REZENSION
DREAMSCAPE
- Genre: Taktikspiel
- Jahr: 2020
- Verlag: HUCH!
- Autoren: David Ausloos, Pierre Steenebruggen
- Grafik: David Ausloos
- Spieler: 1 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 25 Min. pro Spieler
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Initiativlevel: 7/10
Besuch im Traumland
Wir befinden uns im Land der Träume, doch das ist stetigen Wandlungen unterworfen. So sammeln wir Traumsplitter und gestalten damit die Landschaft - da ist ein ständiges Überdenken der eigenen Taktik gefragt, um Ruhe finden zu können. Und Fortgeschrittene müssen sich auch mit Alpträumen auseinandersetzen.
REGELN
Der zentrale Spielplan wird zunächst in der Tischmitte platziert. Die Traumsplitter werden in den Beutel gesteckt. Bei vier Spielern werden aus dem Beutel nun für jede Traumwelt fünf Splitter gezogen und dort auf den zugehörigen Feldern platziert. Die Siegpunktleiste verläuft rings um den Spielplan. Jeder nimmt sich ein Spielertableau, eine Kerze in der eigenen Farbe, eine Spielfigur, einen Schlummermarker zum Zählen der Aktionen und eine weiße Träumer-Figur. Die Traumkarten haben unterschiedliche Rückseiten und lassen sich zu Stapeln zuordnen. Die Karten unterliegen verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Und dann gibt es noch das Zieltableau, das zusätzliche Traumzielplättchen zum Punkten beinhaltet. Ein Wecker wird dort benutzt, um die aktuelle Runde anzuzeigen. Die Bäume bleiben im Vorrat. Die Alptraum-Erweiterung sollte erst mit ein wenig Erfahrung zum Spiel dazu genommen werden.
Im Spiel haben wir genau sechs Runden Zeit, so viele Traumkarten wie möglich, oder so wertvolle Traumkarten wie möglich zu vervollständigen. Dazu bewegen wir unseren Träumer über die unterschiedlichen Welten und sammeln dort die benötigten Splitter ein. Jede Runde besteht aus drei Phasen, die zum Teil gleichzeitig von allen Spielern ausgeführt werden.
Phase 1 „Erscheinen“
In dieser Phase werden die Traumsplitter in den Traumwelten aufgefüllt. Der Wecker wird ein Feld weitergeschoben. Die auf eigenen Karten eingelagerten Splitter werden auf die Hände des eigenen Spielertableaus, zur Nutzung in der nächsten Runde, geschoben. Und die Initiative-Marker werden neu verteilt. Letztere sind an die Positionen der Träumer gebunden. Wessen Träumer auf der Welt mit der niedrigsten Zahl steht, der nimmt sich den Marker „1“ usw.
Phase 2 „Reisen“
Jetzt wird einzeln gespielt, in der Reihenfolge der Initiativ-Marker. Hier werden die Aktionspunkte benötigt. Jeder Spieler verfügt in seinem Zug über vier Aktionspunkte, die er beliebig verwenden kann. Für einen Punkt kann man Traumsplitter einsammeln (von hinten nach vorn) oder die eigene Spielfigur von einem Feld auf ein direkt benachbartes Feld bewegen. Die eingesammelten Splitter werden übergangsweise in die Hände gelegt.
Allerdings gibt es auch sogenannte Schlüsselbewegungen. Sie sind kostenlos. Besitzt ein Spieler einen Traumsplitter, dann darf er zu einer Welt „fliegen“ deren erster Splitter die gleiche Farbe zeigt. Außerdem darf ein Spieler einmal in jeder Runde seinen Initiativ-Marker verdecken, um die ebenfalls kostenlose Traumwelt-Aktion auszuführen. Oder man kann eigene, bereits fertige Traumkarten nutzen, die ebenfalls Aktionen ermöglichen können. Das allerdings kostet Splitter.
Als letztes folgt die Phase 3 „Gestalten“
Alle in den Händen liegenden Splitter können nun genutzt werden. Dabei gibt es klare Regeln:
- Der erste Splitter muss auf das Eintrittsfeld (untere Reihe, Mitte) gelegt werden.
- Jeder weitere muss benachbart zu einem bereits liegenden Stein angelegt werden.
- Der weiße Träumer betritt den eigenen Traum kostenlos. Für jeden weiteren Schritt von Splitter zu Splitter muss ein weißer Splitter abgegeben werden.
- Jede Farbe eines abgegebenen Splitters hat dabei eine Bedeutung:
- Weiß – ein Schritt für den eigenen Träumer
- Träumer-Schritte können zusätzliche Boni auslösen, die an die Farben der betretenen Splitter gekoppelt sind. (braun – ein weiterer Schritt, blau – ein Siegpunkt usw.)
- Grün – ein Baum wird dafür eingetauscht.
- Zwei gleichfarbige Splitter bringen einen Splitter aus dem Beutel in einer gezielt gewählten Farbe.
- Da übrige Splitter verfallen, lohnt es sich, alle aufzubrauchen oder sie auf eigenen schon vollständigen Traumkarten zwischenzulagern.
- Siegpunkte für erfüllte Traumkarten können gleich gewertet und gezogen werden.
Dann folgt auch schon das Ende der Runde. Alle nicht verbrauchten Splitter müssen in den Beutel zurück. Ebenso die Initiativmarker. Es geht weiter mit der Phase 1. Es wird so lange gespielt, bis die sechste Runde beendet wurde.
Hinweis: Während jeder Spieler schon am Anfang eine Karte besitzt, lohnt es sich, diese gut zu betrachten. Einige Karten bauen aufeinander auf oder erweitern einander, sodass es möglich ist, eine Splitteranordnung für eine weitere Karte nur durch geringen Umbau wieder zu verwenden.
Nach Runde 6 folgt die Endwertung. Dabei dürfen gespeicherte Splitter noch einmal genutzt werden. Sonderboni hingegen werden nicht mehr genutzt. Es gibt auch keine neuen Karten mehr.
- Dann werden alle Schlummerpunkte auf den zusätzlichen Traumzielen gewertet.
- Unerfüllte Traumkarten kosten fünf Minuspunkte.
- Alptraumsplitter kosten drei Minuspunkte.
Wer am Ende die meisten Schlummerpunkte besitzt, gewinnt.
Das Spiel bietet auch einen Solo-Modus.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- im wahrsten Sinne des Wortes ein verträumtes Thema
- schöne Spieltiefe
- viel Raum zum Taktieren bzw. Optimieren
CONTRA
- in Vollbesetzung und mit Grüblern längere Wartezeiten
MEINUNG
Träume bewusst beeinflussen zu können, wünschen sich all jene, die unter ausgeprägten Träumen leiden. Allzu oft spiegeln sich Sorgen und Ängste in unseren Träumen wider. Was wäre also, wenn ich selbst Einfluss nehmen könnte auf meine Träume? In Dreamscape geht es tatsächlich. Nach und nach suche ich mir in den Welten meine Traumsplitter zusammen. Und spiele ich ohne den "Alp" im Traum, geht das sogar ruhig und bedacht, mit überraschender Spieltiefe.
Das schöne pastellfarbene Design mit den liebevollen Illustrationen lädt zum Spielen und nebenher Träumen ein. Letzteres sollte man allerdings lassen. Denn das auf den ersten Blick eher einfach wirkende Spiel hat es in sich. Und das merkt man tatsächlich erst in zunehmenden Spielrunden. Da ist hier noch was, was ich bedenken muss, und dort. Es sind die Feinheiten, die dem Spiel seine Eleganz und seine Tiefe gleichermaßen verleihen. Ja, ein wenig Glück spielt mit. Finde ich schnell gut aufeinanderpassende Karten und zugehörige Splitter, ist der Sieg nahe - aber der Rest muss eben doch bedacht sein. Wie laufe ich? Wie bekomme nutze ich meine vier Aktionen am effizientesten? Verliere ich die Sonderaktionen nicht aus dem Blick und setze ich sie zeitlich passend ein?
Interessant ist es, dass sich Wenigspieler (unter entsprechender Anleitung von erfahrenen Spielern) ebenso begeistern lassen, wie Vielspieler. Die einen spielen es um der Entspannung wegen, die anderen, um aus der bewussten Traum-Zusammenstellung ein logisches Meisterwerk zu machen. Bloß miteinander spielen sollten beide Gruppen nicht. Die letzteren benötigen nämlich dann doch einiges mehr an Bedenkzeit.
In unserer Gruppe kam es tatsächlich in fast jeder Gruppe gut an. Ich selbst mag das Spiel vor allem deshalb, weil es mich inmitten von Unruhe tatsächlich runterzufahren weiß. Und das schaffen beileibe nicht viele Spiele. Zwei Hinweise aber noch. Erstens sollte das Regelwerk bei der Punktwertung die Dreidimensionalität besser darstellen. Und zweitens neigt das Spiel vor allem in den ersten Runden dazu, die Traumkarten gemeinsam in ihren Möglichkeiten auszuwerten, einfach weil das Puzzeln Spaß macht. Während am Anfang also vorzugsweise für sich selbst gespielt wird, verleitet die letzte Karte zu aktiver Zusammenarbeit, was dem Spiel allerdings tatsächlich einen eigenen Reiz verleiht.
Fazit: Dreamscape ist ein überraschendes, ruhiges Denkspiel für 1 – 4 Spieler, dass von mir allerdings vor allem zu zweit wegen seiner dann angenehmen Rundenlänge eine Empfehlung erhält.
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10
EURE REZENSENTIN
GABI
Immer-und-Überall-Spielerin, Spieleberaterin, Krankenschwester
Eine Rezension vom 12.05.2021
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: HUCH!
Weitere Fotos: Spielkultisten