REZENSION

LOST CITIES ROLL & WRITE 

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: KOSMOS
  • Autor: Reiner Knizia
  • Grafik: Bernd Wagenfeld
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Min. 
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 3/10

Wie ein (sehr) alter Bekannter

Es gab einmal Lost Cities. Das war bereits Ende der 90er Jahre. KOSMOS machte daraus später Keltis, und schon wurde es Spiel des Jahres 2008. Seitdem sind also 13 Jahre vergangen. Mittlerweile heißt das große Spiel wieder Lost Cities. Und da Roll-and-Write-Spiele ja immer noch in Mode sind, schiebt man nun noch eine neue Würfel-Variante nach.

REGELN

Jeder Spieler erhält einen Spielzettel. Dieser zeigt sechs Farbreihen, die gleichbleibend oder aufsteigend mit Zahlen gefüllt werden sollten, um aus Minus- Pluspunkte zu machen. Nebenher aktiviert man Bonusfelder und sammelt Amphoren ein. 

Der aktive Spieler wirft die sechs Würfel: drei W10-Zahlenwürfel (0 bis 9) sowie drei W6-Farbwürfel. Dann sucht sich der Spieler eine Kombination aus Zahl und Farbe aus und trägt sie in das unterste Feld der entsprechenden Farbreihe ein. Er kann auch darauf verzichten, dann kreuzt er stattdessen das unterste noch verfügbare Würfelsymbol ab. Sollte der Spieler als erster (!) Spieler eine neue Farbreihe mit einer Null beginnen, erhält er (und nur er!) den Bonuskreis. Dieser verdoppelt am Ende die Punkte dieser Reihe (im Idealfall viele Plus-, im schlechten Fall Minuspunkte). Alle anderen Spieler haben die vier verbliebenen Würfel zur Auswahl. Dabei dürfen die Spieler natürlich dann auch die selbe Kombination wählen wie ihre Mitspieler.

Wurde eine Farbreihe begonnen, muss sie stets mit Zahlen gleichbleibenden Wertes oder mit höheren Zahlen fortgesetzt werden. Die Null zählt dabei auch als 10. 

  • Wird ein Feld mit einem Pfeil beschreiben, so darf der Spieler direkt ein weiteres beliebiges Feld ausfüllen, immer der Regel folgend: von unten nach oben mit gleichen oder höheren Zahlen. Wird ein weiteres Pfeil-Feld markiert, kann das auch eine Kettenreaktion auslösen.
  • Wird ein Feld mit einer Amphore beschrieben, so markiert der Spieler die unterste noch verfügbare Amphore.
  • Wird eine Brücke überquert, gibt es Bonuspunkte für den ersten Spieler, dem das gelingt.


Kann ein Spieler keine Kombination eintragen, muss er eines der Würfelsymbol-Felder ankreuzen. Vorsicht: Wird hier das letzte Feld dieser Spalte angekreuzt, wird langsam das Spielende getriggert. Haben alle Spieler kein Würfelsymbol mehr zur Verfügung, endet das Spiel. Das Spiel endet vorzeitig, wenn jede der acht Brücken mindestens einmal überquert wurde (egal, von welchen und wie vielen Spielern).

Nun gibt es Punkte: Für jede Farbreihe gibt es so viele Punkte, wie neben dem höchsten markierten Feld angegeben wird. Das können auch Minuspunkte sein! Gleiches passiert mit den Symbol-Leisten für Amphoren und Würfel-Symbole. Bei den Würfel-Symbolen gibt es eine kleine Fiesheit: Wurden alle Symbole bis auf das letzte angekreuzt, gibt es dafür 70 Punkte. Wurde das letzte Feld hingegen angekreuzt, gibt es 0 Punkte für diese Spalte. Die Bonuspunkte von überquerten Brücken werden hinzu addiert. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.   

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfache Regeln
  • Würfelfarben mit unterstützenden Symbolen
  • originalgetreue Umsetzung


CONTRA

  • sehr glückslastig
  • spielt sich ziemlich nüchtern

MEINUNG

Als Keltis im Jahr 2008 zum Spiel des Jahres gekürt wurde, ging ein kleiner Aufschrei durch die Spielerszene, hatte sich das simple Spiel doch z.B. gegen das vermeintlich weitaus abwechslungsreichere Stone Age durchgesetzt. So richtig Ruhm und Ehre wurde Keltis in Spielerkreisen irgendwie nie gegönnt, bei Familien kam das Spiel aber dennoch gut an. So folgten dann auch einige Sequels. Vor wenigen Jahren wechselte man zurück zum Ursprungssetting und nannte das Spiel mit kleinen Veränderungen wieder Lost Cities, so wie es auch mal erdacht wurde.

Die Umsetzung als Roll-and-Write-Spiel ist dabei sehr originalgetreu. Noch immer geht es ums Emporklettern von Wegen, um sich aus der Minuspunkte-Zone zu befreien. Dabei wirkt der Spielzettel aufgeräumt und zweckmäßig, atmosphärisch ist er leider so rein gar nicht. Überhaupt wirkt das ganze Spiel sehr nüchtern und technisch. Das ist erst einmal kein genereller Kritikpunkt, denn dass abstrakte Würfelspiele auch spannend sein können, hat uns Qwixx ja zum Beispiel bewiesen.

Leider kommt für mich beim Lost Cities Roll & Write nicht wirklich Spannung auf. Die Entscheidungen beim vergleichbaren Qwixx sind da zum einen flexibler und zum anderen auch interessanter. Lost Cities ist vor allem glückslastig. Wenn zu Beginn viele hohe Zahlen geworfen werden, entscheiden sich die Spieler oft für das Würfel-Symbol als Joker. Ja, dieser indirekte Timer ist nett gemeint. Einerseits möchte man diese Spalte möglichst bis oben füllen. Es aber wirklich zu schaffen, nicht auch das letzte Feld ankreuzen zu müssen, und so 0 Punkte einzusammeln, ist jedoch nicht wirklich steuerbar. Man kann versuchen, eine Balance herzustellen. Aber letztlich wird der Erfolg einfach über die Würfel bestimmt. Beim großen Brettspiel habe ich dagegen halt noch eine gewisse Kartenauswahl, mit der ich meinen Weg beeinflussen kann. So ist es dann beim Roll-and-Write-Spiel auch völliger Zufall, ob ich z.B. die gelbe Verdoppler-Reihe überhaupt in den Plus-Bereich bekomme.

Das Spiel ist schnell erklärt und gespielt. Es spielt sich wie ein guter Bekannter, ja, aber einer, den man jetzt auch nicht groß vermisst hat. Dafür gibt es einfach schon zu viele ähnliche Spiele auf dem Markt, die für mich raffinierter sind. Das Spiel ist nicht grundlegend schlecht, es ist solide, aber irgendwie ertappten wir uns in meinen Testrunden dabei, dass sich recht schnell ein Gefühl von Belanglosigkeit breit machte am Tisch. Wer noch keine ähnlichen Würfelspiele besitzt, wird das vielleicht nicht so streng empfinden. Aber für mich ist die Roll and Write-Version von „Lost Cities“ dann vor allem eines: purer Durchschnitt. Zu gut, um es mit einer schlechten Punktezahl gar abzustrafen, aber auch nicht wirklich gut genug, um mich im Jahr 2021 noch an den Spieltisch zu fesseln. Für mich sind das dann alles in allem leider nur 5 Punkte - kann man spielen, berührt mich aber nicht. Da bleibe ich  in diesem Sektor tatsächlich doch weiterhin lieber bei Qwixx.

KULTFAKTOR: 5/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 5/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 21.06.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten