REZENSION
ROLLING DICE
- Genre: Würfel-/ Geschicklichkeitsspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Abacusspiele
- Autoren: Karl-Heinz Schmiel, Peter Wichmann und Albrecht Werstein, Klaus Zoch
- Grafik: Kreativbunker
- Spieler: 2 bis 6
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 6/10
Würfeln mit Rutschgefahr
Da herrscht munteres Treiben auf der Eisscholle: Reihum werfen wir Würfel, um möglichst viele Punkte zu machen. Doch Vorsicht: Jeder neue Wurf muss den vorherigen übertreffen, und allzu schnell landen die Würfel im Eisloch oder sogar im Wasser ...
REGELN
Die Spielfläche wird vor dem erstmaligen Spielen in die Schachtelunterseite geklebt. Sie zeigt die Eisscholle, umgeben von Wasser. Auf der Scholle finden wir zudem einige Fischernetze und zwei Eislöcher.
Jeder Spieler wählt eine Spielerfarbe, setzt seine Robbe als Punktezähler auf den Schachtelrand und nimmt sich die vier Würfel seiner Farbe. Gespielt wird reihum.
Wer an der Reihe ist, wirft zunächst seine vier Würfel auf die Scholle. Würfel im Wasser sind für diese Runde verloren. Von den restlichen Würfeln wählt der Spieler einen Wertungswürfel aus und entfernt die anderen. Das machen alle anderen Spieler nun genauso.
Sollte einmal ein Wertungswürfel eines Mitspielers von der Eisscholle ins Wasser geschubst werden ("Missgeschick"), darf der Besitzer ihn an einer beliebigen Stelle neu auf die Scholle setzen.
Haben alle Spieler ihre Würfel geworfen, wird von oben nach unten abgerechnet. Jeder Spieler erhält die Augenzahl seines Würfels plus alle Augenzahlen der anderen Spieler „unter" ihm als Punkte, die er mit seiner Robbe auf dem Schachtelrand markiert. Sollte der eigene Würfel ein Eisloch berühren, werden die entsprechenden Punkte subtrahiert, berührt er hingegen ein Fischernetz, gibt es die aufgedruckten Bonuspunkte hinzu.
In der nächsten Runde stehen den Spielern also nur noch drei Würfel zum Wurf bereit. Ab sofort gilt folgende Regel: Der neue Wertungswürfel muss sich über dem zuvor gewerteten Würfel der eigenen Farbe befinden, also eine weitere Entfernung zurücklegen ODER der neue Wertungswürfel muss den bisherigen Wertungswürfel (immer markiert mit einem Ring) in der Augenzahl übertreffen. So bleibt danach nur der neue Wertungswürfel liegen, alle anderen drei Würfel kehren zum Spieler zurück.
Fehlwurf:
- Sollte ein Spieler einmal sämtliche Würfel im Wasser versenken, legt er den Würfel mit der höchsten Augenzahl auf einen Eisblock am rechten Rand des Spielplans.
- Sollte ein Spieler seinen vorherigen Wertungswürfel nicht übertriffen, legt er den Wertungswürfel der Vorrunde ebenfalls auf einen Eisblock am rechten Rand des Spielplans.
In beiden Fällen erhält der Spieler in dieser Runde keine Punkte, wohl aber zählt die Augenzahl des auf den Eisblock gelegten Würfels für die anderen Spieler in der Rundenwertung mit. In der darauffolgenden Runde stehen dem leer ausgegangenen Spieler dann wieder vier Würfel zum Werfen zur Verfügung.
Sollte ein Spieler bei einer Rundenwertung auf einem besetzten Punktefeld landen, darf er seine Robbe auf das nächste freie Feld davor ziehen.
Spielende: Wer mindestens 75 Punkte (im Spiel zu zweit bis viert) bzw. 100 Punkte (im Spiel zu fünft oder sechst) gesammelt hat, löst das Spielende aus. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Variante: Damit im 2-Spieler-Spiel mehr Action auf der Eisscholle entsteht, spielen beide Spieler mit zwei Farben und werten sie getrennt. Der Spieler mit der am Schluss führenden Farbe gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- witzige Mischung aus Action- und Glücksspiel
- schönes Spielmaterial
- ideal für größere Runden (ab 4 Spielern)
CONTRA
- zu zweit oder dritt fehlt es etwas an echter Konkurrenz
MEINUNG
Wer sich über die große Spielschachtel wundert, wird Verständnis für die Verpackung haben, wenn das Spiel erst einmal zusammengebaut auf dem Tisch liegt. Ja, die Schachtelunterseite wird hier nämlich zur dauerhaften Spielfläche umfunktioniert, und damit die eine anständige Größe hat, sind die XL-Dimensionen der Box erforderlich. Die Eisscholle erzeugt eine schöne Tischpräsenz und ist übersichtlich gestaltet.
Das Spiel an sich ist dann sehr simpel. Würfel werfen, einen Würfel zum Werten auswählen und Punkte zählen. Klingt einfach. Ist es auch erst einmal, es sei denn, man ist Grobmotoriker und versenkt sämtliche Würfel in den Tiefen des Ozeans. Mit der Zeit versucht man, bestimmte Ziele anzusteuern, also einen Würfel im Fischernetz zu platzieren, um Bonuspunkte zu sammeln oder Minuspunkte im Eisloch zu vermeiden. Die anderen Spieler können da natürlich aktiv eingreifen, indem sie gegnerische Würfel mit den eigenen Würfeln ein wenig umplatzieren ... das sorgt für lustige Momente und ist auch nicht verboten; lediglich beim Drehen der Box zum aktiven Spieler sollen Würfel natürlich nicht verrutschen. Doch wer es zu bunt treibt, wird bestraft: Wird ein Gegner komplett von der Spielfläche gekickt, darf der sich den Platz für seinen Würfel auf der Scholle selbst aussuchen. Das kompensiert zu destruktives Spielen.
Die Regel, dass ein neu geworfener Würfel VOR dem zuletzt geworfenen Würfel landen muss, erfordert Fingerspitzengefühl. Bei einer Sechs habe ich gar keine andere Wahl. So sollte ich mir schon gut überlegen, ob ich eine Sechs werte, wenn sie schon am hinteren Rand der Scholle liegt - würde ich das trotzdem tun, kann ich mir eigentlich schon fast sicher sein, in der nächsten Runde leer auszugehen. Doch die zweite Option lässt mir Möglichkeiten zum Zocken. Eine Eins kann ich ohne Probleme am Schollenrand werten, da der nächste Wurf auch dann zählt, wenn die neue Augenzahl höher als die vorherige ist. Dann ist die Position des neuen Würfels egal. So entsteht da eine Spaß bringende Mischung aus Geschicklichkeits- und Zocker-Elementen, bei dem der eigene Einfluss zwar nur bedingt vorhanden ist, was bei so einem Spiel aber auch gar nicht so wichtig erscheint.
Fest steht: Je mehr Leute mitspielen, umso witziger wird das Gerangel. Ja, Rolling Dice könnte man schon fast als Partyspiel betrachten. Ab 4 Spielern entfaltet es immer mehr sein volles Potenzial. Zu sechst ist das Spiel natürlich am chaotischsten, aber gerade das Chaos sorgt hier für Unterhaltung. Zu zweit müssen dann schon zwei Farben pro Spieler herhalten, und im Spiel zu dritt geht es auch noch recht gemütlich zu, wenngleich das Spiel mit jeder Spielerzahl funktioniert und auch Spaß macht - der Actionlevel ist mit weniger Spielern halt niedriger.
Kleiner Kritikpunkt am Rande zum ansonsten wirklich schönen Material: Da die Punkte am Schachtelrand markiert werden, wäre es schon von Vorteil gewesen, wenn man die Punktezahlen auch im Innenraum der Schachtel aufgedruckt hätte und nicht nur außen. So muss die Schachtel immer erst gedreht werden, um die genaue Punktezahl ablesen zu können, aber okay, damit kann man leben.
Für mich ist Rolling Dice ein kleiner Überraschungs-Hit im Jahr 2021. Es ist ein ideales Familienspiel, eignet sich aber auch hervorragend als Einstiegs-, Zwischendurch oder Absackerspiel in reinen Erwachsenen-Runden, insbesondere Wenig- und Gelegenheitsspieler zeigen sich begeistert. Wer ernsthafte Taktiken sucht oder sich nur aufs eigene Geschick verlassen möchte, ist hier sicher falsch. Obwohl Taktik und Geschick eingefordert werden, entscheidet letztlich auch immer das Würfelglück über Sieg und Niederlage. Das ist bei einem Fun-Spiel dieser Art aber vollkommen legitim. Für mich ein lockeres Würfel-Vergnügen, dem ich gern sehr gute 8 Kultpunkte gebe - je mehr Leute mitspielen, umso lieber.
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/MfHgGuKMv2M
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 10.11.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Abacusspiele
Weitere Fotos: Spielkultisten