REZENSION

KYOTO NO NEKO

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2024
  • Verlag: Matagot
  • Autor: Cédric Millet
  • Grafik: Jérémie Fleury
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 35 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 3/10

Die Welt aus Katzenaugen

Als Katzenkinder erkunden wir Kyoto. Wir verlassen unser Zuhause, um auf Bäume zu klettern, Freundschaften zu schließen und über Hecken und Dächer zu springen. Natürlich birgt so eine Stadt ihre Gefahren, die Straße zum Beispiel, oder der lästige Wachhund.

REGELN

Legt den Spielplan zunächst mit der symmetrischen Anordnung in die Mitte, später könnt ihr auch die asymmetrische Rückseite verwenden. Legt zudem die vier Haus-Tableaus an den vier Spielplanseiten an, egal, wie viele Personen mitspielen. Bestückt die Lauffelder mit zufälligen Pfotenplättchen (verdeckt). Nehmt euch jeweils ein eigenes Tableau (mit eurer gewählten Katze), passt die Fähigkeiten (Beweglichkeit, Freundschaft, Kampf und Jagd) an euer Tableau an. Ihr startet als Katzenkind, entsprechend liegt euer Ausdauer-Marker auf der ersten von drei Stufen. Deckt nun noch fünf Missionskarten auf (mit Aufgaben wie „Straße überqueren“, „einen Schmetterling zum Freund machen“, „einen Käfer jagen“ etc.), und belegt jede Karte mit einer Medaille eurer Farbe, die ihr beim Abschließen einer Aufgabe für euch gewinnt

Mit eurer Katzenfigur startet ihr auf der Terrasse eures Haus-Tableaus. Gespielt wird reihum. 

Bist du an der Reihe, darfst du deine Katze um maximal so viele Felder (orthogonal verbunden) bewegen, wie es deiner Ausdauer entspricht (zu Beginn um max. 3 Felder). Beim Betreten, also auch beim Überqueren von Feldern mit einem noch verdeckt ausliegenden Pfotenplättchen, wird das Plättchen aufgedeckt. Helle Pfotenplättchen zeigen Aktionen. Pro Spielzug darf eine Aktion ausgeführt werden. Dazu muss die Bewegung allerdings auf dem entsprechenden Feld abgeschlossen werden. Es ist keine Pflicht, die Aktionen der Plättchen nach dem Aufdecken auszuführen. Anders sieht es bei den rot unterlegten Pfotenplättchen aus. Diese müssen beachtet werden. Gelingt die entsprechende Probe, z.B. im Bereich der Beweglichkeit, darf der Spielzug im Anschluss fortgesetzt werden.

Bei der Bewegung über den Spielplan gibt es noch zwei Besonderheiten:

  • Hecken und Dächer dürfen erst überquert werden, wenn die eigene Beweglichkeit entsprechend gesteigert wurde.
  • Wird ein Straßenfeld betreten, wird sofort ein Fahrradkarte aufgedeckt. Die beiden vor Spielbeginn platzierten Fahrradfahrer werden dann entsprechend voran gezogen. Erreicht ein Fahrradfahrer ein Straßenfeld, auf dem sich gerade eine Katze befindet, muss diese durch eine Beweglichkeitsprobe auf ihn reagieren. Gelingt die Probe, wird der Spielzug ggf. fortgesetzt, andernfalls flieht die Katze.


Was hat es nun mit den Proben auf sich? Grundsätzlich gilt auch für die Aktionen: Jedes Plättchen gibt vor, in welcher Fähigkeit die Katze eine Probe bestehen muss. Der Wert des Plättchens muss dann mit einer Kombination aus Würfel und eben dieser Fähigkeit erreicht werden. Wird also beispielsweise ein Freundschaftswert von 4 eingefordert, wird zunächst der Probenwürfel geworfen. Zum Wert des Würfels wird der Wert dieser Fähigkeit auf dem eigenen Tableau hinzu addiert. Wird so der verlangte Gesamtwert erreicht oder überschritten, gelingt die Probe. Misslingt sie hingegen, gibt es dafür eine kleine Strafe (die Katze flieht in Richtung Zuhause / das Plättchen wird auf ein anderes Feld verschoben), allerdings lernt die Katze auch aus Fehlern. Und so wird bei jeder misslungenen Probe der entsprechende Fähigkeitswert auf dem eigenen Tableau um 1 erhöht. Zeigt der Würfel ein X, misslingt die Probe auf jeden Fall, in diesem Fall darf der Fähigkeitsmarker aber noch um einen weiteren Schritt nach oben gezogen werden.

Folgende Proben gibt es im Spiel:

  • Beweglichkeit: Ist ein Kirschblütenbaum zu sehen, kann die Katze bei einer erfolgreichen Probe auf ihn klettern und zur Belohnung drei verdeckt ausliegende Pfotenplättchen geheim anschauen. Auch andere Tiere können Beweglichkeitsproben einfordern.
  • Freundschaft: Gelingt die Probe, wird der neue Freund ins eigene Zuhause gebracht. Dort können sich maximal drei Freunde befinden, ab dem zweiten gibt es Boni. Freunde können einem durch die Konkurrenz abgejagt werden.
  • Kampf: Wird ein tierischer Charakter bekämpft (alternativ auch eine fremde Katze auf dem selben Feld), wandert das entsprechende Plättchen im Erfolgsfall auf die eigene Trophäenleiste. Auch diese schaltet dann auf weiteren Feldern wieder Boni frei.
  • Jagd: Gleiches (wie im Kampf) gilt für erfolgreich gejagte Tiere.


Zu den Boni zählen Medaillen, die auf die eigene Medaillen-Leiste gelegt werden. Am Ende des Spielzuges wird zudem kontrolliert, ob eine oder mehrere Missionen erfüllt wurden. Auch dafür gibt es Medaillen. Die Medaillen wiederum bringen dann auf manchen Feldern erneut Boni (zusätzliche Schritte auf den Fähigkeitsleisten), lösen aber bei den Katzen-Symbolen dann auch einen Wachstum der Katzen sämtlicher Spielerinnen und Spieler aus, was zur Folge hat, das ihre Ausdauer ansteigt, sie sich also von nun an dauerhaft über eine größere Distanz auf dem Spielplan bewegen können.

Spielende: Wird auf der eigenen Medaillenleiste das Feld mit dem Pokal erreicht oder überschritten, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Wer danach die meisten Medaillen besitzt, gewinnt.

Varianten: Das Spiel beinhaltet weitere Szenarios, die dann mit neuen Regeln, neuen Missionen und zusätzlichem Material zunehmend schwerer werden.

Hinweis: Uns lag die englischsprachige Ausgabe des Spiels vor, was für die Anleitung und die Beschreibung der Missionen wichtig ist. Das Spiel an sich ist dann sprachneutral. Eine deutschsprachige Version des Spiels ist (Stand: November 2024) noch nicht angekündigt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Dungeon Crawler "light" mit familiengerechtem Setting
  • schöne thematische Umsetzung
  • einfache Regeln
  • Szenarios sorgen für Abwechslung


CONTRA

  • sehr glückslastig
  • Anleitung könnte noch besser sein
  • rein spielerisch keine großen Innovationen

MEINUNG

Als Katzenfreund schlägt mein Herz bei Kyoto No Neko direkt höher, das Spielmaterial, inbesondere die kleinen Katzenfiguren im Winkekatze-Stil, ist auf jeden Fall herzig, und auch das Thema, nämlich das Heranwachsen eines Katzenkindes, das die Welt erkundet, wurde gut umgesetzt. Da wundert es einen nicht, wenn wir auf Kirschblütenbäume klettern, mit Schmetterlingen spielen oder Käfer jagen.

Beim Thema merken wir dann auch direkt, welche Zielgruppe Kyoto No Neko anpeilt. Das Spiel ist klar als Familienspiel ausgelegt, die Spielregeln sind im Anfangsmodus auch entsprechend simpel. Da kommt wirklich jeder leicht ins Spiel, soforn die Grundregeln einmal verstanden wurden. Die Anleitung könnte da an manchen Stellen noch etwas besser sein, aber grundsätzlich ist das schon ein Spiel, das dem Motto „schnell erklärt und schnell gespielt“ folgt. Positiv: Durch die bereits integrierten Szenarien, die uns dann in weiteren Partien vor neue Aufgaben stellen, die auch neues Material ins Spiel bringen, ist bereits für Abwechslung gesorgt. Das weitere Material besteht dann aus neuen Karten, auch neuen Papp-Standees, die passende Illustrationen zeigen. Die Standees halten leider nicht mit der Qualität der Katzenfiguren mit, insbesondere die Fahrradfahrer zeigen da nicht die beste Standfähigkeit. Wer noch Plastikhalter übrig hat, sollte vielleicht besser diese verwenden, anstatt der beiligenden Pappaufsteller.

Spielerisch erinnert Kyoto No Neko dann an ein Genre, das eigentlich gar nicht zum Thema passt. Das, was wir im Spiel so machen, also die Umgebung erkunden, uns bewegen, Würfelproben absolvieren, uns auch gegenseitig attackieren, das kennen wir sonst vor allem aus Dungeon-Crawler-Spielen, in denen wir Monsterhorden gegenüberstehen. So sind die reinen Spielmechanismen also gar nicht so innovativ, sie wurden lediglich neu verpackt, das aber wiederum auf eine gelungene Art und Weise, wenn wir die Zielgruppe betrachten.

Grundsätzlich sollte man dabei allerdings Spiele mögen, die nicht immer absolut fair erscheinen, denn Kyoto No Neko hat einen hohen Glücksfaktor, allein schon, weil der Würfel immer mit über den Erfolg der Proben entscheidet. Der Würfel ist nicht manipulierbar, und selbst, wenn ich eine Fähigkeit aufs Maximum gesteigert habe, kann mir ein gewürfeltes X noch einen Strich durch die Rechnung machen, wenn ich eben Pech habe. Auch die zufällig verteilten Pfotenplättchen können schon mal eine Person bevorteilen, wenn bestimmte Plättchen, die gerade sehr gut zu den Missionen passen, in unmittelbarer Nähe zur Katze ausliegen, während andere Personen vielleicht doch erst größere Distanzen zurücklegen müssen, um zu einem bestimmten Plättchen zu gelangen.

Das Element, dass misslungene Würfelproben zur Steigerung der Fähigkeiten beitragen, ist eine schöne Idee. Das verhindert zum einen Frustmomente, zum anderen können gescheiterte Vorhaben so sogar zum taktischen Element werden. Vielleicht stelle ich mich anfangs also sogar absichtlich einer Probe, die ich offensichtlich verlieren werde, einfach um beispielsweise meine Beweglichkeit oder meine Freundschaftsfähigkeit dauerhaft zu erhöhen. Das ist dann aber auch immer eine Frage des Timings. Versage ich zu oft, werde ich zwar stärker, aber Kyoto No Neko ist halt auch als Wettrennen angelegt. Und wenn ich zu lange für das Einsammeln der Medaillen brauche, kommt mir die Konkurrenz zuvor.

Das Grundspiel ist für mich insgesamt sympathisch, 6 Kultpunkte, allerdings nimmt der Wiederspielreiz dann auch recht schnell ab. Eine große spielerische Herausforderung wartet da noch nicht auf uns. Nicht ganz unwichtig ist aber die Personenzahl: Zu zweit ist halt einfach weniger los auf dem Spielplan, und so ein Wettrennen wird umso spannender, je mehr Personen teilnehmen. Da die Spielzüge recht flott gehen, würde ich daher ruhig zur Vollbesetzung raten.

Mit den Szenarios erhöhe ich den Kultfaktor dann auf gute 7 Punkte - wie gesagt, immer unter der Voraussetzung, dass ihr mit so einem Dungeon-Crawler-artigen Spielkonzept etwas anfangen könnt. Ach ja, und den Pluspunkt hat sich Kyoto No Neko dann für mich persönlich sowieso schon allein durchs niedliche Katzen-Thema verdient. Das ist jetzt alles nicht die ganz große spielerische Revolution, aber es ist ein kurzweiliger Vertreter seines Genres, der sich mit seiner familiengerechten Umsetzung und der Variabilität auch gut als Einstieg für Kinder in komplexere Spiele dieser Art eignet.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/9toS1N_VYe0

KULTFAKTOR: 6-7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 17.11.2024

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Matagot
Weitere Fotos: Spielkultisten