REZENSION
IN DER HALLE DES BERGKÖNIGS
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Burnt Island Games / Skellig Games
- Autoren: Jay Cormier, Graeme Jahns
- Grafik: Kwanchai Moriya
- Spieler: 1 bis 5
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 90 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 7/10
Mit Trollen im Stollen
Die Zwerge haben die Trolle aus ihrer Heimat verdrängt, doch der Berg rächt sich. Nun sind die Zwerge weg und die Trolle kehren zurück, buddeln neue Tunnel, graben Statuen aus, errichten Sockel und große Hallen.
REGELN
Der Spielplan ist doppelseitig bedruckt. Legt ihn mit der zur Spielerzahl passenden Seite nach oben. Er zeigt den Berg mit seinen verschiedenen Schichten. Die Statuen-Felder werden reihum immer abwechselnd mit Eis-, Mond- und Feuerstatuen besetzt, zudem werden die Sockel-Marker zufällig auf die dafür vorgesehene Punkteleiste gelegt. Jeder wählt einen der markierten Startpunkte und erhält ein eigenes Spielertableau sowie ein Set aus sechs Start-Troll-Karten. Diese Karten mischt ihr nun für euch, zieht zwei davon aus die Hand und wählt eine aus, die ihr an euer Tableau anlegt. Dann zieht ihr eine neue Karte, legt wieder eine aus und wiederholt das, bis vier Karten vor euch liegen. Diese Karten sind zweigeteilt. Nehmt euch die Ressourcen der unteren Hälfte als Start-Ressourcen und legt sie in euren Vorrat. Spieler 2 und 3 erhält zudem die Start-Ressource(n) der Karte, die sich zuletzt noch auf der Hand befand, Spieler 4 und 5 auch die Start-Ressource(n) der Karte, die nicht gezogen wurde. Schiebt nun die vier gewählten Startkarten halb unter euer Tableau, sodass nur noch die Ressourcen der oberen Hälfte sichtbar bleiben.
Bereitet das Angebot an Troll-Karten vor, indem ihr die weiteren Karten nach ihrer Rückseite und den Werten 1, 2 und 3 trennt, mischt, und dann als Pyramide auslegt: Fünf 1er-Karten, darüber vier 2er-Karten (zufällig belegt mit Sockeln aus dem Stoffbeutel) sowie drei 3er-Karten (mit Sockel-Erinnerungsmarkern belegt). Deckt zudem drei Zauber-Karten auf.
Das Spiel kann nun beginnen. Wer an der Reihe ist, durchläuft stets 4 Phasen.
In Phase 1 darf der aktive Spieler optional gegen Abgabe einer Runen-Ressource einen Zauber sprechen, d.h. er legt die Rune auf einen Zauberspruch und führt die dort beschriebene Aktion aus. Es ist auch erlaubt, eine Rune abzulegen und auf den Zauber zu verzichten. Liegen irgendwann drei Runden auf einem Zauberspruch, wird dieser entfernt und gegen einen neuen ausgetauscht.
Auch darf der aktive Spieler in Phase optional eine (!) ans eigene Tunnel-Netzwerk angeschlossene Werkstatt aktivieren, die ihm dann eine Tauschaktion bieten, z.B. den Umtausch von Steinen in Geld und umgekehrt. So ein Tausch darf so oft durchgeführt werden, wie Tunnel an die Werkstatt angrenzen, egal von welchen Spielern.
Phase 2 ist verpflichtend. Nun muss entweder ein neuer Troll angeheuert oder ein Tunnel gegraben werden.
Um einen Troll anzuheuern, nimmt der Spieler die gewünschte Troll-Karte aus der Auslage und legt sie in seinen persönlichen „Thing“ (altnordisch für Versammlung). 1er-Karten sind kostenlos, bei 2er-Karten müssen die beiden darunter liegenden Karten in der öffentlichen Auslage mit einer Münze bezahlt werden, bei 3er-Karten ebenfalls die beiden darunter liegenden Karten, aber auch jeweils die beiden Karten unter den Karten in Reihe 2. Eine 3er-Karte kostet somit 5 Münzen. Nimmt ein Spieler eine Karte aus diesem Angebot, erhält er aber auch evtl. darauf liegende Ressourcen (meist Geld, manchmal auch anderes, z.T. auch Sockel). Diese Ressourcen und Sockel (bei einer Stufe 3-Karte darf der Spieler einen beliebigen Sockel aus dem Beutel nehmen) kommen in den Vorrat des Spielers.
Der neu erworbene Troll muss mittig über zwei vorhandene eigene Karten gelegt werden. Nun wird eine Kaskade ausgelöst. Der Spieler erhält sämtliche auf der neuen Karte angegebenen Ressourcen sowie die Ressourcen, die auf den beiden Karten unter der neuen Karte angegeben sind. Diese Ressourcen müssen allerdings auf die Karten gelegt werden, und zwar nur dann, wenn die Plätze dafür frei sind. Bei einer Bezahlung im Spiel dürfen sowohl Ressourcen von den Karten, als auch aus dem persönlichen Vorrat verwendet werden.
Alternativ gräbt der Spieler einen Tunnel, zunächst angrenzend ans eigene Startfeld, später auch an bereits gebaute eigene Tunnel. Die Tunnelplättchen gibt es in den Größen von zwei bis fünf Feldern. Sie kosten entsprechend viele Minerale, d.h. ein 3er-Plättchen kostet 3 Minerale. Die Minerale müssen sortenrein sein. Verwendet werden können Steine, Eisen oder Herzsteine. Je nachdem, welches Mineral verwendet wurde, werden dafür Punkte verteilt. Für Herzsteine gibt es die meisten Punkte, für normale Steine die wenigsten. Werden durch den neuen Tunnel Boni überdeckt, erhält der Spieler diese in seinen Vorrat. Werden Geröllfelder überdeckt, müssen sie jedoch jeweils mit einem Hammer bezahlt werden. Kann der Spieler dies nicht, darf er den Tunnel dort nicht bauen.
Viele Tunnel haben ein Feld mit einem Loch, der sogenannten Verankerung. Schaut man durch dieses Loch, sieht man die Schicht des Berges (fünf verschiedene Schichten gibt es). Besitzt der Spieler einen Sockel und wurde diese Sockelfarbe in dieser Bergschicht noch nicht errichtet, kann er den Sockel nun auf die Verankerung stellen und sich das entsprechende Punkteplättchen vom Spielplan nehmen. Die Sockel gibt es in den gleichen Ausführungen wie die Statuen. Wird beim Tunnelbau eine Statue überdeckt, gelangt sie in den Tunnel des Spielers. Grenzt der Tunnel an ein Werkstatt-Feld, darf der Spieler nun eine der ausliegenden Werkstätten aussuchen und dort ablegen. Sie kann dann ab der nächsten Runde in Phase 1 genutzt werden.
In Phase 3 darf der Spieler optional eine große Halle errichten. Dazu muss er ein eigenes Tunnelsystem gelegt haben, das ein solches großes Puzzleplättchen aufnehmen kann, d.h. es darf kein freies Feld darunter sein. Eventuell überdeckte Statuen gelangen in die Halle, Sockel hingegen werden in dem Fall entfernt. Eine Halle bringt Punkte, wenn sie sich im eigenen Netzwerk befindet. Befindet sich am Spielende eine Statue auf dem Thronfeld der Halle, werden die Punkte entsprechend erhöht.
In Phase 4 dürfen Statuen im eigenen Wegenetz bewegt werden. Jedes Tunnelteil (bzw. auch jede Halle), die zur Bewegung beiträgt, kostet den Spieler eine Lore. Loren gibt es in „unabhängiger“ Form im eigenen Vorrat oder in bestimmten Farben auf den Troll-Karten. Eine Eis-Statue in blau darf nur dann nur mit einer blauen Lore bewegt werden (oder eben mit einer neutralen unabhängigen). Durchläuft eine Statue also z.B. vier Tunnel-Teilstücke, müssen vier passende Loren aufgebracht werden. Gelangt eine Statue in einen Tunnelabschnitt, in dem sich ein farblich passender Sockel befindet, wird sie auf den Sockel gestellt.
Gespielt wird reihum. Tunnel verschiedener Spieler dürfen sich nicht verbinden, sie dürfen sich maximal diagonal berühren. Man muss also immer eindeutig erkennen können, welches Tunnelnetz welchem Spieler gehört. Das Spielende wird getriggert, wenn zwei Spieler die zehnte Troll-Karte in den eigenen Thing gespielt haben. Die Runde wird zu Ende gespielt, und es folgen zwei weitere Spielzüge pro Spieler.
Dann folgt die Schlusswertung. Der Spieler, der als erster die zehnte Karte zu sich geholt hat, erhält den 5-Punkte-Marker, der zweite den 3-Punkte-Marker. Die Spieler addieren die Punkte ihrer gesammelten Sockel-Marker hinzu. Zudem gibt es Punkte für jede eigene Halle und jede Statue im eigenen Netzwerk. Je näher sich eine Statue am Mittelpunkt des Berges befindet, umso mehr Punkte erhält der Spieler. Die Punkte werden verdoppelt, wenn sich die Statue auf einem passenden Sockel befindet. Außerdem gibt es noch Punkte für je 3 gleiche Ressourcen im eigenen Vorrat. Wie auch schon während des Spiels, kann ein Spieler jederzeit vier beliebige Ressourcen in eine bestimmte fehlende umtauschen. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Das Spiel bietet auch eine Team-Variante. Die deutsche Ausgabe wird direkt mit einer Erweiterung sowie einen Solo-Modus erscheinen.
Hinweis: Für die Rezension lag uns das englischsprachige Originalspiel vor. In der deutschen Version werden natürlich sämtliche Texte auf den Karten in deutscher Sprache vorliegen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- tolle Mischung aus Legepuzzle und Ressourcenmanagement
- zweifaches Kaskaden-Element
- schönes Spielmaterial
CONTRA
- mit fünf Spielern u.U. etwas unübersichtlich und mit längeren Wartezeiten
MEINUNG
„In der Halle des Bergkönigs“ ist eine wirklich gelungene Mischung aus taktischen Legespiel mit Wegeplanung und Ressourcenmanagement. Gerade zu Beginn wird man häufiger noch recht teure Tauschaktionen machen, um fehlende Ressourcen zu ergänzen und ins Spiel zu finden. Herzstück sind da die Troll-Karten, deren Erwerb und Erhalt bereits an Ressourcen (Geld, Sockel, ...) geknüpft ist. Der trickreiche Kaskaden-Effekt tritt dabei sowohl bei der Bezahlung dieser Karten ein, als auch beim anschließenden Anlegen in die eigene Auslage. Dadurch, dass weiter unten liegende Karten jedes Mal neu aktiviert werden und, gemeinsam mit der neu erworbenen Karte, Ressourcen liefern, ist es wichtig, dass man die Karten klug kombiniert und eine Balance findet, nicht nur Ressourcen zu erhalten, sondern sie auch effizient auszugebenen, um wieder Platz für neue zu schaffen.
Das Spielmaterial ist top, der dunkle Spielplan füllt sich nach und nach mit Licht, wenn die gelben Tunnelteile darauf gelegt werden. Auch hier ist wieder eine gute Planung gefragt - sowohl um bestimmte Boni freizuschalten, als auch Platz für die großen Hallen zu schaffen, die noch einmal wertvolle Extrapunkte bringen. Und auch der Bau von Sockeln in den noch verfügbaren Schichten des Berges sowie die Bewegung von Statuen sollte nie vergessen werden; das sind alles sehr wertvolle Punktelieferanten.
Interaktion ist im Spiel definitiv vorhanden, und zwar nicht nur im Wegschnappen von Karten. Schließlich liefert man anderen Spielern auch Steilvorlagen, wenn man höherwertige Karten kauft und damit darunterliegende Karten wertvoller macht. Auch beim Tunnelbau kann man auf Angriff spielen, d.h. einen Gegner in die Enge treiben oder von Werkstätten schmarotzen, die ein anderer Spieler gebaut hat. Aber auch hier gibt es immer zwei Seiten: Ja, man kann dadurch Profit für sich herausschlagen, macht dann aber so eine Werkstatt auch attraktiver für die Mitspieler, denn jeder Anschluss an einen Tunnel erhöht die Aktionsanzahl. Das gefällt mir an diesem Spiel wirklich gut. Egoismus führt hier zwangsläufig auch zu Vorteilen der Mitspieler.
Dass da auch Glück beim Nachziehen von Karten bzw. Auslegen von Sockeln im Spiel ist, muss man akzeptieren, ebenso, dass es im Spiel zu fünft schon mal etwas unübersichtlich auf dem Spielplan werden kann und die Wartezeiten natürlich auch höher sind, insbesondere wenn mal wieder Grübler am Tisch sitzen. Die einzelnen Aktionen der Spielphasen sind zwar schnell verinnerlicht und rein mechanisch nicht schwer, dennoch gibt es immer einiges zu bedenken und zu planen, zu optimieren. So etwas gefällt mir persönlich aber gut.
„In der Halle des Bergkönigs“ erfindet das Spiele-Rad jetzt nicht gänzlich neu. Natürlich gibt es bereits ähnliche Spiele, die den Bau bzw. das Puzzeln von Wegenetzen in den Vordergrund stellen. In Kombination mit den weiteren Mechanismen (insbesondere die schönen Kaskaden-Effekte) ist jedoch ein wirklich herausfordernder Mix entstanden, der nicht nur spielerisch, sondern auch optisch überzeugt. Verschiedene Spielmodi sorgen zudem für Langzeitspaß. Ich vergebe dafür sehr gute 8 Kultpunkte für ein gehobenes Familien- bzw. noch eher einfacheres Kennerspiel.
Ein Video zum Spiel findet ihr auf YouTube: https://youtu.be/MCq7l1H3P70
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 25.01.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Burnt Island Games / Skellig Games
Weitere Fotos: Spielkultisten