immer dann, wenn sich der aktive Spieler für ein beliebiges Plättchen der Reihe, in der sich das Anch befindet, entscheidet, richtet er das Anch so aus, wie es die Markierung auf dem genommenen Plättchen anzeigt. Dann legt der Spieler alle Plättchen der gewählten Reihe, über die er das Anch bewegt hat, verdeckt auf seine Korruptionstafel. Wie viele Plättchen sich darauf befinden, ist bei der Schlusswertung nicht ganz unwichtig, aber dazu später mehr.

Sobald es einem Spieler gelungen ist, von einer Warensorte drei oder mehr Warenplättchen zu sammeln, kann er diese Waren als Set verkaufen. Er legt die entsprechenden Plättchen dann von seiner Hand ab und darf einmal ins Säckchen greifen, in dem sich verschiedene Münzen (die sogenannten Deben-Plättchen) mit unterschiedlichen Werten befinden. Ihr ahnt schon, dass es sich dabei um Siegpunkte handelt. Man kann auch bestimmte Charakterplättchen anstelle von Warenplättchen einsetzen, und auch Sobek-Statuen (Joker) sind gelegentlich nützlich, um fehlende Waren damit auszugleichen. Da es vorteilhaft ist, im Spielverlauf möglichst viele gleiche Waren zu verkaufen, sollte man sich also besser nicht verzetteln, indem man zu viele unterschiedliche Warenplättchen sammelt. Nach jedem Verkauf von mindestens drei Waren darf man sich alle verdeckten Pirogen-Plättchen ansehen, sich für eines entscheiden und die übrigen wieder zurücklegen.

Die dritte Option ist das Ausspielen eines Charakterplättchens, das dem Spieler einen sofortigen Vorteil bietet, der von der gewählten Figur abhängt. Beispielsweise ermöglicht der Wesir, sich alle Plättchen auf der gegnerischen Korruptionstafel anzusehen und eines davon auf die eigene Hand zu nehmen. Mit der Königin darf man die obersten drei Plättchen des Ziehstapels auf die Hand nehmen. Welcher Vorteil mit welchem Charakter verbunden ist, wird löblicherweise auf einem separaten Tableau erklärt, was Neulingen den Einstieg erleichtert.

Sobald ein Spieler keine der drei zur Verfügung stehenden Aktionen mehr auswählen kann (also ein Plättchen von der Markttafel nehmen, ein Charakterplättchen von der Hand ausspielen oder ein Set Waren verkaufen) und die Markttafel nicht mehr mit neuen Karten vom Ziehstapel aufgefüllt werden kann, folgt sofort die Schlusswertung. Und diese läuft so ab: Alle verbliebenen Plättchen von der Hand kommen umgehend auf die Korruptionstafel. Dann wird der Korruptionswert bestimmt, der so hoch ausfällt wie die Anzahl der Plättchen auf der Korruptionstafel. Nacheinander wird nun von jeder Warensorte die Anzahl der verkauften Plättchen mit der Anzahl der darauf befindlichen Skarabäen multipliziert. Dann gibt es mitunter Sonderpunkte für erhaltene Deben- oder Pirogen-Plättchen.

Wer jetzt die meisten Siegpunkte vorweisen kann, gewinnt Sobek - Das Duell. Bei einem Gleichstand gewinnt die Person mit dem niedrigeren Korruptionswert. Ansonsten teilen sich die beiden Spieler ihren Sieg.

 GALERIE

Anklicken / Antippen für Komplettansicht 

CHECKPOINT

PRO

  • gewitzte Idee mit dem Anch
  • angenehm hohe Spieltiefe bei kurzer Spieldauer 
  • viel Varianz durch unterschiedliche Charakterplättchen


CONTRA

  • anfangs etwas viele Sonderaktionen
  • hoher Glücksfaktor

MEINUNG

Sobek - Das Duell ist ein gewitzter Zwei-Spieler-Titel, bei dem man seinen Mitspieler schon mal gehörig ärgern kann. Anfangs erhalten die Spieler ein zufällig bestimmtes Warenplättchen und können durch die Art und Weise, wie sie ihre Spielzüge gestalten, nur erahnen, welche Waren das Gegenüber sammeln möchte. Mit zunehmender Spieldauer weiß man dann sicher, ob der Kontrahent Fisch sammelt oder doch eher Marmor. Und dann kann man dem Mitspieler so richtig einen auswischen, indem man das Anch immer genau so justiert, dass derjenige kein Warenplättchen der gewünschten Sorte ergattert, oder dass er dabei möglichst viele andere Plättchen auf die Korruptionstafel legen muss und somit am Spielende Siegpunkte verliert. Der Ärgerfaktor kann je nach Spielweise schon beträchtlich hoch sein, doch gerade dann entfaltet das ägyptische Sammelspiel sein größtes Potenzial.

Sébastien Pauchon und Bruno Cathala haben als Autorenduo ein schönes Spiel abgeliefert, und die hervorragende Ausstattung tut ihr Übriges, dass zwei Spieler für die Dauer von einer knappen halben Stunde wirklich gut unterhalten werden. Das Material punktet vor allem mit dem griffigen Anch und dem hübschen Stoffbeutel, aus dem die Deben-Plättchen gezogen werden. Gerade diese Münzen hätte man sicher mit verdeckt ausliegenden, einseitig bedruckten Plättchen günstiger lösen können. Daher ist es umso erfreulicher, dass man sich hier für die hochwertigere Variante entschieden hat. 

Apropos Plättchen: Das einzige, was mich etwas gestört hat, ist der doch recht hoch ausgeprägte Glücksfaktor. Gerade bei den Deben-Plättchen kann sich eine starke Münze vom Wert 7 schon mal als spielentscheidend erweisen, vor allem dann, wenn der Mitspieler mit einer 3er-Münze vorlieb nehmen muss. Für ein taktisches Familienspiel ist diese Kritik allerdings Meckern auf hohem Niveau, insofern hoffe ich, den Zorn des Sobek dadurch nicht auf mich gezogen zu haben. Der hat allerdings auch keinen Grund zum Meckern, denn ich vergebe insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 31.08.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten