REZENSION

FASANERIE

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: 2F-Spiele
  • Autor: Friedemann Friese
  • Grafik: Harald Lieske
  • Spieler: 2 pro Exemplar, maximal 6
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Mit Furz geht's besser

Schnöde Wellensittiche sind für den Pöbel! Die hohen Herren wünschen sich Fasane, und ihr dürft die jetzt jagen. Das wäre nicht so schlimm, wenn euch so mancher der Vögel nicht einfach ins Gesicht furzen würde.

REGELN

In diesem Spiel lauft ihr eine Kartenreihe entlang, versucht Fasane einzusammeln und euren Konkurrenten die besten Karten wegzuschnappen. Leider kann so manche Karte als unerwünschtes Geschenk dazukommen. Und manchmal ist eine Fasan-Art auch gar nicht mehr so attraktiv.

Fasanerie wird vom 2F-Verlag portionsweise angeboten. Ihr könnt es mit bis zu 6 Spielern spielen, doch dazu braucht ihr drei Exemplare des Spiels, denn pro Schachtel können nur 2 Spieler gegeneinander antreten.

Jeder nimmt sich einen Spielstein und die Spielerkarte der gleichen Farbe. Dann werden sechs der zwölf unterschiedlichen Kartenarten ausgesucht. Von den sechs Kartenarten werden drei pro Person in einen Zugstapel gemischt. Achtet darauf, dass manche Karten direkt in 3er-Sets kommen, z.B. gibt es den Goldfasan mit 1, 2 oder 3 Punkten. Bei zwei Spielern solltet ihr dann je je zwei 1er-, 2er- und 3er-Goldfasane haben.

Ist der Stapel gemischt, werden fünf Karten offen ausgelegt. Das ist die Allee. Dann werden die Spielsteine in zufälliger Reihenfolge vor die Allee gelegt.

Jetzt geht es los.

Wer am weitesten hinten steht (bzw. bei mehreren Steinen auf einem Feld oben liegt), ist am Zug. Am Anfang des Zuges wird jedoch kontrolliert, ob der Spielstein alleine auf der Karte liegt. Wenn ja, werden diese Karte und alle Karten dahinter eingesammelt. Dann darf der Spielstein so weit nach vorne gezogen werden, wie es beliebt. Dabei darf auf andere Spielsteine oder leere Karten gezogen werden, aber immer nur vorwärts, nie rückwärts. 

Nach der Bewegung wird kontrolliert, ob fünf Karten vor dem vordersten Spielstein liegen. Sind es weniger, werden neue Karten aufgedeckt, sodass fünf Karten vor dem vordersten Spielstein liegen. Ist nach dem Aufdecken der Kartenstapel leer, so dürfen Spielsteine beim Bewegen auch aus der Allee herausgezogen werden. Da gibt es dann aber keine Karten mehr.

Wurden alle Spielsteine aus der Allee gezogen, endet das Spiel. Alle zählen die Punkte ihrer gesammelten Karten. Wer die höchste Punktzahl besitzt, der bringt die besten Fasane nach Hause.

Die Karten bieten dabei verschiedene Punktregelungen. Neben einfach Plus- und Minuspunkten, gibt es auch wachsende (oder fallende) Punktezahlen nach Kartenanzahl, Paare bringen Punkte, Singles kosten Punkte, ... und noch vieles mehr.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • flott
  • spannend
  • gut zu zweit


CONTRA

  • Illustrationen der Menschen
  • nicht alle Kartenkombinationen sind gut

MEINUNG

In Friedemann Fieses Spiel Fasanerie machen wir uns auf, Fasane zu sammeln. Wer hinten steht, ist am Zug. So ähnlich kennen wir das aus Spielen wie Glen More oder Patchwork. Auch in Fasanerie gilt es sich zu entscheiden, ob gezielt Karten gesichert und dafür viele Karten übersprungen werden, oder ob jede Karte mitgenommen werden soll durch kleine Schritte.

Hier kommen jetzt zwei Kniffe ins Spiel, die Fasanerie von der Konkurrenz unterscheiden. Zum einen gibt es Karten, die wir gar nicht haben wollen - die „Fasanenfürze“ geben nämlich negative Punkte. Ich denke mal, das steht dafür, dass einem der Fasan entwischt ist. Andere Karten geben nur Punkte, wenn genug oder nicht zu viele davon vorhanden sind. Andere Karten sind nichts mehr wert, wenn andere Karten gesammelt wurden usw.

Bestimmte Karten zu vermeiden ist gar nicht so leicht, denn der zweite Kniff ist, dass alle Karten hinter dem eigenem Spielstein eingesammelt werden müssen. Wer also vorprescht, dem drohen auch alle negativen Karten, die vorher übersprungen wurden. Retten kann einen da nur die Gier der anderen Personen am Tisch. Wer wie viele Karten sammelt, ist besonders wichtig, wenn der Diamantfasan dabei ist, denn dieser gibt nur Punkte, wenn niemand weniger Karten als man selber gesammelt hat.

Der Diamantfasan ist aber nicht immer dabei, denn es spielen ja immer nur sechs von zwölf Kartenarten mit. Nicht alle Karten sind dabei gleich stark oder gleich spannend. So kann es Kombinationen von Karten geben, die einfach weniger interessant sind. Besonders in Runden ohne negative Karten gibt es nicht so viele Emotion. Im Prinzip ist es ja egal, ob ich die Karten mit mehr Punkten bekomme oder eine andere Person zu negativen Karten verhelfe, aber es fühlt sich einfach anders an, wenn ein Kontrahent negativen Karten sammeln muss. Mit Fürzen (oder zumindest Blutfasanen) ist das schon besser.

Die kleinen kniffligen Aufgaben, die sich durch die Wahl der eigenen Karte ergeben bzw. durch das Ausweichen von negativen Karten, machen Fasanerie interessant. Wer ganz geschickt ist, merkt sich, was andere sammeln und manövriert Karten zu den Spielern, bei denen sie den meisten Schaden anrichten. Dies fällt natürlich mit 2 Spielern leichter. Was ich in der Hand habe, hat der Gegner nicht. Habe ich fünf Nester, kann mein Gegenüber nur noch maximal ein Nest bekommen. Und es ist auch einfacher, sich zu merken, was der anderer Spieler so eingesammelt hat. Mit 4 Spielern ist Fasanerie schon mehr ein Bauchspiel, bei dem man sich meistens nur noch besondere Karten merkt. Wenn der Ingo schon zwei der 7er-Glanzfasane besitzt, dann sollte er doch bitte noch einen 3er-Glanzfasan bekommen, um die 7er zu 0ern zu machen. 

Vielleicht ist auch das unterschiedliche Gefühl bei den verschiedenen Spielerzahlen der Grund, warum der Verlag 2F sich für eine spezielle Art des Verkaufs entschieden hat. Fasanerie wird für zwei Spieler verkauft, kann aber mit mehr Exemplaren auf sechs Spieler gesteigert werden. So könnt ihr das Spiel so dosieren, wie ihr möchtet. Ob das etwas für euch ist, müsst ihr selbst entscheiden. Ich denke aber, dass gerade denen, die Fasanerie öfters spielen, das Spiel zu zweit am besten gefällt.

Natürlich ist Fasanerie aber auch ein Glücksspiel. Als bei einer Partie die Allee brutal mit Blutfasanen geflutet wurde, konnte ich mich den Minuspunkten nicht mehr entziehen, aber bei einem so kurzen Spiel geht das schon in Ordnung. Ihr könnt direkt neue Karten mischen und loslegen. Wobei der vorherige Aufbau mit dem Heraussuchen der Karten und gründlichen Mischen schon seine Zeit braucht. Etwas Zeit kann aber eingespart werden. Legt eure Allee einfach als Kreis statt als Gerade, dann müsst ihr nicht ständig Karten verschieben.

Das größte optische Manko sind die Spielerkarten. Die Porträts unserer Charaktere sind nicht schön. Es haben mich schon Leute gefragt, ob der Illustrator denn schon mal einen Menschen gesehen habe. Ich finde es schwierig, da zu widersprechen. Ich bin kein Fan von den Porträts der Menschen. Dafür dürfen dann aber die Bilder von Fasanen, Füchsen und Fallen bewundert werden. Diese Bilder sehen toll aus, und da die Fasane die Hauptdarsteller sind, ist dies wohl schon in Ordnung.

FAZIT: Fasanerie ist ein kleines, schnelles Spiel, bei dem kleine taktische Entscheidungen getroffen werden. Es sollte immer darauf geachtet werden, ein paar negative Karten im Spiel zu haben, damit es spannend wird. Besonders gut ist es als Mitnehmspiel für 2 Personen geeignet.

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 21.12.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: 2F-Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten