REZENSION
SALTO WORTALE
- Genre: Denken / Wissen
- Jahr: 2021
- Verlag: moses. Verlag
- Autoren: Georg Schumacher, Rolf Krzon
- Grafik: Kreativbunker
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 15 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 10/10
Satz mit X?
Wie im klassischen Kreuzworträtsel werden bei diesem Spiel Hinweise auf Lösungswörter genannt. Die Lösungen verbergen sich dabei in einem vorgegebenen Wortkonstrukt - als Wort im Wort sozusagen. Wer schneller auf die Lösungen kommt, macht die meisten Punkte.
Hinweis vorab: Auf den Fotos haben wir unsere eingetragenen Lösungen teilweise unkenntlich gemacht, um euch nicht den Ratespaß zu verderben.
REGELN
Jeder Spieler erhält einen identischen Ratezettel. Im großen Aufgabenbuch befinden sich für jede Spielrunde jeweils zwei DIN A4-Seiten, die mit einer Schere halbiert und an die Spieler verteilt werden. Jedes Aufgabenblatt besteht wiederum aus fünf großen Begriffen, zu denen es jeweils fünf Aufgaben gibt, also insgesamt aus 25 Aufgaben pro Blatt.
Alle spielen gleichzeitig. Auf das Startsignal wird zunächst der erste der fünf Begriffe betrachtet. In der Zeile darunter finden wir nun fünf Wort-Definitionen und - als zusätzlichen Hinweis - graue Kästchen, die die Anzahl der Buchstaben der gesuchten Wörter symbolisieren. Die gesuchten Wörter finden wir 1:1 im Oberbegriff (der übrigens frei konstruiert ist) - heißt: Wir müssen das Wortkonstrukt nach Wörtern im Wort absuchen. Manche Wörter (mit einem R markiert) sind rückwärts im Wort versteckt, andere beziehen sich auf Fremdsprachen, wieder andere sind Spiegelwörter - also Wörter, die sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen werden können. So wäre das Raubtier mit 5 Buchstaben im mal frei erfunden Begriff WAGENRUNDACHSE z.B. der DACHS.
Wer als erster alle 5 Wörter im Wort gefunden hat, ruft „Salto Wortale“ und markiert sich den Bonuskreis. Dieser Spieler ist der sogenannte "Runden-Maestro".
Nach fünf Runden wird aufgelöst. Die Lösungen finden wir auf der Rückseite des Ratezettels. Jeder richtig erratene Begriff bringt 1 Punkt, der jeweilige Runden-Maestro erhält 5 Extrapunkte, wenn seine Lösungen in der entsprechenden Runde allesamt korrekt sind. Wer nun die meisten Punkte über alle fünf Runden sammeln konnte, gewinnt.
Das Spiel kann auch solo gegen die Zeit gespielt werden - je mehr Wörter man dann innerhalb einer bestimmten Zeit, z.B. 5 Minuten notiert, umso besser ist das Ergebnis.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- nette Rätsel-Idee
CONTRA
- taugt nur bedingt als kompetitives Spiel
- im Grunde ein solitäres Rätselheft, das mehrere Spieler simultan lösen
- als Solospiel kaum mehr ein „Spiel“, sondern einfach eine Rätsel-Sammlung
MEINUNG
Klassisches Stadt, Land, Fluss spiele ich auch heute noch gern; da gab es auch schon etliche Abwandlungen im Brettspielbereich. Auf den ersten Blick sieht auch Salto Wortale danach aus, aber schnell zeigt sich, dass es sich dabei nicht um einen Stadt Land Fluss-Klon handelt. Während man beim Klassiker spontan eigene Ideen notiert und bei der Wertung darauf hofft, vielleicht als Einziger die Lösung gefunden, auf jeden Fall aber nichts notiert zu haben, was bereits ein Mitspieler aufgeschrieben hat, so gibt es bei Salto Wortale keine kreativen Freiheiten.
Salto Wortale ist kein Assoziationsspiel, nein, es ist ein fest definiertes Rätsel. Wie beim Quiz gibt es hier nur zwei Optionen - richtig oder falsch. Und so suchen wir dann solitär nach den Wörtern, die die Hinweise beschreiben. Interaktion? Quasi nicht vorhanden. Es geht einzig um Schnelligkeit, denn dann gibt es Bonuspunkte. Und genau da offenbart sich bereits die Krux: Es gibt einfach immer Spieler, die so etwas schneller überblicken, die in Windeseile die Wörter notieren und dann die Runde beenden. Das wäre an sich jetzt noch nicht das ganz große Problem, wenn die Anleitung uns nicht auch noch eine etwas merkwürdige Punktevergabe offerieren würde.
