REZENSION

HIGH SCORE

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: KOSMOS
  • Autor: Reiner Knizia
  • Spieler: 2 bis 5
  • Alter: ab 5 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 5/10

Wirbelnde Würfel

Kann man dem Würfel-Genre trotz der mittlerweile stattlichen Anzahl an Vertretern noch einen neuen Kniff hinzufügen? Immerhin haben erfolgreiche Reihen wie Ganz schön clever in letzter Zeit ganz schön abgeräumt und etliche Fans gefunden. Mit High Score legt Reiner Knizia einen Titel nach, bei dem sich die Spielregeln Runde für Runde verändern. Aber wirbelt das Würfelspiel mit dem Wirbel-Würfel eine ganze Spielgattung durcheinander? 

REGELN

Vor den Spielern befindet sich ein kleiner rechteckiger Spielplan, der die Punktestände aller Teilnehmer mittels farbiger Spielsteine markiert. Die Punktechips und die Würfel (von denen jeder die Zahlen 1 bis 5 sowie einen Wirbel zeigt) werden bereit gelegt. Aus den 21 gemischten Challenge-Karten werden nun zufällig 7 gezogen und als verdeckter Stapel platziert. Jede dieser Karten repräsentiert eine Runde und verrät, welche Spielregeln in der nun beginnenden Runde gelten. 


Im Einzelnen gibt die Karte vor, ...

  • welchen Wert der Wirbel auf den Würfeln hat. Gelegentlich kann dies eine 6 sein, aber auch mal eine 0 oder schlimmstenfalls ein Negativwert von 5 Punkten. Es gibt auch Spezial-Aktionen wie zum Beispiel diejenige, bei der man sich aussuchen kann, welchen Wert von 0 bis 6 der Würfel haben soll. In einem anderen Fall wird ein Würfel, der einen Wirbel zeigt, „eingefroren“ und der entsprechende Würfel muss herausgelegt werden. Er darf in dieser Runde nicht erneut geworfen werden und zählt somit 0 Punkte. 
  • wie und wie oft gewürfelt werden darf. Hierbei wird zwischen drei Arten unterschieden: Entweder würfelt ihr maximal viermal (immer!) mit allen 7 Würfeln, wobei ihr bei einem entsprechenden hohen Punkteergebnis auch vorzeitig die Runde beenden und die aktuelle Punktezahl fixieren könnt. Alternativ dürft ihr bis zu dreimal würfeln, aber nach jedem Wurf eine beliebige Anzahl an Würfeln (auch solche, die schon geworfen wurden) aufnehmen und erneut würfeln. Wer mit bestimmten Würfelergebnissen zufrieden ist, kann diese liegen lassen und nur mit den übrigen weiter würfeln. Doch spätestens nach drei Würfen steht das Ergebnis fest. Im dritten Fall müsst ihr nach jedem Wurf mindestens einen Würfel herauslegen und mit den anderen weiter würfeln – auch hier könnt ihr also selbst entscheiden, ob ihr vorzeitig aufhört oder weiter würfelt.
  • welche Würfel in die Wertung kommen. Im einfachsten Fall werden die Augen aller sieben Würfel zusammengezählt. In anderen Challenges werden nur ungerade Würfel gewertet, wobei restliche Würfel vom Ergebnis abgezogen werden. Oder es zählen nur Würfelseiten, die in Paaren auftreten (z.B. 5+5, 4+4 oder 1+1). Etwas trickreicher wird es, wenn von Drillingen (also etwa dreimal eine 4) die restlichen Würfel abgezogen werden.


Jedes Mal herrschen also andere Bedingungen vor, weshalb keine Runde der anderen gleicht.


Nachdem jeder Spieler pro Challenge einmal an der Reihe war und die ermittelten Ergebnisse mit den farbigen Markern auf dem Spielplan markiert hat, wird abgerechnet. Die besten Punkteknacker erhalten einen Punktechip, gemäß der Punktereihenfolge in Gold, Silber oder Bronze. Nur beim Spiel zu zweit gibt es ausschließlich Gold (für den Ersten) und Bronze (für den Zweiten). Wer nach sieben Challenges vorn liegt, hat gewonnen.

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • sehr niedrige Einstiegshürde 
  • abwechslungsreiche Challenges
  • simpler Spielablauf


CONTRA

  • zu zweit ein fades Spielerlebnis
  • der Gewinner steht oft schon vorzeitig fest

MEINUNG

Wenn man meint, dem Würfelspiel-Genre könnte man nichts Neues mehr hinzufügen, kommt Reiner Knizia ums Eck und bringt mit High Score tatsächlich einen neuen Dreh in die beliebte Spielgattung, die in letzter Zeit viele erfolgreiche Titel hervorgebracht hat. Im Kern ist High Score, salopp gesagt, ein aufgemotztes Kniffel, was in diesem Fall nicht negativ zu verstehen ist. Die Challenges unterscheiden sich teils erheblich voneinander, und jede Runde erfordert eine neue Herangehensweise und ein neues Bauchgefühl, wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören gekommen ist. Probiere ich es nochmal in der Hoffnung, eine höhere Punktzahl zu ergattern oder gehe ich lieber auf Nummer sicher und „bunkere“ das erspielte Würfelergebnis? Das ist im Grunde genommen die Frage, um die sich in jeder Runde alles dreht. Für sich alleine genommen wären die verschiedenen Challenges auf Dauer zu fad, um ein stimmiges Spielerlebnis zu erzielen, aber als Gesamtpaket sorgen sie dann für eine nette Abwechslung. 


Man sollte aber schon in größerer Besetzung spielen, denn seinen Reiz entfaltet High Score erst zu dritt oder (noch besser) zu viert. Beim Spiel zu zweit will leider keine Spannung aufkommen, da jeder lediglich vor sich hin würfelt und der zweite Spieler dann aufhört, sobald er das Ergebnis des Mitspielers, der schon an der Reihe war, übertroffen hat. Nicht selten kann es auch vorkommen, dass schon nach fünf Runden der sichere Gewinner feststeht, der nicht mehr einzuholen ist. 


Unterm Strich hat High Score dann auf lange Sicht, trotz des überraschenden Ansatzes, für mich leider nicht das Zeug zum modernen Klassiker. Zu sehr plätschert das Spiel dann im eigentlich Ablauf vor sich hin, zu wenige echte Alleinstellungsmerkmale weist es (abgesehen von den sich verändernden Regeln in jeder Runde) auf. Als schneller und ebenso schnell erklärter Absacker kommt High Score dennoch häufiger auf unseren Tisch, und dafür gibt es dann von mir 6 Kultpunkte! 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 23.01.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten