REZENSION

HECKMECK AM BRATWURMECK

  • Genre: Würfelspiel
  • Jahr: 2005
  • Verlag: Zoch
  • Autor: Reiner Knizia
  • Grafik: Doris Matthäus
  • Spieler: 2 bis 7
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 4/10

Grill die Würmer ... und die Mitspieler!

Ah, das freut den Vogel: Leckere Bratwürmer vom Grill lassen ihm doch direkt das Wasser im Schnabel zusammenlaufen. Um an die Bratwürmer zu gelangen, braucht jeder Vogel, der am Tisch sitzt, aber vor allem Glück und Mut zum Risiko!

SPIELKULT CLASSICS

In dieser Rubrik findet ihr Rezensionen früherer SPIELKULT-Jahre, die es bislang nicht auf unsere 2021 neu gestaltete Webseite geschafft haben, die wir euch aber nun nach und nach, so wie ihr es euch gewünscht habt, noch einmal vorstellen möchten. 


REGELN

16 Spielsteine mit dem Aufdruck der Zahlen von 21 bis 36 und einer bestimmten Anzahl von Bratwürmern (1 bis 4) werden zu einer Reihe auf den "Bratwurmgrill" gelegt.

Der erste Spieler würfelt nun mit den 8 Würfeln. Pro Wurf MUSS er jeweils EINE Zahl (oder Würmer) zur Seite legen, allerdings dann immer so oft, wie sie geworfen wurde. Also: Würfelt der Spieler 4 mal die 5, legt er die vier Würfel mit der 5 zur Seite.  Die beiseite gelegten Würfelwerte werden addiert, 4 mal die 5 bedeuten 20 Punkte. Gewürfelte und zur Seite gelegte Würmer zählen ebenfalls als 5 Punkte, geben aber zusätzlich die Möglichkeit, die Punkte gegen den der Gesamtpunktezahl entsprechenden Spielstein in Besitz zu nehmen. Beträgt die herausgelegte Würfelsumme am Ende eines Zuges also beispielsweise 28, darf sich der Spieler den Stein mit der 28 aus dem Angebot nehmen. Liegt dieser nicht mehr aus, darf der Spieler auch einen niedrigeren Stein auswählen. Besitzt ein Spieler bereits einen Stein, wird der neue Stein auf den vorhandenen gelegt. So kann sich nach und nach ein Stapel aus gesammelten Steinen vor jedem Spieler bilden.

Mit einem einzigen Wurf lässt sich meistens aber kein Stein ergattern. Deswegen darf der Spieler nach jedem Wurf entscheiden, ob er in diesem Spielzug einen weiteren Wurf riskieren möchte. So lässt sich die Gesamtsumme an Würfelaugen und Würmern natürlich steigern, aber die Sache hat einen fiesen Haken: Es dürfen keine später gewürfelte Zahlen zu bereits vorhandene ausgelegte gleiche Zahlen hinzugelegt werden, und das gilt auch für Würmer. Wurden also vom Spieler im aktuellen Spielzug bereits 5er-Würfel herausgelegt, dürfen in einem weiteren Wurf dieses Spielzuges keine 5er mehr herausgelegt werden. Und so kann es passieren, dass es zu einem Fehlwurf kommt, das also nur noch Würfelseiten gewürfelt wurden, die bereits vorher auf anderen Würfeln herausgelegt wurden. Auch kann es passieren, dass die geworfene Würfelsumme nicht ausreicht, um einen Stein nehmen zu dürfen. In beiden Fällen gibt es dafür eine Strafe. Der oberste Stein der eigene Sammlung muss zurück in die Reihe (also auf den „Grill“) gelegt werden, dafür wird der wertvollste Stein aus der Reihe entfernt und in die Schachtel gelegt.

Nun werden die Sammlungen der Mitspieler in einer Partie also immer größer, aber letztlich gönnt man den anderen Spielern ja eigentlich keinen einzigen Bratwurm. Und genau dafür gibt es noch eine weitere Regel: Erzielt ein Spieler mit seinen Würfeln die exakte Summe eines gerade oben ausliegenden Steins in der Sammlung eines Mitspielers, dann darf er ihn diesem Spieler abjagen und der eigenen Sammlung hinzufügen.

Das Spiel endet, wenn auch der letzte Stein vom Grill genommen wurde. Nun zählt jeder Spieler die Bratwürmer, die er auf seinen gesammelten Steinen findet. Wichtig: Es zählen nur die dargestellten Würmer auf den Steinen, nicht die Zahlenwerte der Steine! Wer die meisten Würmer besitzt, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfache Regeln
  • Interaktion
  • sorgt für Emotionen
  • hochwertiges Material


CONTRA 

  • kann sich eventuell auch mal etwas hinziehen
  • nichts für Personen, die Ärgerspiele partout nicht mögen

MEINUNG

Heckmeck am Bratwurmeck ist ein witziges Würfelspiel für zwischendurch, ideal (dank kleiner Schachtel und günstigem Preis) auch als Mitbringspiel geeignet. Das Spielmaterial ist hochwertig verarbeitet, die Spielsteine sind kleine Handschmeichler.

Spielerisch haben wir es bei diesem Spiel letztlich mit einer Kniffel-Variante zu tun, heißt: Würfeln, Würfel herauslegen, Würfel neu werfen ... doch da gibt es dann ein zusätzliches Zocker-Element, das es verbietet, Würfelzahlen, die bereits herausgelegt wurden, ein weiteres Mal herauszulegen. Und kann man keinen Würfel herauslegen, verliert man den obersten Stein des eigenen Sammelstapels - besonders schmerzhaft, wenn dieser vier Bratwurm-Portionen zeigt. Risiko (für mehr Bratwürmer = Punkte) oder Sicherheit, das ist dann oftmals die Frage. Damit das Spiel nicht ewig dauert, sollte man daran denken, auch immer den teuersten noch ausliegenden Stein aus der Angebotsreihe zu entfernen.

Nun hat Heckmeck aber noch weitere Kniffe. Da wäre zum einen das wunderbare Ärgerelement, das einem den obersten Stein des Sammelstapels eines Mitspielers stehlen lässt, wenn die exakte Würfelsumme erzielt wurde. Das funktioniert besonders in Vollbesetzung gut. Ja, da lohnt es sich doch auch mal, auf einen weiteren Wurf zu verzichten und sich mit einer kleineren Portion zu begnügen, wenn man dadurch die Konkurrenz schwächt und vielleicht sogar gleichzeitig mit diesem Stein erst einmal einen darunter liegenden wertvolleren Stein in der eigenen Sammlung schützt, denn nur der oberste Stein des Sammelstapels eines Spielers ist ja angreifbar. Und überhaupt ist das Würfel-Management auch schon mit kleinen taktischen Entscheidungen versehen. Würfele ich beispielsweise zwei Würmer, dann kann ich sie sicherheitshalber herauslegen. Oder ich hoffe auf mehr Würmer im nächsten Wurf, und lege absichtlich nur die einzige Eins heraus, denn dadurch verliere ich für diesen einen Punkt halt auch nur einen Würfel. So bleiben mir die sieben weiteren doch für höhere Ergebnisse ...

So entsteht dann ein schönes Gerangel um die Steine, das auch mal länger dauern kann, wenn niemand einen Fehlwurf hinlegt und sich auch niemand am offenen Angebot, sondern, mit entsprechendem Würfelglück, immer nur bei den Mitspielern bedient. Ja, fehlendes Würfelglück und das Stehlen von Steinen - so etwas kann manche Mitspieler durchaus so richtig ärgern. Überlegt euch also vorher, wie es um eure persönliche Frusttoleranz bei solchen Spielen bestellt ist. Angriffe darf man nicht persönlich nehmen - und natürlich muss man auch etwas auf Fortunas Unterstützung hoffen, um dieses Spiel zu gewinnen.

Für mich ist Heckmeck am Bratwurmeck ein ideales Zwischendurchspiel für Gelegenheitsspieler und Familien, sogar das perfekte Spiel, um wenig spielerfahrene Personen an den Tisch zu bekommen. Aus eigener Erfahrung kann ich da berichten, dass meine Mutter, die sonst nichts mit Spielen am Hut hat, sich bei diesem Spiel diebisch freuen kann, wenn sie jemandem einen Bratwurm abjagt und ich sogar Onkel und Tante (Ü70) dazu brachte, sich dieses Spiel selbst zuzulegen, obwohl sie sonst nur jahrelang Canasta spielten. In unserer Spielkult-Runde hat das kleine Spiel ebenfalls viele Fans. Auch echte Vielspieler (viele, nicht alle) mögen Heckmeck als lockeres Zockerspiel nach einem langen Spieleabend als Absacker. Auf meinem Spieltisch ist das ein echter Dauerbrenner, dem ich (bis auf das manchmal kurzfristig nicht absehbare Ende, wenn die Würfel entsprechend fallen) nahezu perfekte 9 Kultpunkte gebe für das, was das Spiel sein möchte: Einfach, spannend, spaßig und voller Interaktion.

Anmerkung: Diese Bewertung stammt von unserer alten Spielkult-Seite aus dem Jahr 2007, ich unterschreibe diese Wertung aber auch im Jahr 2023. Definitiv ein moderner Klassiker unter den kleinen Würfelspielen, keine Frage!

KULTFAKTOR: 9/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension aus dem Jahr 2007,
überarbeitet neu veröffentlicht am 24.08.2023

Bildnachweis:
Coverfoto: Zoch Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten