REZENSION
SNOWHERE
- Genre: Karten-/ Legespiel
- Jahr: 2021
- Verlag: NSV
- Autoren: Steffen Benndorf
- Grafik: Christian Opperer
- Spieler: 1+
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 10 bis 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 7/10
Feuerteufel oder Schneekönig?
Die Welt besteht aus einem einzigen Flammenmeer, doch ihr könnt das Feuer löschen. Baut solo oder kooperativ die Kartenauslage ab, um übrige Feuerkarten mit der Schnee-Seite der Karten zu überdecken. Könnt ihr das Feuer löschen?
REGELN
Verteilt die 111 Karten mit der Feuerseite nach oben in beliebiger Anordnung als „wilder Haufen“ auf dem Tisch. Wichtig: Es dürfen keine Karten einzeln liegen.
Spielt ihr zu mehreren, seid ihr reihum am Zug. Wer an der Reihe ist, entfernt eine frei liegende Feuerkarte aus der Auslage, dreht sie um, und legt sie mit der Schneeseite nach oben auf noch ausliegende Feuerkarten. Dabei gelten folgende Regeln:
- Eine Karte gilt dann als „frei“, wenn sie von keiner anderen Karte überdeckt wird. Eine Überschneidung von 1 Millimeter wird noch als frei liegend gewertet.
- Die gedrehte Karte darf nicht kongruent auf eine ausliegende Feuerkarte gelegt werden, sie also nicht 1:1 überdecken. Stattdessen soll sich auch hier wieder eine überlappende Auslage ergeben, d.h. Karten überdecken andere Karten über ihren Rand hinaus. Somit entsteht eine neue Auslage, die kreuz und quer die Flammenkarten überdeckt.
- Wird eine Schneekarte mit Schneeflocke aufgedeckt, so muss diese nicht direkt auf die Auslage gelegt werden, sondern wird bis zum Spielende aufbewahrt.
Ihr wechselt euch so lange mit euren Spielzügen ab (bzw. wiederholt das Aufnehmen und Auslagen allein), bis keine Feuerkarte mehr regelkonform aus der Auslage entfernt werden kann. Nun dürft ihr noch eventuell eingesammelte Schneeflocken-Karten nachträglich platzieren und erneut versuchen, möglichst viel Feuer abzudecken. Dann schaut ihr euch euer Ergebnis ein. Je weniger Feuerkarten noch zu sehen sind, umso besser ist eure Leistung. Das Spiel gewonnen habt ihr, wenn ihr sämtliches Feuer löschen konntet, am Ende also nur noch Schneekarten vor euch auf dem Tisch liegen.
Hinweis: Snowhere erscheint in der neuen Nature Line von NSV. „Nature“ bezieht sich hier nicht auf das Thema eines Spiels, sondern auf die Ausstattung. Die Spiele der Nature Line kommen in einer Pappschachtel, ohne Folie, sondern nur mit einer Papp-Banderole verschlossen. Und auch sonst ist die gesamte Ausstattung bewusst umweltfreundlich und, so verspricht es der Verlag, garantiert ohne Plastik.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- schnelles Kartenpuzzle
- rasch erklärt und gespielt
- erfordert auch kleine planerische Überlegungen
CONTRA
- Anfangsauslage kann über den Erfolg entscheiden
MEINUNG
Zugegeben, ich musste innerlich ein wenig schmunzeln, als Autor Steffen Benndorf eine Kollegen-Rezension zu Snowhere auf einer bekannten Social-Media-Plattform mit dem Satz „Zum Glück gab es keinen Vergleich zu Mikado“ kommentierte, war das doch bis zu diesem Zeitpunkt in der Tat meine liebste Kurzerklärung, wenn ich Neulingen klar machen wollte, wie sie die Karten aus der Auslage entfernen sollen. Na gut, das hat etwas mit Pragmatismus zu tun. In der Tat aber hat Snowhere einen komplett anderen Spielcharakter.
Vor uns liegt also ein wilder Haufen aus bedrohlich wirkenden Feuerkarten. Unsere gemeinsame Aufgabe: Das Feuer löschen. Versteht jeder. Also Karten entfernen, umdrehen, und mit der Schneeseite das Feuer abdecken. Versteht auch jeder. Klingt ja fast schon banal. Ist es aber nicht, wie sich dann am Endergebnis zeigt. Am Anfang wird oft der Fehler gemacht, sich die ausliegenden Feuerkarten gar nicht genauer anzusehen. Da sieht man eine Feuersbrunst an einer Stelle und denkt sich, das sei doch ein guter Ort, um hier mal Schnee draufzuschippen. Ja, die Idee ist super - bis man merkt, dass man dadurch eine Kette an aufeinanderliegenden Karten, die man gut hätte einzeln „abbauen“ können, einfach überdeckt hat, zunächst sogar nur teilweise. An diese Karten kommt man dann natürlich nicht mehr heran, denn die Regel sagt: Nur entfernen, was frei liegt. Ja, dumm gelaufen. Wer da nicht aufpasst, wird das Spiel schon nach wenigen Minuten beenden.
Und da zeigt sich dann auch bereits der Kniff des Spiels. Es braucht mehr als nur ein ruhiges Händchen, denn darum geht es beim Entfernen der Flammen gar nicht primär. Nun gut, es sollte nichts verrutschen, ja, aber viel wichtiger ist der Blick auf das, was danach kommt. Heißt: Ich bzw. wir sollten uns Stellen offen halten, an denen wir Karten nach und nach von oben nach unten aus der Auslage entfernen können - und damit dann Stellen abdecken, an die man so gut wie gar nicht mehr herankommen wird. Das erfordert einen geschulten Blick; so ganz ohne räumliches Vorstellungsvermögen klappt das nämlich nicht.
Nun muss man zugeben: Wie gut das Ergebnis am Ende ausfällt, hängt auch mit davon ab, wie man die Kartenauslage vor Beginn des Spiels auf dem Tisch verteilt. Die soll ja zufällig sein. Dennoch wäre es ziemlich blöd, wenn die Karten so ungünstig verschachtelt sind, dass ich schon ab der vierten Karte keine mehr regelkonform aus dem Haufen ziehen kann. Das kann allein durch die Auslage passieren, was dann etwas schade ist. Passiert einem so etwas hingegen aus Unaufmerksamkeit beim Spielen, weil man sich selbst mit Schneekarten zubaut, dann geht das hingegen aufs eigene Konto und ist verschmerzbar. Das nächste Mal wird's besser.
Wer Snowhere öfters spielt, wird eine ideale Kartenauslage finden. Das heißt nicht, dass ihr dann die Karten bestmöglich anordnen sollt; der Zufall sollte weiterhin die Kartenauslage bestimmen. Aber ihr werdet merken, was es heißt, wenn man den Kartenhaufen zu sehr in die Breite zieht oder zu eng auslegt. Beides hat offensichtliche Vorteile, aber ebenso viele Nachteile. Eine gute Mischung ist der beste Weg, um ans Ziel zu gelangen.
Die Herausforderung besteht also darin, am Ende möglichst wenig Feuer zu sehen. Die Schneeflocken-Karten können da am Spielende noch einmal eine echte Hilfe sein - aber auch sie kommen zufällig ins Spiel. Wer jetzt vielleicht denkt, dass das alles dann ja mehr oder weniger auch Glückssache ist, dem kann ich nicht grundlegend widersprechen. Ja, das Glück spielt schon auch mit, ist aber keinesfalls dominant, und teilweise auch nötig für ein herausforderndes Spielgefühl. Wäre also von Beginn an komplett planbar, dann wäre eine Wiederholungspartie nach einem ersten Sieg wahrscheinlich gar nicht mehr interessant. So aber muss man in jeder Partie neu überlegen, wie man was wo platziert.
Snowhere ist mit seinem eigenwilligen Konzept kein echtes Kartenspiel, auch wenn es nur aus Karten besteht. Im Kern ist es ein kooperatives Legespiel, das mit einfachsten Regeln eine kleine puzzleartige Herausforderung an die Spieler stellt. Ob einem so eine räumliche Optimierungsaufgabe nun gefällt, muss man natürlich selbst entscheiden. In unseren Spielrunden gab es begeisterte Mitspieler und solche, die nach einer Partie das Gefühl hatten, keine weitere zu brauchen. Ich selber empfinde Snowhere als einen schönen Zeitvertreib zum Relaxen. Ohne viel nachdenken zu müssen, muss man dennoch vernünftige Entscheidungen treffen und sieht am Ende seinen Erfolg bildlich vor sich liegen. Das Spiel funktioniert dabei vor allem auch als Solospiel perfekt - und es funktioniert auf jeden Fall auch generationsübergreifend.
Wie gesagt: Das ist so ein Spiel, das - passend zum Thema (ho, ho) - sicher polarisiert. Mir persönlich gefällt es für das, was es sein will, gut. Für mich sind das dann auch gute 7 Punkte (mit bis zu 4 Spielern, mehr würde ich nicht empfehlen, wenn es theoretisch auch möglich wäre) bis 8 Kultpunkte (als Solospiel ohne Wartezeiten und mit dem größten eigenen Einfluss) - ein ideales kleines Mitbringspiel vor allem auch für Wenig- und Gelegenheitsspieler, für Menschen, die sonst auch gern mal Solo-Puzzleaufgaben oder Geduldsspiele mögen - nicht zu oft, aber immer wieder gern mal zwischendurch gespielt, passend zur Winterzeit.
KULTFAKTOR: 7-8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 07.12.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: NSV
Weitere Fotos: Spielkultisten