REZENSION
FATE FLIP: VERSCHOLLEN
- Genre: Kartenspiel, Rätsel
- Jahr: 2024
- Verlag: Frosted Games
- Autor: Johannes Krenner
- Grafik: Anastasia Durova, Alena Naumova
- Spieler: 1
- Alter: ab 10 Jahren
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Schicksalswenden
Es ist wieder soweit: Wir haben es geschafft, schiffbrüchig auf einer Insel zu sein und müssen überleben. Aber in diesem Solospiel halten wir unser Schicksal in der Hand und werden es auch wenden.
REGELN
Fate Flip: Verschollen ist ein Soloabenteuer, das vielleicht einige noch von Choose-your-own-Adventure oder den Das Schwarze Auge-Solo-Abenteuerbüchern kennen, aber es gibt keine Würfelproben.
Wenn ihr gerne gestrandet sein möchtet, dann nehmt den Kartenstapel und folgt den Anweisungen darauf. Das ist tatsächlich mehr oder weniger alles, was ihr für den Aufbau braucht, aber natürlich gibt es hier noch einen kleinen Einblick in die Mechaniken.
Fate Flip: Verschollen wird in bis zu drei Kapiteln gespielt. In jedem Kapitel gibt es drei Werte, im ersten Kapitel sind dies Nahrung, Sicherheit und Energie, die ihr nicht auf Null fallen lassen solltet.
Euer aktiver Stapel besteht aus Orten oder Szenarien, die ihr gerade erreichen könnt. Ihr lest immer die oberste Karte. Darauf ist in der Regel eine Situation beschrieben, die eure Werte verändern kann, und dann wird eine Entscheidung gefordert. Diese kann sofort eure Werte beeinflussen, sofort weitere Ereignisse auslösen oder erst später euer Schicksal beeinflussen.
Der besondere Clou bei Verschollen ist das namensgebene Fate-Flip-System. Nach jeder Entscheidung besteht neben der Möglichkeit, dass eine Karte euren Stapel verlässt, auch die Möglichkeit, dass diese über ihre lange oder ihre kurze Seite gedreht wird. Dies führt zu verschiedenen Resultaten. Oft kommt die Karte aber ans Ende eures aktiven Stapels, sodass ihr ihren Einfluss erst später spürt.
Es gibt noch einen Kartenstapel, der Gegenstände beinhaltet, welche in euer Inventar wandern können. Diese können in bestimmten Situationen hilfreich sein. Eine gefundene Kokosnuss lässt sich vielleicht doch eher mit einem Messer öffnen als mit den bloßen Händen.
Solltet ihr ein Ende erreichen, oder sollte euch ein vorzeitiges Ende ereilen, dann könnt ihr einfach die Karten wieder nach ihren Nummern sortieren und noch einmal von vorn beginnen.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- spannende Geschichte
- schnelle Handhabung
- keine Würfelproben
- gute Gestaltung
CONTRA
- Sortieren der Karten
- kein Zwischenspeichern möglich
MEINUNG
Mein erstes Solospiel war ein Soloabenteuer, welches in der Das schwarze Auge-Grundbox enthalten war. Seitdem hat das Genre der Solospiele viele interessante Ableger hervorgebracht. Mit Nemo's War oder Final Girl gibt es richtige abendfüllende Spiele, mit Freaky Frogs From Outa Space und Obsthain gibt es auch kürzere Vertreter der Solospiele.
Der Fortschritt hat natürlich auch bei den Soloabenteuern nicht halt gemacht. In den letzten Jahren schien der Fokus da eher auf Rätseln im Stil von Point & Click-Adventures zu liegen, aber mit Fate Flip: Verschollen kommt wieder der alte Stil von Choose-Your-Own-Adventure-Büchern zurück, nur mit modernen Mechanismen versehen.
Zum einen gibt es keine zufälligen Würfelproben. Alle Dinge geschehen als Konsequenz eurer Entscheidungen, wobei ein bisschen Zufall schon mitspielt. Denn in welcher Reihenfolge ihr welche Entdeckungen macht bzw. Begegnungen habt, kann sich in jeder Partie ändern. Auch kommt manchmal nur eine Karte einer bestimmten Kartengruppe ins Spiel, sodass euer Abenteuer nicht komplett planbar ist.
Dies bedeutet aber auch, dass ihr in jedem Durchgang zwar nicht komplett vorhersehen könnt, wann etwas passiert, aber wisst, dass ihr nicht mit bloßen Händen versuchen solltet, die Viper zu fangen. So fällt es immer etwas leichter nach den verschiedenen Enden zu suchen, die euch Verschollen bietet. Dabei dauert jede Reise zwischen 5 Minuten (ja, das lief dann nicht so gut) bis zu 30 Minuten, wenn die Rettung schon wirklich nah ist.
Es ist manchmal etwas frustrierend, wenn ihr sehr weit gekommen seid und dann es doch nicht schafft, ein positives Ende zu erreichen. Die Belohnung dafür ist dann auch noch der langsame Prozess des Kartensortierens. Wer also wirklich auf Jagd nach allen Enden gehen möchte, dem rate ich: Mach einfach ein Foto von deinem Inventar und deinen Werten am Anfang des Kapitels. Nutze dies als Zwischenspeichern-Funktion. Es ist schließlich ein Solospiel, du kannst es so spielen, wie du es möchtest.
Das Fate-Flip-System bzw. das Drehen über die kurze oder lange Kante der Karte, funktioniert überraschend gut. Es ist nicht nur ein sehr einfaches Mittel, meine Entscheidungen nachzuhalten, sondern es ist auch erstaunlich, wie viel Geschichte auf diese Art und Weise auf die Karten passt.
Die Geschichte spielt in einer realistischen Welt zu einer ähnlichen Zeit wie Robinson Crusoe und durch die Daniel Defoe-Zitate im Spiel wird es auch deutlich, dass Robinson Crusoe die Inspiration für die Geschichte war. Trotzdem fand ich die Geschichte interessant und konnte nicht vorhersagen, wie diese ablaufen wird. Ihr dürft aber auch keine großen Überraschungen erwarten, denn es handelt sich ja schließlich um Verschollen und nicht um Lost, die wirre Fernsehserie.
Auch beim Spielmaterial gibt es wenig Überraschungen. Die Karten sind alle wertig und sehr schön gestaltet, ähnlich das Cover des Spiels. Die Klammern zum Festhalten der Werte sitzen fest, ohne die Karten zu beschädigen, und die Symbole sind alle schnell gelernt.
Fazit: Ich habe meine Zeit auf der Insel genossen und kann Fate Flip: Verschollen allen Fans von Soloabenteuern empfehlen. Für zukünftige Ausgaben würde ich mir dann etwas weniger klassische Szenarien wünschen.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 30.10.2024
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Frosted Games
Weitere Fotos: Spielkultisten