REZENSION

DINNER IN PARIS

  • Genre: Familien-/ Taktikspiel
  • Jahr: 2020 
  • Verlag: Funnyfox
  • Autoren: Les Trolls Associés
  • Grafik: Alain Boyer
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 40 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
  • Taktiklevel: 6/10

Puzzle en Place

Lauschige Nächte in Paris, ein bislang ungenutzter Platz, vier Investoren. Was bietet sich da besser an, als Cafés und Restaurants anzusiedeln, um mit ihnen Geld zu scheffeln? Genau das machen wir in diesem Spiel, und wir merken schnell: Um Gewinn zu machen, brauchen wir stets flüssiges Kapital.

REGELN

Legt den Spielplan aus, bestückt ihn mit einer zufälligen Wertungskarte, dem gemischten Stapel an Taubenkarten und dem gemischten Stapel an Ressourcenkarten. Vier Ressourcenkarten werden offen ausgelegt, außerdem erhalten die Mitspielenden jeweils vier Karten auf die Hand, dazu ein eigenes Spielerboard, das links das dauerhafte Einkommen (am Anfang: 1) anzeigt, und das in vier Reihen unterteilt ist, die jeweils mit den Terrassenplättchen der eigenen Farbe gefüllt werden. Nun zieht jeder noch zwei Auftragskarten, behält davon eine auf der eigenen Hand und legt die andere offen auf den Spielplan; die abgelegten Karten bilden dann die „öffentliche Aufträge“.

Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, zieht zunächst eine Ressourcenkarte auf die Hand. Diese Karten zeigen jeweils eine Zutat, die in den Restaurants benötigt wird, manchmal auch mehrere Zutaten zur Auswahl. Zudem gibt es auch noch Geldkarten. Das Handkartenlimit beträgt 7 Karten, wobei dieses Limit im eigenen Spielzug auch temporär überschritten werden darf.

Danach werden genau zwei Aktionen durchgeführt. Diese Aktionen können aus vier Optionen gewählt werden, wobei eine Option auch doppelt gewählt werden darf, Ausnahme ist der Terrassenbau, der nur einmal pro Spielzug genutzt werden darf.

Folgende Aktionsoptionen stehen zur Verfügung:
(1) Eine weitere Ressourcenkarte ziehen - wie auch schon zu Beginn des Zuges aus der offenen Auslage oder vom verdeckten Stapel.

(2) Ein Restaurant errichten: Dazu muss die Zutaten-Kombination mit Handkarten gezahlt werden, die der zu bauende Restaurant-Typ verlangt. Die verschiedenen Typen sind auf dem eigenen Spielerboard verzeichnet; zu jedem Typ gehört eine der vier Reihen des Boards. Wurden die entsprechenden Karten abgelegt, platziert der Spieler ein 3D-Haus der entsprechenden Größe auf dem Spielplan (die Baufläche ist abhängig von der Spielerzahl) und markiert es mit dem Restaurant-Schild seiner Farbe. Die Häuser bilden die Außenbegrenzung des Platzes. Ein gebautes Restaurant liefert am Spielende Punkte, zudem sofort eine Erhöhung des dauerhaften Einkommens.

(3) Terrasse bauen: Terrassen dürfen vor eigenen bereits gebauten Restaurants erschaffen werden. Dazu dienen die Plättchen aus der entsprechenden Restaurant-Reihe des eigenen Spielerboards. Gebaut werden diese Plättchen vom Board von links nach rechts. Die Kosten für so ein Plättchen sind darüber abgedruckt. Sie erhöhen sich, je mehr die Leiste geleert wird. Zur Zahlung dient das dauerhafte Einkommen (das einmal pro Spielzug ausgegeben werden darf und dann in der nächsten Runde wieder zur Verfügung steht) oder auch ergänzende Geldkarten, die dann jedoch abgeworfen werden. Gebaute Terrassenplättchen liefern zusätzliches Einkommen bzw. Punkte am Spielende.

Terrassen müssen eine Verbindung zum entsprechenden Restaurant haben und können dann über orthogonal angrenzende Felder vergrößert werden. Wichtig: Sie dürfen auch vor anderen Restaurants gebaut werden, so lange sich die Terrassen klar voneinander abgrenzen, also mindestens 1 freies Feld zwischen den Terrassen bestehen bleibt. Maximal dürfen sich verschiedene Terrassen diagonal berühren.

Wird beim Bau einer Terrasse ein Taubenfeld überdeckt, erhält der Spieler sofort eine Karte vom Taubenstapel, die ihm eine zufällige Belohnung einbringt, z.B. neue Handkarten oder Einkommen.

(4) Einen Auftrag erfüllen: Der Spieler erfüllt einen offen ausliegenden öffentlichen Auftrag oder einen Auftrag von seiner Hand, wenn er die Voraussetzung dafür erfüllt. Ziele können z.B. bestimmte Terrassen-Formationen sein oder eine Ausbreitung zu bestimmten markanten Orten auf dem Spielplan. Ein erfüllter Auftrag bringt am Spielende Punkte. Der Spieler erhält danach einen neuen Auftrag, darf aber entscheiden, ob er ihn annimmt (also auf die Hand nimmt) oder in die öffentliche Auslage legt.

Ende des Spiels: Wurde eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl an Häusern gebaut, kann kein Haus oder keine Terrasse mehr erreicht werden, oder hat ein Spieler auf seinem Board zwei Terrassenplättchen-Reihen komplett geleert, endet das Spiel. Bei der Schlusswertung gibt es Punkte für ...

  • jedes errichtete Haus (entsprechend seines Typs).
  • das letzte freigespielte Punkte-Feld jeder Terrassen-Reihe auf dem Spielerboard.
  • ein Ranking der drei Kriterien auf der vor Spielbeginn für alle ausgelegten Wertungskarte (z.B. „die meisten Terrassen“ etc.)
  • jeden erfüllten Auftrag. Vorsicht! Jeder angenommene, aber nicht erfüllte Auftrag, bringt nun Minuspunkte.


Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Hinweis: Uns lag das Test-Exemplar in englischer Sprache vor. Eine deutsche Version ist bislang (Stand: Februar 2022) noch nicht geplant bzw. verfügbar.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • optisch schönes Setting mit ebenso schönem Material
  • gelungene Verzahnung von Kosten und Boni
  • Mechanismen-Mix auf gehobenem Familienspiel-/ einfachem Kennerspiel-Niveau
  • Wettrennen-Charakter


CONTRA

  • das Glück ist - bei aller Planung - ständiger Begleiter
  • Material ist nicht für Grobmotoriker geeignet

MEINUNG

Wer denkt beim Setting von Dinner in Paris nicht sofort an warme Sommernächte, die man bei gutem Essen und Wein in einem Straßencafé in der Hauptstadt Frankreichs verbringt? Da kommen bei mir direkt Urlaubsgefühle auf, ja, eine durch die Pandemie angestaute Sehnsucht nach einem unbeschwerten Städtetrip, den man so richtig genießen kann.

Das Material dieses Spiels liefert einem da ordentlich Atmosphäre, allen voran die 3D-Gebäude aus Plastik, aber auch die stimmigen Illustrationen. Die Double-Layer-Boards sorgen dafür, dass die vor Spielbeginn vor einem platzierten Terrassenplättchen und der Einkommens-Marker nicht versehentlich verrutschen. Das Kartenmaterial dagegen ist ziemlich dick geraten und neigt zu recht schnellem Verschleiß, wenn damit nicht sorgsam umgegangen wird. Die Legeplättchen sind zudem recht klein und nicht für Grobmotoriker geeignet.

Die Grundidee des Spiels wirkt simpel. Gebäude bauen und dann Terrassen errichten, die in ihren Formationen Aufträge erfüllen. Die Regeln sind dementsprechend auch recht schnell begriffen. Als wirklich gelungen empfinde ich dabei das stetige Zusammenspiel von Kosten und Nutzen. Um Gebäude zu bauen, benötige ich Ressourcen, sprich: Zutaten, die das jeweilige Restaurant für die Eröffnung benötigt. Einfaches Ressourcenmanagement in Form von Set Collecting also, nicht wirklich schwierig, manchmal jedoch auch vom Glück oder Pech getrieben, wenn eine dringend benötigte Zutat nicht in die Auslage kommt.

Noch trickreicher ist dann die Verknüpfung zwischen dem Hausbau und den Terrassen. Ein neu erschaffendes Restaurant muss nicht nur taktisch klug am Spielfeldrand platziert werden, es liefert nicht nur Punkte am Spielende, nein, vor allem erhöht es das eigene Einkommen. Die stetige Steigerung des Einkommens ist enorm wichtig, um beim Terrassenbau flexibler zu sein. Wer da immer nur ein einzelnes Plättchen legt, weil das Kapital fehlt, wird auf lange Sicht keine großen Chancen gegen die Konkurrenz haben, denn Dinner in Paris ist auch ein Wettrennen. Beim Terrassenbau können da im späteren Verlauf auch gern mal Wege abgeschnitten bzw. Gegner eingekeilt werden. Das passiert aber nicht von jetzt auf gleich, man kann da meistens schon entgegenwirken. Dinner in Paris ist eines dieser Spiele, das erst einmal in Gang kommen muss. Anfangs sind die Möglichkeiten noch begrenzt, später wachsen sie zunehmend.

Doch auch hier ist, trotz der geforderten Planung, was z.B. die Mehrheiten-Endwertungen betrifft, die ja für alle offen ausliegen, auch wieder Glück im Spiel vorhanden. Nehme ich einen Auftrag auf die Hand, sichere ich ihn vor dem Wegschnappen durch die Konkurrenz, muss allerdings damit leben, eventuell Minuspunkte zu machen, wenn ich ihn bis zum Spielende nicht erfüllt bekomme. Umgekehrt unterliegen die öffentlichen Aufträge natürlich einem gewissen Zeitdruck. Ist ein anderer Spieler schneller, ist der Auftrag futsch. Beim Ziehen von neuen Aufträgen bzw. dem Ablegen auf dem Spielplan kann es durchaus passieren, dass einem Spieler hier ein Geschenk gemacht wird. Zieht der Spieler einen Auftrag, der zur bereits vorhandenen eigenen Terrassen-Anlage passt, können das leicht verdiente Punkte sein. Umgekehrt kann so ein Geschenk auch an die Gegner weitergereicht werden, wenn man den Auftrag ablehnt und ihn zum öffentlichen Auftrag macht. Dieser mögliche Königsmacher-Effekt kann einen dazu bringen, vielleicht doch lieber selbst Minuspunkte zu riskieren. Weitere Glücksmomente sind dann auch beim Ziehen der Tauben-Karten im Spiel.

Dinner in Paris könnte in euren Spielrunden eventuell ein Zielgruppen-Problem haben. Der Mechanismus, den die eigene Spielertafel einbringt, ist tricky und fühlt sich wie bei einem großen Aufbau-Strategiespiel an. Das Puzzle-Element beim Terrassenbau ist ebenfalls taktisch geprägt und erfordert ein gesundes Maß an Voraussicht und Planung. Alles Elemente, die eigentlich Strategiespielern bedingungslos gefallen müssten, ja, wären da eben nicht die Glücksfaktoren, die manchen Spielern in die Hände spielen können und andere ausbremsen. So sollte man so eine Mischung aus Glück und Taktik, wie sie oft in Familienspielen vorkommt, mögen, um Dinner in Paris zu mögen. Wer meine Rezensionen regelmäßig liest, weiß, dass ich mit solchen Elementen für mich immer recht gut umzugehen weiß, es aber auch verstehen kann, wenn sich Spieler über solche Momente ärgern.

Wäge ich Pro und Contra ab, erhält das allein optisch schon so belohnende Dinner in Paris von mir insgesamt schmackhafte 7 Punkte. Kein perfektes Dinner also, kein Menü, das Hardcore-Strategen vollends munden wird, wohl aber denen, die einen Hang zur leichteren Kost haben, ohne dabei ihre Erfüllung in banalem Fast-Food zu sehen. Beurteilt am besten selbst, zu welcher Gruppe ihr euch zählt.


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/NtBnqWiIP3A

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 7-8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 14.02.2022

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Funnyfox
Weitere Fotos: Spielkultisten