REZENSION
ETERNAL PALACE
- Genre: Strategie, Taktik
- Jahr: 2022
- Verlag: Alley Cat Games
- Autor: Steven Aramini
- Grafik: Jacqui Davis, Quentin Regnes
- Spieler: 1 bis 5
- Alter: ab 14 Jahren
- Dauer: ca. 60 bis 90 Min.
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 5/10
Malen nach Augenzahlen
Willkommen in des Kaisers Palast, dessen Garten ihr ausbauen und malen sollt. Ihr arrangiert eure Würfel zu Gruppen, die ihr dann im Garten platziert, um Aktionen auszulösen und Schichten für euer Gemälde zu sammeln.
REGELN
In Eternal Palace werft ihr am Anfang jeder Runde eure Würfel und bildet dann daraus (zunächst versteckt) Gruppen. Diese dürfen anschließend reihum eingesetzt werden, wobei ihr darauf achten solltet, was eure Mitspieler noch so für Gruppen haben. Dabei sammelt ihr Rohstoffe, fördert Monumente und erstellt schichtweise euer Gemälde, denn ein Großteil der Punkte gibt es für ein gutes Werk auf eurer Staffelei.
Aber zunächst muss alles vorbereitet werden. Das Brett kommt in die Mitte und jeder Ort bekommt einen Feature-Marker. Feature bedeutet hier eine Besonderheit auf eurem Gemälde. Jeder Ort mit einer kleinen Leiste bekommt einen Spieler-Marker jeder teilnehmenden Farbe. Auf die Orte 3/5/8/10 kommt jeweils einmal Holz / Stein / Kaolin / Bronze. Die großen Leisten „Eternal Bridge“ (Ewige Brücke) und die Palastleiste bekommen auch je einen Marker pro Spieler. Die Ratgeber-Karten werden gemischt, und ihr deckt Karten in der Spieleranzahl plus 1 auf.
Alle bekommen je einmal Holz, Stein, Kaolin, Bronze, dazu 2 Weisheit und Fische in Abhängigkeit der Startposition. In der eigenen Farbe gibt es dann noch eine Staffelei mit Himmelsleinwand, 5 Würfel (von denen zwei auf dem Palast geparkt werden), einen Sichtschirm und jede Menge Marker.
Jetzt müssen noch die ganzen Farbschichten und Features aus dem Behälter genommen werden und dann aufrecht darin platziert werden, damit diese auch hübsch präsentiert werden. Schichten ist hier vielleicht auch nicht der beste Ausdruck. Es könnten Farbschichten auf dem Gemälde gemeint sein, aber auch perspektivische Ebenen.
Jetzt kann es eigentlich schon losgehen. Alle Spieler würfeln mit ihren 3 Würfeln und die Spielerreihenfolge wird festgelegt. Wer die niedrigste Augensumme geworfen hat, beginnt, und dann geht es aufsteigend weiter.
Die Würfel werden verdeckt hinter den Sichtschirm gelegt, und es werden Gruppen gebildet. Jede Gruppe hat mindestens einen Würfel. Haben alle Spieler ihre Gruppen geheim festgelegt, so werden die Sichtschirme entfernt und es geht mit dem Einsetzen weiter.
In Spielerreihenfolge setzt jeder reihum eine Würfelgruppe ein. Auf dem Spielplan befinden sich 14 Orte. Es gibt die Orte mit den Werten 1 bis 12, die ewige Brücke und die Schriftrollen. Die Orte mit Wert dürfen nur mit einer Gruppe, die exakt diesen Wert in Augen hat, besetzt werden. Die ewige Brücke darf nur mit Gruppen, die aus einem Würfel bestehen, genutzt werden. Die Schriftrollen sind die Resterampe und dürfen mit jeder beliebigen Gruppe genutzt werden.
Würfelzahlen dürfen mit Weisheit um ein Auge erhöht oder verringert werden. Mit 2 Weisheit kann der Sprung von der 1 zur 6 oder von der 6 zur 1 gemacht werden.
Sitzt schon jemand auf dem Ort, so muss ein Fisch pro Person an diesem Ort an die Bank bezahlt werden, auch für eigene Würfel.
Die Orte 4, 6, 9, und 11 bringen Holz, Stein, Kaolin und Bronze. Abhängig davon, wie viele Würfel eingesetzt wurden, gibt es mehr oder weniger starke Erträge. Bei jeder Nutzung des Ortes wandert der eigene Spielstein auf der Ortsleiste einen Schritt weiter. Wurde die oberste Position erreicht, so wird die Schicht mit der Nummer des Ortes auf die eigene Staffelei gestellt, und wer dies als erstes schafft, bekommt noch ein Feature geschenkt.
An den Orten 3, 5, 8, und 10 können mit Rohstoffen Monumente gefördert werden. Wenn ihr eure Würfel dort platziert, bezahlt ihr so viele Rohstoffe, wie an dem Ort im Moment liegen, wobei die Rohstoffart vom Ort bestimmt wird. Der Preis wird dadurch dann um einen Rohstoff erhöht. Nehmt euch die Schicht mit der Nummer des Ortes, das Monument des Ortes, und geht einen Schritt auf der Palastleiste vor. Solltet ihr das Monument schon besitzen, dann gibt es sogar zwei Schritte. Jedes Monument gibt es nur einmal, ihr müsst es also gegebenenfalls jemand anderem wegnehmen.
Ort 1 ist der Fischmarkt. Wer dorthin geht, zieht 3 Ratgeber-Karten. Eine Karte wird abgeworfen, eine Karte wird zurück auf den Stapel gelegt und die letzte kann gespielt werden. Dazu werden entweder die Kosten auf der Karte bezahlt, und es gibt als Belohnung 3 Fische, oder ihr bezahlt 3 Fische statt die Kosten der Karte zu zahlen. Eine Ratgeber-Karte kann einen einmaligen Vorteil oder einen dauerhaften Vorteil (einmal pro Runde) bringen. Vorteile sind meist Rohstoffe, es können aber auch Palastschritte sein. Dauerhafte Karten erlauben es mit dem allgemeinen Vorrat zu tauschen, anderen Rohstoffe zu schenken, um selber welche aus dem Vorrat zu bekommen, oder beim Einsetzen an bestimmte Orte Rohstoffe extra zu bekommen.
Bei Ort 2 wird eine Karte aus der Auslage gespielt. Entweder wird der Preis der Karte bezahlt, und es gibt noch 2 Weisheit dazu, oder ihr bezahlt 2 Weisheit, um die Karte zu spielen.
Genau wie bei den Orten 4, 6, 9 und 11 gibt es bei den Orten 2 und 3 eine Leiste, auf der ihr voranschreitet, um die Farbschicht und ggf. ein Feature zu erhalten.
Ort 7 gibt euch 3 Weisheit. Besteht die platzierte Gruppe aus zwei Würfeln, wird die Kombination mit einem Marker in der eigenen Farbe markiert. Wurden von der gleichen Person zwei Kombinationen markiert, so bekommt diese Farbschicht Nummer 7 und ggf. ein Feature.
Nummer 12 gibt verschiedene Belohnungen aus allen möglichen Rohstoffen, abhängig von der Anzahl eingesetzter Würfel. Die Anzahl wird mit einem Marker festgehalten, und bei zwei Markern auf verschiedenen Feldern gibt es Farbschicht 12.
Bei der Eternal Bridge wird ein Würfel eingesetzt, und der eigenen Marker geht so viele Schritte, wie der Würfel Augen hat. Jede überschrittene Belohnung wird ausgezahlt. Am Ende der Brücke wartet die Schicht EB fürs eigenen Gemälde.
Wurden alle Würfelgruppen platziert, kommen die Würfel zurück, die Auslage an Ratgeber-Karten wird ausgetauscht, und wer die wenigsten Würfel besitzt, bekommt jetzt einen Würfel vom Palast. Gleichstände werden durch Fortschritt auf der Palastleiste gebrochen. Bei 4 oder 5 Personen gibt es sogar für eine zweite Person einen Würfel.
Dann startet eine neue Runde. So sammelt jeder Farbschichten und Features auf der eigenen Staffelei. Sobald jemand 8 Schichten besitzt, wird die Runde noch zu Ende gespielt. Jetzt gibt es Preise: Wer das Spiel beendet hat bekommt einen Preis, und wer die längste zusammenhängende Reihe von Farbschichten gesammelt hat (also z.B. 4, 5, 6, 7) bekommt einen Preis.
Wer auf der Palastleiste vorne ist, bekommt 3 Siegel und für den zweiten Platz gibt es noch 1 Siegel.
Jedes Siegel, jeder Preis, jedes Feature, jede Schicht und jedes Monument sind einen Punkt wert. Wer nun die meisten Punkte hat, ist der Sieger. Dessen Gemälde beeindruckte den Kaiser am meisten.
Das Spiel bietet auch einen Solo-Modus.
Hinweis: Das Spiel ist bislang (Stand: August 2023) nur in englischer Sprache erhältlich.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- sehr hübsch
- schnelle Spielzüge
CONTRA
- Staffelei = Fummelei
- dominante Strategie
MEINUNG
Wir befinden uns im ewigen Garten des ewigen Palastes (Eternal Palace). Dort möchten wir dem Kaiser gefallen, indem wir dabei helfen, Monumente zu bauen und den Garten in einem Gemälde festhalten. Welcher Kaiser und wo? Ähm, das weiß man nicht genau. Offensichtlich ist alles asiatisch angehaucht, weswegen China naheliegt, aber eine kurze Suche nach dem Ewigen Palast oder Ewigen Garten hat mir keine Informationen beschert. Wer es weiß, kann mir gerne schreiben.
