REZENSION
NULL BIS 100
- Genre: Wissens-/ Partyspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Scorpion Masqué, im Vertrieb von Asmodee
- Autor: Antonin Boccara
- Grafik: Thiebault Courot
- Spieler: 2 bis 12
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 15 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 6/10
Gut geschätzt ins Ziel
Bei diesem Party-Quizspiel muss jedes Team eine Karte mit einer Frage in die Tischmitte spielen, deren geheime Antwort - immer eine Zahl - möglichst nah an der gesuchten Zielzahl liegt. Mit Aktionskarten lassen sich die Antworten manipulieren, doch je öfter man einen Treffer landet, umso geringer wird die Auswahl.
REGELN
Gespielt wird in Teams, wobei in kleinerer Besetzung auch Einzelpersonen ein Team bilden können. So könnt ihr das Spiel bereits ab 2 Personen spielen, empfohlen werden in der Anleitung aber 3 Teams, die idealerweise sogar aus mehreren Personen bestehen.
Jedes Team (oder halt jede Person) erhält die drei Aktionskarten in der eigenen Team-Farbe und zieht sechs zufällige Fragekarten vom Stapel, die offen ausgelegt werden. Achtung! Niemals darf ein Teammitglied die Antwort auf der Rückseite sehen!
Bei Spielbeginn wird die Zielkarte mit der 50 in die Tischmitte gelegt. Nun muss jedes Team eine seiner Karten auswählen, deren vermeintliche Antwort möglichst nah an der Zielzahl liegt. Haben sich alle Teams für eine Karte entschieden, werden die Karten nacheinander aufgedeckt. Das Team, dessen Antwort am weitesten von der Zielkarte entfernt liegt, legt seine gespielte Karte nun als neue Zielzahl in die Mitte und muss zur Strafe auch noch eine neue Fragekarte vom Stapel ziehen und vor sich auslegen. Die anderen Teams ziehen keine neue Karte nach, sie spielen also mit einer Karte weniger weiter.
Beim Ausspielen einer Karte hat jedes Team insgesamt dreimal die Möglichkeit, eine oder auch gleich mehrere Aktionskarten hinzuzufügen. Das muss allerdings vor der Auflösung der Fragen geschehen.
- Die Plus-oder-Minus 20-Karte verändert die gewählte eigene Antwort bei der Auflösung entsprechend der gewählten Seite der Aktionskarte, addiert also 20 zur Antwort hinzu oder subtrahiert 20 von der Antwort.
- Die Plus-oder-Minus-50-Karte funktioniert auf identische Weise, nur mit einer Veränderung der Antwort um 50. Beide Karten können auch kombiniert gespielt werden, um die eigene Antwort zu manipulieren.
- Die Voll-ins-Schwarze-Karte ermöglicht es dem Team, eine weitere Karte aus der eigenen Auslage zu entfernen, wenn die Antwort der gewählten eigenen Fragekarte bei der Auflösung um den Wert von maximal 5 von der Zielzahl entfernt liegt. Die Karte kann auch in Kombination mit den zuvor genannten Aktionskarten gespielt werden.
Besitzt ein Team nur noch eine (oder durch die Voll-ins-Schwarze-Karte eventuell sogar gar keine) Karte mehr, gewinnt dieses Team. Bei einem Gleichstand muss jedes am Gleichstand beteiligte Team die Antwort auf eine Frage schätzen. Wer näher am tatsächlichen Ergebnis liegt, entscheidet den Tie-Breaker (und somit den Spielsieg) für sich.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- raffiniertes Schätzspiel
- einige Aha- und Oho-Momente
CONTRA
- leider nicht immer komplett beeinflussbar
- auf lange Sicht zu wenige Fragen
MEINUNG
Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit - immer ein guter Plan, wenn man in einer Prüfungssituation nicht auffallen möchte. Dass diese Masche oftmals gut funktioniert, dürfte jedem noch aus der Schulzeit bekannt sein. Bei Null bis 100 zählen hingegen die Fakten, doch ahnungslos werden wir beim Beantworten der Fragen oftmals dennoch sein.
Null bis 100 ist kein Quizspiel, wie man es sonst so kennt, vielmehr wird es auf zwei Ebenen gespielt. Ihr könnt bei dem Spiel als Einzelpersonen gegeneinander antreten, witziger, weil kommunikativer, wird es jedoch, wenn ihr mit mehreren Personen in Teams spielt. So müsst ihr euch also erst einmal eure sechs zufällig zugelosten Fragen durchlesen und dann mutmaßen, welche Zahlen sich da als Antworten auf der Rückseite verbergen könnten. Anhand der Zielzahl, die für alle Konkurrenten in der Mitte liegt, müsst ihr nun gut schätzen, mit welcher Frage zu euren unbekannten Antworten ihr wohl der Zahl am nächsten kommt.
Schnell zeigt sich: Es kann passieren, dass man so gar keine Frage für passend hält. Anfangs hat man da noch die trickreichen Aktionskarten, mit denen mal Zahlen manipulieren kann. Leider verschwinden eingesetzte Karten dann aber auch aus dem Spiel, sodass man mit jeder weiteren Zielzahl im Erfolgsfall immer weniger Karten zur Auswahl hat, was gegen Ende des Spiels bedeuten kann, dass einfach derjenige gewinnt, der zufällig eine besser passende Karte vor sich ausliegen hat. So ganz aus eigener Kraft lässt sich Null bis 100 also nicht immer unbedingt gewinnen, nicht zuletzt, weil auch einige Antworten echt nah beieinander liegen. Ist 40 die Zielzahl und man freut sich über eine ausgespielte 36, kommt vielleicht noch ein anderes Team mit einer 37 oder 38 hinterher, ohne dass die Antworten vorher bekannt gewesen sind.
Aus den genannten Gründen ist Null bis 100 für mich also eher ein Partyspiel, bei dem man um die besten Antworten zockt. Nicht so recht zum Konzept passen dann leider einige Fragen, deren Antworten mit einem normalen Allgemeinwissen eh richtig beantwortet werden können. Die Frage nach der Anzahl der Halswirbel einer Giraffe ist ein Klassiker, und wie viele Jahre Dornröschen schlief, dürfte auch nicht wenigen Personen unbekannt sein. Weiß ich die Antwort auf eine Frage sicher, habe ich natürlich einen nicht zu unterschätzenden Vorteil gegenüber einer Auswahl aus reinen Schätzfragen. Für mich machen die Schätzfragen aber gerade den Reiz des Spiels aus.
Die kleine, an eine abgeschnittene Camembert-Verpackung erinnernde Spielschachtel enthält 158 Fragekarten. Spielt ihr in Vollbesetzung, also mit drei Teams, gehen pro Partie mindestens 22 Karten, oft auch eher ein paar mehr, über den Tisch. So sind es dann gerade einmal sechs bis sieben Partien ohne Wiederholung, die mit den Karten absolviert werden können. Klar, man wird sich nicht jede Antwort merken, die Kombinationen der Karten sind auch bei wiederholtem Spielen immer anders, dennoch: Auf lange Sicht würde man sich auf jeden Fall mehr Karten wünschen, denn so manche Frage liefert bei ihrer Auflösung einen schönen „Aha“- oder „Oho"-Effekt. Gerade diese Antworten bleiben im Gedächtnis. Man kann Null bis 100 natürlich dann auch mit bekannten Antworten spielen, dann wird es jedoch mehr zum Memo- als zum Schätzspiel.
Mir gefällt die Idee des kleinen Spiels generell gut, auch wenn sie in der Umsetzung dann so ihre Tücken hat, die einem nicht immer das Gefühl geben, nur mit gutem Wissen die Kontrolle über das Ergebnis erlangen zu können. Wer hingegen ein flottes, raffiniertes Schätz- und Zockerspiel sucht, der kann sich Null bis 100 auf jeden Fall gern näher ansehen. Die Kartenanzahl ist die nicht die höchste, der Langzeitreiz also ebenfalls nicht der größte, aber für eine lockere Party-Quizrunde zwischendurch ist das Spielchen auf jeden Fall bestens geeignet - idealerweise aber in einer größeren Gruppen-Besetzung. Rät jeder für sich solitär (was rein spieltechnisch problemlos funktioniert), kommt etwas weniger Spielspaß auf, als wenn es mehrere Team-Mitglieder gibt, die über die vermeintlich am klügsten auszuspielende Karte diskutieren, denn diese Diskussionen sind hier tatsächlich das Salz in der Suppe, sodass ich 4 Spieler in 2 Teams als Minimum empfehlen würde, gern sogar noch mehr. Die auf der Schachtel angegebenen 12 Personen (je 4 Personen in 3 Teams) als Maximum sind dabei ein guter Richtwert, was möglich ist.
Alles in allem gibt es von mir mit den zuvor genannten Empfehlungen sympathische 7 Kultpunkte (zu zweit und ohne Team-Partner eher weniger), verbunden mit der Hoffnung, dass es irgendwann noch weitere Editionen des Spiels mit neuen Fragekarten geben wird, denn das Potenzial für noch mehr Ratespaß ist auf jeden Fall vorhanden.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 09.01.2023
Bildnachweis:
Coverfoto: Le Scorpion Masqué / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten