REZENSION

DISTANT SUNS

  • Genre: Taktikspiel
  • Jahr: 2022
  • Verlag: iello / im Vertrieb von Hutter Trade
  • Autoren: Yeon-Min Jung, Gary Kim
  • Grafik: Vincent Dutrait
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren 
  • Dauer: ca. 25 Minuten
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 7/10

Navi im Weltall? Bitte wenden!

Setzt euch in euer Raumschiff und kartiert die Galaxie! Entdeckt schwarze Löcher und neue Planeten. Sammelt Schätze, erschafft durchgehende Cluster und schnappt euch möglichst viele Aliens, wenn ihr eure Missionen punkteträchtig erfüllen wollt.

REGELN

In diesem Choose-and-Write-Spiel erhält jeder von euch einen identischen Spielzettel. Fünf zufällige Erkundungsplättchen werden auf den Spielplan gelegt; jedem Plättchen wird ebenso zufällig ein Missions-Plättchen zugeordnet (zur besseren Übersicht liegen diese in zweifacher Ausführung an beiden Seiten der Erkundungsplättchen an). Das „Schwarze Loch“ ist auf dem Spielplan vorgedruckt und immer im Spiel.

Die fünf Modul-Plättchen werden aufsteigend sortiert. In jeder der 3 Runden sucht sich der jeweilige aktive Spieler einen noch verfügbaren Platz für das aktuelle Modul-Plättchen. Die Module aktivieren stets zwei nebeneinander liegende Erkundungszonen. Der aktive Spieler wählt, welche Seite des Moduls auf welche Zone zeigt - eine Seite ist für ihn selbst bestimmt bestimmt, die andere Seite für alle passiven Spieler.

Nun muss jeder, entsprechend des gelegten Moduls, die auf dem Erkundungsplättchen dargestellte Puzzleform auf seinen Spielzettel einzeichnen und mit dem vorgegebenen Symbol markieren. Gestartet wird in der Ecke unten links, weitere Formen müssen dann immer angrenzend an andere Formen gezeichnet werden. Nichts darf überlappen, zudem sind die Schatz- und Planetenfelder tabu. Kann die Form nicht regelkonform eingezeichnet werden, muss auf das Einzeichnen verzichtet werden.

Wird eine Form angrenzend an ein Planetenfeld gezeichnet, erhält der erster Spieler die höhere verfügbare Punktezahl, die anderen spielen dann um weniger Punkte.

Wird ein Upgrade-Feld durch eine Form eingeschlossen, erhält der Spieler ein Upgrade. Upgrades können verwendet werden, um zukünftige Formen zu verkleinern (1 Feld pro Upgrade), ohne dass sie ihre Funktion verlieren.

Jeder Erkundungszone ist zudem eine eigene Wertung zugeteilt. Diese erschließt sich, wenn wir die Schlusswertung betrachten, die Punkte für die Anzahl erfüllter Aufgaben bringt - je öfter eine Aufgabe erfüllt wurde, umso mehr Punkte gibt es:

  • Aliens: Anzahl der „eingefangenen“ Aliens (grüne Felder) innerhalb von eingezeichneten Formen, die dieser Zone zugeteilt wurden. 
  • Upgrade: Anzahl der Upgrade-Felder (blaue Felder) innerhalb von eingezeichneten Formen, die dieser Zone zugeteilt wurden.
  • Schätze: Anzahl der gelben Schatz-Felder, die mindestens eine eingezeichnete Form, die dieser Zone zugeteilt wurde, angrenzend aufweisen.
  • Cluster: Anzahl der dieser Zone zugeteilten Formen, die eine verbundene Fläche bilden.
  • Schwarzes Loch: Anzahl der dieser Zone zugeteilten Formen, die an ein eingezeichnetes Schwarzes Loch angrenzen.


Formen dürfen auch "falschen" Felder belegen (bis auf die Tabu-Felder), dann bringen sie jedoch keine Punkte.

Bonus-Punkte gibt es dann, wie bereits gesagt, für erreichte Planeten, außerdem für Schatz-Felder, die komplett mit eingezeichneten Formen umschlossen wurden. Für jedes Alien-Feld, das sich nicht innerhalb einer eingezeichneten Form befindet, gibt es nun noch 5 Minuspunkte. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • herausforderndes Puzzlespiel
  • interessante Aktionsauswahl


CONTRA 

  • trotz gutem Material in der Handhabung umständlich und zudem unübersichtlich

MEINUNG

Mit dem Raumschiff durchs All navigieren, Planeten entdecken, Aliens einfangen - klingt alles spannend, und auch die Spielidee liest sich interessant. Distant Suns begründet das offenbar neue Genre der "Choose-and-Write"-Spiele; kein Würfeln also, keine Karten zum Aufdecken. Die Spieler entscheiden taktisch, welche Aktionen sie sich zuteilen. Durch die variable Auslage der Missionen und Erkundungsplättchen ist für Varianz gesorgt, die auch nötig ist, da alle Spielzettel des dicken Blocks identisch sind.

Wer also gern Puzzlespiele mag, der wird sicher von Distant Suns getriggert. Die Puzzle-Formen so einzuzeichnen, dass sie punkteträchtige Wertungen auslösen, ist eine Herausforderung. Manchmal muss man da auch Kompromisse eingehen, heißt, auf bestimmte Punkte verzichten, um woanders welche zu bekommen.

Das Thema ist genau mein Ding, und ich mag puzzleartige Legespiele. Eigentlich beste Voraussetzungen, Distant Suns zu mögen. Dachte ich. Doch schon bei der ersten Partie macht sich Ernüchterung am Tisch breit, und leider wurde diese in Folgepartien auch nicht merklich besser. Das Einzeichnen der Formen kann mit den beiliegenden kleinen Schablonen erleichtert werden, das ist praktisch. Die Kennzeichnung der Formen mit den Symbolen der Erkundungszonen ist dann schon ein wenig umständlicher, zumal manche Symbole nicht mal eben mit einem Strich gezeichnet sind.

Das größte Manko aber ist es, im fortgeschrittenen Spielverlauf überhaupt noch den Überblick zu behalten, wo man Formen eingezeichnet hat, wo Grenzen verlaufen, welche Felder man mit den richtigen Formen eingesammelt hat, um Punkte zu machen. Wir mussten da echt verschiedene Alternativen ausprobieren, um uns merken zu können, ob ein Alien nun ordnungsgemäß eingefangen wurde oder von einer falschen Form umschlossen wurde. Wie oft grenzen Cluster-Formen aneinander, wenn die Formen alle ähnlich aussehen? Die beiliegenden Standard-Bleistifte betonen die Konturen nicht genug, um sofort sehen zu können, wo eine Form endet und wo eine neue Form anfängt. Nimmt man dann noch beim Einzeichnen Felder durch Upgrades weg und vergisst vielleicht gar einmal, ein Symbol in die Form einzuzeichnen, dann ist Chaos im All vorprogrammiert.

Das ganze verbessert sich, wenn man Flächen unterschiedlich schraffiert, dickere Filzstifte zum Umranden der Formen verwendet bzw. Buntstifte zum Ausmalen einsetzt und jeder Zone eine eigene Farbe zuordnet. Dann wird es übersichtlicher, aber beim Zeichnen nochmals umständlicher, und selbst dann gehen eingesammelte Farbfelder teilweise im allgemeinen Gewusel unter, was die Wertung am Ende erschwert. Ein praktischer Tipp: Setzt direkt einen Haken in ein grünes Feld, wenn ihr es mit der korrekten Form "eingefangen" habt. Macht das gleiche bei den gelben Feldern, wenn sie komplett umschlossen sind und einen Strich in jedes gelbe Feld, wenn eine Schatz-Form angrenzend platziert wurde. Das verkürzt dann am Ende zumindest einen Teil der Fleißarbeit.

Dass die Handhabung für ein solches Spiel vergleichsweise umständlich ist, ist dann wirklich schade. Es gibt ja wirklich unzählige Spiele auf dem Markt, bei denen man etwas auf eigenen Spielzetteln einzeichnet, aber Distant Suns ist da für mich leider wirklich schon ein Negativbeispiel für die Umsetzung einer doch eigentlich schönen Idee. Als großes Brettspiel mit farbigen Legeplättchen und Fortschrittsleisten hätte mir das Puzzle-Konzept und die trickreiche Aktionsauswahl richtig gut gefallen; in der vorliegenden Form wandert das Spiel leider in die Tiefen meines Spiele-Archivs - nicht, weil das Spiel an sich spielerisch schlecht wäre, das ist es nicht, sondern einfach, weil das Einzeichnen und Lesen der Informationen viele Spieler überfordern kann, so zumindest meine Erfahrung in unseren Testrunden. Ein Legespiel lässt sich nicht einfach auf einen Spielzettel übertragen, wenn dadurch die Übersichtlichkeit leidet. Einzig mit dem Einsatz von unterstützendem Schreibmaterial aus dem eigenen Fundus läuft das halbwegs flüssig. So gibt es von mir dann insgesamt nur 5 Kultpunkte, obwohl mir die Grundidee, wie gesagt, gut gefällt.

KULTFAKTOR: 5/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10*
Spielablauf: 6/10

* 7 Punkte für die Aufmachung und das Material, nicht für die Handhabung.

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 21.09.2022

Bildnachweis:
Coverfoto: iello
Weitere Fotos: Spielkultisten