Oben genanntes Gemälde stellen wir im Spiel dann tatsächlich auf einer Staffelei zusammen. Auf dieser steht eine mit Wolken bedruckte Leinwand, und statt schnöder Punkteplättchen sammeln wir Farbschichten, mit denen wir Landschaften auf unser Gemälde bringen. Die Landmarken (engl. Features), welche als Extrapunkte fungieren, sind dann noch Elemente, die wir auch ins Gemälde einbauen können. Im Prinzip ist die Staffelei und das Gemälde rein technisch eigentlich nur eine Sammlung von Punkteplättchen. Und wenn die Staffelei mal wieder umfällt oder man versucht, eine Schicht in die Mittezu operieren, dann wünscht man sich schon manchmal, es wären tatsächlich einfache Punkteplättchen ...
Die Punkte werden gemacht, indem Aktionsfelder genutzt werden, wobei jedes der 13 Aktionsfelder einen Punkt geben kann und je einen zusätzlichen für die erste Person, die den Punkt dort abstaubt. Genutzt werden die Felder mit Würfelgruppen, deren Summe die Zahl des Felder ergeben muss, also auf Feld 7 kann eine Gruppe mit 2 und 5 Augen gelegt werden. Dies erinnert an klassische Würfeleinsetzspiele wie Kingsburg oder Auf den Spuren von Marco Polo. Bei diesen Spielen werden allerdings die Würfel erst beim Einsetzen gruppiert, während bei Eternal Palace die Würfel bereits gruppiert werden müssen, bevor die Phase des Einsetzens startet. Somit besitze ich weniger Flexibilität in der Einsetzphase. Durch die zusätzlichen Rohstoffe Fisch und Weisheit wird dieser unflexiblere Einsatz dann wieder kompensiert.
Eternal Palace bringt dann aber ein eigenes Spielgefühl mit sich, denn im Gegensatz zu Kingsburg und Marco Polo ist es nicht so wichtig, Felder für andere zu blockieren, da dies ohnehin kaum möglich ist, sondern es geht eher um das Rennen auf die verschiedenen Orte, damit ich dort den Bonuspunkt der Landmarke noch bekomme. Gleichzeitig gibt es noch ein Tauziehen um die Monumente. Diese kosten immer mehr Rohstoffe, welche aber auch in Berater gut investiert wären.
Berater geben Bonusaktionen, die es erlauben, Rohstoffe zu tauschen oder zusätzliche zu bekommen etc. Wer diese früh im Spiel sammelt, kann die Vorteile oft nutzen. Wer aber früh Monumente baut, zahlt weniger Rohstoffe und bekommt Palastpunkte, was früher mehr Würfel für die eigenen Aktionen bedeutet. Und am Ende sind Monumente selbst Punkte, und die Palastleiste gibt auch Punkte für jene, die den meisten Fortschritt dort haben. Da das Spielende durch die verdeckt gesammelten Farbschichten ausgelöst wird, ist es aber meistens nicht eindeutig, wann das Spiel enden wird. So sammelte ich manchmal Farbschichten in der Hoffnung, dass noch eine Runde gespielt wird – und plötzlich saß ich da dann auf meinem Haufen Rohstoffe.
Leider zeigte sich, dass es sich meistens lohnt, eher niedrige Zahlen zu spielen als auf hohe. Wer mit 5 Würfeln 5 Aktionen durchführt, ist oftmals schneller im Sammeln von Farbschichten im Vergleich zu jemandem, der versucht, eine Reihe mit 10, 11 und 12 zu bekommen. Das liegt vermutlich auch daran, dass Berater nur durch Aktion 1 und 2 zu bekommen sind und diese beiden Aktionen noch Weisheit und Fische geben. Hier wäre es schön gewesen, wenn auch höhere Zahlen dies erlauben würden. So hatte ich immer das Gefühl, dass derjenige, der versucht, mehrere hohe Zahlen zu sammeln, gekniffen war.
Jetzt ist Eternal Palace sehr hübsch, und es ist deutlich, dass viel Wert auf die Gestaltung gelegt wurde, aber wie bei der Staffelei, hätte ich mir auch beim Brett etwas mehr Pragmatismus gewünscht. Bei den Aktionsfeldern finden sich nämlich viele hilfreiche Symbole und etwas Text, der ist aber super winzig. Allerdings sind die Aktionsfelder von Eternal Palace nicht so kompliziert, dass dies den Spielfluss gebremst hätte. Tatsächlich war dieser in den meisten Runden angenehm flott. Mit 4 Personen lässt sich die Schachtelangabe von 90 Minuten durchaus einhalten, mit 5 Personen wird dies schon schwieriger.
Fazit: Eternal Palace sieht sehr hübsch aus, was teilweise aber die Zweckmäßigkeit beeinträchtigt. Auch wenn es seinen eigenen Charakter im Vergleich zu bekannten Würfeleinsatzspielen hat und solide gemacht ist, ist es für mich kein Spiel, das in seinem Genre aus der Masse heraussticht. Nett, 6 Punkte, aber - im Kontrast zum Titel - wird es vielen wohl eher nicht in ewiger Erinnerung bleiben.
KULTFAKTOR: 6/10
Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
LUTZ
Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast
Eine Rezension vom 15.07.2023
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: Alley Cat Games
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