REZENSION

DUNAIA

  • Genre: Strategiespiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Blam!
  • Autor: Thomas Dupont
  • Grafik: Sébastien Caiveau
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 60 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Mächtiges Metall, mystisches Metall

In einer fremden Welt regieren Roboter mit ihrer einzigartigen Energie. Verschiedene Völker führten bereits ein Krieg um die Dunaias, doch längt sind sie ausgestorben. Die Dunaias hingegen haben überlebt. Nun gründen wir eine neue Zivilisation, die in Frieden mit ihnen zusammenleben und sich ihre Kräfte zunutze machen möchte.

REGELN

Legt den Spielplan in die Mitte und bestückt ihn mit drei von fünf zufällig ausgewählten Ältesten-Plättchen sowie jeweils einer von drei möglichen Prophezeiungen (Aufträge) in drei Farben. Die Gebäudeplättchen werden nach Level sortiert, jeweils als Stapel gemischt und mit der Konstruktionsseite nach oben ausgelegt. Je ein Plättchen jedes Levels wird zudem auf den dafür vorgesehenen Platz neben den Stapel gelegt.

Jeder Spieler nimmt sich ein Spielertableau, das das eigene Dorf repräsentiert. Neun leere Bauplätze finden wir dort, zunächst nur versehen mit jeweils einer kleinen vorgedruckten Belohnung. Zwischen die Bauplätze platziert jeder seine eigene Dunaia-Fraktion, das sind sechs Pappaufsteller mit den Zahlen von 1 bis 6. Zudem bekommt jeder Spieler sechs Speicherchips (ebenfalls mit den Würfelzahlen von 1 bis 6) sowie zwei erste „Metall-Blumen“ - das ist die Währung des Spiels.

Gesteuert wird das Spiel über Würfel. Jeder Spieler legt einen Würfel seiner Farbe in den Würfelpool. Hinzu kommen (bei 3 Spielern) 4 oder (bei 2 oder 4 Spielern) 5 neutrale Würfel. Der Startspieler wirft sämtliche Würfel und ordnet sie dann den Würfel-Slots auf dem Hauptspielplan zu. Die farbigen Würfel werden dabei immer nach oben gelegt, die anderen Würfel reihen sich ggf. darunter ein.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, durchläuft verschiedene Phasen eines Spielzuges.

(1) Einen Würfel nehmen. Der Spieler sucht sich einen der neutralen Würfel aus und nimmt ihn an sich. Sind keine neutralen Würfel mehr in der Auslage, wird der Würfel in der eigenen Spielerfarbe gewählt. Sind gar keine Würfel mehr vorhanden, werden alle Würfel zurückgeholt, neu geworfen und wieder an die Slots verteilt.

(2) Dunaia aktivieren. Der Spieler aktiviert seine Dunaia-Figur, die der gewählten Würfelzahl entspricht. Beide an die Figur angrenzenden Gebäudeplätze liefern nun den Ertrag, den sie vorgeben. Anfangs sind das Speicherchips mit der Nummer des Würfels oder neue Metall-Blumen. Später können es auch Gebäude der Stufe 2 sein, die über so eine Aktivierung, Erträge ausschütten. Außerdem werden Gebäude, die sich dort ggf. in der Konstruktion befinden, einen Schritt weiter finalisiert. Mehr dazu gleich.

(3) Recycling des Würfels. Der gewählte Würfel wird auf ein Recycling-Feld des Spielplans gelegt; der Spieler erhält die Belohnung:
- Blumen dienen als Zahlungsmittel
- Schritte können für die Bewegung verschiedener Dunaia auf dem eigenen Tableau genutzt werden. Zwischen den Orten befinden sich immer drei Einsetzfelder für Dunaias. Über Bewegungen lassen sich bestimmte Orte lukrativer gestalten - je mehr Dunaias um einen Ort stehen, umso wahrscheinlich seine Aktivierung.
- Speicherchips können in bestimmten Kombination für die Bonusaktion der „Ältesten“ genutzt werden, vor oder nach dem eigenen Spielzug.
- Neue Gebäude können von den Stapeln bzw. vom ausliegenden Angebotsfeld gekauft und mit Blumen bezahlt werden.

(4) Prophezeiungen überprüfen. Hat ein Spieler einen Auftrag erfüllt, erhält er das entsprechende Plättchen.

Die Gebäude:
Wann immer ein neues Gebäude gekauft wird, wird es zunächst mit der Konstruktionsseite auf einen freien Bauplatz des eigenen Tableaus gelegt. Einer von drei Konstruktionsmarkern wird dann auf das erste Feld der Konstruktionsleiste dieses Gebäudes gestellt. Sobald ein angrenzender Dunaia aktiviert wird, wird dieser Marker um ein Feld nach vorn gerückt. Ist der Marker auf dem letzten Feld angekommen, wird das Gebäude umgedreht - es ist nun fertiggestellt und liefert, je nach Level, eine besondere Funktion.

  • Level-1-Gebäude bringen dem Spieler einen zusätzlichen Recycling-Platz. Hier kann also ein verbrauchter Würfel platziert werden, um die (wertvollere) Belohnung abzugreifen. Auch Gegenspieler können ein solches Feld belegen, sofern es noch frei ist, müssen dem Besitzer dann aber eine Metall-Blume zahlen. Das Feld kann immer nur von einem Würfel belegt werden, bis alle Würfel neu geworfen werden. Einen Aktivierungsbonus durch angrenzende Dunaias liefert ein solches Gebäude allerdings nun nicht mehr.
  • Level-2-Gebäude wiederum produzieren das, was in der Mitte des Plättchens angegeben ist, sobald ein angrenzender Dunaia aktiviert wird. Der Ertrag kann verstärkt werden, wenn die auf dem Gebäude angegebenen Pfeile auf angrenzende fertige Gebäude der verlangten Farbe zeigen. Dann gibt es die Belohnung des Pfeiles / der Pfeile noch dazu.
  • Level-3-Gebäude wiederum liefern keinen Aktivierungsbonus, dafür aber Siegpunkte am Spielende. Auch hier wird mit Pfeilen gearbeitet, die auf die Nachbargebäude zeigen. Stimmen die verlangten Farben überein, gibt es bei der Schlusswertung die auf den Pfeilen angegebenen Punkte.


Sonderaktion „Älteste“
Vor oder nach dem eigenen Spielzug können Speicherchips abgegeben werden, um eine von drei Aktionen auszulösen, die die anfangs ausgelegten Plättchen bestimmen. Teilweise muss dafür auch noch ein dritter Chip hinzugezahlt werden. Auf jeden Fall darf sich der Spieler aber ein Artefakt-Teil nehmen, das neben der gewählten Aktion ausliegt. Drei verschiedene Artefakt-Teile ergeben ein vollständiges Artefakt. Ein Spieler kann kein neues Artefakt beginnen, wenn ein zuvor begonnenes noch nicht fertiggestellt wurde.

Spielende:
Sobald ein Spieler sein neuntes Gebäude fertigstellt oder das dritte Prophezeiungsplättchen vergeben wurde, wird die laufende Runde zu Ende gespielt sowie eine letzte weitere Runde. 
Dann folgt die Schlusswertung. 

Nun gibt es Punkte für:

  • jedes fertiggestellte Gebäude (entsprechend der Level-Zahl)
  • jedes Level-3-Gebäude für erfüllte Pfeile
  • fertige Artefakte (je mehr Artefakte, desto mehr Punkte)
  • je 3 Metall-Blumen
  • erfüllte Prophezeiungen


Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Variante: Vor Spielbeginn sucht sich jeder Spieler ein Charakter-Plättchen aus, das ihm im Spiel einen individuellen Vorteil liefert. Auf diese Weise gibt es eine kleine Asymmetrie im Spiel.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • trickreicher Würfel- und Aktivierungsmechanismus
  • schönes Puzzle-Element beim Anordnen der Gebäude
  • Synergien zwischen Gebäuden möglich
  • trotz Glücksfaktor kann viel im Voraus geplant und optimiert werden
  • Interaktion durchs Wegschnappen von Gebäuden, Würfeln und dem Belegen fremder Einsetzfelder
  • tolle Gestaltung


CONTRA

  • Glück kann teilweise auch mal über Punkte entscheiden
  • im Spiel selbst geringe Story, Mechanismus steht vor dem Thema

MEINUNG

Eine mystische Welt voller Roboter aus Metall, die eine solche Energie ausströmen, dass Völker sich in kriegerischen Auseinandersetzungen sogar ausrotteten, um Macht über sie zu gewinnen ... Man kann Dunaia nicht gerade vorwerfen, mit einer abgegriffenen Spielstory zu langweiligen. Ja, man könnte diese Story vielleicht als aufgesetzt, abstrus, gar konfus titulieren, aber mein Interesse ist in Kombination mit der wirklich schönen Gestaltung, vor allem den thematischen Illustrationen, durchaus direkt geweckt.

Das Spielmaterial besteht überwiegend aus dicker Pappe, ist qualitativ recht gut, wenngleich in unserem Exemplar die schwarzen Würfel aus der Anleitung weiß sind und manche Artefakt-Teile durch spiegelverkehrten Druck nicht korrekt zusammengesteckt werden können. Dieser produktionsbedingte Schönheitsfehler ist dem Verlag auf Nachfrage bereits bekannt. In der ersten Auflage wird er durch beigefügte Sticker behoben, sodass die Artefakte beidseitig verwendbar sind und somit auch in allen Kombinationen problemlos zusammengefügt werden können. Wirklich störend sind diese kleine Auffälligkeiten jetzt auch nicht, insbesondere haben sie spielerisch keine Bedeutung.


Eine Bedeutung hat das mystische Thema im Spiel dann auch nicht wirklich. Eine echte Story erlebt man in Dunaia nicht, der Mechanismus steht im Vordergrund. Glücklicherweise ist dieser wirklich gut gelungen.

Das Spielgefühl ist taktisch geprägt und dabei überraschend erfrischend. So erinnern einzelne Mechanismen dann an andere Spiele, haben aber jeweils einen eigenen Kniff.  Da wäre z.B. die treibende Würfel-Auswahl. Die erinnert mich spontan an das erst neulich getesteten Monasterium, ist dabei aber deutlich beeinflussbarer. Die Würfelzahlen bestimmen nämlich bei Dunaia keine festen Aktionen, sondern sind an meine durchnummerierten Spielfiguren (leider nur einfache Pappaufsteller, aber schön illustriert) gebunden, und diese Figuren sind beweglich. So kann ich gerade die neutralen Würfel gut dafür verwenden, Figuren in kluge Positionen zu bringen, denn spätestens mit meinem sicheren Würfel in der eigenen Spielerfarbe mache ich eine Aktion,  die ich bestens vorausplanen kann. Dieser Mechanik ist schon mal sehr gefällig und freut die Taktiker.

Auch die Aktivierung der angrenzenden Aktionsfelder (die mich an Little Town erinnert) ist an knifflige Entscheidungen geknüpft. Was überbaue ich womit, und wie ordne ich neue Gebäude an? Hier wurde ein Puzzle-Element im Stil von Nova Luna, Sagani oder auch Gönnen können integriert, denn die Anordnung der Plättchen entscheidet über die Pfeil-Vorgaben auf Level 2- und Level 3-Bauwerken über zusätzliche Belohnungen und Punkte. Die Umsetzung ist tricky, manchmal auch ein bisschen glücksbehaftet, je nachdem, ob eine dringend benötigte Plättchenfarbe in die Auswahl gelangt  ... aber selbst hier gibt es Mittel,  sich dem entgegen zu stellen, zum Beispiel mit dem gezielten Durchsuchen eines Stapels. Die Auswahl der Aktionen für die Ältesten entscheidet da bereits vor Spielbeginn, ob eine Partie mit höherem Glücksfaktor gespielt wird oder taktische Ausweich-Optionen bereitgestellt werden. Das Nutzen der Ältesten als Nebenbei-Aktion ist jedenfalls ein schönes planerisches Element, teilweise werden auf diese Weise sogar wichtige Aktionsverkettungen ausgelöst.

Das zusätzliche Einsammeln von Artefakten wirkt auf mich ein wenig künstlich hinzugefügt, erhöht aber nochmal die Möglichkeiten, über eine gute Planung an weitere Punkte zu gelangen.

Auch wenn jeder Spieler nur auf seinem eigenen Tableau baut, so ist dennoch eine schöne Interaktion im Spiel vorhanden. Die betrifft zum einen schon direkt die Würfelauswahl. Natürlich kann ich da gezielt Würfel entfernen, die meine Gegenspieler auch gern genommen hätten, gleiches trifft auf die Gebäude zu. Und dann ist da ja noch das schöne Element des Würfel-Recyclings. Das bringt mir nicht nur einen Bonus, sondern kann auch auf neu gebauten Gebäuden aus eigener Kraft zu mehr Effizienz ausgebaut werden, stellt mich aber auch vor die Entscheidung, ob ich einem Gegner "Metall-Blumen" (na, das ist doch mal eine unverbrauchte Währung, oder?) schenke,  um seinen freigespielten Bonus für mich zu beanspruchen.

Ja, und wäre das alles noch nicht genug, gibt es auch noch ein Wettrennen um die Prophezeiungen, also das Erfüllen von Aufgaben, die in ihrem Schwierigkeitsgrad anpassbar sind und somit auch über die Spiellänge entscheiden.

Wer am Anfang vielleicht den Eindruck hat, der Startspieler habe einen Vorteil, da er in seiner Runde auch eine Aktion mehr hat als die anderen, dem sei Entwarnung gegeben. Das gleicht sich über die weiteren Runden an, und das Ergebnis ist meistens eng.

So liefert Dunaia in seiner Gesamtheit ein absolut rundes Spielgefühl mit einer schönen Varianz und einer bereits integrierten Mini-Erweiterung, die den Spielern dann asymmetrische Fähigkeiten verleiht. Ein Spiel, das sich über seine Mechanik und Optik, weniger durch seine inhaltlich schlüssige Spielstory, definiert. Ein Spiel, das toll aussieht und die Herzen unserer taktischen Spieler auf Kennerspiel-Niveau erobern konnte.

Insgesamt vergebe ich für diese gefühlt innovative Komposition sehr gute 8 Kultpunkte. Das Spiel erscheint im April 2021 zunächst mit englischer und französischer Anleitung, ist an sich aber sprachneutral spielbar. Mit einer deutschen Lokalisierung dürfen wir bestimmt dennoch rechnen. Von meiner Seite aus: Daumen hoch für einen kleinen persönlichen Überraschungs-Hit des Frühjahrs 2021 im klassischen Eurogame-Genre.

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/ZyPGP-TVWbM

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 09.04.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Blam!
Weitere Fotos: Spielkultisten