REZENSION
FIRE & STONE
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor: Klaus-Jürgen Wrede
- Grafik: Hendrik Noack
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 45 bis 60 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 4/10
In 45 Minuten durch die Steinzeit
Schickt eure Späher auf die Reise, um in der Steinzeit Nahrung zu sammeln, Tiere zu jagen und Siedlungen zu gründen. Erfindungen werden euch bei diesem Vorhaben unterstützen, sie können aber auch wertvolle Punkte liefern, wenn ihre Funktion nicht mehr benötigt wird.
REGELN
Bestückt die drei Regionen des Spielplans mit zufällig verteilten Entdeckungsplättchen, die zunächst verdeckt ausliegen. Jeder erhält ein eigenes Spielertableau, ggf. Start-Sammelplättchen sowie drei Spielfiguren. Eine Figur dienst als Punktezähler, eine Figur wartet noch auf ihren Einsatz, und eine Figur wird auf das Startfeld (Feuerstelle) in Region 1 gestellt. Zudem erhält jeder einen geheimen Auftrag.
Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, bewegt seinen Späher um 1 bis 2 Felder auf dem Spielplan. Achtung: Der Zugang zu Region 2 und später zu Region 3 muss erst freigespielt werden.
Auf dem Feld angekommen, wird nun geschaut, ob dort noch ein verdecktes Entdeckungsplättchen liegt. Ist dies der Fall, wird es aufgedeckt, ein eventuell vorhandener Entdeckungseffekt ausgeführt und anschließend die Aktion. Auf jedem Feld dürfen mehrere Figuren stehen. Gelangt ein Spieler auf ein Feld, auf dem ein Plättchen bereits offen ausliegt, wird nur die Aktion durchgeführt. Liegt auf dem Feld gar kein Plättchen, gibt es eine Nahrung, die auf einen freien Beutel auf dem eigenen Spielertableau platziert wird.
Je nach Plättchen gibt es verschiedene Aktionen:
- Wald: Wer ein Wald-Plättchen aufdeckt, nimmt sich einen der vor Spielbeginn vorbereiteten Tierplättchen-Stapel und schaut ihn sich geheim an. Aus diesem Stapel wählt der Spieler ein Plättchen und legt es auf den dafür vorgesehenen Platz auf dem eigenen Tableau, die anderen Plättchen zurück auf das Wald-Feld.
- Feuer: Wer eine Feuerstelle entdeckt, erhält einmalig 1 Punkt. Als Aktion können an der Feuerstelle zuvor erlegte Tiere zubereitet, d.h. die Boni solcher Plättchen (Nahrung und/oder Beutel) eingelöst werden.
- Hütte: Wer eine Hütte aufdeckt, stellt eine eigene Hütte auf dieses Feld, gründet somit eine Siedlung. Das Hütten-Plättchen kommt auf die Hüttenleiste. Diese wiederum schaltet dann ab einer gewissen Anzahl an Hütten die weiteren Regionen und die zusätzliche Spielfigur frei, die in jedem Spielzug dann eine eigene Aktion ausführen darf. Der Späher, der auf ein Hüttenfeld gezogen ist, kommt anschließend zurück zu einer Feuerstelle der entsprechenden Region. Auch andere Spieler können Hütten in bereits entdeckten Siedlungen bauen, allerdings kostet das Platzieren einer neuen Hütte immer so viel Nahrung, wie bereits Hütten auf dem Feld stehen. Das gilt auch für den Fall, das ein Spieler eine weitere Hütte zu einer bereits vorhandenen eigenen hinzustellen möchte. Die Kosten berechnen sich also immer aus der Gesamtzahl der Hütten an dem Ort, egal, von welchem Spieler sie stammen.
- Sammel-Plättchen können aufs eigene Tableau gelegt werden, wobei es dort zwei getrennte Sammellager gibt. Jedes Sammellager darf immer nur mit einer Art von Plättchen (z.B. Äpfeln) gefüllt werden. Durchs Sammeln erhält der Spieler Entdeckungskarten aus der Auslage. Jeder Spieler darf jede Entdeckung nur einmal vor sich ausliegen haben. Der Vorteil der Karte gilt dann dauerhaft (z.B. mehr Bewegungsschritte pro Zug oder die Möglichkeit, über das Meer zu reisen). Alternativ kann auch eine Punktekarte genommen werden, die am Spielende die aufgedruckten Punkte einbringt, aber dauerhaft die Funktion einer Entdeckung im eigenen Besitz verdeckt, sodass diese nicht mehr genutzt werden kann. Ist ein Lager voll, wird es geleert. Jederzeit kann ein Lager auch freiwillig geleert werden, um Platz für andere Sammel-Plättchen zu schaffen. Sammel-Plättchen können alternativ auf einem Feld liegen gelassen werden und bringen auf diese Weise 2 Nahrung.
- Geheimes Versteck: Dieses Plättchen liefert 1 Beutel und 1 Nahrung.
- Höhle: Wird dieses Plättchen aufgedeckt, wird die vor Spielbeginn verdeckt ausgelegte Höhlenkarte aufgedeckt. Sie kann einen einmaligen Effekt besitzen oder auch dauerhaft Regeln verändern.
Wurde das 11. Hüttenplättchen auf die Hüttenleiste gelegt, wird die laufende Runde zu Ende gespielt plus eine weitere Runde. Das Spiel endet vorzeitig, wenn ein Spieler seine letzte Hütte auf dem Spielplan platziert. Dann erfolgt die Schlusswertung:
- Jede Punktekarte liefert so viele Punkte wie aufgedruckt.
- Jede Hütte auf dem Spielplan liefert 1 Punkt.
- Jede (relative) Mehrheit auf einem Siedlungsfeld liefert 1 Punkt.
- Punkte gibt es dann auch noch für die eigene Aufgabenkarte, z.B. für Hütten-Mehrheiten neben Wald-Feldern etc.
Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- Thema und Optik
- Entdeckungsmechanismus fühlt sich zunächst wie ein Abenteuer an
- nette kleine Verzahnungen
CONTRA
- plätschert ohne große Spannung vor sich hin
- viel Zufall
- fühlt sich schnell repetitiv an
MEINUNG
Mittelalter, Landwirtschaft und Steinzeit - Gerüchte besagen, dass diese Themen in Eurogames immer funktionieren ... Stone Age ist in der Tat auch heute noch eines meiner Lieblingsspiele im Kennerspiel-Bereich. Fire & Stone lässt sich noch als Familienspiel ansehen. Die Optik ist auf jeden Fall gelungen, das Material ist qualitativ gut, die Story klingt spanennd. Von Afrika breiten wir uns aus, um die Welt zu erkunden.
So versprüht der Entdeckungsmechanimus zunächst gewisses Abenteuer-Feeling. Man bewegt sich, man ist gespannt, was sich unter den Plättchen verbirgt. Da sollte man aber zunächst das Ziel des Spiels vor Augen haben. Wenn man sieht, wofür es am Spielende Punkte gibt, dann wird man schnell merken, dass der Hüttenbau essenziell ist und noch einmal Extrapunkte bringt, wenn Mehrheiten erzielt werden. Ein integrierter Area-Control-Mechanismus also, der jedoch zunehmend teurer wird, je mehr Hütten bereits errichtet wurden. Also muss Nahrung her, und für die Nahrung brauche ich Beutel. Die bekomme ich, wenn ich im Wald Tiere jage. Und Sammelplättchen wiederum liefern mir Karten, die dauerhafte Vorteile einbringen, aber mit einem guten Gespür für Timing auch in Punkte umgewandelt werden können. Das ist alles nett verzahnt, ohne dabei zu anspruchsvoll zu werden. Mit etwas Spielerfahrung ist der Einstieg in Fire & Stone problemlos.
So abenteuerlich wie die Story, ist der eigentliche Spielablauf dann aber leider nicht. Nach kurzer Zeit fühlt sich das Spiel repetitiv an. Ja, wir breiten uns zunehmend aus und erhalten später auch mehr Aktionsfreiräume, aber letztlich passiert auf lange Sicht immer das selbe. Die Varianz wird dann tatsächlich durch den Zufall erzeugt, der wiederum auch ganz schön frustrierend sein kann. Wenn ein Spieler mit entsprechendem Glück Hüttenplättchen für Hüttenplättchen aufdeckt, gründet er schneller Siedlungen, die für die anderen beim Hinzustellen schon teurer werden. Auch das Aufdecken passender Sammelplättchen ist Fortunas Hilfe unterstellt. Und ob ich am Spielende überhaupt Punkte für meine Aufgabenkarte bekomme, hängt auch vom Glück ab. Es bringt mir herzlich wenig, wenn ich Punkte für Mehrheiten neben Wald-Feldern bekomme, aber keine Hüttenplättchen neben Wäldern erscheinen ...
Die Idee, dass die Erfindungskarten wichtige Vorteile liefern, die später in Punkte umgetauscht werden können, ist ein ganz reizvolles Element. Schade ist die Tatsache, dass es nur 9 verschiedene Erfindungen gibt. Geradezu inflationär wurden dem Spiel dann allerdings Höhlenkarten beigelegt. Ja, in diese Höhlenkarten wurden einige schöne Ideen zur Veränderung der Regeln investiert. Fragt sich, warum so eine Höhle aber erst einmal entdeckt werden muss. Das passiert in Region 2, und auch nicht immer. Da kommt so ein Effekt dann manchmal gar nicht so recht zum Tragen, zumal es nur eine Karte pro Partie gibt. Schade!
Fire & Stone besitzt durchaus nette Ansätze für ein taktisches Familienspiel, verliert sich dann für mich aber zu sehr in Zufallsmomenten und in Wiederholungen. Letzlich werde ich immer wieder versuchen, möglichst viele Hütten auf den Plan zu bekommen. So richtig spannend ist das aber leider nicht, im Gegenteil. Das Spiel plätschert vor sich hin, bis irgendwann das Spielende ausgelöst wird, und bei der Schlusswertung wird dann nur noch gezählt. Das Gefühl, über die diversen Runden immer mehr aufgebaut zu haben, stellt sich bei mir nicht ein, auch wenn es nüchtern betrachtet ja meistens so ist. Klar baue ich meine Kapazitäten für Nahrung aus, klar erhalte ich zunehmend mehr Freiheiten durch Erfindungen, die über meine Sammellager erspielt werden, klar setze ich dann auch immer mehr Hütten auf den Plan und versuche, die Konkurrenz zu übertreffen, aber irgendwie bleibt der Spielspaß für mich dabei sehr verhalten.
Ja, Fire & Stone ist so ein Spiel, das ich eigentlich wirklich gern mögen möchte, das mich aber in allen Partien, die ich gespielt habe, nie richtig überzeugen konnte. Das funktioniert technisch alles, das sieht alles gut aus, aber es fehlt mir der entscheidende Kick, der das Spiel dann auch wirklich langfristig interessant werden lässt. Es ist gut möglich, dass Familien, die keine größeren taktischen Erwartungen an ein Spiel stellen, damit durchaus zufrieden sein werden. Für den verhältnismäßig schon höheren Aufwand, der hier regeltechnisch betrieben wird, ist mir das Ergebnis aber dann, gerade was die Möglichkeit betrifft, an Punkte zu gelangen, leider zu zufällig und auch auf Dauer nicht abwechslungsreich genug. Meine Mitspieler haben das ähnlich empfunden. So kann ich leider nur 5 Kultpunkte an Fire & Stone vergeben.
KULTFAKTOR: 5/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 4/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 17.05.2023
Bildnachweis:
Coverfoto: Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten