REZENSION

REDWOOD

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Sit Down!, im Vertrieb von Hutter Trade
  • Autor: Christophe Raimbault
  • Grafik: Edu Valls
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Alles eine Frage des Blickwinkels

Um die schönsten Tierfotos zu schießen, müssen wir in diesem außergewöhnlichen Spiel Bewegungen und Winkel einschätzen.

REGELN

Der Spielplan wird in der Tischmitte platziert. Er symbolisiert verschiedene Biome, in denen wir Tiere und Pflanzen entdecken und fotografieren wollen. Der Spielplan wird anhand einer beliebigen Sonnenaufgangskarte aufgebaut. Dabei werden platziert:

  • die Panoramabilder
  • verschiedene Tier- und Pflanzenmarker
  • verschiedene Zielkarten (verdeckt rund um den Spielplan, die erste offen). 
  • die Foto- und Laufschablonen
  • Sonnen-, Siegpunkt- und Rundenmarker.


Jede Person nimmt sich zwei Spielfiguren, eine zudem den Startspielermarker.

Reihum werden nun die Figuren gesetzt. Die letzte Person darf zuerst eine Figur am Rande des Spielplans auf ein Wegkreuz stellen, der Startspieler setzt seine Figur also zuletzt.

Das Spiel wird fünf Runden lang gespielt. Jede Person ist pro Runde einmal an der Reihe. Wer an der Reihe ist, führt folgende Aktionen der Reihe nach aus:

Die Auswahl der Schablonen erfolgt lediglich mit den Augen. Man schätzt die Entfernung ein, die man benötigt und nimmt sich dann die entsprechend gewählte Schablone. Wählt eine Person eine vor einer anderen Person ausliegende Schablone, erhält diese einen Siegpunkt aus dem Vorrat. Es werden zwei Schablonen benötigt: eine Laufschablone und eine Sichtschablone (Objektiv).

Nun werden die beiden gewählten Schablonen verwendet.
Bewegung: Man darf nicht über Tiere und andere Spieler laufen. Die Bewegung muss auf dem Spielplan enden! Die gewählte Schablone (rot) wird an den Fuß der eigenen Figur angesteckt, ohne diese zu bewegen. Am Ende der Schablone wird die zweite Figur aufgesetzt und so auf dem Spielplan platziert. Die erste Figur wird samt Schablone vom Spielplan entfernt.

Fotografieren: Hier gilt: Es darf keine Mitspielerfigur fotografiert werden. Die Ausrichtung der Schablone ist immer: Strich zu einem beliebigen Wegkreuz. Es werden nur vollständig abgedeckte Tiere oder Pflanzen gewertet, also fotografiert. Kann kein regelgerechtes Foto geschossen werden, wird dieser Punkt übersprungen.

Danach folgen diese beiden Schritte:
Wähle ein Panorama. Dazu wird die Ausrichtung des Objektivs betrachtet. Das anvisierte Wegkreuz besitzt rechts und links je ein Panorama. Die Person darf eines der beiden auswählen und vor sich ablegen. Das Panorama zeigt unterschiedlich viele Ziele, die durch die im Foto festgehaltenen Tiere und Pflanzen belegt werden. Zeigt das gewählte Panorama ein Sonnensymbol, wurde die Sonne fotografiert. Dafür gibt es einen Sonnenmarker, der auf das Panorama gelegt wird. Die Panoramen werden als Reihe gesammelt, Zwischenlegen ist nicht erlaubt. Zu viele Sonnenmarker geben Punktabzug.

Prüfe die Zielkarten. Gibt es bereits erfüllte Ziele auf der eben erworbenen Panoramakarte? Dann werden die Siegpunkte sofort verteilt.

Alle fotografierten Tiere reißen aus und werden auf ein beliebiges Biom ihrer Art versetzt. Kann das Tier nicht versetzt werden, weil z.B. ein anderer Fotograf auf dem Feld steht, geht das Tier aus dem Spiel.

Nach einer Runde gibt es kleine Zwischenschritte:

  •  Die Sonne wandert als Rundenzähler weiter.
  •  Eine neue Zielkarte wird aufgedeckt. 


Spielende: Nach fünf Runden endet das Spiel. Es erfolgt die Wertung. Die Spieler erhalten Tannenzapfen-Punkte für:

  • Unterschiedliche Tierarten. Vielfalt bringt Sonderpunkte.
  • Perfekte Panoramen (auf den Panoramen zeigen sich rechts und links farbige Streifen. Passen diese aneinander, gilt der Übergang als perfekt. Punkte werden für die längste Aneinanderreihung von Panoramen verteilt.)
  • Genau ein Sonnenmarker: 4 Punkte
  • Ab zwei Sonnenmarkern: 2 Minuspunkte
  • Anzahl und Art der Tiere und Pflanzen
  • Punktabzug für leere Ziele auf den eigenen Panoramen
  • Sonderpunkte durch Zielkarten (gesammelte Tannenzapfen)


Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Es gibt Varianten. So kann das Spiel auch solo oder kooperativ gespielt werden. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • thematische Umsetzung
  • schönes Material
  • ungewöhnlicher Ablauf


CONTRA

  • etwas kleinteilig

MEINUNG

Ein Spiel mit Waldthema. Das ist cool. Ich mag Naturthemen. Hier geht es konkret um Tier-Fotografie. Tja, wie soll diese spannend umgesetzt werden? Der Autor hat sich dazu verschiedene Gelände mit einigen bekannten Tieren jedes Bioms ausgewählt und lässt die Tiere hin- und herwandern. Klar, der Fotograf wird vom Tier gewittert - und dieses zieht dann auf eine neue Stelle eines anderen passenden Geländes. Insofern schon mal gut gedacht, und auch die detailreichen Grafiken ermöglichen ein angenehmes Naturfeeling. Jetzt noch der Gedanke der Fotografie. Ich muss die Entfernung beachten. Ich brauche das richtige Objektiv. Der richtige Standpunkt spielt eine Rolle, denn der Blick in die Sonne belichtet die Bilder über. Und wenn ich mir für ein gutes Foto sogar die Füße nass mache und buchstäblich durch den Fluss laufe, gibt es Sonderpunkte. Und ja, all das wurde auf liebevolle Weise umgesetzt.

Es gibt eine Auswahl an gebogenen Bewegungsschablonen in unterschiedliche Länge - kein Fotograf geht genau auf das Tier zu, schließlich möchte er es nicht verscheuchen. Dummerweise lassen sich gebogene Schablonen noch schlechter einschätzen als gerade. Wo sollte laut meiner Vorstellung die Figur nach dem Anlegen der Schablone zum Stehen kommen? Denn ich muss schauen, schätzen, nehmen …ich darf die Schablonen nicht zum Probieren in die Hand nehmen. Und dann kommt die nächste Hürde. Denn die zweite Schablone, die ich sofort mitnehme, ist die Objektiv-Schablone. Klar muss ich mir als Fotograf vorher überlegen, welches Objektiv ich brauche - Weitwinkel oder besser eine andere Brennweite, dafür aber Schärfe in die Weite? Ich muss mir den Weg im Kopf vorstellen, vom derzeitigen Standort bis hin zum Objektiv. Und dann will ich natürlich aus eigenem Interesse, für die besseren Siegpunkte, coole Tiere und passende Panoramen und den richtigen Sonnenstand treffen - und … und …und.

Im Spiel kommt tatsächlich Spannung auf. Nicht, weil die Regeln so vielfältig sind oder der Anspruch so hoch ist, sondern weil das Thema Tierfotografie so passend umgesetzt wurde. Dabei allerdings wird ein wenig Feinmotorik, ein gutes Auge und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen benötigt. Spielen Kinder oder Anfänger mit, sollte man sogar auf die recht hart anmutende Regel verzichten, nur vollständig fotografierte Tiere zu werten. Aber auch Blumen und Bäume können gewertet werden. Zusätzliche Punkte bringen auch die Zwischenziele, die nach jeder Runde schon mal ein paar Tannenzäpfen auf den Siegpunktstapel bringen.

Das Spiel ist wirklich gut für interessierte Familien geeignet. Für Grübler kann man eine Zeitbegrenzung ausmachen. Vor allem aber empfehle ich, den Natur-verspielten Gedanken nicht außer Acht zu lassen. Überwiegend wird friedvoll gespielt, allerdings ist ein wenig Stänkerei möglich. Kann ich eine von einer anderen Person benötigtes Tier verjagen, es gar vom Spielplan verbannen? Kann ich einfach mal eben gezielt im Weg rumstehen, wenn der andere ein bestimmtes Ziel vor seinen Augen hat? Oder sind mir meine eigenen Fotos wichtiger?

Fazit: Redwood ist ein thematisch schön umgesetztes Familienspiel mit einem ungewöhnlichen Setting und unverbrauchten Mechanismen.

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 26.10.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Sit Down!
Weitere Fotos: Spielkultisten