REZENSION

KOMPROMAT

  • Genre: Karten
  • Jahr: 2020
  • Verlag: Helvetiq
  • Autoren: Rob Fisher, Adam Porter
  • Grafik: Felix Kindelan
  • Spieler: 2
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 3/10

Russisches Black Jack

 In diesem Duell der Spione versuchen beide Spieler über einen Black Jack-Mechanismus Missionen zu erfüllen und dabei unerkannt zu bleiben. Nach 6 Runden steht der Sieger fest - oder ein Spieler wird vorzeitig enttarnt ...

REGELN

Die 57 Karten beinhalten: 

  • zwei Zahlenkartensets (je 14 Karten) als Ausrüstungsstapel
  • 29 Karten als verdeckter Missionskartenstapel
  • 18 Abwehrmarker


Jeder Spieler nimmt sich ein Zahlenkarten-Set, mischt es verdeckt gut durch und lässt den Stapel vor sich verdeckt liegen. Vom ebenfalls gemischten Missionsstapel werden vier Karten gezogen und zwischen den Spielern als offene Reihe ausgelegt. Spionageabwehrkarten werden in der ersten Runde durch neue gezogene Karten ersetzt. Die Abwehrmarker bleiben vorerst im Vorrat erreichbar. Ziel ist es nun, die Karten in der Tischmitte für sich zu gewinnen. Es wird abwechselnd gespielt.


Wer dran ist, zieht die oberste Karte vom eigenen Zahlenstapel und betrachtet sie. Dann platziert der Spieler die Karte vor einer der vier ausliegenden Missionskarten. Die erste Karte, direkt an der Mission, wird offen ausgelegt. Der Spieler kann nun so viele Karten einzeln nachziehen, wie er möchte. Jedoch muss jede gezogene Karte eben an diese Mission angelegt werden. Diese Karten werden betrachtet und verdeckt gespielt. Der Spieler kann seinen Zug jederzeit beenden. Sollte der Spieler mit seinen Karten die Summe 21 überschreiten, muss er den Zug beenden, jedoch ohne dies für den Gegenspieler sichtbar zu zeigen.
 

Es folgt der zweite Spieler, so lange, bis alle vier Missionen beiderseitig mit Karten belegt wurden. Dann setzt eine Auswertung ein. Alle Karten werden beidseitig aufgedeckt. Die Spieler entscheiden sich bei 1/11-Karten für eine der beiden Zahlen 1 oder 11.


Wer seine Seite mit einer Zahlensumme von über 21 belastet hat, verliert die Mission automatisch und erhält einen Abwehrmarker.

Wer genau 21 getroffen hat, darf einen Abwehrmarker wieder in den Vorrat zurücklegen.

Ansonsten gewinnt der Spieler mit der höchsten Summe unter 21 die Missionskarte. Bei Gleichstand erhält der Spieler die Mission, der mehr Karten an seiner Seite platziert hat.


Nach dem Auswerten aller vier Missionen folgt eine neue Runde mit neuen Missionskarten. Es werden insgesamt maximal sechs Runden gespielt.

Es gibt unter den Missionskarten auch Abwehrkarten, Sammelkarten und Gegenstände. Sie können sowohl Siegpunkte als auch hilfreiche Aktionen ermöglichen: 

  • Abwehrmarker ablegen
  • Eine gegnerische Karte ablegen
  • Karten anschauen etc. 


Folgende Endsituationen können eintreten:

  • Ein Spieler hat neun oder mehr Abwehrmarker. Dieser Spieler verliert sofort.  ODER
  • Es wurden 6 Runden gespielt. Wer dann die meisten Siegpunkte hat, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • interessante Aufwertung des bekannten Black Jack-Spiels


CONTRA

  • das Spiel bleibt auch in der neuen Form sehr glückslastig

MEINUNG

Kompromat - auf russisch компромат. Das Wort gilt als kompromittierendes Geheim-Material über bekannte Persönlichkeiten. Im Zusammenhang mit dem Spiel sind die in der Mitte liegenden Akten dann für beide Spieler gleichermaßen interessant. Jeder will sie haben. Einige mehr, andere weniger. Allerdings hat man ja bekanntlich nicht immer alle Möglichkeiten, um das zu bekommen, was man so möchte. Da hilft nur eins: das Glück! Im Spiel werden Karten gezogen - die können gut passen oder eben nicht. Als Spion sollte man dann aber so tun, als ob man glücklich gezogen hat. Blufft man gut, kann man auf den Fehler des anderen hoffen und die Karte dann doch erhalten.

Wichtig ist die Zahl 21, die letztlich, wie beim im Regelwerk erwähnten Black Jack, die entscheidende Rolle spielt. In Kompromat legt man eine, eben vom eigenen Kartenstapel gezogene, Karte an eine beliebige Akte in der Tischmitte an. Jeder hat die gleichen Zahlen im Deck. Die erste Karte wird offen gespielt. Jede weitere gezogene Karte muss verdeckt angelegt werden. Es liegt am Spieler selbst, wie lange er weiterzieht. Push your Luck also, mit dem Ziel, so nah wie möglich an die 21 als Gesamtsumme heranzukommen: 9, 4, ... bei einer ausgespielten 1/11 entscheidet der Spieler, welche der beiden Zahlen gilt: 1 oder 11. Bei der eben genannten Kombi wäre die 11 für den Verlust der Akte verantwortlich, da die 21 überschritten würde. Also besser die 1. Dann aber wäre die Gesamtsumme erst 14 - also noch 7 bis 21. Da stellt sich dann die Frage: Riskiere ich es, eine weitere Karte zu ziehen? Karten zählen hilft in den letzten Zügen. Ansonsten bestimmt das Glück das Spiel und der Reiz des Risikos.

Die gewonnenen Akten bringen Siegpunkte und Sonderaktionen. Das bringt dann doch ein wenig mehr Taktik und etwas mehr Abwechslung ins sonst bekannte Spiel. So wurde aus dem reinen Glücksspiel ein durchaus neckischer Run um die meisten Siegpunkte.

Spannung? Klar, ist drin, denn ich muss immer neu entscheiden: Ziehe ich oder höre ich auf? Verlieren kann man immer und Spannung geht auch mit Spielspaß einher. In den Testgruppen kam das Spiel gerade jetzt in den Kleinst-Spielergruppen gut an. Mal eben für eine Runde zwischendurch oder als Einstiegsspiel in einen schönen Duell-Abend. Einzig ein wenig mehr Taktik wäre gewünscht bei einigen Spielern - mehr Kartenauswahl, gezielteres Ablegen und so. Das wäre sicher möglich, aber mal ehrlich, Black Jack ist ein Glücksspiel, und trotzdem (oder gerade deswegen) spielen es weltweit eine Menge Menschen. Warum wohl? Wegen des Reizes um den erhofften Sieg. Auch Kompromat ist an die 21 gebunden, was zum einen die einzige wirkliche Verbindung beider Spiele darstellt, zum anderen aber auch die Glücksabhängigkeit mit sich bringt. Das Design muss man mögen, allerdings spielt das im Spiel ja keine Rolle. 

Fazit: Kompromat ist eine durch Aktionen erweiterte, kurzweilige Black-Jack-Variante für rasche Duell-Runden zwischendurch.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

GABI

Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester

Eine Rezension vom 08.07.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Helvetiq
Weitere Fotos: Spielkultisten