REZENSION
MARIPOSAS
- Genre: Taktikspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: Alderac Entertainment Group
- Autor: Elizabeth Hargrave
- Grafik: Indi Maverick, Matt Paquette
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 45 - 75 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 7/10
Die Reise der Monarchfalter
In diesem Taktikspiel erleben wir ein Jahr im Leben der Monarchfalter. Ihr Reise beginnt im Frühjahr in Mexiko, führt sie dann in den Nordosten Amerikas, wo sie Nachwuchs produzieren - und schließlich im Herbst zurück zum Ausgangsort. Sammelt Blüten, besucht Städte und erfüllt Aufträge, um eure Schmetterlinge (spanisch: Mariposas) nach vorn zu bringen!
NATUR-SPECIAL-TAGE 23.05.-04.06.2021
REGELN
Jeder Spieler erhält ein Set aus Schmetterlingen seiner Farbe, nummeriert von 1 bis 4 in aufsteigender Anzahl. Der 1er-Schmetterling wird in die Startstadt, nach Michoacán, gestellt. Für jede Jahreszeit wird eine Auftragskarte verdeckt ausgelegt. Die Frühjahrs-Karte wird direkt aufgedeckt. Auf die verdeckte Sommer- und die Herbstkarte kommen weitere Schmetterlinge der Spieler, ebenso befinden sich noch Exemplare im eigenen Vorrat.
Die Aktionskarten werden gemischt. Jeder Spieler erhält zwei Karten auf die Hand. Gespielt werden insgesamt 3 Runden (Jahreszeiten), wobei jeder Spieler im Frühjahr 4, im Sommer 5 und im Herbst 6 Spielzüge zur Verfügung hat.
Los geht‘s. Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Aktionskarten aus. Die Karten liefern auf verschiedene Weise Bewegungsschritte für die eigenen Schmetterlinge. Es gibt Karten, die lassen einen Schmetterling große Distanzen überwinden, es gibt aber auch Karten, die liefern mehrere kleine Einzelschritte, welche dann nacheinander von einem Schmetterling ausgeführt oder aber auf mehrere Schmetterlinge verteilt werden. Auch gibt es Karten, die bereits ausgespielte Karten kopieren. Am Ende jeder Bewegung sammelt der Spieler die Blüte, auf der er landet, als Plättchen ein. Bei einer großen Bewegung ist das dann nur eine Blüte, bei mehreren Einzelschritten sind es mehrere Blüten.
Gelangt ein Schmetterling neben ein Seidenpflanzen-Symbol, kann er Nachwuchs generieren. Dazu zahlt er die Kosten für die nächsthöhere Schmetterlingsstufe (ein Set aus gleichfarbigen Blüten in bestimmter Anzahl oder ein Set aus beliebigen Blüten, bei letzterem dann aber eine Blüte zusätzlich). Aus einem 1er-Schmetterling kann so ein 2er entstehen (er wird zum 1er hinzu gestellt), aus einem 2er ein 3er etc. Neue Schmetterlinge kommen zunächst von den Wertungskarten (wurde eine Wertungkarte geleert, wird sie bereits als Vorschau aufgedeckt), später auch aus dem eigenen Vorrat. So haben die Spieler zunehmend mehr Schmetterlinge auf dem Spielplan, auf die sie ihre Spielzüge taktisch aufteilen können.
Wer auf einem Städtefeld landet, dreht als erster Spieler jeweils das dort vor Spielbeginn zufällig ausgelegte verdeckte Stadtplättchen auf die Vorderseite. Der Spieler erhält nun die darauf sichtbare Lebenszyklus- oder eine Spezial-Bewegungskarte. Konnte ein Spieler alle 4 Lebenszyklus-Karten einer Farbe sammeln, erhält er einen Vorteil, der ebenfalls vor Spielbeginn zufällig ausgelost wurde. Zudem darf der Spieler, der in einer Stadt gelandet ist, den Würfel werfen und sich die entsprechende Blüte nehmen. Alle weiteren Spieler können die Belohnung des Feldes später ebenfalls noch abgreifen.
Wurden alle Spielzüge in einer Jahreszeit verbraucht, findet eine Wertung statt. Die Wertungskarte belohnt nun z.B. gesammelte Blüten oder bestimmte Positionen auf dem Spielplan. Punkte werden immer auf der Punkteleiste festgehalten.
Der Sommer und der Herbst liefern immer einen zusätzlichen Schmetterling einer höheren Stufe kostenlos, allerdings verschwindet nach jeder Jahreszeit auch die älteste Generation vom Spielplan, nach dem Frühjahr also die 1er-Schmetterlinge, nach dem Sommer die 2er.
Eine Besonderheit bieten dann noch die 4er-Schmetterlinge. Landet ein solcher neben einer Seidenpflanze, können aus einem einzelnen 4er gleich zwei 4er werden, indem der Marker gegen Bezahlung von Blüten auf die Doppelseite umgedreht wird.
Nach dem Sommer und dem Herbst finden die jeweiligen Jahreszeiten-Wertungen der ausliegenden Wertungskarten statt.
Am Spielende gibt es noch eine Schlusswertung. Jede Lebenszyklus-Karte ist nun 1 Punkt wert, zudem liefert die Anzahl an Schmetterlingen, die es zurück nach Michoacán geschafft haben, eine vorgegebene Punktezahl. Doppel-4er zählen da dann als gleich zwei Schmetterlinge. Auch kann es noch zusätzliche Punkte für bestimmte erspielte Vorteile geben. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- Mischung aus taktischer Wegeplanung und Ressourcenmanagement
- schön eingebettete Spielstory
- elegante Optik
CONTRA
- Spielplan liefert nur wenig Varianz
Lebenszyklus-Karten stark vom Glück abhängig, daher meist vernachlässigt
MEINUNG
Elizabeth Hargrave hat einen Faible für Naturspiele. Das weiß jeder, der sich mit der Hintergrundgeschichte von Flügelschlag beschäftigt hat. Nach einem kurzen Abstecher in die Blumenwelt (Geschickt Gesteckt) ist diesmal wieder die Tierwelt im Fokus, genauer gesagt sind es Schmetterlinge. So hat Hargrave die Reise der Monarchfalter zum thematischen Vorbild dieses Spiels genommen.
Da diese Reise immer gleichen Abläufen folgt, ist der Spielplan nicht modular aufgebaut, d.h. die Landkarte, die wir hier durchfliegen, ist immer die selbe. Auch die Blütenarten sind fest aufgedruckt. Etwas Varianz kommt durch die Stadtplättchen ins Spiel. Da diese aber verdeckt ausliegen und erst erkundet werden müssen, meist aber gar nicht den großen Punkteertrag liefern, ertappt man die Spieler immer wieder dabei, diese zu vernachlässigen. Das ist etwas schade, aber man muss zugeben: Ein Set aus vier gleichfarbigen Karten einzusammeln, gestaltet sich einfach als schwierig und glücksbehaftet. Das wiegt der daraus entstehende Vorteil oft nicht wirklich auf. Nun gut, jede Karte ist immerhin einen Punkt wert.
Varianz entsteht dann vor allem aber durch das zufällige Ziehen der Aktionskarten und die wechselnden Wertungskarten ins Spiel, dennoch schleicht sich bei öfterem Spielen doch eine gewisse Routine ein, wann man wo am besten Nachwuchs erzeugen sollte und wie man am leichtesten die dafür nötigen Blüten generiert. Die Interaktion ist dabei eher gering. Außer dem Wettrennen-Charakter gibt es keine direkten Berührpunkte, auf jedem Feld dürfen beliebig viele Schmetterlinge landen, ein Blockieren ist nicht möglich. Damit habe ich allerdings kein Problem, denn so lassen sich die eigenen Spielzüge nicht durch Gegenspieler vermasseln.
Eine gute Planung des Weges mit den zur Verfügung stehenden Aktionskarten sowie eine bestmögliche Anpassung an die Wertungskarten erfordert von den Spielern auf jeden Fall eine taktische Spielweise. Wer seine Spielzüge gern optimiert, der ist bei Mariposas genau richtig. Sich bewegen, Sachen sammeln, eintauschen, all das kennen wir. Durch das Thema und vor allem aber die Jahreszeiten-Mechanik, die immer wieder Generationen von eigenen Schmetterlingen aussterben lässt und zudem ein Gespür von Timing erfordert, wann es besser ist, sich wieder auf den Heimweg zu machen, bekommt Mariposas trotz bekannter Spielelemente ein eigenes Gesicht.
Das Spiel wird vermutlich weniger von Strategie-Vielspielern gespielt als von Gelegenheitsspielern. Wenn diese schon etwas Spielerfahrung besitzen, sind sie die richtige Zielgruppe. Auch Freunde von Kennerspielen können Mariposas zwischendurch mal auf den Tisch bringen. Da punktet das Spiel sowohl mit der Optik als auch durch die Mischung aus Taktik und Glück. Für mich ist das Spiel jetzt keine neue spielerische Offenbarung, aber sympathisch ist die Schmetterlings-Reise auf jeden Fall. Und so vergebe ich insgesamt grundsolide 7 Kultpunkte an die Monarchfalter!
VIDEO
Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/Fh9JVfzaRXM
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 03.06.2021
Bildnachweis:
Coverfoto: Alderac Entertainment Group
Weitere Fotos: Spielkultisten