REZENSION
KINGSBRIDGE - DAS SPIEL
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: KOSMOS
- Autor: Wolfgang Kramer
- Illustration: Michael Menzel
- Spieler: 1 bis 5
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 20 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Kein Mut zur Lücke
Wir reisen ins englische Mittelalter. Nach dem Überfall durch die Wikinger entstand dort die Stadt Kingsbridge, bekannt aus dem Beststeller-Roman Die Säulen der Erde von Ken Follett. Dieses neue Kartenspiel basiert ebenfalls auf einer gleichnamigen Roman-Vorlage des Autors.
REGELN
Im Spiel enthalten sind 104 Zahlenkarten, 6 Reihenkarten und 10 Charakterkarten.
Zuerst werden die Reihenkarten ausgelegt. Sie bilden die Reihen-Anfänge, an der die Zahlenkarten im Spielverlauf angelegt werden. In der ersten Runde sollte noch ohne Charaktere gespielt werden, jedoch ermöglicht das schnelle Verständnis des Spiels das rasche Einfügen der Personen in nachfolgenden Runden.
Die Zahlenkarten (mehrmalige Zahlenreihen von 1-13) werden alle gut durchgemischt. Von dem entstandenen Stapel werden zunächst sechs Karten gezogen und als Startkarten an die Reihenkarten angelegt. Alle anderen Karten werden gleichmäßig an die Spieler verteilt. Sie bleiben vor den Spielern als verdeckte Stapel liegen. Jeder Spieler zieht sechs Zahlenkarten auf die Hand.
Das Spiel beginnt beim Kartengeber. Er darf nun so viele seiner Handkarten anlegen, wie er kann. Dabei gilt:
- Es wird immer am Ende einer Reihe angelegt.
- Es muss immer aufsteigend gelegt werden.
- Es dürfen keine Lücken gelassen werden, also 3, 4, 5, 6…
- An welche Reihe angelegt wird, entscheidet der aktive Spieler selbst.
- Als komplette Reihe gilt eine Zahlenreihe von 1 bis 13. Sobald die letzte Karte angelegt wurde, wird die Reihe entfernt und aus dem Spiel genommen. Die Reihenkarte ist nun leer und kann mit einer beliebigen Zahlenkarte aus der Hand neu belegt werden.
- Kartenreihen dürfen im eigenen Zug beliebig umgebaut werden. Dafür dürfen auch Teile einer Reihe verändert werden.
Der Zug endet, sobald der Spieler keine weitere Handkarte ausspielen kann. Es wird wieder auf sechs Handkarten aufgezogen. Der nächste Spieler folgt.
Kommt ein Spieler in die Situation, dass er keine Handkarte ausspielen möchte oder kann, darf er statt des Ausspielens einer Karte beliebig viele Karten tauschen. Dazu legt er die gewählten Karten unter seinen eigenen Nachziehstapel und zieht auf sechs Handkarten auf. Sein Zug endet hier.
Es gewinnt der Spieler, der zuerst alle Karten vom eigenen Kartenstapel und der eigenen Hand an die Reihen anlegen konnte.
Für ein vollständiges Spiel werden nun die Personenkarten genutzt. Mit ihnen kann die eine oder andere Regel im eigenen Zug außer Kraft gesetzt werden. Die Personenkarten werden gemischt und gleichmäßig unter allen Spielern aufgeteilt. Die Karten werden als separate Stapel verdeckt vor den Spielern platziert. Die oberste Karte wird aufgedeckt. Überzählige Karten werden entfernt. Im eigenen Zug darf ein Spieler zu jeder Zeit seine offen ausliegende Karte einsetzen, um die eigenen Möglichkeiten zu verbessern. Sobald die Karte eingesetzt wurde, wird sie an den nächsten Spieler reihum weitergegeben, der sie verdeckt unter seinen Stapel schiebt.
Es gibt 20 unterschiedliche Personen, mit ebenso unterschiedlichen Aktionen. Zu denen gehört das Anlegen am Reihenanfang, das Überspringen von Zahlen, das Entfernen von Karten, das Durchsuchen des Ablagestapels usw.
Dazu gibt es einen Solospiel-Modus, der sich wie eine Solitär-Variante spielt und einem Punktesystem folgt.
Auch einen kooperativen Modus gibt es, bei dem die Spieler gemeinsam alle Karten anlegen müssen, ohne dass Karten übrigbleiben.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfache Regeln
- funktioniert generationsübergreifend
- schöne Illustrationen
CONTRA
- geringe Spieletiefe im Vergleich zu den Vorgängern
- Thema wirkt aufgesetzt
MEINUNG
Ken Folletts viertes Buch zu den Säulen der Erde erschien 2020. Wen wundert es also, dass bei den erfolgreichen Spielen zu den vorherigen Bänden nun auch zum vierten Buch, eben Kingsbridge, ein Spiel erscheint. Dieses Mal ist es ein einfaches Spiel, ohne Schnörkel und ohne großes Regelwerk, basierend auf einer Erinnerung an Solitär und Räuber-Rommé.
Nein, viel Spieltiefe besitzt das Spiel nicht, gilt es doch lediglich, die eigenen Handkarten nach und nach zahlenmäßig aufsteigend in die Tischmitte zu spielen. Die fühlbare Nähe zu den genannten Spielen erleichtert den Einstieg und macht das Spiel extrem einsteigerfreundlich. Auch für eine flotte Absacker-Runde ist das Spielchen gut zu gebrauchen, zumindest, wenn einem das Glück ein wenig hold ist und man seine Chancen nicht gerade übersieht, zur Freude der anderen, versteht sich. Sechs Handkarten, sechs mittige Kartenreihen, man hat fast immer die Chance, wenigstens eine Karte abzulegen. Im allerschlimmsten Fall kann man tauschen. Der Haken bei der Sache: Bei allzu leichten Spielen kommt auch rasch Frust beim Verlieren auf. Das Glück spielt halt auch mit.
Das Material ist optisch ansprechend. Das Thema ist jedoch komplett aufgesetzt. Man hat ein wenig das Gefühl, dass es mit seinen kurzen Hinweisen auf das Buch eher Lust auf den nächsten Roman der Mittelalter-Reihe machen soll. Aber der Mechanismus macht, trotz des geringen Anspruchs, eben nebenbei Spaß und ist super dazu geeignet, Wenigspielern Lust aufs Spiel zu machen. Die Meinungen meiner Mitspieler bewegten sich von „wenig Anspruch, aber mit Spielspaß“ bis hinab zu „zu wenig Anspruch, eher nicht ...“. Ein neues Die Säulen der Erde oder Die Tore der Welt (beides "große" Strategiespiele) ist das Spiel definitiv nicht.
Fazit: Kingsbridge – das Spiel ist wenig innovativ, macht aber als schnelles und einfaches Kartenspiel für die ganze Familie zwischendurch Spaß und lädt, dank der Kürze seiner Runden, generationsübergreifend vor allem auch Wenigspieler zum Ausprobieren ein. Nebenbei bringt es den Spielern dabei Ken Folletts Roman-Story näher.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6-7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 26.11.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten