REZENSION
SAUSCHARF
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Amigo Spiele
- Autoren: Wolfgang Kramer, Christian Stöhr
- Illustrationen: Jan Bintakies
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 7/10
Feurige Stiche
In diesem Kartenspiel sammelt ihr zunächst Zutaten, mit denen ihr in der zweiten Phase dann Chili-Saucen fürs große Fuego-Festival zubereitet. Da stellt sich stets die Frage nach den lukrativsten Schoten, und das müssen nicht immer zwingend die sein, die den höchsten Wert haben.
REGELN
Mischt die 104 Chilikarten (je 8x mit Werten von 1 bis 13) plus 6 Joker. Legt die Kartenleiste in die Mitte und zieht nun nach und nach Karten vom Stapel. Füllt mit jeder gezogenen Karte eine Spalte der Leiste, wobei gleiche Zahlen zunächst in einer Spalte gesammelt werden. Maximal drei Karten einer Zahl können sich in einer Spalte anhäufen. Joker werden grundsätzlich einzeln in eine Spalte gelegt.
Entscheidet euch für einen Schwierigkeitsgrad (mild, scharf, sauscharf). Entsprechend bekommt ihr 10, 9 oder nur 8 Handkarten. Sortiert, entsprechend des Schwierigkeitsgrades, einzelne Saucen-Schärfegrade aus. Diese gibt es in Plättchenform in den Schärfegraden 1 bis 9. Mischt die Saucen und legt sie für die zweite Phase des Spiels bereit.
Nun kann es losgehen mit Phase 1: Chilis sammeln.
Der Startspieler legt eine Karte von seiner Hand in die Mitte, alternativ mehrere Karten mit identischer Zahl. Alle anderen Spieler folgen reihum. Auf diese Weise wird die Zugreihenfolge bestimmt. Wer die höchste Kombination, also die meisten identischen Karten oder, bei einem Gleichstand in der Anzahl, die mit der höchsten Zahl, oder bei einem erneuten Gleichstand die zuerst ausgespielte Kombination ausgespielt hat, beginnt, und wird gleichzeitig zum neuen Startspieler der nächsten Runde. Die anderen folgen dann entsprechend ihrer ausgespielten Karte / Kombination.
Der jeweils aktive Spieler sucht sich eine Spalte der Kartenleiste aus und legt sämtliche Karten dieser Spalte verdeckt auf seinen persönlichen „Zutatenstapel“. Danach muss er nun noch entscheiden, ob er die für die Zugreihenfolge gespielte Karte / Kombination behalten und ebenfalls auf seinen Zutatenstapel legen möchte, oder ob er diese Karte / Kombination abwirft auf den allgemeinen Ablagestapel.
Waren alle Spieler einmal am Zug, wird die Kartenleiste mit neuen Karten aufgefüllt.
Diese Phase wird gespielt, bis niemand mehr Handkarten zum Ausspielen besitzt.
Danach folgt Phase 2: Chilis sammeln und Saucen zubereiten.
Dazu werden zwei zufällige Saucen mehr aufgedeckt, als Spieler teilnehmen. Die Saucen zeigen im unteren Bereich den Schärfegrad. Diese Zahl gibt vor, mit vielen identischen Zahlenkarten so eine Sauce zubereitet werden kann, um die Siegpunkte, die oben rechts auf den Plättchen zu finden sind, einzusammeln.
Als neue Karten erhalten die Spieler nun zunächst ihren in Phase 1 gesammelten Zutatenstapel auf die Hand. Der Spielablauf folgt dem von Phase 1. Nach Bestimmung der Zugreihenfolge hat der jeweils aktive Spieler nun aber immer zwei Optionen:
- Karten sammeln genau wie in Runde 1.
