REZENSION
PARIS - STADT DER LICHTER
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: KOSMOS
- Autor: José Antonio Abascal
- Grafik: Oriol Hernández
- Spieler: 2
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 7/10
Ob ihr wirklich richtig legt, seht ihr, wenn das letzte Haus steht!
Paris ist bekannt als eine Stadt der schönen Gebäude, imposanten Plätze und malerischen Gärten, aber schon seit der Gasbeleuchtung ist es auch die Stadt der Lichter. In diesem Legespiel-Duell bauen wir Straßen und Laternen, um dann unsere Gebäude unterzubringen, sodass diese im neuen elektrischen Licht glänzen.
Die Wende ist da, und Paris wechselt von unpraktischen Gaslaternen auf elektrisches Licht. Dabei wird scheinbar einiges umstrukturiert, und das wollen die beiden Spieler ausnutzen. Sie platzieren Straßen und Laternen und versuchen, ihren eigenen Gebäuden den Platz an der elektrischen Sonne zu sichern.
REGELN
Die Spieler erhalten in ihrer Farbe 8 Straßenplättchen, 4 Aktionsplättchen und alle Schornsteine. Es werden 8 von den 12 Postkarten ausgewählt (oder ausgelost) und offen um den Spielplan gelegt. Alle Gebäude werden offen ausgelegt. Die Spieler mischen ihre Straßenplättchen und ziehen zwei davon auf die Hand. Schon kann es losgehen. Das Spiel wird in 2 Phasen gespielt. In Phase 1 werden Straßen gebaut und in Phase 2 werden Häuser platziert.
In Phase 1 machen die Spieler abwechselnd einen Zug. In ihrem Zug spielen sie entweder ein Straßenplättchen ins 4x4-Raster auf dem Spielfeld oder nehmen ein Gebäude.
Die Straßenplättchen zeigen 4 Felder, die entweder eine Farbe (blau, rot, violett) oder eine Laterne zeigen. Der Spieler zieht nach dem Legen eines Plättchens ein Plättchen nach.
Alternativ nimmt der Spieler ein Gebäude aus der allgemeinen Auslage und legt es vor sich hin. Diese Gebäude werden in Phase 2 gelegt.
Phase 2 beginnt sofort, wenn beide Spieler keine Straßenplättchen mehr besitzen und somit das ganze Spielfeld belegt ist. Jetzt beginnt in Phase 2 der Spieler, welcher zuerst alle Straßenplättchen gelegt hatte.
Die Spieler spielen wieder abwechselnd, und schon wieder gibt es zwei Optionen im eigenen Zug: Entweder legt der Spieler ein Gebäude, oder er aktiviert eine Postkarte.
Der Spieler darf nur Gebäude legen, die er sich in Phase 1 genommen hat. Diese Gebäude bedecken mehrere Felder auf den Straßenplättchen; dabei darf der rote Spieler nur rote oder violette Felder belegen und der blaue Spieler darf nur blaue oder violette Felder verwenden. Laternen dürfen nicht überdeckt werden. Der Spieler setzt einen seiner Schornsteine auf das gerade gelegte Gebäude.
Alternativ kann der Spieler ein Aktionsplättchen auf eine Postkarte legen, diese damit aktivieren und für den Gegner blockieren, denn jede Postkarte wird im Spiel genau einmal aktiviert. Die Postkarten haben unterschiedliche Effekte. Sie bieten Regelausnahmen, wie auf der gegnerischen Farbe bauen, Gebäude mit dem allgemeinen Vorrat tauschen, über eine Laterne bauen, oder sie bieten Extrapunkte, besondere Gebäude etc.
Phase 2 endet, wenn alle Aktionsplättchen verbraucht wurden und kein Spieler mehr ein Gebäude legen kann. Dann wird gewertet. Die Punkte für jedes Haus sind gleich der Anzahl der belegten Felder mal der angrenzenden Laternen. Die größte Sammlung eigener, benachbarter Häuser bringt für jedes belegte Feld nochmal einen Punkt. Einige Postkarten geben Punkte am Ende des Spiels. Jedes Gebäude, welches am Spielende noch vor einem Spieler liegt, gibt 3 Punkte Abzug. Der Spieler mit den am schönsten beleuchteten Gebäuden, also mit den meisten Punkten, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfache Regeln
- herausfordernd
- sehr hübsch
CONTRA
- kleine Fehler kosten viele Punkte
- Postkarten etwas unpraktisch gestaltet
MEINUNG
Paris wird den Ruf als Stadt der Liebenden vermutlich nie loswerden und es auch nicht wollen, aber die Stadt hat so viel mehr zu bieten. Wobei ich Frankreich immer von derselben Perspektive aus betrachte: Essen. Leider geht es aber hier nicht darum, wunderbare französische Küche zu genießen, sondern die Beleuchtung von Paris auf Elektrizität umzustellen und dabei die eigenen Gebäude zu bevorzugen.
Dabei spielt diese Geschichte nicht so eine furchtbar große Rolle, denn der Spielverlauf ist doch eher abstrakt. Was das Spielmaterial angeht, wurde aber ganz viel Liebe investiert, um alles atomsphärisch zu gestalten. Die hübschen Häuser, die wertigen Straßenplättchen und die wunderschönen Postkarten. Leider wurden zwei pragmatische Überlegungen nicht angestellt: Zum einen sind die Farben auf den Straßenplättchen wohl nicht geeignet für Menschen mit Farbsehschwächen. Zum anderen könnten die Postkarten ruhig mehr Symbole oder Text haben. Ich muss bei einer Partie immer mal wieder in die Anleitung schauen wegen verschiedener Details, dabei ist auf der Postkarte noch so viel Platz.
Das Spiel selber ist recht herausfordernd. Ständig gibt es wichtige Entscheidungen zu fällen, und das obwohl es nur zwei Optionen pro Zug gibt. In der ersten Phase platziere ich ein Plättchen oder nehme mir ein Haus. Ohne Häuser keine Punkte und ohne Baugrund für die Häuser auch keine Punkte. Lege ich zuerst meine Straßenplättchen, sind begehrte Gebäude schon weg, oder ich komme gar nicht mehr an den Zug, um Gebäude zu nehmen. Ein spannender Wettlauf, denn in Phase 2 als erster zu spielen, ist auch interessant.
In Phase 2 gibt es wieder nur zwei Optionen: entweder Postkarte nutzen oder Haus platzieren. Meist liegen die violetten Felder, welche von beiden Spielern benutzt werden dürfen, so, dass diese Felder für beide Spieler interessant sind … oder ich möchte das Feld belegen, um meinem Mitspieler, Wortspiel, "die Tour Eiffel" zu vermasseln. Ist dies es allerdings wert, dass ich dafür die benötigte Postkarte nicht aktiviere oder ein großes Gebäude nicht platziere?
So steht man bei "Paris - Stadt der Lichter" ständig unter Druck. Jede Entscheidung ist wichtig, und schnell wird einem alles verdorben. Ein Platz ist belegt, und ein Haus kann nicht platziert werden, wodurch mehrere Häuser nicht verbunden werden können und somit ganz viele Punkte die Seine hinuntergehen. Ich habe leider nicht erlebt, dass bei "Paris" in solchen Situationen noch irgendwas geht oder das Ruder rumgerissen werden kann. Wer einen Fehler macht, kann schnell die Konsequenzen sehen, aber kaum etwas dagegen tun. Dies nimmt dem Spiel dann die Spannung, bevor das Ende erreicht ist, außer der andere Spieler macht auch einen Fehler.
Mit seinen ungefähr 30 Minuten Spielzeit brauchen die Spieler aber nicht lange auf das Endresultat zu warten. Dies ist auch deswegen praktisch, weil ein neuer Spieler meist sein erstes Spiel verliert. Es ist nicht ganz einfach, in der ersten Partie seine Straßenplättchen richtig im Kopf zusammenzusetzen und dann noch zu verstehen, was wirklich viele Punkte bringt.
"Paris - Stadt der Lichter" erweckt in den ersten zwei oder drei Züge das Gefühl, dass nichts geplant werden kann, und in den letzten drei Zügen, dass der Drops schon gelutscht ist. Die Züge dazwischen bieten aber sehr viel Druck und das mit angenehm wenig Regeln. Die verschiedenen Postkarten in jeder Partie verändern auch das Spielgefühl. Einmal gibt es die Option, ein Gebäude zu tauschen oder keine Minuspunkte für übrige Gebäude zu bekommen - und ein anderes Mal nicht. In letzterer Situation werden die Spieler sich sicherlich gut überlegen, welche Gebäude sie mit ins Spiel nehmen. Auf diese Weise sorgen die Postkarten für Abwechslung.
FAZIT: "Paris - Stadt der Lichter" bietet insgesamt ein solides Spiel für 2 Spieler. Das Material ist wirklich toll. Aber die ganz große spielerische Begeisterung ist bei uns dann auch nicht ausgebrochen.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 6/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 25.02.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten