REZENSION
EXPLODING MINIONS
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2021
- Verlag: Exploding Kittens / im Vertrieb von Asmodee, unter Lizenz von Universal Illumination
- Autoren: Matthew Inman, Elan Lee
- Grafik: Matthew Inman
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 7 Jahren
- Dauer: ca. 15 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 2/10
Last Minion Standing
Die Zeit der explodierenden Katzen ist vorbei, jetzt sind die Minions dran. Ja, wer liebt sie nicht, diese kleinen gelben Helfer der Schurken dieser Welt? Im Kartenspiel geht es ums nackte Überleben: eine falsche Karte gezogen, und schon heißt es: Zugucken statt Mitspielen!
REGELN
Je nach Spielerzahl müssen zunächst einige Karten aussortiert werden. Gebt jedem Spieler eine der grünen Entschärfungskarten. Mischt den Stapel und gebt jedem Spieler 7 Handkarten, die er seiner Entschärfungskarte hinzufügt. Mischt nun noch die Exploding-Minions-Karten (eine weniger, als Spieler teilnehmen) in den Nachziehstapel - und los geht‘s!
Bist du am Zug, darfst du beliebig viele Handkarten ausspielen und ihre Effekte ausführen oder passen. Am Ende deines Spielzuges ziehst du eine neue Karte vom Stapel. Ist es keine Exploding-Minion-Karte, nimmst du die Karte auf die Hand. Erwischt du hingegen eine Exploding-Minion-Karte, dann kann dich jetzt nur noch eine Entschärfungskarte retten. Spielst du sie, steckst du die Exploding-Minion-Karte zurück in den Stapel, und zwar an eine beliebige Stelle. Damit niemand die gewählte Stelle sehen kann, solltest du das mit den Händen unter dem Tisch machen. Hast du keine Entschärfungskarte mehr auf der Hand und explodierst, ist das Spiel für dich beendet. Die anderen Spieler spielen ohne dich weiter.
Folgende Aktionskarten sind im Spiel vorhanden, die du vor dem Nachziehen einer Karte ausspielen darfst:
- Angriff: Du ziehst keine Karte vom Stapel. Stattdessen zwingst du den nächsten Spieler dazu, direkt 2 Spielzüge auszuführen. Der wiederum kann den Angriff verlängern, indem er ebenfalls eine Angriffskarte spielt. Dann muss der nachfolgende Spieler schon 4 Spielzüge ausführen usw. Und nicht zu vergessen: Nach jedem der einzelnen Spielzüge muss ja eine Karte vom Stapel gezogen werden - na, hoffentlich explodiert da nichts - oder gerade doch?! Alles eine Frage der Perspektive ...
- Blick in die Zukunft: Du schaust dir die oberen 3 Karten des Nachziehstapels an - eine gute Informationsquelle, um eventuell weitere Karten zu spielen.
- Mischen: Mische den Nachziehstapel.
- Ziehe von unten: Beende deinen Spielzug, indem du die unterste Karte vom Stapel ziehst.
- Minion-Karten: Für ein ausgespieltes Paar aus gleichen Minions stiehlst du einem Mitspieler eine zufällige Karte von der Hand.
- Hops: Beende deinen Zug, ohne eine Karte zu ziehen.
- Klon: Du kopierst die oberste Karte des offenen Ablagestapels; das kann theoretisch auch eine Entschärfungskarte sein, wenn du explodierst, und die Entschärfungskarte gerade oben auf dem Ablagestapel liegt.
- Nö: Diese Karte darf jederzeit gespielt werden, um Mitspieler an einer Aktion zu hindern. Nö-Karten verhindern jedoch keine Explosion und können auch keine Entschärfung abwehren.
Sobald nur noch ein Spieler übrig bleibt, da alle anderen „explodiert“ sind, ist das Spiel beendet. Dieser letzte Spieler ist dann der Sieger.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- spaßiges (und auch spannendes) Ärgerspiel
- witzige Illustrationen
- schnell erklärt, schnell gespielt
CONTRA
- nicht jeder mag so eine hohe Glücksabhängigkeit
- viel zu große Spielschachtel
MEINUNG
Als im Jahr 2015 Katzen explodierten, ging ein Aufruhr durch die Spielewelt. Das anarchische Kartenspiel Exploding Kittens fand schnell Fans - und Vielspieler, die es nach dem erfolgreichen Kickstarter für seine viel zu hohen Glücksabhängigkeit kritisierten. Nun ja, was erwartet man bei einem Spiel, das sich damals selbst als eine Art „Russisches Roulette“ bezeichnete?
Diesmal blickt uns ein Minion von der Spielschachtel entgegen. Die Schachtel macht mit ihrem Hologramm-Effekt optisch definitiv was her. Das Grundprinzip von Exploding Kittens ist erhalten geblieben. Wir spielen Karten aus, um uns möglichst lange im Spiel zu halten. Sofern noch eine Entschärfungskarte auf der eigenen Hand zu finden ist, kann man sich entspannt zurücklehnen - naja, fast. Stiehlt mir ein Konkurrent eine Karte, dann muss ich darauf hoffen, dass er nicht ausgerechnet diese Karte erwischt. So ganz leerspielen sollte man sich mit seinen Handkarten also besser nicht, denn sonst kann es schnell passieren, dass man dem abschließenden Nachziehen schutzlos ausgeliefert ist.
Das Nachziehen einer Karte wird hier zunehmend zum Thrill. Und auch sonst lebt das Spiel von seinem Ärgerfaktor. Mitspieler können daran gehindert werden, eine Aktion zu machen. Ein einfaches „Nö!“ genügt ... Und dann gibt es auch noch Angriffskarten, die so etwas wie „2 Ziehen“ bei Mau Mau entsprechen, nur eventuell mit explosiverem Ausgang. Diese Momente sorgen für Spannung. Wer will schon ausscheiden und nur zugucken? Ja, das ist bei diesem Spiel möglich. Da es aber ein schnelles Spiel ist, ist das meist nicht allzu tragisch. Wer Exploding Minions spielt, weiß eh, dass es sich um ein anarchisches Spiel handelt und Gemeinheiten zum Konzept gehören. Die Altersangabe „ab 7 Jahren“ erscheint mir diesbezüglich zwar als etwas niedrig gewählt, aber das sollten Eltern selbst entscheiden dürfen. Rein spielerisch sind Kinder nicht überfordert.
Gerade anfangs, wenn man das Spiel noch nicht kennt, sorgen die lustigen Illustrationen und Kartentexte für Schmunzler. Dieser Effekt verfliegt zwar mit der Zeit, dennoch kann das Spiel in der richtigen Runde für netten Party-Spaß sorgen. Ja, ich würde Exploding Minions (wie auch schon Exploding Kittens) in diese Kategorie einsortieren. Das ist kein Kartenspiel, das man aus eigenem Antrieb gewinnt. Man kann versuchen, es taktisch zu beeinflussen, aber letztlich siegt doch oft auch einfach das Glück. Wer glücksbasierte Spiele verachtet, der ist hier nicht gut aufgehoben. Wer hingegen neuen Schwung in bekannte UNO-Runden bringen möchte, wer mehr Konfrontation sucht, der wird definitiv Spaß an diesem Kartenspiel haben, das man nie wirklich ernst nehmen sollte. Mindestens 3, besser 4, noch besser 5 Spieler sollten es aber schon sein, die hier versuchen, spielerisch zu überleben. Dann gibt es für das, was das Spiel sein möchte, auch gute 7 Punkte. Zu zweit möchte ich das Spiel weniger empfehlen.
Eine kleine Bemerkung noch zur Spielschachtel: Wie gesagt, ist diese optisch sehr gelungen. Ich verstehe Verlage, die sich durch eine entsprechende Schachtelgröße mehr Umsatz erhoffen, da so eine Box natürlich schneller wahrgenommen wird, wobei das Argument in Zeiten des Onlineshoppings mittlerweile deutlich weniger zählen dürfte. Exploding Minions ist mal wieder so ein Beispiel für eine völlig überdimensionierte Schachtel, wie man es auf dem Foto in unserer Galerie auch sehen kann. Die Anleitung und 72 Karten würden sich ohne das Papp-Inlay, das die Leere der Box kaschieren möchte, völlig verloren vorkommen. Eine kleinere Verpackung wäre technisch problemlos möglich gewesen und hätte in den heutigen Zeiten ordentlich Ressourcen eingespart ... Nun gut, zumindest Minion-Fans freuen sich wahrscheinlich trotzdem über den Hingucker im Spieleregal.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 6/10*
Spielablauf: 7/10
*Aufmachung & Illustrationen: Top! Schachtelgröße: Flop!
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 15.09.2022
Bildnachweis:
Coverfoto: Exploding Kittens / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten