REZENSION

JUICY FRUITS

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Deep Print Games / Pegasus Spiele
  • Autor: Christian Stöhr
  • Grafik: Annika Heller
  • Spieler: 1 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 - 50 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 8/10

Ich lieb' mein Obst, ich schieb' mein Obst!

Als Besitzer einer kleinen Südsee-Insel (ja, da sage doch mal jemand, mit Brettspielen könne man nicht reich werden ...) ernten wir nur die süßesten Früchte. Mit ihnen erfüllen wir dann die Nachfrage der anlegenden Schiffe, siedeln Gewerbe auf freien Grundstücken an und beliefern, wenn wir möchten, auch noch die Saftfabrik.

REGELN

Jeder Spieler erhält ein Inseltableau und belegte die fünf Seen-Felder mit jeweils einem Ernteplättchen - in zufälliger Anordnung. Die Ernteplättchen zeigen die fünf im Spiel vorhandenen Fruchtsorten: Orange, Banane, Limette, Granatapfel und - weniger bekannt - Mangostan. Die Schiff-Plättchen werden nach Farben sortiert und dann in zwei Beutel gegeben. Aus jedem Beutel zieht jeder Spieler sechs Plättchen und legt sie auf die freien Felder am Strand. Jedes dieser Plättchen zeigt dann eine bestimmte Obst-Nachfrage, die beim Erfüllen des Auftrages Punkte bringt. Außerdem wird der Gewerbeplan mit Plättchen bestückt. Dabei richtet sich die Anzahl der ausliegenden Gewerbe nach der Spielerzahl.

Wer an der Reihe ist, verschiebt in Phase 1 zunächst ein braunes (Ernte-)Plättchen auf seinem Tableau - so weit wie er kann und möchte. Dafür gibt es dann pro Bewegungsfeld eine Frucht der auf dem Plättchen abgebildeten Sorte. Ziehe ich das Bananen-Plättchen also zwei Felder weit, erhalte ich zwei Bananen.

In Phase 2 des Spielzuges darf der Spieler dann entweder eines seiner Schiffe mit der geforderten Frucht-Kombination beliefern, das Plättchen entfernen und die Punkte erhalten (was den Vorteil hat, dass die Fläche auf der Insel größer wird und fortan mehr Ernte eingefahren werden kann, da die Wege zum Verschieben länger werden), oder er erfüllt, falls er kann, die Frucht-Vorgabe einer der fünf Reihen auf dem Gewerbeplan. Auch dafür gibt es Punkte und zudem ein Gewerbeplättchen, dass sich der Spieler aus der belieferten Reihe aussucht: 

  • Grüne Gewerbeplättchen bringen Siegpunkte während des Spiels oder bei bestimmten Voraussetzungen am Spielende, z.T. liefern sie auch noch größere Ortsplättchen, die auf freien Feldern der eigenen Insel untergebracht werden müssen. Die Krux: Diese Plättchen bauen die Insel wieder zu. Sie können nicht mehr verschoben werden und stellen zudem Hindernisse dar.
  • Braune Gewerbeplättchen hingegen teilen sich auf in verbesserte Ernteplättchen (zwei Früchte zur Auswahl, eine Bonusfrucht beim Kauf des Plättchens und beim Verschieben) und in Eiswagen. Auch Eiswagen können in Phase 1 über die Insel geschoben werden, pro Feld darf der Spieler dann ein Eis in der Eiswagen-Farbe herstellen. Jeder Eiswagen verlangt da wieder eine eigene Früchte-Kombo. Auch können zwei gleiche Früchte gezahlt werden, um einen Milchshake herzustellen. Eis und Milchshakes liefern natürlich wieder Punkte.


Mit jedem Kauf eines Gewerbeplättchens (bzw. beim kompletten Ausverkauf einer Eissorte) wird ein Gewerbeschein ausgestellt. Der Gewerbeschein-Tracker startet - je nach Spielerzahl - bei einer bestimmten Zahl und wird dann fortlaufend nach unten versetzt. Kommt er beim X an, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt. Nun erhalten die Spieler noch einmal Punkte, sollten sie Spielende-Plättchen auf ihrer Insel verbaut haben. Der Spieler mit dem meisten Gesamtpunkten gewinnt.
 

Variante "Saftfabrik": Nun wird das Punktetableau auf die Rückseite gedreht. Jeder startet mit zwei eigenen Markern auf einem Feld des ersten Tanks der Saftfabrik. Zum Abschluss jedes Spielzuges, als Phase 3, können nun Früchte bezahlt werden, um einen oder beide eigene Marker je ein Feld entlang der Pfeile nach vorn zu ziehen. Gelangt ein Marker auf ein Punktefeld, erhält der Spieler die dort angegebenen Punkte. Da die Punktezahl höher wird, je weiter man sich in der Fabrik vorarbeitet, bzw. von Mitspielern besetzte Felder eh tabu sind, kann es sich mitunter lohnen, beide Marker als Stapel zu ziehen. Dann muss man die Bewegungskosten nur einmal zahlen, erhält aber ggf. vorhandene Punkte ebenfalls nur einfach. Am Ende der Saftfabrik werden dann auch nochmal Gewerbescheine ausgestellt, und wer den Limonadenstand als Gewerbe kauft, erhält zusätzliche Punkte für die beiden Marker am Spielende.


Das Spiel bietet zudem eine Solo-Variante, die noch einmal ganz eigene Spielregeln einführt. Gespielt wird dann mit der Rückseite der Inseltableaus - vier verschiedene Solo-Tafeln liegen dem Spiel bei.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Ressourcengenerierung per Schiebepuzzle
  • mehrere Möglichkeiten, Punkte zu machen
  • Wettrennen mit Balance-Element - erst frei räumen, dann wieder bebauen
  • schönes Material


CONTRA

  • auf Dauer sind die Partien meist ähnlich
  • zu zweit weniger Auswahl als zu viert

MEINUNG

Juicy Fruits erweckt schon beim Anblick des Covers ein echtes „Summer-Feeling“, ja, es scheint, als könne man die leckeren Früchte bereits riechen. Diese Früchte liegen dann als große Holzfrüchte in der Schachtel. Das hat auf den ersten Blick etwas von Kaufmannsladen, aber ein Kinderspiel ist Juicy Fruits nicht, es ist definitiv ein Familienspiel mit gleich mehreren schönen Elementen, wenngleich der Ansatz, Ressourcen in Siegpunkte zu tauschen, ja durchaus klassisch erscheint.


Was als erstes hervorsticht, ist die Art und Weise, wie man in diesem Spiel Ressourcen generiert. Da kommt nämlich ein trickreicher Schiebe-Mechanismus zum Einsatz. Während man zu Beginn der Partie noch recht eingeschränkt ist, aber trotzdem schon bestimmte Fruchtsorten pushen kann, so kommt fortlaufend mehr Freiheit ins Spiel, wenn die ersten Schiffsaufträge erfüllt werden: mehr Platz = größere Ernte.

Trickreich ist dann auch die Balance zwischen den möglichen Optionen, an Punkte zu gelangen. Setze ich mit meinen Standard-Plättchen nur darauf, Schiffe zu beliefern, werde ich vermutlich abgehängt, denn die Gewerbeplättchen liefern einfach stärkere Aktionen und mehr Punkte. Doch mit jedem neuen Gewerbe verkleinere ich natürlich wieder meine Inselfläche. Also ist hier Timing gefragt, wann ich es mir erlauben kann, große Ortsplättchen zu verbauen.

Die Gewerbeplättchen triggern zudem das Spielende. Je mehr Gewerbe gekauft wird, umso schneller ist das Spiel vorbei. Wie weit man im Spiel kommt, hängt also auch von der Spielweise der Spieler ab. Definitiv ist Juicy Fruits daher ein Wettrennen. Man sollte die Mitspieler nie außer Acht lassen, um nicht abgehängt zu werden.


Mitspieler ... tja, wie viele benötige ich da? Zu zweit ist die Downtime natürlich gering. Trotzdem würde ich das Spiel eher zu dritt oder viert spielen, da ich dann mehr Auswahl an Gewerbeplättchen habe. Im Spiel zu zweit kann das Glück darüber entscheiden, ob z.B überhaupt ein Eiswagen im Spiel ist. Das finde ich dann etwas schade, wenn mir eine Spieloption verwehrt bleibt, weil das Plättchen nicht gezogen wird.

Wer etwas Spielerfahrung besitzt, kann direkt die Saftfabrik mit ins Spiel nehmen. Das ist nochmal eine zusätzliche Möglichkeit, an Punkte zu gelangen. Der Fortschritt dort ist dann auch wieder taktisch geprägt, und hier kommt dann auch noch mehr Interaktion ins Spiel, denn ich kann Felder absichtlich blockieren. Das Standardspiel ist, bis auf das Wegschnappen von Gewerbe und Eis, eher solitär geprägt. Das ist für mich jetzt aber kein Kritikpunkt.

Auch wenn ich mit den zufälligen Gewerbeplättchen immer eine gewisse Varianz im Spiel habe, so ist das Spielerlebnis auf Dauer in jeder Partie schon recht ähnlich. Von daher ist  

Juicy Fruits jetzt kein Spiel, das ich täglich spielen muss, aber wenn es auf dem Tisch landet, ist es auf jeden Fall kurzweilig und eben auch taktisch, ohne dass es sich in großen Regelorgien verliert. Ein gelungenes Familienspiel also, dem ich gute 7 Kultpunkte attestiere - sogar mit persönlicher Tendenz zur 8, wenn mit der Saftfabrik und mit mehr als 2 Spielern gespielt wird, wobei es rein technisch mit jeder Spielerzahl gut funktioniert. Lobenswert ist übrigens an dieser Stelle auch der komplett eigenständige Solo-Modus.


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/lzh8LCw_Ni0 

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7-8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 18.07.2021

Bildnachweis:
Coverfoto: Deep Print Games / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten