REZENSION
HEUSCHRECKEN POKER
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Drei Magier Spiele
- Autor: Jacques Zeimet
- Grafik: Ralf Vogt
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 20 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 6/10
Pokern gegen die Heuschreckenplage
Welcher Hobbygärtner kennt das nicht? Da müht man sich ab, in den Sommermonaten ein stattliches Beet mit knackigen-frischen, herzhaften Vitaminbomben anzubauen, und dann macht eine Horde Schädlinge der Ernte einen Strich durch die Rechnung. Bei Heuschrecken Poker sind es die titelgebenden Plagegeister, die es auf euren Garten abgesehen haben. Nur wer Brokkoli und Co. rechtzeitig vor den gefräßigen Insekten in Sicherheit bringt, hat Aussicht auf eine gute Ernte – und auf den Sieg in diesem schnellen Kartenspiel!
REGELN
Jeder Spieler erhält ein Set, das aus acht „Pokerkarten“ besteht. Sechs davon zeigen die Zahlen von 1 bis 6, bei den übrigen beiden handelt es sich um ein Ass und eine X-Karte. Die 24 Gewinnchips werden bereitgelegt und dienen später zur Zählung der Siegpunkte. Zu guter Letzt werden noch die Gartenkarten – darauf befinden sich vier unterschiedliche Obst- und Gemüsesorten sowie die ungeliebten Heuschrecken - gemischt und als Nachziehstapel ebenfalls ausgelegt. Drei davon werden nun sofort aufgedeckt und als allgemeine Auslage gut sichtbar auf dem Tisch platziert. Dabei gilt: Immer wenn von der selben Obst- oder Gemüsesorte – also Mais, Erdbeeren, Brokkoli und Brombeeren – zwei oder mehr Karten gezogen wurden, werden diese nicht nebeneinander, sondern gestaffelt aufeinander ausgelegt.
Für die Spieler kommt es nun darauf an, drei gleiche Karten einer Sorte zu ergattern. Dann nämlich werden sie in einen Siegpunkt eingetauscht. Bevor es dazu kommt, zückt jeder Spieler eine seiner Pokerkarten und legt sie zunächst verdeckt vor sich ab. Sobald sich jeder Spieler für eine Karte entschieden hat, werden diese gleichzeitig aufgedeckt. Beginnend mit dem Spieler, der die Karten mit dem höchsten Zahlenwert gewählt hat, entscheidet sich nun jeder nacheinander für eine Gartenkartensorte und legt sie in seinen persönlichen „Garten“.
Jetzt wird auch verständlich, warum die soeben beschriebene gestaffelte Auslage wichtig ist: Wer nämlich die Chance hat, durch geschicktes Ausspielen seiner Pokerkarten zum Beispiel gleich zwei dringend benötigte Erdbeeren einzuheimsen, sollte diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Doch Vorsicht: Haben zwei oder mehr Spieler die selben Karten gewählt (also z.B. zwei Spieler eine Karte mit dem Zahlenwert 5), dann neutralisieren sie sich gegenseitig und beide gehen in dieser Runde leer aus. Wer also darauf spekuliert, mit der höchsten Karte 6 automatisch die gewünschte Karte von der Auslage in den eigenen Garten zu legen, der verzockt sich gelegentlich.
Mit der Ass-Karte erhält der Spieler sämtliche Karten der allgemeinen Auslage und mit der X-Karte muss der Spieler, der diese Karte ausgespielt hat, keine Karte nehmen.
Die Regel, dass immer drei gleiche Karten einen Siegpunkt ergeben, gilt leider auch im umgekehrten Sinne für die Heuschrecken: Sobald ein Spieler notgedrungen die dritte Heuschrecke in seinen Garten legen muss, weil er beim Ausspielen seiner Pokerkarten nehmen musste, was übrig blieb, fressen die Plagegeister den ganzen Garten des Spielers leer und alle Gartenkarten wandern auf den Ablagestapel.
Wurden alle Pokerkarten ausgespielt, endet eine Runde und eine neue beginnt. Sobald der Kartenstapel aufgebraucht ist, ermitteln die Spieler ihre Siegpunkte und küren den Gewinner.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfache Regeln – gleich loslegen
- sehr interaktiv
- gewitzte Annulierungs-Regel
- perfektes Familienspiel
CONTRA
- in kleineren Runden weniger spannend
MEINUNG
Irgendwie scheint Jacques Zeimet eine Vorliebe für Küchenschaben und andere Insektenschädlinge zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass er nach einer ganzen Serie an Kakerlaken-Spielen jetzt mit den Heuschrecken fortfährt.
Das blitzschnelle und bisweilen auch taktische Ausspielen der eigenen „Pokerkarten“ sorgt für ein flottes Spielerlebnis und hält alle Spieler gleichzeitig auf Trab. „Welche Karte zücke ich, um die begehrte Gartenkarte zu erhalten, die ich dringend brauche, um mein Dreier-Set zu vervollständigen? Mit der 6 hätte ich zwar die höchste Zahl, aber einer meiner Mitspieler könnte versuchen, mir eins auszuwischen und daher ebenfalls eine 6 ausspielen. Versuche ich es also mit dem Ass – auch wenn ich dann alle ausliegenden Karten nehmen müsste, inklusive der Heuschrecke. Augen zu und durch!“ Das sind in etwa die Überlegungen, die dem Spieler beim Pokern durch den Kopf gehen.
All das ist in eine rasante und interaktive Spielweise eingebettet, die bis zum Schluss spannend bleibt. Zum tollen Flair tragen auch die farbenfrohen und klar unterscheidbaren Karten bei, die von Rolf „ARVi“ Vogt erneut äußerst liebevoll in Szene gesetzt wurden.
In größerer Runde ist Heuschrecken Poker natürlich ungleich packender, da dann auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich bestimmte Karten, die von mehreren Spielern gleichzeitig ausgewählt wurden, gegenseitig annullieren und somit die Betroffenen leer ausgehen. (Anmerkung von Ingo: Hier erinnert das Spiel übrigens dann an ein älteres Amigo-Spiel, nämlich Hol's der Geier.)
So bezieht Heuschrecken-Poker dann auch seinen Reiz von zwei Aspekten: einerseits von der Anforderung, oft aus dem Bauch heraus spielen zu müssen, da man selten weiß, wie sich die Mitspieler verhalten. Und andererseits vom Nervenkitzel, der entsteht, wenn man auf eine bestimmte Karte spekuliert und inständig hofft, bloß nicht die ungeliebte Heuschrecke nehmen zu müssen. Das Aufdecken der Pokerkarten aller Teilnehmer gerät dann zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit, bei der nicht selten Schadenfreude entsteht. Oder sollte ich besser sagen: Schabenfreude?
Mir soll es also ganz recht sein, dass Jacques Zeimet seinen Insekten weiterhin treu bleibt. Solange so viel Spaß drin steckt wie beim vorliegenden Heuschrecken Poker, können gerne als Nächstes die Mehlwürmer dran sein!
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
CHRISTOPH
Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer
Eine Rezension vom 20.01.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Drei Magier Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten