REZENSION
KOMPLIZE GESUCHT!
- Genre: Partyspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Gmeiner
- Autor: Reiner Knizia
- Grafik: Lutz Eberle, Julia Franze
- Spieler: 3 bis 8
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 30 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 2/10
Mit Jauch und Goethe auf Beutezug
Ob Handy-Diebstahl, Omas Familienschmuck oder die Entführung einer Millionärsgattin - vor nichts schrecken unsere Prominenten zurück. Doch wem trauen wir ein Verbrechen dieser Größenordnung zu, wer ist gänzlich ungeeignet? In diesem Partyspiel finden wir das heraus.
REGELN
Mischt die Coup- und die Promi-Karten. Zählt eine vorher festgelegte Anzahl an Coups ab, teilt jedem Spieler vier Promi-Karten zu, die er vor den Blicken seiner Mitspieler schützt. Deckt nun die oberste Coup-Karte auf. Jeder Spieler entscheidet sich nun für einen Promi, der seiner Meinung nach gut zu der Frage passt, z.B. „Wen würdest du auswählen, um deine Steuererklärung zu optimieren?“, „... dich als Anwalt zu vertreten?“, „... eine Falschgelddruckerei zu betreiben?“ etc. Die Promi-Karten werden verdeckt in die Tischmitte gelegt.
Dann mischt der Startspieler alle gespielten Karten, deckt sie auf und entscheidet sich nun als erster Spieler für einen Promi, der seiner Meinung nach nicht geeignet ist für die auf der Coup-Karte vorgegebene Situation. Wichtig: Beim Aussortieren muss immer eine passende Begründung abgegeben werden! Der Spieler, der den aussortierten Promi gelegt hatte, ist nun als nächster an der Reihe. Das Aussortieren setzt sich fort, bis nur noch eine Karte übrig bleibt. Der Spieler, der diese Karte gelegt hat, erhält die Coup-Karte als Belohnung.
Wer nach der zuvor festgelegten Anzahl an Runden die meisten Coup-Karten sammeln konnte, gewinnt.
In einer Variante kann das Spiel auch umgekehrt gespielt werden. Dann wird immer ein Promi offen ausgelegt und die Spieler müssen sich für die bestmögliche Coup-Karte entscheiden, die zu diesem Promi passt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- kann unterhaltsame Diskussionen auslösen
- ausreichend viele Karten vorhanden
CONTRA
- lebt einzig von der Spielgruppe
- oftmals ist keine vernünftige Entscheidung möglich
MEINUNG
Ein Verbrechen begehen? Ja, im Spiel ist das erlaubt. Alleine verlässt uns jedoch der Mut. Also wird ein Komplize gesucht, und da geben wir uns nicht mit dem erstbesten Nachbarn oder Arbeitskollegen zufrieden ... nein, ein Promi soll es sein!
Das Spiel enthält eine ordentliche Anzahl an Promi-Karten, leider ohne Foto, nur mit Namen und kleinem Hinweis auf die berufliche Tätigkeit und das Geburtsjahr / ggf. auch Todesjahr. Insgesamt 110 Promis aus den verschiedensten Bereichen sind im Spiel vertreten, von der historischen Persönlichkeit bis zum YouTube-Star. 110 verschiedene Coups sorgen ebenso für ausreichend Abwechslung. Sollte man zumindest meinen ...
Das Spiel klingt nett. Promis Verbrechen anzudichten, kann in der richtigen Spielgruppe tatsächlich witzig sein. Ja, die Spielgruppe ist dann aber auch der entscheidende Faktor, ob dieses Spiel wirklich Spaß macht. Wer in der Promi-Welt nicht zuhause ist und ungern diskutiert, der wird wohl eher nach einem Komplizen suchen, der ihm dieses Spiel vom Tisch stiehlt ... Durchaus kurzweilig können einzelnen Runden werden, wenn alle Mitspielenden Spaß daran haben, abstruse Begründungen fürs Ablehnen einer Promi-Verbrechens-Kooperation zu finden. Liegen da einigermaßen passende Karten aus, kann sich sogar ein klarer Favorit unter den Verbrechern herauskristallisieren.
Doch leider ist das oftmals nur in der Theorie der Fall. Das Spiel hakt an verschiedenen Stellen. Die Idee an sich ist jetzt nicht allzu neu. Solche Zuordnungsspiele gibt es bereits viele, und da gab es auch schon einige amüsante Vertreter (Wie ich die Welt sehe, Bäm etc.). Komplize gesucht! möchte sich da allein von der Spielweise schon etwas absetzen, was aber leider eher in die Hose geht. Dadurch, dass die Spieler reihum weniger gut passende Karten aussortieren, geht es für jeden einzelnen Spieler eigentlich nur darum, die eigene Karte im Spiel zu halten, also einfach eine vom Gegenspieler gelegte Karte zu eliminieren, egal, wie gut der Name darauf tatsächlich zum Coup passte. Da kann dann auch schnell der eigentlich klare Favorit aussortiert werden ...
Auch ist die Beschränkung des Themas auf Verbrechen kein glücklicher Schachzug gewesen. Letztlich ähneln sich viele Verbrechen, und eine Entscheidung, welcher Promi nun am besten dafür geeignet ist, um z.B. Geld ins Ausland zu schaffen oder die Steuererklärung zu manipulieren, ist in doppelter Hinsicht schwer. Ja, natürlich würde ich mein Fluchtauto am liebsten von Sebastian Vettel fahren lassen. Wenn da dann aber Goethe und Napoleon zur Auswahl stehen, wird es mit der Begründung schon schwierig. Überhaupt wird man nach wenigen Runden merken, dass es Promis gibt, denen man alles Negative zutrauen würde, während andere geradezu einen Heiligenschein über sich tragen. Und dann gibt es auch einfach oft belanglose Entscheidungen, die dann zum reinen Glücksspiel werden, was die Punkte angeht. Wen soll ich Falschgeld drucken lassen - Anke Engelke oder Sonja Zietlow? Beim besten Willen fällt mir da jetzt keine spontane, lustige Begründung ein, die dem Spielspaß dienen könnte oder die gar logisch nachvollziehbar wäre.
Und so verkommt eine Idee, die auf dem Papier ja spaßig klingt, in vielen Spielrunden zu einer eher zähen Angelegenheit, in der niemand so richtig weiß, was er überhaupt sagen soll. Wie gesagt: Kurzfristig kann das Spiel zumindest Spieler unterhalten, die kommunikativ und kreativ veranlagt sind, was witzige Stories angeht, und die in der Promi-Welt zuhause sind. Die Gruppe sollte zudem nicht zu klein sein. Ansonsten ist mir „Komplize gesucht“ aber leider zu monothematisch geraten - ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen, und da wird einem Dieter Bohlen nun einfach stets mehr zugetraut als einem Günther Jauch. So ist das Spiel in meinen Testrunden fast immer nach sehr kurzer Zeit durchgefallen. Mich selber konnte es auch nicht begeistern; die Suche nach immer neuen witzigen Begründungen wurde aufgrund des eingeschränkten Settings auch für mich schnell zur eher nervigen Herausforderung. Schade - denn eigentlich mag ich Spiele dieser Art (eben z.B. „Wie ich die Welt sehe“) gern. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist "Komplize gesucht!" zwar nett gedacht, in der Umsetzung dann aber kein großer Coup, sodass ich leider nur eine unterdurchschnittliche Wertung abgeben kann. Da gibt es einfach bessere, variationsreichere Vertreter in diesem Genre.
KULTFAKTOR: 4/10
Spielidee: 5/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 4/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 01.07.2021
Bildnachweis:
Coverfoto: Gmeiner
Weitere Fotos: Spielkultisten