REZENSION
MEGACITY OCEANIA
- Genre: Geschicklichkeit
- Jahr: 2019
- Verlag: HUB Games
- Autoren: Jordan Draper, Michael Fox
- Grafik: Winnie Shek
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 45 - 60 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 7/10
Verflixte Statik
In diesem taktischen Bauspiel errichten die Spieler eine Stadt. Die einzelnen Gebäude müssen dazu zusammengesetzt und unfallfrei eingebaut werden!
REGELN
Zunächst werden alle Bauteile in den beiliegenden Stoffbeutel gegeben. Als Spielplan fungiert lediglich der zentrale Park, an den im Spielverlauf die einzelnen Gebilde angelegt werden. Dann wird der offene Vorrat bestückt. Er besteht aus den Aufträgen (Karten in vier unterschiedlichen Kategorien – farblich gekennzeichnet- und an die Spielerzahl angepasst) und den Plattformen auf einem Stapel, inklusive einer offenen Auslage von drei Bauplatten.
Die Übersichtskarte zeigt die Boni, die die Spieler im Spielverlauf erhalten können. Im Vorrat verbleiben die Siegpunkte (Prestige-Marker), das Lineal zum Abmessen der Höhe der Gebäude, der "höchstes-Gebäude-Turm" und die Endauftragskarten.
Jeder Spieler nimmt sich:
- einen Park (Grundplatte grün)
- acht Würfel-Marker der eigenen Farbe
- in Abhängigkeit vom Startspielers +1 Teil aus dem Beutel, also Startspieler 0, erster Nachbar 1, nächster 2 … u.s.w.
Nun kann das Spiel beginnen.
Wer an der Reihe ist, kann zwei der folgenden Möglichkeiten nutzen, wobei eine Doppelnutzung erlaubt ist:
- Einen Bauauftrag nehmen (also eine offen vorn ausliegende Auftragskarte einer beliebigen Farbe nehmen und vor sich offen ablegen; das Limit wird dabei an die Spielerzahl angepasst).
- Eine Plattform nehmen (also eine Plattform aus den drei offen liegenden Plattformen auswählen und so vor sich ablegen, wie man sie genommen hat. Der Vorrat wird neu aufgefüllt. Auch hier gilt ein angepasstes Limit.)
- Drei Bauteile aus dem Beutel ziehen (Limit generell max. 15 Teile am Ende des Zuges).
- Eine Plattform umdrehen (dadurch ändert sich die Farbe).
- Die offene Auslage der Plattformen vom Stapel aus erneuen.
- Einen Bauauftrag aus der Auslage nach hinten verschieben.
ODER er kann genau EIN fertiges Gebäude liefern.
Aus den vorhandenen Bauteilen kann ein Spieler jederzeit, auch während des Zuges eines anderen, an seinem Gebäude bauen, d.h. Bauteile so aneinandersetzen, dass:
- die Anschlüsse (weiß) teilweise abgedeckt sind.
- die Lüftung (sechseckig) frei bleibt (überbaut mit Hohlraum ist erlaubt).
- die Plattform und der Bauauftrag farblich übereinstimmen.
- der Bauauftrag möglichst genau umgesetzt wird.
- die Stabilität gegeben ist - sonst stürzt es beim Liefern ein.
Ist der Spieler der Meinung, ein fertiges Gebäude zu besitzen, darf er es, wie bereits erwähnt, ausliefern. Dazu schiebt er die Plattform samt dem darauf stehenden Gebäude über den Tisch an die sich in der Mitte entwickelnde Stadt. Als Regel gilt des Lieferns gilt das Anbauen des Gebäudes in max. drei Felder Entfernung vom zentralen Park, kurz gesagt, kompaktes Bauen.
Hat der Spieler es geschafft, sein Gebäude ohne Einsturz an die Stadt anzubauen, ergeben sich weitere Folgeleistungen:
- Der Spieler darf den eigenen Park an die Stadt anlegen.
- Der Spieler darf in einem leeren Park ein Denkmal aus einem beliebigen Bauteil des eigenen Vorrats errichten. Dafür erhält er einen Siegpunkt.
- Bei der Lieferung eines lila (öffentlichen) Gebäudes, ist es erlaubt, ein Denkmal im zentralen Park zu errichten. Dabei wird das alte Denkmal entfernt und ein neues gesetzt. Dafür erhält der Spieler einen Siegpunkt.
- Der Spieler erhält für die erfolgreiche Stadtvergrößerung ggf. Sondersiegpunkte für das höchste Gebäude, einfarbig erbaute Gebaute u.s.w.
- Der Spieler erhält für den abgeschlossenen Bauauftrag ebenfalls die entsprechenden Punkte, so er denn die kompletten Bedingungen erfüllt.
Dann folgt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn.
Das Spiel endet, wenn:
- der letzte Standard-Auftrag fertiggestellt wurde.
- kein Bauteil mehr zum Nachziehen im Beutel vorhanden ist.
Ab diesem Augenblick gilt der Umlauf als letzte Runde. Diese Runde endet bei dem Spieler, der die letzte Runde eingeläutet hat. Am Ende werden noch die Abschluss-Boni verteilt (höchstes Gebäude, Vielfalt der bebauten eigenen Plattformen, meiste Anzahl von Plattformen einer Farbe u.s.w). Dann zählt jeder Spieler seine Siegpunkte zusammen. Minuspunkte für verbliebene Bauteile im eigenen Vorrat (Anzahl der Bauteile durch 3 aufgerundet) werden von der Gesamtpunktzahl abgezogen. Am Ende gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten, bei Gleichstand der Spieler mit den meisten Gebäuden.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- taktisches Bauspiel
- optisch stark
- innovatives Material
- interessanter Wertungsmechanismus
CONTRA
- nichts für Grobmotoriker
- großer, glatter Spieltisch unbedingt erforderlich
MEINUNG
Okay, ich sehe die Schachtel zum ersten Mal und denke anhand von Größe und Outfit an ein Strategiespiel. Ich öffne die Schachtel und sehe Baumaterialien! Nanu? Dabei überrascht schon mal das Material selbst - es gibt drei unterschiedliche "Farben" (Glas, Metall und Beton) und dann die Formen, die unweigerlich an Stanzreste erinnern. Interessant ist nun die Tatsache, dass daraus ein wirklich beeindruckendes Bauspiel gestaltet wurde. Dabei gibt es die grundlegende Mechanik des Bauens mit zum Teil kleinen und instabilen Teilen in außergewöhnlichen Formen und dann die logische Konsequenz einer sinnvoll errichteten Stadt, die am Ende sogar noch echt cool aussieht. Nur von Erdbebensicherheit kann keine Rede sein.
Die spielbeherrschenden Gedanken belaufen sich auf eine taktisch kluge Auswahl von Plattform und passendem Bauauftrag, dem mehr oder weniger glücklichen Ziehen von hoffentlich optimal passenden Steinen und dem geschickten Verbauen meist unpassender Steine zu einem möglichst hohen, halbwegs stabilen Gebäude, das zumindest die Lieferung an die Stadt überstehen sollte. Pausen bleiben eigentlich keine, denn auch wenn die anderen Spieler an der Reihe sind, kann ich an meinen Gebäuden arbeiten. Lediglich Lieferungen unterbrechen den Spielfluss kurzzeitig, weil irgendwie (fast) alle Spieler den Transport mit dem schadenfrohen Gedanken an Einsturz beobachten.
Das Spiel macht Spaß, ist spannend, überrascht und zwingt die Spieler zu leichten taktischen Entscheidungen und zu hohen feinmotorischen Leistungen. Die Verkopplung einer funktionierenden und klar verständlichen Wertung mit einem derart gut durchdachten und vor vor allem thematisch passenden Spiel macht langfristig Spaß und lässt schnell die Vorfreude auf die nächste Runde hochkochen. Entsprechend gut kam das Spiel auch in allen unseren Testgruppen an. Einzig Grobmotoriker hatten echte Probleme und lehnten das Spiel aus verständlichen Gründen ab.
Fazit: "MegaCity Oceania" ist ein überraschendes taktisches Bauspiel, für alle, die das nötige Feingefühl besitzen. Für mich auf jeden Fall eines der besten Bauspiele der letzten Jahre.
KULTFAKTOR: 9/10
Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 06.05.2020
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: HUB Games
Weitere Fotos: Spielkultisten