Wer eine Runde als Erster beendet, ist Runden-Maestro. Da das meist ganz einfach der beste Spieler ist - einfach der, der so etwas am besten hinbekommt, sind ihm die Bonuspunkte sicher. Umgekehrt gibt es aber auch keine Strafe, wenn sich einfach jemand vorzeitig zum Maestro erklärt, obwohl er vielleicht nur drei Begriffe notiert hat, und so den Mitspielern die Zeit zum Raten stiehlt. Dass die anderen Spieler nur dann punkten, wenn der Runden-Maestro bei einem Begriff versagt hat, mag eventuell einem Layout-Fehler in der Anleitung geschuldet sein. Dass alle anderen Spieler einen Punkt pro erratenem Begriff erhalten, wird hier nur unter der Voraussetzung aufgeführt, wenn der Maestro einen Fehler gemacht hat! Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ernsthaft so gewollt ist, denn dann würde die Punkteschere noch weiter auseinander driften. Nehmen wir im besten Falle also mal an, dass an dieser Stelle der Anleitung ein eigener Text-Absatz hätte folgen sollen, dann wird es zumindest etwas weniger frustig für die langsameren Spieler. Aber: Die Führung zu übernehmen, ist quasi unmöglich, wenn jemand gegen einen Rätselerprobten antritt. Nein, da kann Salto Wortale für mich nicht mit Stadt, Land, Fluss als kompetitives Spiel mithalten, denn beim Klassiker gibt es oft mal Blackouts und Überraschungen bei der Punktevergabe.
Salto Wortale sehe ich daher ganz klar als Solospiel. Aber ist es dann überhaupt noch ein Spiel, wenn ich in einem Buch Rätselfelder mit Buchstaben fülle? Ist es nicht einfach nur ein großes Rätselheft mit Material für vier Spieler? Jedes Rätsel ist pro Person nur einmal spielbar. Ja, so kann jedes Rätsel immerhin von vier verschiedenen Personen gelöst werden.
Hinzu kommen dann aber auch noch zwei weitere Kritikpunkte. Zum einen sind die grauen Kästchen, die die Buchstaben-Anzahl darstellen, nur bei guten Lichtverhältnissen klar oder aber, von älteren Mitspielern mit eingeschränktem Sehvermögen, nicht als Einzel-Kästchen zu erkennen. Zum anderen sind manche Hinweise auf einen gesuchten Begriff so eindeutig, dass ich mir gar nicht die Mühe machen muss, wirklich nach dem Wort im Wort zu suchen. Russischer Herrscher mit 3 Buchstaben? Englisches Wort für „zehn“ mit 3 Buchstaben? Sorry, da kann ich bei einer Altersangabe "ab 14 Jahren" die Lösung auch einfach direkt in die Felder schreiben, was doch eigentlich gar nicht das Ziel des Spiels sein sollte. Hätte man es da vielleicht nicht mit allgemeineren Hinweisen wie „Herrschertitel“ oder „englisches Zahlwort“ noch etwas interessanter machen können?
Schade, die Grundidee der Wortsuche ist ja eigentlich nett gedacht. Und wie gesagt: Im Spiel allein gegen die Zeit macht das sogar Spaß, eigene Highscores zu knacken. Aber es ist dann halt einfach ein typisches Rätsel, das man in jeder Zeitung finden könnte. Ja, und kompetitiv steht das Spiel dann vor dem großen Problem, ebenbürtige Gegenspieler zu finden. Nur, wenn sich wirklich alle auf dem exakt selben Rate-Niveau befinden, kommt es da zur Spannung, ansonsten zu vermehrten Frustmomenten.
Als Rätsel nett, als Spiel im engeren Sinn hat mich Salto Wortale fast nie überzeugen können. Vielleicht wäre es noch am besten, wenn man kooperativ mit einem engen Zeitlimit spielt, und so versucht, möglichst viele Wörter zu finden? Vielleicht wäre es enger in der Punktewertung, wenn man generell allen Spielern 5 Minuten Zeit lassen würde, um möglichst viele Begriffe zu finden? Die kompetitiven Regeln der Spielanleitung haben bei uns jedenfalls leider nie richtig zünden können, da es einfach sehr, sehr schwer ist, Spieler zu finden, die solche Rätsel allesamt gleich „gut“ lösen, um sich in einem Wettstreit zu messen.
So kann ich als Mischwertung aus den verschiedenen Erlebnissen beim Testen dieser Worträtsel und ohne Hausregeln, die das Spielgefühl verbessern würden, leider nur 5 Kultpunkte vergeben.
Vielleicht könnte man da ja, als konstruktiven Vorschlag, verlagsseitig wirklich noch etwas die Spielregeln optimieren, damit zukünftige Editionen, die sich bei so einer Art von Spiel ja geradezu anbieten, einfach besser funktionieren. Eine etwas bessere Lesbarkeit der einzelnen Aufgaben (größere Schrift, klarere Kästchen) wäre zudem ebenfalls wünschenswert, denn solche Rätselspiele sprechen ja gerade auch die ältere Generation als Zielgruppe mit an.
KULTFAKTOR: 5/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 5/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 22.10.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: moses. Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten