REZENSION

FIESTA MEXICANA

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2020 
  • Verlag: HUCH!
  • Autoren: Christian Fiore, Knut Happel
  • Grafik: Fiore GmbH
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 7/10

... zum Abschied für alle ein Fest?

 Bei dem Titel denken sicher viele an Rex Gildo und seinen berühmten Schlager. Aber nein, wir haben ein neues Spiel vor uns. Wir feiern eine Party. Und bei dieser Party geht es darum, die Gäste an den Tischen mit den besten Speisen zu bedienen. Was haben wir alles zu bieten? Neben Tostadas, Elotes, Burritos, Chillis, Salat und Tacos gibt es die besten Dips, wie Guacamole, Mole Blanco, Mole Poblano oder Pico de Gallo. 

REGELN

Wir haben für jeden Spieler einen Spielplan, der die Tische mit den Feldern für die mexikanischen Gerichte darstellt. Punkte sammeln wir mit Punkteplättchen, auf denen Totenköpfe abgebildet sind. Das wirkt für uns etwas komisch, aber in Mexiko ist diese Feier sehr traditionell und mit viel Fröhlichkeit verbunden, da die Verstorbenen an dem Fest teilnehmen. Damit ist diese Feier sogar Bestandteil des immateriellen Kulturerbes. Für das Spiel werden dann noch die 24 Wunschkarten und 66 Karten mit den mexikanischen Gerichten benötigt. Um die Übersicht zu behalten, kann dann noch eine Spielübersicht auf den Tisch gelegt werden.

Jeder Spieler sucht sich nun anhand seiner Lieblingsfarbe einen Spielplan aus. Dabei gilt: Alle Spielpläne sind gleich, nur die Farbe ist unterschiedlich. Zunächst werden aus dem Stapel der Karten mit den Gerichten die 12 Startkarten herausgesucht. Sie sind in einer Ecke mit einer Piñata gekennzeichnet. Jeder Spieler erhält davon zwei, die er auf die vorgegebenen Felder des Spielplans legt. Dann erhält jeder Spieler fünf Wunschkarten, von denen er sich drei aussucht und behält. Was es damit auf sich hat, kommt etwas später. Die restlichen Wunschkarten kommen aus dem Spiel. Die Karten mit den Gerichten kommen als Stapel verdeckt in die Tischmitte. 

Der Startspieler deckt die erste Karte auf und beginnt das Bieten. Der Spieler, der zuletzt das höchste Gebot abgegeben hat, erhält diese Karte. Aber was muss hier beim Bieten beachtet werden? Die erste Regel ist: Derjenige, der das Gericht aufgedeckt hat, muss das erste Gebot abgeben. Die Gebote richten sich nach den lesbaren Zahlen auf dem eigenen Spielplan. Die Zahlen sind auf dem Plan so angeordnet, dass man ihn um 90 Grad drehen kann, und wieder Zahlen in der richtigen Orientierung sehen kann. Also ist klar, dass nur geboten werden kann, wenn die Zahlen lesbar (also nicht schon von Gerichtskarten verdeckt) und in der richtigen Orientierung abgebildet sind. Es wird reihum geboten, bis man nicht mehr bieten kann oder möchte. Der Spieler mit dem höchsten Gebot erhält also das Gericht und muss es auf das Feld mit dem Gebot legen. 

Es kommt sofort zur Abrechnung der Punkte. Man bekommt zunächst die Anzahl an auf dem Gericht aufgedruckten Totenköpfe und dann zusätzlich Punkte, wenn man passende Dips zusammenlegen kann, denn diese Karten enthalten nicht nur das Gericht, sondern auch an den Rändern ein oder mehrere „halbe“ Dips, die an andere Karten gelegt, einen passenden (oder unpassenden) Dip ergeben. Für einen passend zusammen gelegten Dip erhält der Spieler dann noch einmal 3 Punkte. Passt der Dip nicht, gibt es einen Minuspunkt. Der oder die Spieler, die Karte mit dem Gericht nicht erhalten haben, haben nun die Möglichkeit, den Spielplan um 90 Grad nach rechts oder nach links zu drehen. Auf diese Weise verändern sich die fürs Bieten zur Verfügung stehenden Zahlen. Der Spieler mit dem höchsten Gebot deckt das neue Gericht auf. Es wird erneut geboten.

Die Wunschkarten, die man zu Beginn des Spiels erhalten hat, können am Ende des Spiels zusätzliche Punkte einbringen. Hier ist vorgegeben, welche Zusatzaufgaben dafür zu erfüllen sind, wie beispielsweise eine bestimmte Art von Gerichten in einer vorgesehenen Anordnung auf dem Spielplan zu platzieren, oder der Spieler mit den meisten Salaten erhält zusätzliche Punkte usw. Es ist also wichtig, diese Karten verdeckt zu halten, damit andere Mitspieler diese Pläne nicht durchkreuzen. Man hat allerdings auch während des Bietens auf ein bestimmtes Gericht im laufenden Spiel die Möglichkeit, eine dieser Wunschkarten abzugeben, um sich das aktuell versteigerte Gericht zu sichern. Die dafür verwendete Wunschkarte kommt dann aus dem Spiel und bringt natürlich am Spielende keine Punkte mehr ein. 

Apropos Spielende … Das Spiel endet sofort, wenn ein Spieler alle Felder auf seinem Tisch mit Gerichten belegt hat. Dann werden die Wunschkarten noch gewertet und zu den im Spiel bereits erworbenen Spielen dazu gerechnet. 

Auf der Rückseite der Spielpläne gibt es für erfahrene Mexicanos noch eine Variante. Hier sind die Startkarten bei Spielbeginn nicht auf vorgegebene Plätze zu legen. Da bekommt das Spiel gleich zu Beginn noch einmal eine ganz andere Wendung.


Wer beim Spielen so richtig Hunger bekommen hat - am Ende der Anleitung findet ihr ein Rezept für überbackene Burritos. Auf einen mexikanischen Abend! Hossa!

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • Bietspiel mit neuem Kniff
  • leichter Zugang
  • schöne Gestaltung


CONTRA

  • nur eine Spielerübersicht

MEINUNG

Das Spiel hat uns als Familie direkt beim ersten Durchgang gut gefallen. Die Regeln sind einfach und die Wunschkarten sind selbsterklärend. Das war gleich ein guter und schneller Einstieg. Auch wenn wir zunächst davon ausgegangen waren, dass ein Spiel ab 8 Jahren nicht so schwierig sein kann, haben wir im Verlauf jedoch festgestellt, dass es ganz schön tückisch ist, gegenüber den anderen Spielern so zu pokern, dass man die Karte mit dem gewünschten Gericht bekommt und an die richtige Stelle platzieren kann, um auch für möglichst viele Dips noch Punkte zu erhalten oder das Ziel der Wunschkarten zu erfüllen. Bei diesem Spiel macht eine unterschiedliche Zahl an Spielern einen sehr großen Unterschied.

Die Spielidee war für uns noch unverbraucht. Natürlich kennt man das Prinzip des Bietens von verschiedenen Spielen, allerdings hat man bei diesem Spiel gewisse Einschränkungen beim Bieten, was es noch einmal spannender macht. Außerdem kommt durch den Dreh-Mechanismus des Spielplans eine neue Dynamik hinzu, da man direkt eine andere Ausgangslage bei seinen Biet-Möglichkeiten hat. Das Konzept dahinter, nämlich eine Party mit leckerem Essen feiern, ist natürlich in Zeiten von Corona eine gern gesehene Abwechslung und lädt dazu ein, mexikanisches Fingerfood direkt nebendran parat zu stellen. Die Regeln sind gut durchdacht und gut geschrieben, sodass es einen schnellen Einstig gibt, was auch für Nicht-Vielspieler und Menschen aus unterschiedlichen Generationen sehr angenehm ist. 

Die Ausstattung finden wir vollkommen ausreichend. Das Spielmaterial hat für große und auch kleinere Hände die richtige Größe. Auch zu viert bekommt man das gesamte Spielmaterial gut auf dem Tisch unter. Wir hätte maximal anzumerken, dass es für uns angenehmer gewesen wäre, wenn von den Kurzübersichten mehr als eine vorhanden wäre, und wenn man bei den Punkteplättchen statt der 3er-Plättchen eher 5er-Plättchen hätte. Wir haben festgestellt, dass die Piñata auf den Startkarten je nach Hintergrundfarbe teilweise schlecht zu sehen waren. Hier mussten wir zu Spielbeginn gelegentlich etwas länger suchen, um die Startkarten aus dem Stapel mit den verschiedenen Gerichten herauszusuchen. 

In Bezug auf den Spielablauf lässt sich sagen, dass die Länge vollkommen angemessen ist, sowohl für das Spiel als auch für die Zielgruppe. Durch das Bieten und daher die Ungewissheit, ob man seine Ziele auch erreichen kann, besteht eine gewisse Spannung, die sich über den Spielverlauf mit geringeren Möglichkeiten, den Biet-Einsatz zu variieren, weiter aufbaut. Man kann nie wissen, wer plötzlich die letzte Karte bekommt. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, so kann man doch indirekt seine Mitspieler dahingehend beeinflussen, dass man ihnen frühzeitig bereits Gerichte überlässt, wenn man feststellt, dass diese an der aktuell gebotenen Stelle gar nicht gut platziert werden können. Auch das Recht, sich durch die Abgabe einer Wunschkarte vorzeitig ein Gericht zu sichern, hat natürlich einen gewissen Einfluss auf die Mitspieler. Das hat uns gut gefallen.

Alles in allem ein nettes Spiel, das sicher in regelmäßigen Abständen wieder auf den Tisch kommt - dafür gibt es gute 7 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EURE REZENSENTIN

ANNABEL

Biologin, Zwillingsmutter, Kirchenmensch, spieleverrückt

Eine Rezension vom 03.03.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: HUCH!
Weitere Fotos: Spielkultisten