REZENSION
NEULAND
- Genre: Taktikspiel
- Jahr: 2024
- Verlag: Game Factory
- Autoren: Charles Chevallier, Laurent Escoffier
- Grafik: Naïade
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 40 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
- Taktiklevel: 8/10
Auf zu neuen Ufern
Als Wikinger entdecken wir unbekanntes Land, das offenbar verwaist ist. Wie schön, dass es hier so große Mengen an Ressourcen gibt, und auch die alten Gebäude eignen sich perfekt für eigene Zwecke, dummerweise haben konkurrierende Clans dieselbe Idee ... so wird ein Wettlauf um die punkteträchtigsten Optionen entfacht!
REGELN
Legt den Spielplan aus so vielen Spielplanteilen zusammen, wie ihr Personen seid. Ihr könnt die Anordnung dabei frei wählen. Legt das Ozean-Teil mit fünf zufällig aus dem Beutel gezogenen Aufwertungsplättchen an einer Seite des Spielplans an, fügt zudem das Trophäen-Teil an den Plan an und belegt es mit den fünf zur Verfügung stehenden Trophäen-Plättchen. Belegt sämtliche Gebäudefelder eures Spielplans mit Plättchen: je 2 Häuser-Plättchen kommen auf jedes Haus-Feld, je 2 Wachturm-Plättchen auf jedes Turm-Feld sowie je 3 Burgen auf jedes Burg-Feld.
Nehmt euch ein eigenes Tableau sowie die 13 Wikinger eurer Farbe. Legt die Schilde auf euer Tableau, ebenso drei zufällig gezogene Baustellen (je 1 Hafen, 1 Tempel und 1 Palast) auf die vorgegebenen Felder.
Los geht‘s. Gespielt wird reihum.
Bist du am Zug, platzierst du zunächst einen Wikinger aus deinem Vorrat auf dem Spielplan, und zwar stets auf einem freien Ressourcenfeld, das an ein auf dem Ozean-Teil ausliegendes Aufwertungsplättchen oder an einen bereits platzierten Wikinger (egal, welcher Farbe) angrenzt. Nimm dir dann ein entsprechendes Ressourcen-Plättchen (Schaf, Holz, Gold oder Axt).
Möchtest du ein Gebäude erobern, gibt es dafür verschiedene Regeln:
- Ein Haus erhältst du, wenn du einen Wikinger auf ein Feld angrenzend zu einem noch verfügbaren Häuser-Plättchen stellst. Grenzen gleich zwei Häuser-Felder mit Plättchen an deinen Wikinger an, erhältst du von jedem angrenzenden Feld ein Haus.
- Einen Wachturm erhältst du, wenn du zwei Wachtürme mit eigenen Figuren verbindest. Sollten beide Felder noch Wachtürme bereithalten, erhältst du entsprechend zwei Türme. Sollte ein Feld bereits geleert sein, erhältst du ggf. nur noch den Turm vom verbundenen Feld.
- Eine Burg erhältst du, wenn sie eine Verbindung zu einer verbundenen 4er-Gruppe aus eigenen Wikingern hat. Du kannst eine zweite Burg erhalten, wenn die Gruppe auf 8 Wikinger anwächst oder sogar eine dritte für 12 Wikinger erhalten.
Grundsätzlich gilt: Was weg ist, ist weg. Auf leeren Gebäude-Feldern kannst du keine Plättchen mehr erhalten. Wikinger darfst du dennoch nur auf Ressourcen-Feldern einsetzen, nicht auch auf leeren Gebäudefeldern.
Platziere die erhaltenen Plättchen nun auf deinem Tableau, und zwar immer auf freien Feldern. Ansonsten gibt es keine Legeregeln; du musst also nicht angrenzend legen. Einmal gelegt, ist gelegt. Ein nachträgliches Verändern ist nicht erlaubt.
Fürs Platzieren deines Wikingers besitzt du drei Schilde, die du jeweils einmalig im ganzen Spiel einsetzen kannst. Je nach gewähltem Schild darfst du:
- direkt einen zweiten Wikinger einsetzen.
- ein Feld belegen, das bereits von einem anderen Wikinger belegt ist.
- die Ressource des gewählten Feldes doppelt erhalten.
Du kannst auch mehrere Schilde kombinieren.
Am Ende deines Zuges darfst du dir, wenn du möchtest, noch ein Aufwertungsplättchen aus der Auslage nehmen und ebenfalls auf ein freies Feld deines Tableaus legen. Solltest du die Aufgabe, die dir das Plättchen stellt, allerdings nicht bis zum Spielende erfüllt haben, bringt dir ein solches Plättchen 5 Minuspunkte ein!
Wofür sammelst du nun Ressourcenplättchen auf deinem Tableau? Sowohl die vor Spielbeginn platzierten drei Bauwerke („Baustellen“) als auch die Aufwertungsplättchen verlangen bestimmte Ressourcen-/ Gebäude-Kombinationen um sich herum. Grenzen die geforderten Ressourcen bzw. Gebäude in der vorgegebenen Anzahl an so ein Plättchen an, wertest du es. Eine Baustelle wird zum fertigen Bauwerk und bringt am Spielende 5, 7 oder 9 Punkte (je nach Schwierigkeitsgrad). Aufwertungsplättchen bringen zusätzliche Punkte am Spielende für die auf dem Plättchen angegebene Ressource bzw. ein bestimmtes Gebäude. Beachte, dass ausliegende Plättchen zur Erfüllung mehrerer Aufträge zählen, wenn sie geschickt platziert wurden.
Einmal während des gesamten Spiels kannst du dir zudem eine Trophäe nehmen. Zähle dazu die Anzahl deiner Axt-Plättchen auf deinem Tableau und nimm dir die Trophäe dieses Wertes. Allerdings ist die Trophäen-Jagd ein Wettrennen! Du kannst nur eine Trophäe erhalten. Überlege daher gut, ob du sie für eine eher kleine Anzahl an Äxten nehmen möchtest oder lieber wartest, bist du deine Axt-Anzahl vergrößert hast - letzteres bringt natürlich mehr Punkte, erhöht aber auch die Gefahr, dass dir eine andere Person zuvorkommt!
Wurden reihum alle Wikinger eingesetzt, endet das Spiel. Bei der Schlusswertung bekommst du nun:
- 1 Punkt pro Holz-Plättchen
- 1 Punkt pro Schaf-Plättchen
- 2 Punkte pro Gold-Plättchen
- 1 Punkt pro Haus-Plättchen
- 2 Punkte pro Turm-Plättchen
- 4 Punkte pro Burg-Plättchen
Diese Punkte erhöhen sich für jedes Aufwertungsplättchen einer bestimmten Art. Besitzt du also beispielsweise zwei Aufwertungsplättchen für Holz mit je 1 weiterem Punkt, sind das nun insgesamt 3 Punkte pro Holz-Plättchen (1 Grundwert, +1 für eine Aufwertung, +1 für eine weitere Aufwertung). Es gibt auch Aufwertungen, die direkt mehrere Punkte zum Grundwert hinzuaddieren.
- Fertiggestellte Baustellen bringen, je nach Bauwerk, 5 bis 9 Punkte, nicht fertiggestellte Baustellen beachtest du nicht weiter.
- Eine gekaufte Trophäe bringt dir die Punkte, die die Trophäe vorgibt (in Abhängigkeit der dafür verwendeten Axt-Anzahl).
- Aufwertungsplättchen, deren Auftrag du bis zum Spielende nicht erfüllen konntest, bringen dir je 5 Minuspunkte ein.
Wer insgesamt die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
Anklicken / Antippen für Komplettansicht
CHECKPOINT
PRO
- schöner Mix aus taktischer Bewegung, Area Control und Legepuzzle
- recht simple Regeln, aber doch herausfordernd
- variabler Aufbau
CONTRA
- mitunter glücksabhängig, was die Aufwertungsplättchen angeht
- mag sich mitunter auch mal etwas unfair anfühlen
MEINUNG
Als ich den Untertitel von Neuland zum ersten Mal las, hatte ich gewisse Bedenken. „Anlegen - Ausbreiten - Aufbauen“, steht da, und ich hatte Sorge, dass es sich bei dem Spiel um ein sehr konfrontatives Eroberungsspiel handelt. Warum Sorge? Klar, es wird doch einige Personen geben, die genau solche Spiele mögen, ich selber gehöre nicht dazu, zumindest bevorzuge ich andere Genre.
Neuland entpuppte sich dann aber schnell ganz und gar nicht als kriegerisches Area-Control-Spiel, sondern als ein Spiel, bei dem es hauptsächlich darum geht, die eigenen Figuren geschickt zu platzieren, um Ressourcen und Gebäude in Form von Plättchen zu sammeln. Dieser Mechanismus ist sehr eingängig, einzig die drei verschiedenen Regeln fürs Erobern der unterschiedlichen Gebäude müssen verinnerlicht werden, dann läuft das alles sehr flott.
Konfrontativ ist das Spiel an dieser Stelle dann aber irgendwie doch, auch wenn es komplett ohne Kämpfe auskommt. Da jedes Feld erst einmal nur einmal belegt werden kann, kann man der Konkurrenz Dinge wegschnappen bzw. ihr Wege verbauen. Ob der Startspieler und ggf. auch noch die zweite Person in der Reihenfolge da mitunter einen Vorteil haben, konnte ich noch nicht abschließend herausfinden, allerdings gab es tatsächlich Situationen, in denen Person 1 und Person 2 sich lukrative erreichbare Plätze schnappten, während Person 3 immer etwas hinterherlief. Das lässt sich zwar mit den Schilden kurzfristig ausgleichen, und langfristig waren unsere Partien auch immer eng, sodass ich da jetzt nicht sagen möchte, dass man leichter verliert, wenn man nicht vorne sitzt, aber doch kam am Tisch halt manchmal ein Gefühl auf, in die Ecke gedrängt zu werden.
Sehr gut gefällt mir das ans Sammeln geknüpfte Legepuzzle auf dem eigenen Tableau. Die richtigen Ressourcen um die Baustellen zu legen, ist jetzt kein Hexenwerk, das gelingt meistens doch gut, der wahre Schlüssel zum Erfolg sind jedoch die Aufwertungsplättchen, die meinen Plättchenbestand am Ende nochmals deutlich wertvoller machen. Dadurch, dass ich selbst entscheiden kann, welche und wie viele Plättchen ich auf mein Tableau hole, bin ich hier quasi meines eigenes Glückes Schmied, wenngleich schon auch ein Glücksfaktor bei der Frage vorhanden ist, ob passende Plättchen in die Auslage kommen, wenn ich am Zug bin. Im Idealfall kann ich ein Plättchen nehmen, das ich direkt erfüllt habe, ansonsten versuche ich, Ressourcen und Gebäude so geschickt auf meine Tafel zu puzzeln, dass mehrere Aufträge ineinander greifen - zumindest im Idealfall. Da fühlt sich das Spiel dann an wie ein Calico mit mehr Thema.
Alles in allem gefällt mir Neuland dann auch gut. Ich mag die Verknüpfung der Mechanismen und auch optisch ist das Spiel gelungen. Einzig bei den Spielerfarben gibt es echte Kritik. Blau und grau lassen sich auf dem Spielplan wirklich sehr schlecht unterscheiden, was der Übersichtlichkeit definitiv schadet; hier wäre noch Verbesserungspotenzial. Langfristig würde ich mir dann vielleicht auch noch mehr zusätzliche Abwechslung wünschen, denn grundsätzlich verlaufen die Partien gefühlt schon immer ähnlich, auch wenn der Aufbau modular ist. Aber: Kurzweilig ist Neuland auf jeden Fall, taktisch auch, meinen Geschmack trifft es, und wenn ich es nur ab und zu spiele, spiele ich es auch immer wieder gern mit. Von daher gibt es von mir insgesamt gute 7 Kultpunkte!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/4tgeqxah8Yo
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 27.01.2025
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Game Factory
Weitere Fotos: Spielkultisten