REZENSION

PICTURE POINTS

  • Genre: Partyspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: moses. Verlag
  • Autorin: Caroline Fox
  • Grafik: crosscreative
  • Spieler: 3 bis 5 (Anmerkung der Spielkultisten: auch problemlos ab 2 und mit mehr als 5 Spielern möglich)
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 9/10

Detailverliebt

Wie so ein Klavier aussieht, das hat wohl jeder vor Augen? Doch wer kann es auch gut aufs Papier bringen, ohne ein wichtiges Detail zu vergessen? Dabei heißt es auch noch schnell zu sein, denn wir spielen gegen die Zeit ...

REGELN

Legt vorher fest, wie viele Karten ihr durchspielen möchtet, 51 liegen dem Spiel bei. Jeder von euch erhält einen Stift und ein Blatt vom Block. Jetzt kann es auch schon losgehen. Lest das Thema der ersten Ratekarte laut vor, z.B. „Glocke“.

Jetzt spielt ihr gleichzeitig. Startet einen Timer (die Anleitung empfiehlt 30 Sekunden, natürlich könnt ihr die Zeit auch etwas verlängern, wenn euch das zu schnell ist) und zeichnet nun den Begriff auf euer Blatt, so detailreich wie möglich.

Ist die Zeit abgelaufen, zeigt jeder seine Zeichnung und gibt sie zur Kontrolle an den Sitznachbarn weiter. Nun wird die Ratekarte umgedreht. Auf ihre findet man nun eine Profi-Zeichnung des Begriffs. Bestimmte Merkmale sind markiert. Ihnen sind Punkte zugewiesen, die jeder erhält, der dieses Merkmal in seiner Zeichnung untergebracht hat. Auf manchen Karten gibt es Merkmale, die Minuspunkte bringen, wenn man sie gezeichnet hat.

Auf diese Weise wird die vorher festgelegte Anzahl an Karten durchgespielt. Wer insgesamt die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • witzige Spielidee
  • alle spielen gleichzeitig
  • so manche Überraschungsmomente


CONTRA

  • auf Dauer zu wenige Ratekarten
  • teilweise kommt es zu Diskussionen um gezeichnete Details
  • manche Begriffe für 12-jährige recht unbekannt

MEINUNG

Picture Points kommt in einer praktischen kleinen Schachtel daher, eignet sich somit ideal zum Mitnehmen. Stifte und ein Timer liegen jedoch nicht bei, die müsst ihr selbst zur Verfügung stellen. 

Das Spiel ist ratzfatz erklärt und wird ebenso schnell gespielt: Zeichne das, was man dir sagt, in der vorgegebenen Zeit. Was bei der „Glocke" noch recht simpel zu sein scheint, wird bei so manchem der 51 Begriffe allerdings echt knackig in 30 Sekunden. Tipp: Sollte das für alle zu schnell sein, erhöht das Zeitlimit auf eine Minute. Die Spielerzahl ist dabei unerheblich.  Da alle gleichzeitig spielen, gibt es keine Wartezeiten. So kann auch, anders als die Schachtel vorgibt, bereits mit 2 Spielern oder mit mehr als 5 Spielern gezeichnet werden.


Die Auflösungen offenbaren dann oft so einige Überraschungen. Die detailreichen Zeichnungen bringen nämlich so manches Merkmal zum Vorschein, an das man so rein gar nicht gedacht hat (das betrifft auch die Glocke, aber was es ist, verrate ich hier natürlich nicht) ... Genau an dieser Stelle, nämlich bei der Auflösung, gibt es in manchen Spielgruppen jedoch auch Diskussionen. Die Zeichnungen der Spielerinnen und Spieler sind, aufgrund des Zeitmangels, natürlich nicht wie aus dem Lehrbuch. Eigentlich ist das ja sogar ein Vorteil, da so auch diejenigen am Spiel teilnehmen können, deren Begabung eher in anderen Gebieten als im Skizzieren liegt. Blamieren wird sich somit keiner, wenn ein Okapi am Ende aussieht wie ein Ei, mit Kopf, gestreift, auf vier Beinen. Da kann man immer noch sagen: „Die Zeit, die Zeit ...“.

Problematischer wird es, wenn man mit Zeitgenossen spielt, die in ihrer Zeichnung alle vorgegebenen Merkmale sehen, während der kontrollierende Spieler keine Ahnung hat, wo genau die sich befinden sollen ... Natürlich ist das hier mehr ein Spaßspiel, ein Partyspiel halt, aber wenn Punkte vergeben werden, gibt es so manchen Kandidaten, der um jeden dieser Punkte kämpft. Das kann bei einem Partyspiel natürlich lustig sein. Manchmal können solche Diskussionen dann aber auch etwas lästig werden, wenn sie ständig forciert werden, obwohl offensichtlich ist, dass ein bestimmtes Detail wohl doch schlicht und ergreifend vergessen wurde ...

Nächstes Problem: Das Spiel wird ab 12 Jahren empfohlen. Das ist eigentlich schon ein gut gewähltes Alter, denn Kinder im jüngeren Alter wären wohl vielfach noch überfordert, dennoch zeigte sich bei uns auch in Erwachsenenrunden, dass einige der 51 Begriffe (übrigens auf Dauer echt zu wenige, Erweiterungssets wären sehr wünschenswert!) oftmals nicht mal wirklich gekannt werden oder zumindest nicht vor den geistigen Augen der Spielerinnen und Spieler vorhanden sind, damit meine ich so Begriffe wie „Narwal“, „Löffelbagger“ oder „Thor“. Ja, Hand aufs Herz, wer von euch kennt sich in der nordischen Mythologie so gut aus, dass er spontan weiß, wie Thor auszusehen hat und kann ihn in 30 Sekunden mit wichtigen Details aufs Papier bringen? Ob Kinder im Alter von 12 Jahren überhaupt schon etwas von Thor gehört haben oder im Begriff einen vermutlichen Schreibfehler sehen und ein Fußballtor zeichnen, dürfte individuell verschieden sein.

Ich selbst habe mich bei mehreren Begriffen ertappt, dass ich zwar genau wusste, um was es sich bei dem Begriff handelt, aber absolut keine Ahnung hatte, wie genau das Gesuchte aussieht bzw. welche Details da wichtig sind. Das kann beim Auflösen dann durchaus erheitern; sitzt aber auch nur ein alleswissender Picasso am Tisch, hat man kaum Chancen auf den Sieg.

Picture Points lässt mich mit einer leicht gespaltenen Meinung zurück. Die Spielidee ist auf jeden Fall witzig, der Spielablauf flott und es kommt zu vielen lustigen Momenten. Andererseits ist es dann doch wieder die (für sie peinliche) Überforderung, die so manche Spielerinnen und Spieler recht schnell aussteigen lässt. Ich glaube, es hätte dem Spiel gut getan, hätte man sich wirklich ausschließlich auf Alltagsbegriffe beschränkt. Selbst bei einem vermeintlich simplen Begriff werden nämlich schon Details vergessen, auf die man theoretisch hätte kommen können, was bei einem Begriff, dem man kein Bild zuordnen kann, natürlich nur noch mit viel Glück möglich ist.

Insgesamt macht mir dieses Spiel schon Spaß, es hat aber mehrere kleine „Abers“ ... da braucht man die richtigen Mitspieler, da muss man damit klarkommen, dass man vielleicht auch mal blank dasteht, und 51 Begriffe sind halt auch einfach viel zu schnell aufgebraucht. Für den kleinen Preis geht das als schneller Spaß für zwischendurch dann wieder in Ordnung. So vergebe ich insgesamt durchaus liebenswürdige 6 Kultpunkte, rein "technisch" gesehen mit Tendenz zur 7. Sein volles Potenzial hat das Spiel für mich noch nicht ausgeschöpft. Eine große Box mit 250 Begriffskarten, vielleicht auch noch in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, würden mich hier noch zu einer höheren Wertung verleiten. So ist Picture Points auf jeden Fall nett - nicht für jeden, okay, aber zumindest für die, die gern zeichnen, die aufs Detail schauen und die auch mal über sich selbst lachen können, wenn sie beides nicht können. 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 11.01.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: moses. Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten