REZENSION
KIPP MIR SAURES
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Zoch
- Autor: Emmanuel Albisser
- Grafik: Folko Streese
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 45 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Die Nasch-Fabrik
Ob Süßigkeiten ungesund sind, interessiert bei diesem witzigen Familienspiel nicht, schließlich sind wir mit der Produktion beauftragt. Darum füllen wir die Röhren der Maschine mit farbigen Würfeln, um sie zum Kippen zu bringen. So lassen sich dann Aroma, Form und Verpackung kombinieren.
REGELN
Der Aufbau des Materials sollte bereits vor dem Spiel erfolgen, da ein Kleben teilweise anzuraten ist. Zum Aufbau gehören: das Zusammenfügen der drei Röhren und die Aufstellung der Kippvorrichtung. Das restliche Material ist rasch sortiert. Es gibt für jeden teilnehmenden Spieler ein Würfelset aus je drei verschieden großen Würfeln in drei Farben, also insgesamt 9 Würfel. Es gibt drei unterschiedliche Kartenarten: Besteller-Urkunden für die meisten einer Farbe (rot, gelb oder grün) und Urkunden für die buntesten Mischungen. Dann gibt es noch die Auftragskarten (Formkarten). Zuletzt gibt es noch die Materialwürfel in rot, gelb und blau.
Die Urkunden aller Art werden bereit gelegt. Die erste Auftragskarten-Auslage besteht aus 8 offenen Karten. Die restlichen Auftragskarten bleiben als verdeckter gemischter Nachziehstapel neben der Auslage liegen.
Wer an der Reihe ist, legt einen beliebigen eigenen Würfel in eine der drei Röhren, die beim Hineinfallen des Würfels fixiert und dann losgelassen wird. Dann entscheidet das Spiel selbst, wie es weitergeht:
- Die Röhre kippt nicht: Dann geht das Spiel beim nächsten Spieler weiter, der einen Würfel in eine Röhre steckt.
- Die Röhre kippt: Der Spieler, der das Kippen ausgelöst hat, darf sich nun als erster einen Würfel aus dem Purzelfach nehmen. Dann dürfen alle anderen Spieler reihum einen Würfel nehmen, solange der Vorrat im Purzelfach ausreicht.
Mit dem Nehmen der Würfel lösen die Spieler nun eine Aktion aus, die von der Röhrenfarbe abhängig ist.
- Kupfer = Aromaröhre: Der Spieler nimmt die Augenzahl des gewählten Würfels als Materialwürfel, also bei einer 5 entsprechend fünf Materialwürfel. Diese müssen in der Farbe des Würfels aus dem Vorrat genommen werden. Maximal darf ein Spieler 10 Materialwürfel besitzen.
- Silber = Formröhre: Der Spieler nimmt eine einfarbige Karte aus der Auslage, die mit der Farbe des gewählten Würfels übereinstimmt. Bei einer Farbkarte ist die Würfelzahl egal. Die bunt gemischten Auftragskarten hingegen können nur genommen werden, wenn die Würfelzahl mit der Zahl auf der Karte übereinstimmt. Eine 6 gilt dabei als Joker. Die genommene Karte wird vor dem Spieler offen abgelegt.
- Gold = Packröhre: Der genommene Würfel wird auf eine Formkarte im eigenen Bereich platziert. Hier muss die Farbe des Würfels mit der Farbe der Karte übereinstimmen. Die Zahl auf der Karte zeigt die Anzahl und Farbe der benötigten Materialwürfel, die der Spieler in den Vorrat zurücklegen muss. Der genommene Würfel wird mit der Karte neben die eigene Auslage platziert. Die bunten Karten werden mit unterschiedlichen Farben „angerührt“.
Sobald der letzte Würfel aus dem Purzelbereich verteilt wurde, beginnt der nächste Spieler seinen Zug mit dem Einstecken eines Würfels in eine beliebige Röhre.
Wenn ein Spieler seine fünfte Formkarte vollendet hat, endet das Spiel. Alle dürfen noch das Purzelfach zu Ende entleeren, danach folgt die Wertung. Es gewinnt der Spieler, der auf seinen Form- und den Bonuskarten die meisten Siegpunkte erringen konnte.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- kurzweiliger Ablauf
- ein echter Hingucker
- Kipp-Mechanik funktioniert gut
CONTRA
- Thema wirkt aufgesetzt und lediglich an die Mechanik angepasst
MEINUNG
Die Gestaltung von Kipp mir Saures ist schon mal ansprechend und lustig. Der Aufbau des Kipp-Apparates mit seinen drei Röhren beeindruckt ebenso wie das fertige Gebilde. Alle drei Röhren sind austariert und richten ihre Öffnung nach oben. Wurden genug Würfel eingefüllt, kippt die Röhre. Sie lässt dann die Würfel in die Purzelschale fallen. Damit ist der witzigste Teil des Spieles bereits erklärt. Der Rest ist ein bisschen Nachdenken und geschicktes Sammeln.
Jede der Röhren steht für einen bestimmten Naschwerk-Herstellungsbereich: Material sammeln, Auftrag sichern, Auftrag erfüllen. Je nach gewählter Röhre werden die unterschiedlichen Aktionen möglicherweise ausgelöst. Ein wenig Glück spielt mit, so scheint es. Der in der Anleitung gegebene Hinweis, die Maschine partiell zu verkleben, um ihr mehr Stabilität zu geben, macht Sinn und muss empfohlen werden.
Das Spielthema wirkt dabei eher aufgesetzt, eher an die Mechanik angepasst, was dem Spielspaß jedoch keinen Abbruch tut. Gerade Kinder lassen sich von den Kippröhren rasch begeistern und dank der wenigen Regeln auch gern zu Folgerunden animieren. Das tatsächliche Erkennen der Zusammenhänge dauert allerdings oft ein wenig, sodass der Alterseinstieg zwar früher geschehen kann, der Einfluss aber erst nach und nach verstanden wird.
Die Kinder in unseren Runden hatten viel Spaß im Spiel mit ihren Familien Es ist vor allem die Faszination für das Material, die das Spiel trägt. Die bunten Würfel in verschiedenen Größen, die kleinen Materialwürfel, das generell bunt-liebevolle Design, alles passt gut zu einem Familienspiel. Den Sieg dabei nicht an die Kartenzahl, sondern an die Punkte zu koppeln, schafft ein wenig Gerechtigkeit für schwächere Spieler.
Fazit: Kipp mir Saures ist ein schönes Familienspiel mit einfachen Regeln, ausreichender Spieltiefe und einer bestechend coolen Spielmechanik. Das Spiel wurde als „Spiele-Hit für Familien“ mit dem Österreichischen Spielepreis des Jahres 2022 ausgezeichnet.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 06.09.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Zoch Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten