REZENSION

SCRAP RACER

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Queen Games
  • Autoren: Anika und Sebastian Richter
  • Grafik: Dennis Lohausen
  • Spieler: 2 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 bis 45 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 3/10

Platz da, jetzt komme ich!

 Die Scrap Racer sind die coolsten Rennfahrer in der Galaxis, schnell, mutig, aber leider ziehen sie Crashs und sonstige unvorhergesehene Ereignisse regelrecht an. Da muss man schon mal ins Risiko gehen, um am Ende die Nase vorn zu haben!

REGELN

Der Spielplan wird aus den verschiedenen Spielplanteilen zu einem Parcours zusammengepuzzelt, mehrere Vorschläge für unterschiedliche Rennstrecken findet man in der Spielanleitung. Auf jedes blau markierte Feld wird verdeckt ein zufällig gezogener Boostermarker gelegt. 

Jeder Spieler entscheidet sich für einen Rennfahrer; er erhält das passende Tableau und einen Racer, den er als Pappaufsteller neben die Startlinie stellt.

Los geht‘s! Wer an der Reihe ist, erhält die sechs Würfel und wirft den ersten. Nach jedem Wurf hat der Spieler nun die Option, aufzuhören und die bis dahin erwürfelten Augenzahlen als Schritte auf dem Spielplan voranzuziehen. Bei jedem weiteren Wurf (maximal sind sechs Würfe möglich) erhöht sich im Idealfall die Zugweite, aber es erhöht sich auch das Risiko, eine Augenzahl doppelt zu werfen (Pasch). Passiert dies, ist der Zug vorbei, der Racer bleibt erst einmal stehen. Der Spieler muss nun eine dem Pasch entsprechende Crash-Karte ziehen. Die bringt ihm einen grünen Bonusmarker, aber auch einen speziellen Effekt. Während bei kleinen Pasch-Zahlen sogar Belohnungen warten (rücke 5 Felder vor etc.), sind die mittleren Pasch-Zahlen eher gemischt, was die Ausbeute angeht, und die hohen Pasch-Zahlen implizieren eine Bestrafung; da geht es auf der Rennstrecke dann auch rückwärts.

Sammelt ein Spieler seinen dritten Bonusmarker (durch 3 Crashs = Pasche), so tauscht er diese gegen eine Bonuskarte ein. Deren Vorteil (z.B. Vorziehen bis zur nächsten Kurve oder zum Vordermann etc.) kann dann während der Partie zu einem beliebigen Zeitpunkt eingesetzt werden.

Ist ein Spieler am Zug, so sollte er auch seine Spezialfähigkeit beachten. Jeder Racer besitzt einen individuellen Vorteil, der ihm, sofern die vorgegebene Situation eintritt, z.B. Extraschritte oder Bonusmarker beschert. 

Auf jedem Feld darf immer nur ein Racer stehen. Gelangt ein Spieler auf ein besetztes Feld, so liefern sich beide beteiligten Spieler einen Kampf. Beide werfen einen Würfel. Der Spieler mit der höheren Augenzahl gewinnt den Kampf und zieht mit seinem Racer nun ein Feld vor. Eventuell kann dies auch einen neuen Kampf auslösen.

Endet die Bewegung auf einem Feld mit Boostermarker, so wird dieser vom Spieler eingesammelt und nun offen ans eigene Spielertableau angelegt. Boostermarker können im eigenen Spielerzug eingesetzt werden, um geworfene Würfel gegen Abgabe dieser Marker zu manipulieren (Augenzahl plus/minus 1, Würfel neu werfen, Würfel auf die Gegenseite drehen).

Überquert ein Spieler die Ziellinie, erhält er einen Zielmarker. Zudem zieht er eine Zielkarte vom Stapel, die die Spielsituation durcheinander bringt. So kann dann z.B. der zurückliegende Spieler Bonusschritte bekommen oder auch alle Spieler bis auf den führenden etc.

Wer zuerst drei Runden absolviert hat, also seinen dritten Zielmarker erhält, löst das Spielende aus. Nun wird keine Zielkarte mehr gezogen. Nach der laufenden Runde wird dann einfach geschaut, wer am weitesten vorn steht. Dieser Spieler ist der Sieger.  

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfache Regeln
  • abwechslungsreich durch verschiedene Boni und Karten
  • Push-your-Luck-Element sorgt für Spannung
  • schön illustriert
  • je mehr Spieler mitspielen, umso witziger, umso chaotischer wird das Rennen


CONTRA

  • es gibt bereits viele ähnliche Rennspiele
  • Pappfiguren sorgen nicht für die beste Übersicht
  • zu zweit weniger reizvoll

MEINUNG

Die klassischen Start-/ Zielspiele erleben seit einiger Zeit ein Revival. So wurde bereits in mehreren aktuellen Spielen das alte Wettrennen-Thema neu interpretiert. Crazy Race war so ein Familienspiel, das mit einem innovativen Würfelmechanismus daherkam, der, wie auch Scrap Racer ein Push-your-Luck-Element beinhaltet. Heißt: Man kann auf Nummer Sicher spielen, oder man geht ins Risiko, um schneller voranzukommen - mit der Gefahr, am Ende rückwärts zu laufen ...

Scrap Racer liefert einfache Regeln; das Würfelelement ist zunächst rein glückslastig. Man wirft halt nacheinander bis zu sechs Würfel, pokert auf hohe Augenzahlen und muss damit leben, dass einem ein Pasch eine Crash-Karte reindrückt, die aber gar nicht mal immer bestrafend ist. Im Gegenteil. So können solche Unfälle durchaus lukrativ sein, je nach gezogener Karte und erwürfeltem Pasch.

Das Spiel ist ein Familienspiel durch und durch. So wurde durch die verschiedenen Karten, die anfangs vielleicht noch etwas verwirren, aber spätestens nach einem Durchgang (auch von der Ikonografie) verstanden sind, immer wieder ein Fangnetz eingebaut. So richtig zurückgelassen wird eigentlich niemand, wenngleich es auch kleine konfrontative Elemente gibt (Verdrängung beim Kampf) oder eben auch mal die Schadenfreude siegt, wenn ein Spieler zu viel riskiert oder eine für ihn doofe Bestrafung in Kauf nehmen muss. Da die Karten innerhalb ihrer Stapel zufällig verteilt sind, sorgen sie durchaus auch für kleine Spannungsmomente, die sich erneut aufs eigene Glück verlassen. Einzig die Boostermarker, die man hoffentlich zahlreich einsammelt, geben einem das Gefühl von mehr Einfluss, wenn man selber würfelt.

Scrap Racer kommt mit seinen witzig illustrierten Rennfahrern sehr fluffig daher. Man muss Chaos-Spiele mögen, um Scrap Racer zu mögen, keine Frage, und das Chaos wächst, je mehr Spieler teilnehmen. Zu zweit kommt dieses Element gar nicht so richtig zum Tragen. Ja, das Spiel funktioniert auch zu zweit, aber da ist es für mich weniger reizvoll. Ganz klar: Je mehr Leute mitspielen, umso spaßiger wird‘s.

Das Spielmaterial ist von gewohnter Queen Games-Qualität. Dass man sich bei den Rennfahrern für Pappaufsteller à la King of Tokyo entschieden hat, ist angesichts der Illustrationen, die so möglich sind, nachvollziehbar, für Übersicht sorgen diese Pappkameraden allerdings leider nicht, insbesondere wenn es eng wird auf der Rennstrecke. Da hätte ich mir verschiedenfarbige Standfüße gewünscht, um die Helden der Rennpiste schneller auseinanderhalten zu können. Dafür ist der Spielplan modular, d.h. die Strecke kann mit jeder Partie verändert werden, was das Spielgefühl jedoch wiederum nicht groß verändert, denn die einzelnen Abschnitte bieten keine zusätzlichen Features. Man bemerkt den Unterschied dann nur bei einzelnen Karten, die z.B. auf Kurven oder Geraden verweisen.

Insgesamt ist Scrap Racer ein sehr sympathisches Spiel. Es erfindet das Genre der Rennspiele dabei aber auch nicht neu; so richtig innovativ fühlt sich das Geschehen nicht an, aber man hat mit den verschiedenen Elementen im Spiel zumindest für Abwechslung gesorgt. Langweilig wird so eine Partie dann auch nie. Die Hauptzielgruppe dürfte sich zum einen unter Familien mit Kindern befinden, zum anderen sind es die Gelegenheitsspieler, ja auch die Spielanfänger, die schnell Gefallen an dem Spiel finden. Erfahreneren Spielern hingegen mangelt es etwas an neuen Ideen. Das heißt aber nicht, dass nicht auch sie gern zu einer Partie bereit sind, Scrap Racer funktioniert unter Geeks super als Gateway- oder vielleicht auch mal als glückslastiges Absackerspiel. Trotzdem: Vielspieler werden in den meisten Fällen eher nicht zur Zielgruppe dieses Spiels gehören, aber das müssen sie auch nicht. Mit seiner Altersklasse „ab 8 Jahren“ definiert sich das Spiel als Familienspiel, und da macht es seine Sache gut. So vergebe ich dann auch alles in allem gute, ja, wirklich sympathische 7 Kultpunkte!

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/BbZCwLIh0pw

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 09.05.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Queen Games
Weitere Fotos: Spielkultisten