REZENSION

MINIGOLF DESIGNER

  • Genre: Legespiel
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Thematic Games
  • Autor: Alban Nanty
  • Grafik: Gul E Raana
  • Spieler: 1 bis 5
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 60 - 90 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Par Excellence

In diesem Legespiel erschafft ihr euren eigenen 9-Loch-Minigolfplatz. Dabei solltet ihr nicht nur auf den Bauplan, sondern auch auf die Wünsche der Bauherren achten, viele Besucher anlocken und einen möglichst perfekten Rundkurs abliefern.

REGELN

Jeder von euch erhält ein Score Sheet und 36 Farbklötzchen, einen Eingang für euren Platz, Zahlenplättchen von 1 bis 9 sowie drei Blaupausen zur Auswahl, von denen jeder Spieler eine auswählt. Diese Baupläne haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Wer ein hohes Level wählt, kann mehr Punkte erhalten, allerdings ist das Konstruieren des Platzes anspruchsvoller. Zudem werden zwei allgemeine Aufträge in die Mitte gelegt (zufällig gezogen).

Die drei Angebotsleisten werden in die Tischmitte gelegt. Die Spieler platzieren ihre Farbmarker in zufälliger Anordnung als Spielerreihenfolge auf der ersten Leiste. Die zwei weiteren Leisten werden nun mit Plättchen aus dem Beutel gefüllt, zufällig gezogen, immer ein Plättchen mehr pro Leiste, als Spieler teilnehmen. Die gezogenen Plättchen werden zunächst nach der Nummerierung auf der Rückseite aufsteigend sortiert und dann entsprechend ausgelegt.

Spielablauf
Gespielt wird reihum, immer in der Reihenfolge der Spielermarker von links nach rechts. Wer an der Reihe ist, wählt ein Plättchen der nächsten Reihe und belegt es. Wer kein passendes Plättchen in der Auslage sieht, kann auch passen und setzt sich auf die Bank nach ganz links. Wurde eine Leiste geleert, wird sie wieder unten an die Auslage angereiht und mit neuen Plättchen befüllt.

Sobald ein Spieler seinen Marker versetzt, erhält er das zuvor gewählte Plättchen. Dies muss er direkt verbauen. Saß ein Spieler auf einer Bank, erhält er kein Plättchen, schiebt sich in der Spielerreihenfolge aber nach vorn. Sollten mehrere Spieler die Bank wählen, wird derjenige, der sie zuletzt belegt hat, neuer Startspieler.

Das Spiel geht auf diese Weise weiter, bis der erste Spieler aus dem Spiel aussteigt. Er spielt aber weiterhin mit, belegt Plättchen und nimmt sie an sich, allerdings nur als verdeckten Wertungsstapel. So löst er eine Art Wettrennen aus, denn für jede Runde, in der die anderen Spieler noch regulär weiterspielen, erhält er ein solches Bonusplättchen.

Haben alle Spieler gepasst, ist das Spiel zu Ende und es erfolgt die Schlusswertung.

Legeregeln
Nun erhalten die Spieler also in (fast) jeder Runde immer ein neues Plättchen und müssen es auch immer direkt verbauen. Dafür gibt es folgende Regeln:

  • Ein neues Plättchen muss (mindestens diagonal angrenzend) an ein bereits vorhandenes Plättchen angelegt werden, anfangs an das große Eingangsplättchen.
  • Die Auslage der Plättchen sollte, muss aber nicht zwingend dem Bauplan entsprechen (Minuspunkte!). 
  • Die Plättchen sollten logisch aneinander passen, müssen das aber nicht zwangsläufig (Minuspunkte!).
  • Es sollen 9 Minigolf-Bahnen gebaut werden. Jede Bahn besteht mindestens aus einem Tee- und einem Putting Green-Teil. Dazwischen können beliebig viele Mittelstücke eingesetzt werden. Hindernisse müssen, falls vorhanden, immer in Pfeilrichtung bespielbar sein. Wurde eine Bahn mit Anfangs- und Endstück abgeschlossen, erhält sie eine Bahn-Nummer. Der Spieler zählt nun die Zahlen auf den Fähnchen der beteiligten Plättchen. Sie ergeben den „Par"-Wert der Bahn, also die Anzahl der Schläge, mit denen man diese Bahn absolvieren sollte. Der Par-Wert wird mit entsprechend vielen farbigen Würfelchen auf dem eigenen Score-Sheet bei der entsprechenden Bahn festgehalten. Nur ein Wert zwischen 3 und 5 liefert den grünen Bereich der Wertung. Ist der Wert kleiner oder größer, wird ein roter Bereich markiert.  Jedem Spieler stehen für das gesamte Spiel 36 dieser Würfelchen zur Verfügung, heißt bei einem 9-Loch-Platz durchschnittlich 4 Würfel (Par 4) pro Bahn. Fehlen dem Spieler zum Ende hin Würfel, muss er fehlende Würfel mit schwarzen Klötzchen ersetzen.


Die Schlusswertung
Jeder Spieler erhält ...

  • 1 Punkt für jeden Besucher auf dem eigenen Platz (Besucher-Illustrationen auf den Plättchen)
  • 3 Punkte für jedes erhaltene Bonusplättchen, weil man schneller das Spiel beendet hat, als die anderen Spieler.
  • Punkte für die beiden ausliegenden Aufträge, z.B. 3 Punkte pro Hund oder 2 Punkte pro Par 4-Bahn.
  • Den Punktewert des Bauplans minus 1 Punkt für ein fehlendes Teil bzw. minus 3 Punkte für jedes Teil, das zu viel gelegt wurde. Auf manchen Plänen gibt es kleine Wasserläufe, die nicht bebaut werden sollten. Sie können optisch jederzeit mit entsprechenden Plättchen versehen werden, die spielerisch keine Relevanz besitzen. Sie können auch überbaut werden, um eine Bahn zu beenden, aber so etwas kostet dann eben die genannten Minuspunkte.
  • 2 Punkte pro durchgängigem Anschluss, heißt: Der Start der ersten Bahn sollte sich angrenzend ans Startplättchens befinden, jedes weitere Tee-Stück einer Bahn immer angrenzend an das Putting Green der letzten Bahn. Sollten sich eine Lücke dazwischen befinden, z.B. durch ein Wiesenplättchen, gibt es an dieser Stelle keine Punkte.
  • 2 Punkte pro Bahn im grünen Bereich des Score-Sheets, 1 Minuspunkt für jedes übrige Würfelchen bzw. zusätzliche schwarze Würfelchen.

Bei der finalen Prüfung können nun noch einige weitere Minuspunkte entstehen:

  • 10 Minuspunkte, falls der Platz am Ende nicht exakt aus 9 Bahnen besteht.
  • 3 Minuspunkte für jede falsch gebaute Bahn (z.B. aus zwei Endstücken bestehend).
  • 3 Minuspunkte für jede falsche Verbindung von Plättchen (z.B. Wiese an Bahn etc.).
  • 1 Minuspunkt für jede falsche Pfeilrichtung eines Hindernisses.


Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

In der Experten-Version kommen dann noch die „Zusage"-Karten ins Spiel. Sie liefern weitere Wertungsbedingungen. Nun wird bei jeder Wertung ein Ranking unter den Spielern erstellt, d.h. der Spieler, der die Aufgabe am besten gemeistert hat, bekommt die vollen Punkte; der Spieler, der sie am schlechtesten erfüllt hat, erhält entsprechende Minuspunkte.

Das Spiel bietet zudem einen Solo-Modus.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • anspruchsvolles Legespiel
  • viel Raumplanung nötig
  • interessanter Auswahl- und Wertungsmechanismus
  • viele Möglichkeiten, Punkte zu machen
  • große Plättchen-Auswahl
  • hohe Varianz


CONTRA

  • Bei der Plättchen-Auslage kann auch das Glück entscheiden
  • Manche Details lassen sich auf den Illustrationen nur mit genauem Hinsehen erkennen

MEINUNG

Minigolf - der Inbegriff einer coolen Funsportart! Ähm, nein?! Okay, aber auf jeden Fall immer noch ein beliebtes Freizeitvergnügen für Familien und Freunde. Gerade auch Kinder haben Spaß an der kleinen Golf-Version; ich selber habe das in meiner Kindheit geliebt und spiele auch heute noch gern mal eine Partie.

Dass Minigolf kein bloßes Hau-drauf-Spiel-ist, sondern präzises Geschick erfordert, wird jedem klar, der einen neuen Bahnrekord aufstellen möchte. Dass allein die Konstruktion eines Minigolf-Platzes ebenso viel Präzision erfordert, zeigt uns nun der Minigolf Designer.

Im Kern ist das Spiel ein klassisches Legespiel. Schnell fallen bei Gelegenheitsspielern die typischen Worte „Ah, das ist so wie Carcassonne, ja?“. Ich möchte das nicht mal gänzlich in Abrede stellen. Dennoch gibt es eben doch gravierende Unterschiede. Erst einmal baut jeder für sich. Interaktion entsteht dagegen über die Plättchen-Auswahl, und die ist tricky, denn jedes belegte Plättchen bestimmt dann auch die Spielerreihenfolge der nächsten Runde. Ist mir auf der Vorschau-Leiste ein Plättchen besonders wichtig, sollte ich mich in der Vorrunde vielleicht nicht gerade ganz rechts platzieren, denn dann bin ich in der Reihenfolge als letzter dran ... Das ist schon ein schönes Spielelement!

Die Konstruktion der Bahnen in Verbindung mit dem eigenen Score Sheet ist ebenso ein herausforderndes Element. Zum einen sollten Bahnen ja auf den vorgezeichneten Platz passen, zum anderen sollte mich die Summe der Fähnchen-Werte im grünen Bereich halten, vielleicht sogar auch noch zu den Aufträgen passen. Und ich besitze halt auch genau 36 Würfel zum Belegen des Sheets. Das Spiel ist da knallhart. Jeder übrige Würfel oder zusätzliche Würfel wird bestraft, ich muss also gut mit den Würfeln haushalten.

Nun muss ich an dieser Stelle direkt einwerfen, dass auch Glück im Spiel vorhanden ist. Die Auslage der Plättchen geschieht nun mal rein zufällig, und da kann es einfach passieren, dass nichts passendes im Angebot vorhanden ist, das mich gerade weiterbringen würde, denn die Anzahl der Plättchen im Beutel ist groß und in keiner Form sortiert. Da ist dann auch mal Aussetzen angesagt, wobei ich natürlich quasi einen Spielzug beim Wettrennen um ein möglichst schnelles Fertigstellen meines Platzes verschenke. Das Anzählen und der damit verbundene Bonus für die Schnelleren ist auch ein nicht zu unterschätzendes Element. Alternativ kann ich auch ein Plättchen verbauen, das an einer anderen Stelle regelkonform angelegt wird, den Rundparcours aber erst einmal nicht sinnvoll ergänzt. Dann muss ich hinterher schauen, wie ich die Auslage noch gut verbunden bekomme.

Das Lesen der Baupläne erfordert schon etwas Vorstellungskraft. Wer in so etwas nicht gut ist, kann hier schnell Fehler entstehen lassen. Zum Glück sind die generell erst einmal erlaubt. Auch wenn ich sie im Nachhinein nicht korrigieren darf, so kann es manchmal besser sein, wenn ich z.B. über die mir zugeteilte Platzgröße hinausbaue, um eine bestimmte Bahn zu vollenden.

Die Schlusswertung ist dann extrem vielfältig. Hier wirklich alle Details zu erfüllen, ist verdammt schwierig. Schnell wird man feststellen, dass man um den einen oder anderen Minuspunkt gar nicht herumkommen wird. Den perfekten Platz zu bauen, ist knifflig bis unmöglich, spornt aber in jeder neuen Partie dazu an, es noch besser hinzubekommen. Varianz ist genügend gegeben, sowohl durch die Aufträge als auch durch die Baupläne. Und die Experten-Version bringt ja noch einmal zusätzliche Interaktion ins Spiel, da es dann Wertungs-Rankings gibt, die die Erfüllung der Aufgaben ins Verhältnis zur Konkurrenz setzen.

Insgesamt gefällt mir Minigolf Designer wirklich sehr gut. Wenn auch nicht immer alles zusammenpassen will, so kann ich hier auf jeden Fall meine planerischen Fähigkeiten ausleben. Die umfangreiche Wertung bringt viele taktische Möglichkeiten, um an Punkte zu gelangen. Die Optik des Spiels ist gefällig, wenngleich einzelne kleine Illustrationsdetails manchmal etwas untergehen. Genaues Hinschauen ist unerlässlich. Sowohl der Auswahl- als auch der Konstruktionsmechanismus mit den zu erzielenden Par-Werten der einzelnen Bahnen haben es mir aber definitiv angetan, und so vergebe ich insgesamt 8 Kultpunkte für ein schönes Legespiel auf Kennerspiel-Niveau!

Hinweis: Das Spiel ist bislang nicht regulär in Deutschland erhältlich. Es handelt sich um ein Kickstarter-Spiel, das momentan leider nur sehr schwer zu bekommen ist, am ehesten noch als gebrauchtes Exemplar. Wir hoffen darauf, dass das Spiel noch einmal als Retail-Version in den Handel kommen wird. Bis auf die Anleitung und die leicht zu verstehenden  Kartentexte ist Minigolf Designer sprachneutral. Sollte ein deutscher Verlag Interesse an der Umsetzung haben, wäre das natürlich erfreulich. Wir halten euch auf dem Laufenden!

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/1qK361a6cOE

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 12.06.2021

Bildnachweis:
Coverfoto: Thematic Games
Weitere Fotos: Spielkultisten