- Die ausgespielte Kombination in eine Sauce eintauschen und die Karten dann dauerhaft ablegen. Eine Sauce mit Schärfe 7 erfordert es also beispielsweise, sieben identische Zahlenkarten (ggf. aufgefüllt mit Jokern) ausgespielt zu haben. Auch hier werden die Saucen nicht direkt nachgefüllt, sondern erst am Ende der Runde. Es kann also passieren, dass man sich mit einer Kombination um eine Sauce bewirbt, die von einem anderen Spieler übertroffen wird. Nun kann man immer noch ggf. eine andere Sauce (auch mit niedrigerem Wert) herstellen - oder man entscheidet sich dann doch noch schnell für die erste Option und sammelt lieber neue Karten.
Wie kommen die Karten, die man auf den eigenen Zutatenstapel legt, in Phase 2 ins Spiel? Ganz einfach: Indem man in einer Runde aussetzt. Dann spielt man keine Kombination aus, sondern zieht sämtliche Karten vom Zutatenstapel auf die Hand.
Spielende: Gespielt wird, bis es einem Spieler gelungen ist, eine vorgegebene Anzahl an Saucen (je nach Spielerzahl und Schwierigkeitsgrad) zuzubereiten UND zusätzlich keinerlei Karten mehr auf der Hand und im Zutatenstapel zu besitzen. Nach dieser Runde zählt nun jeder Spieler die Punkte seiner hergestellten Saucen und zieht noch je einen Punkt ab für jede ggf. übrige Karte auf der Hand und im eigenen Zutatenstapel. Wer nun die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- nett verzahnte Mischung aus Kartensammel- und Stichspiel
- mehrere taktische Kniffe
CONTRA
- kann sich auch mal etwas in die Länge ziehen
- nur wenige echte Spannungsmomente
MEINUNG
Ein feuriges Kartenspiel verspricht das Cover von Sauscharf. Karten sammeln, Kombinationen ausspielen und die Mitspieler ausstechen, das erlebten wir zuletzt beim trickreichen Scout, was dem kleinen Spiel sogar eine Nominierung zum Spiel des Jahres einbrachte. Viele fühlten sich dabei ein wenig an einen älteren Titel, der bei Amigo erschien, erinnert, nämlich an Krass Kariert. Bei Amigo erschien nun auch Sauscharf, ich war also gespannt.
Auf den ersten Blick wirkt Sauscharf vielleicht sogar einfacher als die genannten Referenztitel. Kombinationen bestehen hier nur aus einer oder mehreren Karten gleicher Zahl. Weitere Kombinationen gibt es nicht. Doch schnell zeigt sich: Nein, Sauscharf ist keineswegs simpler als Scout oder Krass Kariert, es spielt auf jeden Fall in der selben Liga, und das mit eigenen Kniffen.
Das Ausspielen der Kombinationen ist bei Sauscharf erst einmal nur zur Bestimmung der Zugreihenfolge gedacht. Nur? Das ist vielleicht etwas untertrieben, denn die Reihenfolge kann schon mächtig sein, je nachdem, welche Karten gerade an der Kartenleiste anliegen. Gut ist es hier immer, gleich mehrere Karten mit identischer Zahl abzustauben. Oder die eigene Sammlung einer bestimmten Zahl auszubauen. Oder einen Joker zu erhaschen.
Da die Entscheidungen nicht gleichzeitig gefällt werden, sondern der Reihe nach, kann hier gut taktiert werden. Opfere ich drei gleiche Zahlen, um mich nach vorn zu katapultieren? Werde ich gar noch übertroffen, wenn noch ein Spieler nach mir folgt? Hebe ich mir Karten auf, um auch in den weiteren Runden noch handlungsfähig zu bleiben? Das sind ebenso schöne Überlegungen, wie die Frage, ob die ausgespielten Karten bei mir bleiben, also auch, wie die neu gesammelten, auf den anfangs noch nicht so ganz intuitiv empfundenen Zutatenstapel wandern sollen. Manchmal kann es da auch besser sein, Karten abzuwerfen. Das erschließt sich allerdings erst in der nächsten Spielphase.
Sind alle Kartenhände geleert, kommt es nun zum eigentlichen Showdown. Erst jetzt geht es um Punkte in Form der Chilisaucen, die - je nach Schärfegrad - zwischen zwei und neun gleiche Zahlenkarten einfordern. Jetzt zeigt sich auch, dass es sich lohnt, in Phase 1 mächtige Kombinationen anzusammeln. Mit mehreren 3er-Kombinationen kann ich nicht viel anstellen, zumal die Saucen ja auch in zufälliger Reihenfolge in die Auslage kommen. Die Interaktion besteht dann erneut aus der Zugreihenfolge. Vielleicht spiele ich stolz eine 9er-Kombination aus, um die fetten Punkte abgreifen zu wollen ... Yeah! Und dann kommt mein linker Sitznachbar daher, und spielt ebenfalls eine 9er-Kombination, aber mit einer höheren Kartenzahl ... Oh no! Und selbst der hat noch keine Garantie, die Punkte zu bekommen, wenn dann noch eine Person folgt, die am Ende gar zehn gleiche Zahlen ausspielt und somit alle anderen übertrifft. Am Ende bleibt mir für meine 9er-Kombination dann nur noch eine billige 3er-Sauce übrig ... Really?
Damit das Spiel an dieser Stelle nicht zu beliebig und zufällig wird, kann ich mir überlegen, so eine ausgespielte Kombination dann doch lieber wieder zum Sammeln zu verwenden und sie mir später (durch Aussetzen) von meinem Zutatenstapel zurückzuholen. Wer eine Sauce kauft, verliert dagegen ja die dafür nötigen Karten. So ist Phase 2 also geprägt aus einer Mischung aus Sammeln, Aufnehmen und Eintauschen - ja, und auch aus Abwerfen, denn nur, wenn man die nötige Saucen-Anzahl UND keine eigenen Karten mehr besitzt, kann man das Spiel beenden. Auch hier erweist es sich wieder als gut, entsprechende Kombinationen auf der Hand zu halten, und kein Klein-Klein, das man erst mühsam loswerden muss. Gutes Kartenmanagement steht also bei Sauscharf an erster Stelle.
Die Spielidee ist gut durchdacht und tatsächlich sehr taktisch. Taktischer, als man es zunächst glauben mag. Und trotz feurigem Chili-Thema wurde mir bei Sauscharf irgendwie nicht so heiß, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Woran mag das gelegen haben? Da wäre zum einen das Spielen in zwei getrennten Phasen. Das Sammeln in Phase 1 dauert - je nach Kartenverteilung - schon seine Zeit, und es ist halt auch nur Vorbereitung. Phase 2 wiederum erfordert es, Saucen zuzubereiten, aber oft muss man erneut Sammeln, um bestimmte Kombinationen auch wirklich einlösen zu können. Das kann sich, auch aufgrund der Endbedingung, auch mal etwas in die Länge ziehen. Wirkliche Spannungsmomente sind nur dann gegeben, wenn beispielsweise eine wertvolle 7er-Sauce in der Auslage liegt, und ich darauf hoffe, dass die eigene Kombination ausreicht, um die Mitspieler davon abzuhalten, sie mir doch noch wegzuschnappen, weil ich nicht der letzte Spieler in der Reihenfolge bin. Im direkten Vergleich sind da Krass Kariert oder Scout noch pointierter. Da gibt es schnellere Erfolge, mehr direkte Interaktion.
Sauscharf ist für sich jetzt kein schlechtes Spiel, das möchte ich noch einmal betonen! Ich hatte Mitspieler am Tisch, denen es sogar richtig gut gefiel. Ich selbst würde es daher auch jederzeit wieder mitspielen, aber letztlich den beiden anderen genannten Titeln, die im selben Sektor angesiedelt sind, doch den Vorzug geben, da sie für mich einfach mehr kleine Spannungsmomente liefern, die ich in Kartenspielen wichtig finde, damit sie mich dauerhaft begeistern können.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 08.11.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Amigo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten