REZENSION

FAKE THAT!

  • Genre: Quiz-/ Partyspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: Studio H / im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Hervé Marly
  • Grafiik: Augustin Rogeret
  • Spieler: 4 bis 8
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 6/10

Alles gelogen, oder was?

In diesem Quizspiel werden Fragen gestellt, die ihr hoffentlich nicht aus dem Stegreif beantworten könnt. Als Lamm versucht ihr, die Antworten der Füchse als Lügen zu identifizieren. Aber Achtung! Eine Antwort ist immer die richtige!

REGELN

Jeder erhält zwei Punkte-Chips pro mitspielender Person, im Spiel zu viert also acht Chips, im Spiel zu sechst dann zwölf Chips etc.

Eine Person wird zum Lamm. Diese Person zieht eine Karte und liest die Frage auf der Vorderseite vor. Nun übergibt sie die Karte ihrem Sitznachbarn zur Linken, dem ersten Fuchs. Der liest sich die Antwort auf der Rückseite der Karte durch und gibt die Karte anschließend dem nächsten Fuchs. 

Haben alle Füchse die richtige Antwort gelesen, geben sie reihum nun jeweils eine Antwort. Nur eine der Antworten darf die korrekte sein, alle anderen müssen „gefaked“ werden. Die korrekte Lösung besteht teilweise aus mehreren Wörtern. Farblich hervorgehobene Wörter dürfen in den Lügen nicht verwendet werden!

Ob eine Person die Wahrheit sagt oder eine Lüge auftischt, ist zunächst ihr überlassen. Wichtig ist dabei nur: Sobald eine Person die richtige Antwort vorträgt, müssen alle anderen Füchse auf jeden Fall eine Lüge präsentieren. Sollten bis zum letzten Fuchs nur falsche Antworten offeriert worden sein, muss der letzte Fuchs auf jeden Fall die richtige Antwort nennen. Die richtige Antwort kann dabei frei vorgetragen werden, sie muss nicht wortwörtlich (aber unbedingt sinngemäß!) mit der Antwort auf der Karte übereinstimmen.

Zum Einstieg empfehlen sich die Karten mit Glühbirnen-Symbol. Die zeigen auf der Rückseite am unteren Rand einen ersten Vorschlag für eine Lüge, falls jemandem ad hoc keine gute Antwort einfällt. 

Nachdem alle Füchse ihre Antwort vorgetragen haben, muss das Lamm nun nacheinander die Lügen ausschließen. Dazu benennt es einen Fuchs. Jetzt wird es spannend:

  • Hat der benannte Fuchs gelogen, verliert er einen Siegpunkte-Chip, der in die Mitte gelegt wird. Seine Lüge war offenbar zu offensichtlich.
  • Hat das Lamm sämtliche Lügen als solche identifiziert, erhält es alle Chips aus der Mitte plus einen Chip vom Fuchs, der die Wahrheit gesagt hat.
  • Entscheidet sich das Lamm dafür, das Raten vorzeitig zu beenden, erhält es die bis dahin gesammelten Siegpunkte-Chips aus der Mitte.
  • Sollte das Lamm den Fuchs mit der korrekten Antwort ausschließen, hat es Pech gehabt. Alle Siegpunkte-Chips aus der Mitte sind verloren!


Das Lamm kann vor dem Raten einmalig im Spiel einen x2-Chip einsetzen, um die Punkte der Runde für sich zu verdoppeln.

Nach dem Raten gibt es zur korrekten Antwort auch noch eine kleine begleitende Erklärung auf der Rückseite der Karte.

Gespielt wird reihum. Nach einer Runde wird also die nächste Person in der Sitzreihenfolge zum neuen Lamm. Gespielt wird, bis jede Person zweimal die Rolle des Lamms übernommen hat. Wer nun die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • witzige Mischung aus Bluffen, Wissen und Schlussfolgern
  • großer Fragenkatalog
  • größtenteils Fragen, deren Lösungen einen „Aha"-Effekt auslösen


CONTRA

  • Grundidee erinnert an das bestens bekannte Nobody is perfect
  • einzelne Fragen liefern keinen großen kreativen Spielraum 
  • stark gruppenabhängig

MEINUNG

Fake News zu verbreiten, ist in den letzten Jahren zunehmend zum manipulativen Mittel geworden, das durch den immer noch nur wenig kontrollierten Zugang zu den sozialen Netzwerken schnell seine Zielgruppen findet. Dem hilfreich entgegenzuwirken, ist keine leichte Aufgabe, zumal gut getarnte Lügen keinesfalls eine neue Idee unserer Zeit sind, um Menschen zu beeinflussen. In Fake That werden wir nun zum Erfinden überzeugender Lügen aufgerufen, aber keine Sorge: Hier werden keine falschen Tatsachen in die Welt gesetzt, denn die richtige Antwort wird nach jeder Raterunde auf jeden Fall enttarnt und sogar noch mit einem kleinen Begleittext erklärt.

Die Grundidee dieses eher ungewöhnliches Quizspiels dürfte so manche an das allseits bekannte Nobody is perfect erinnern, das seinen Ursprung bereits im Jahr 1992 hat. Auch bei Nobody is perfect wird nach unbekannten Begriffen oder skurrilen Begebenheiten gefragt, zu denen erdachte Lösungen - dort allerdings - zu Papier gebracht werden müssen. Als eine digitale Variante dieser Idee wäre da beispielsweise das Multiplayer-App-Spiel Finto zu nennen, das uns gerade in den Zeiten der Corona-Kontaktbeschränkungen bestens unterhielt.

Fake That geht da noch einen Schritt weiter, denn diesmal steht der Bluff-Gedanke noch stärker im Fokus, da die Antworten nicht erst notiert werden. Dadurch, dass jeder der sogenannten Füchse eine glaubhafte Antwort mündlich, von Angesicht zu Angesicht, vortragen muss, ist einiges an Spontaneität gefragt, die umso stärker beansprucht wird, je mehr Personen mitspielen. Spielen wir zu viert, sind nur drei Personen die Füchse, und einer von ihnen muss die richtige Antwort nennen. Zwei Fake-Lösungen auf die Frage nach der Zielgruppe eines außergewöhnlichen französischen Musik-Labels zu finden, ist sicher machbar. Spielen wir hingegen in Vollbesetzung, müssen das vier falsche Lösungen mehr sein, insgesamt also sechs. Und da niemand weiß, was die Person, die vor einem an der Reihe ist, als Antwort präsentiert, sollte man da schon ein gutes Pokerface besitzen. Einen Plan B als Antwort in der Tasche zu haben, ist sicher auch keine schlechte Idee, um nicht direkt aufzufliegen.

Kurz und knapp: Das Spiel lebt von der Spielgruppe. Ob die Spielidee so richtig zündet, hängt hier definitiv von den Einfällen der Personen am Tisch ab. Seid ihr da weniger kreativ, empfehle ich euch, anfangs besser nur in Minimalbesetzung zu spielen. Dann fällt es auch leichter, euch alle Antworten zu merken.

Der Fragenkatalog ist mit 350 Fragen umfangreich genug. Selbst in Vollbesetzung spielt ihr pro Partie nur 16 Fragen, sodass ihr gut 22 Partien ohne Wiederholung absolvieren könnt. Im Spiel zu viert verdoppelt sich die Partien-Anzahl ohne die Dopplung einer Frage entsprechend. Die meisten Fragen sorgen dabei schon beim Vorlesen für Interesse. Die Lösung ist dann oftmals mit einem „Oho"- oder „Aha"-Effekt verbunden. Auch wenn die Altersangabe „ab 10 Jahren“ eventuell etwas optimistisch sein könnte, ist das auf jeden Fall unterhaltsam.

Allerdings gibt es auch einzelne Fragen, die dann weniger Spielraum für kreative Antworten bieten, ja, es gibt sogar Fragen, deren Antwort man tatsächlich wissen kann, z.B. nach einem Element im Periodensystem. Passiert das, hat das Lamm natürlich leichtes Spiel und kann etliche Siegpunkte abgreifen, sie im besten Fall auch noch verdoppeln. Damit ist dem Sieg dann auch teilweise nichts mehr entgegenzusetzen, insbesondere wenn man selbst zwei Fragen gestellt bekommt, deren Antwort nun wirklich niemand kennen muss (oder kann) und man nur durch pures Raten Siegpunkte sammelt. Von daher sollte man das Spiel um die Punkte nicht allzu ernst nehmen. Die Wertung spornt an, ja, aber der Spaß sollte hier im Vordergrund stehen.

Fazit: Fake That ist ein Quiz (bzw. Ratespiel) für spontane Menschen. Wer ein Fan der TV-Show Genial Daneben ist, der dürfte sich hier gut aufgeboben fühlen. Der Spielspaß (und somit auch der Kultfaktor) steht und fällt jedoch mit der Spielgruppe und kann extrem schwanken. Meine 7 Punkte beziehen sich auf eine, sagen wir, „durchschnittliche Mischung“ der Mitspielenden, bedeutet: Da kann es Ausschläge nach oben oder unten geben. Ich selber finde das Spiel, auch wenn das Grundkonzept jetzt nicht grundlegend neu ist, auf jeden Fall interessant und spaßig!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 10.11.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Studio H / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten