REZENSION

ISTANBUL: CHOOSE & WRITE 

  • Genre: Taktikspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor: Rüdiger Dorn
  • Grafik: Andreas Resch
  • Spieler: 1 bis 5
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 bis 45 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 8/10

Kreuz und quer über den Basar

Wir sind zurück in Istanbul, um auf dem Basar Geld und Waren zu sammeln, die wir schließlich in Rubine eintauschen. Auch die nagelneue Choose-and-Write-Variante des bekannten Brettspiels ist dabei wieder als Wettrennen angelegt.

REGELN

Mischt die verschiedenen Karten-Arten und bildet daraus verdeckte Stapel. Deckt eine Karawanen- und zwei Ortskarten auf. Jeder erhält zudem eine Ortskarte auf die Hand, außerdem einen Spielzettel, der auf die zur Spielerzahl passende Seite gedreht wird. Je nach Spielerzahl müssen noch einzelne Aktionssymbole durchgestrichen werden. Auf den Zetteln finden wir diverse Aktionsorte sowie Markierungsfelder für Waren, Geld und Bonusaktionen. Wann immer man etwas im Spiel erhält, wird so ein Feld mit einem Punkt markiert. Wann immer man etwas im Spiel verbracht, wird ein vorher markierter Punkt durchgestrichen.

Legt außerdem die beiden Sultanspalast-Karten nebeneinander und über die Slots A bis D jeweils eine zufällige Rubin-Karte. Diese Karten sind als Aufträge zu verstehen.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, muss eine Karte in die Mitte spielen - entweder eine der beiden offen ausliegenden Ortskarten oder die Handkarte. Die Karte zeigt nun einen Ort des Basars mit Nummer. Der aktive Spieler darf die Aktion des Ortes auf seinem Spielzettel ausführen oder aber die Aktion eines waagrecht oder senkrecht angrenzenden Ortes (Ausnahme: Die Katakomben). Auch die passiven Spieler dürfen die gewählte Karte entsprechend nutzen, müssen dabei allerdings ein noch freies Aktionssymbol des gewählten Ortes abstreichen, oder, falls nicht (mehr) vorhanden, eine Bonusaktion (sofern vorhanden) ausgeben. Wer das nicht möchte, erhält stattdessen eine neue Bonusaktion für spätere Spielzüge.

Über die Orte werden Waren in vier verschiedenen Farben gesammelt, es wird Geld generiert, Verbesserungen werden freigeschaltet, die künftig mehr Erträge liefern. Auch gibt es Felder, die einem Karten bescheren. Eine Gildenkarte wird auf die Hand genommen und kann, statt einer Ortskarte, im aktiven Zug ausgespielt werden. So eine Gildenkarte gilt dann nur für den aktiven Spieler, allerdings muss sie beim Ausspielen mit Geld bezahlt werden. Dann gibt es Warenkarten, deren aufgedruckten Waren jederzeit eingesetzt werden können, und es gibt die Aktion der Karawanenkarte, die nach dem Ausführen gegen eine neue Karte ausgetauscht wird.

Am interessantesten sind jedoch die Orte, die Rubine liefern - gegen Geld oder gegen die Abgabe von Waren im Sultanspalast. Ein erfüllter Auftrag im Palast wird anschließend um eine weitere Ware erhöht, sodass es zunehmend schwieriger wird, darüber an Rubine zu gelangen. Rubine gibt es auch beim Füllen sämtlicher Felder einer der beiden Münz-Depots sowie beim Erreichen von einer mit einem Rubin gekennzeichneten Zeile aller Warenarten. Auch manche Karten können Rubine liefern.

Die Katakomben sind von einer Mauer umgeben und können nicht durch benachbarte Felder angesteuert werden. Dafür kopieren sie eine beliebige Orts-Aktion.

Am Ende des Zuges zieht der aktive Spieler ggf. eine neue Ortskarte auf die Hand (aus der offenen Auslage oder vom Stapel), sofern er zuvor eine Karte von der Hand gespielt hat. Auf jeden Fall wird die offene Auslage aber immer auf zwei Ortskarten ergänzt.

Das Spiel endet, wenn keine Ortskarte mehr nachgezogen / ausgelegt werden kann. Alternativ endet das Spiel nach der Runde, in der ein Spieler seinen zehnten Rubin gesammelt hat. Die Runde wird dann noch beendet, und wer nun die meisten Rubine auf seinem Blatt markieren konnte, gewinnt. Bei einem Gleichstand gewinnt, wer noch mehr markierte, aber nicht eingesetzte Kreis-Markierungen sowie ggf. Waren auf Warenkarten übrig hat.

Das Spiel bietet auch einen Solo-Modus, der im Rahmen dieser Rezension jedoch nicht getestet wurde.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • gelungene Umsetzung des Brettspiels
  • viele Aktionsfreiräume
  • Wettrennen-Charakter
  • auch in passiven Spielzügen gibt es etwas zu tun


CONTRA 

  • manche Kartenarten werden nicht zwingend benötigt

MEINUNG

Da sind wir also wieder auf dem Basar von Istanbul. Nachdem das große Ursprungsspiel ja im Jahr 2014 die begehrte Auszeichnung „Kennerspiel des Jahres“ erhielt, folgte später eine Würfel-Version des Spiels, die zwar auch die Jagd nach den Rubinen in den Vordergrund stellte, sich allerdings von den so charakteristischen Orten entfernte. Die vorliegende Choose & Write-Version (Flip & Write mit mehr Optionen) orientiert sich wieder enger am Original.

Um angrenzende Orte des Basars anzusteuern, sind es diesmal keine Spielfiguren, die gezogen, sondern Karten, die ausgespielt werden. Wer da anfangs denkt, dass man dann ja doch eher vom Spiel gespielt wird, der irrt, denn die ausgespielte Karte gibt nicht zwingend den Ort vor, dessen Aktion ich nutze. Ich kann vom gewählten Ort aus auch einfach ein benachbartes Feld aktivieren, sodass ich immer viele Möglichkeiten habe, etwas zu tun.

Schön ist die Tatsache, dass auch die passiven Spieler stets in den Spielzug des aktiven Spielers integriert sind. Haben sie noch ein zum Ort passendes Aktionssymbol, können sie die gewählte Aktion dann auch im Spielzug eines anderen Spielers durchführen. Nun sind diese Symbole zwar begrenzt, aber auch da wurde einem noch eine weit geöffnete Hintertür offen gelassen. So ist es mehr eine Frage des Timings, wann ich beim Ausführen einer Aktion eines Mitspielers mitziehe oder wann ich wirklich passiv bleibe. Letzteres muss ich nämlich ab und  zu tun, um neue Bonusaktionen markieren zu können. Gerade zum Ende des Spiels hin werden die immer wichtiger.

Die Spielzüge sind flott, die Aktionen einfacher Natur, aber dennoch kurzweilig. Dass die Aufträge, die im Sultanspalast liegen, nach jedem Erfüllen aufgestockt werden, und es so schwieriger wird, noch einen Rubin abzustauben, zeigt bereits den Wettrennen-Charakter des Spiels. Ich möchte so schnell wie möglich so viele Rubine wie möglich einsammeln. Um auf die Aktivitäten meiner Mitspieler vorbereitet zu sein, sollte ich also immer versuchen, genügend Waren im Vorrat zu haben, um vielleicht noch schnell einen Auftrag im passiven Spielzug zu erfüllen, wenn mir sonst die Gefahr droht, dass ein anderer Spieler das Ziel, das Sammeln von zehn Rubinen, vor mir erreicht.

Istanbul Choose & Write besitzt eine angenehme Spieltiefe auf Kennerspiel-Niveau. Ich finde den Ablauf, auch wenn eine Partie durchaus bis zu 60 Minuten dauern kann, abwechslungsreich genug, um es immer wieder einmal auf den Tisch zu bringen. Durch die zufällige Karten-Reihenfolge kommt Varianz ins Spiel, wenngleich, so kristallisiert es sich mit jeder Folge-Partie heraus, nicht alle Karten-Arten zum Sieg benötigt werden. Aber nun gut, die Optionen sind da, und das ist für ein Spiel ohne große Aufbau-Arbeit schon ein Pluspunkt. Das Grundprinzip der Aktionen (Sammeln von Geld und Ressourcen und Tausch in Rubine) ist jetzt zwar nicht mehr brandneu, aber sehr gefällig. Von mir gibt‘s dafür zunächst (bzw. wenn man das Spiel ab und zu auf den Tisch bringt) schöne 8 Kultpunkte. Spielt man es hingegen sehr oft und hat erst einmal alles erkundet, weiß man bereits, worauf man sich konzentrieren sollte. Da ertappt man sich dann dabei, gewisse Abläufe zu wiederholen, wenn irgendwie möglich. Aber auch dann liefert das Spiel für mich noch dauerhaft gute 7 Punkte.

VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/8PRMT_g1m2E

KULTFAKTOR: 7-8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 12.03.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten