REZENSION
FRESH FRUITS
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: HUCH!
- Autor: Francesco Calvi
- Illustration: Fiore GmbH
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 15 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Initiativlevel: 5/10
Ups, jetzt ist es ein Smoothie!
In diesem flotten Legespiel sammeln wir allerlei Obst in unserem Obstkorb, und dabei gilt die goldene Einkaufsregel: Was schwer ist, kommt nach unten! Wer das missachtet, verusacht Matsch - und das würde doch schade, wenn dadurch Aufträge nicht erfüllt werden! Manchmal aber kann eine zerdrückte Frucht sogar hilfreich sein ...
REGELN
Das Spiel beinhaltet 52 Doppel-Legeplättchen mit jeweils zwei Feldern, die Früchte in acht verschiedenen Sorten (je zwei verschiedene pro Gewichtsklasse, signalisiert durch Farben) zeigen. Einige Plättchen haben ein freies Feld, das im Spiel dann mit einer beliebigen Frucht in Form eines einzelnen Frucht-Plättchens belegt werden kann. Von diesen Plättchen mit freiem Feld erhält jeder Spieler anfangs ein zufälliges. Die restlichen Plättchen kommen zurück zu den anderen.
Mischt die Aufträge getrennt nach Rückseite, und zieht zufällig einen A-, B- und C-Auftrag. Diese Aufträge gelten für alle Spieler. Auftrag A belohnt bestimmte Obst-Formationen (auch mehrfach), Auftrag B fordert drei Felder von einer Obstart und Auftrag C verlangt, dass eine bestimmte Obstart nur 0- bis 2-mal in der eigenen Auslage vorkommt.
Mischt nun noch alle Doppel-Legeplättchen, bildet daraus Nachziehstapel und deckt zu Beginn jeder Runde so viele Plättchen auf, wie Personen mitspielen plus 1. Im Spiel zu viert werden also 5 Plättchen ausgelegt. Der Startspieler sucht sich nun ein Plättchen aus, das er in seine Auslage legen möchte, die weiteren Spieler folgen reihum, und der Startspieler erhält dann automatisch auch noch das übrig gebliebene Plättchen. Statt eines Plättchens aus dem Angebot kann jeder Spieler auch einmal sein vor Spielbeginn erhaltenes Plättchen einsetzen; in diesem Fall wird dafür ein Plättchen aus dem Angebot entfernt. Der Startspieler beendet die Runde. Die nächste Runde beginnt dann der nächste Spieler in Sitzreihenfolge mit einem neuen zufälligen Angebot an Plättchen.
Spielt ihr mit den Anfängerregeln, dürfen die Plättchen beliebig positioniert werden. Spielt ihr mit den Fortgeschritten-Regeln, muss das erste gelegte Plättchen zum Boden des Obstkorbs gehören. Weitere Plättchen werden dann seitlich angrenzend bzw. von unten nach oben ergänzt. Bei beiden Varianten gilt: Wird ein Plättchen mit freiem Feld verbaut, darf der Spieler sich ein noch übriges Einzelobst aus dem Angebot aussuchen und es damit belegen.
Vorsicht, Matsch! Die Obstsorten gibt es in vier Gewichtsklassen (von grün = schwer, über rot und orange, bis lila = leicht). Wird eine schwerere Frucht auf eine leichtere gelegt, wird die leichtere zerquetscht und erhält ein Zerquetscht-Plättchen. Das gilt immer nur für die direkt nachfolgende Frucht darunter. Weiter unten liegende Früchte sind nicht betroffen.
Spielt ihr zu zweit oder dritt, wird euer „Obstkorb“, also eure eigene Plättchen-Auslage so lange ergänzt, bis jeder ein 6x4-Raster aus Feldern vor sich liegen hat. Spielt ihr zu viert, ist der Obstkorb auf 5x4 Felder beschränkt.
Hat jeder seinen Obstkorb vollendet bzw. kann kein Plättchen mehr regelkonform anlegelegt werden, endet das Spiel und es wird gewertet:
- Jede Frucht bringt 1 Punkt, wenn sie in der Reihe ihrer Gewichtsklasse liegt, also grüne Früchte in Reihe 1, rote Früchte in Reihe 2, orangefarbene Früchte in Reihe 3 und lilafarbene Früchte in Reihe 4. Früchte in falschen Reihen bringen keine Punkte.
- Jeder Auftrag bringt entsprechend viele Punkte wie aufgedruckt, wenn die Bedingung erfüllt wurde.
- Jedes Zerquetscht-Plättchen führt zu 3 Minuspunkten.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfaches, aber doch kniffliges Legespiel
- witzige „Obst-Matsch"-Idee
- ideal für Wenigspieler und Familien mit Kindern
CONTRA
- es gibt viele solcher Spiele in ähnlicher Form
- das Glück kann hier über Sieg und Niederlage entscheiden
MEINUNG
Auf den ersten Blick wirkt Fresh Fruits wie ein Kingdomino mit Früchten. Ja, auch hier gibt es Doppel-Legeplättchen, jeweils mit zwei Feldern, die geschickt aneinander gelegt werden müssen, um am Ende Punkte zu liefern. Die Regeln sind dabei denkbar einfach. Plättchen aus dem Angebot nehmen, anlegen, weiter geht‘s. Die Regel, dass der Startspieler auch immer das wenig geliebte Plättchen, das übrig bleibt, erhält, ist ganz nett und ein schöner Ausgleich für seinen Startvorteil einer Runde.
Anfangs ärgert man sich da noch über Früchte, die man gar nicht haben möchte, später erkennt man, dass man solche Lege-Probleme mit in seine Planung einberechnen kann und sollte, insbesondere was auch die Aufträge angeht. Hat man schöne Formationen geschaffen, die dann mit dem letzten Plättchen zerquetscht werden, ist bei den Mitspielern Schadenfreude vorprogrammiert. Ja, natürlich besitzt Fresh Fruits da auch einen gehörigen Glücksfaktor, der sich im Fortgeschrittenen-Spiel sogar noch stärker auswirkt, da die Plättchen-Auslage dann nach einer bestimmten Abfolge erschaffen werden muss, was natürlich Spieler bevorteilt, die anfangs direkt grüne (schwere) Früchte als Fundament ziehen, um einen optimalen Start ins Spiel zu erhalten, während andere mit den leichtesten Früchten in lila kämpfen müssen. In manchen Fällen ist es dann tatsächlich auch einfach das Glück, das über Sieg und Niederlage entscheidet.
Aber: So extrem, wie es sich vielleicht eben anhörte, ist man dem Spiel nun auch nicht ausgeliefert. Allein schon mit dem Start-Legeplättchen kann man sich mit dem freien Feld vielleicht eine bessere Grundlage schaffen, als sie gerade im Angebot liegt. Oftmals ist es aber auch gut, sich dieses Plättchen als Joker zu verwahren. Punkteträchtige Kombinationen sollte man besser nicht der Gefahr aussetzen, dass die Ebene darüber die Früchte plattmacht. Andererseits kann eine einzelne Frucht vielleicht auch mal absichtlich zerquetscht werden, wenn es 4 Punkte für 0 bis 2 Früchte einer Sorte gibt, und die dritte Frucht stört ... Immerhin macht man dadurch vielleicht noch einen Punkt gut. Die Idee mit den verschiedenen Gewichtsklassen ist ganz witzig, insbesondere mitspielende Kinder finden es spaßig, wenn da auf einmal Frucht-Matsch entsteht.
Legespiele dieser Art gibt es schon einige, Fresh Fruits richtet sich da besonders an die Wenigspieler und eben auch an Familien mit Kindern ab ca. 8 Jahren. In dieser Zielgruppe kommt das Spiel gut an, einfach als schnelles Zwischendurch-Spiel. Spieler mit mehr Spielerfahrung fehlt es auf Dauer an mehr Abwechslung. Ja, es gibt wechselnde Aufträge, die sind in ihrer Art aber immer gleich und beziehen sich lediglich auf wechselnde Früchte. Natürlich sorgt die Anpassung an eben diese Aufträge für immer wieder kleine neue Überlegungen, vor allem aber wird jeder zunehmend den Ehrgeiz entwickeln, alle Plättchen so geschickt anzulegen, dass die Früchte stets in „ihren“ passenden Gewichtsreihen legen. Verabschiedet euch besser direkt von dem Gedanken, dass das wirklich an allen Stellen funktioniert. Es gibt sogar Legeplättchen, die Früchte kombinieren, die mehr als eine Gewichtsklasse auseinander liegen, sodass es dann nur noch um Optimierung geht. Liegt eine lilafarbene Frucht bereits in Reihe 2, kann man sie nur noch schützen, indem man weitere lilafarbene Früchte darauf legt. Für die in den verkehrten Reihen gibt es dann keine Reihen-Punkte, aber man verhindert so die Zerquetscht-Minuspunkte, die einem doch ordentlich schaden können.
Fresh Fruits erfindet das Legespiel-Genre nun wahrlich nicht neu. Auch Domino-artige Plättchen gab es schon in anderen Spielern. Dennoch ist das Spiel schnell gespielt und für das, was es sein möchte, auch recht kurzweilig. Es ist simpel, ja, aber nicht völlig banal. Meine Empfehlung: Zu zweit oder dritt ist es noch etwas taktischer, da die Auslage größer wird als zu viert. Da könnt ihr mit euren Planungen noch etwas mehr Einfluss nehmen, aber ärgert euch nicht, wenn eure Pläne am Ende dann doch in einem Smoothie enden, denn manchmal will das Glück einem einfach nicht hold sein ... Für die genannte Zielgruppe erfüllt Fresh Fruits auf jeden Fall seinen Zweck, und dafür gibt es fruchtig-süße 7 Kultpunkte.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6-7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 13.02.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: HUCH!
Weitere Fotos: Spielkultisten