REZENSION

FETTE BEUTE

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Amigo Spiele
  • Autor: Andy Niggles 
  • Grafik: Christine Deschamps, Maëva Da Silva 
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 3/10

Jetzt wird gebunkert!

Wer einmal das Vergnügen hatte, einem Eichhörnchen bei der Beschaffung von Nahrungsmitteln zuzusehen, der weiß: Die putzigen Tiere sind gewiefte Vorratssammler, denen jedes Mittel recht ist, eine fette Beute an Land zu ziehen und im eigenen Bau zu verstecken. Auch in diesem flotten Kartenspiel geht es einzig allen um den Futterneid: Welches Nagetier ergattert die meisten Brocken und wird somit der König oder die Königin des Waldes? Finden wir es heraus! 

REGELN

Jeder Spieler nimmt ein Set, das aus fünf verschiedenen Tierkarten besteht, auf die Hand. Die 80 Futterkarten (je 16 Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Haselnüsse, Eicheln und Erdnüsse) kommen als verdeckter Futtervorrat in die Tischmitte. Jeder Spieler zieht davon drei Futterkarten und legt sie als eigenes Vorratslager offen vor sich ab. Zu guter Letzt wird eine gelbe Holzkrone an den hungrigsten Spieler verteilt, und schon kann die Jagd nach der fettesten Beute losgehen. 


Jede Runde läuft nun wie folgt ab: Von den fünf Tierkarten, die jeder Spieler zu Beginn erhalten hat, dürfen immer zwei beliebige Karten ausgespielt, also zunächst verdeckt auf dem Tisch ausgelegt werden. Wer die Krone besitzt, ist der Startspieler und deckt eine dieser beiden ausgespielten Karten auf. Danach ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn an der Reihe, bis jeder Spieler seine beiden Karten aufgedeckt hat. Dann wechselt der Startspieler und eine neue Runde beginnt. 

Mit dem Umdrehen jeder Tierkarte ist eine bestimmte Aktion verbunden:

  • Das Eichhörnchen sorgt dafür, dass man sofort zwei Futterkarten vom verdeckten Nachziehstapel ziehen darf. Sie werden zu den übrigen Karten des Vorratslagers gelegt. 
  • Der Waschbar ermöglicht es, eine Futterkarte aus dem Vorratslager eines Mitspielers zu stibitzen. Die geklaute Karte kommt dann in das eigene Vorratslager. 
  • Hat man sich für den Hamster entschieden, beschützt dieser das eigene Vorratslager und hindert somit einen Mitspieler am Kartenklau. Der Hamster hat ansonsten keine Funktion.
  • Das Murmeltier darf nie als erste Karte aufgedeckt werden, sondern immer erst als zweite, denn es kopiert die Fähigkeit des zuerst aufgedeckten Tiers der jeweiligen Runde. Ein Beispiel: Wer zuerst das Eichhörnchen und danach das Murmeltier gewählt hat, erhält in dieser Runde gleich vier Futterkarten - zwei als Fähigkeit des Eichhörnchens und weitere zwei Karten als dessen Kopie.
  • Der Biber ist die wohl trickreichste Karte: Wird er aufgedeckt, müssen alle Mitspieler ebenfalls ihren Biber offenlegen, sofern sie sich in dieser Runde für ihn entschieden haben. Ist der zuerst aufgedeckte Biber der einzige in dieser Runde, erhält derjenige Spieler gleich drei Futterkarten vom verdeckten Futterkartenstapel. Gibt es hingegen noch weitere Biber, erhält jeder Mitspieler, der keinen Biber aufgedeckt hat, eine Futterkarte. Das Ausspielen des Bibers ist also mit dem größten Nutzen verbunden, hat aber gleichzeitig das größte Risiko, da man nie weiß, für welche Aktion sich die Mitspieler entschieden haben. Im schlechtesten Fall belohnt man mit dem Biber eher seine Mitspieler anstatt sich selbst.


Das Spiel endet umgehend, sobald es einem Spieler gelungen ist, fünf gleiche Futterkarten im eigenen Vorratslager zu bunkern. Das Spiel ist auch dann vorbei, wenn die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen wurde. Dann gewinnt derjenige, der die meisten Futterkarten (egal welchen Typs) besitzt. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • sehr kurze Spielzeit
  • lustige Illustrationen
  • interaktiver Spielablauf
  • man weiß nie, was kommt


CONTRA

  • sehr glückslastig
  • kaum taktische Möglichkeiten

MEINUNG

Fette Beute ist leicht zugänglich, schnell gespielt und dank der lustigen Illustrationen wie geschaffen für eine rasche Partie auch mit jüngeren Kindern. Da man jedoch in einer Runde nie weiß, für welche Karten sich die Mitspieler entschieden haben, fällt die Wahl schwer, die richtige Karten zu spielen. 

Stets stehen die Spieler vor dem Dilemma, entweder auf Nummer Sicher zu gehen und sich durch das Ausspielen des Eichhörnchens (das einem eine Futterkarte beschert) und des Murmeltiers (das die Fähigkeit des ersten Tiers kopiert) zwei Futterkarten pro Runde zu sichern. Doch weit mehr Karten bringt einem der Biber ein, sofern sich die Mitspieler nicht ebenfalls für den Biber entschieden haben. Auch der Klau einer Futterkarte (durch den Waschbar) ist keine sichere Bank, denn haben sich die Mitspieler in der selben Runde für den Hamster entschieden, werden die fremden Vorratslager bewacht und somit wird verhindert, dass eine Karte gemopst werden kann. 

Schnelle Entscheidungen aus dem Bauch heraus sind also gefragt — und die gilt es Runde für Runde zu treffen.


Dieses „Nicht wissen, was die anderen tun“ ist dann auch das größte Problem dieses einfachen Kartenspiels: Es gibt nahezu keine Möglichkeiten, den eigenen Sieg zu beeinflussen. Abgesehen von der Kombination Eichhörnchen/Murmeltier sind alle gewählten Aktionen von den gewählten Karten der Mitspieler abhängig. Das sorgt einerseits für ein flottes Spielerlebnis, aber andererseits für Frust unter all denjenigen, die sich etwas mehr taktische Tiefe erhofft hatten. 

Unsere Spielkult-Familie vergibt daher solide 6 Kultpunkte!

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 5/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 23.04.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Amigo Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten