REZENSION
DIE TORE DER WELT
- Genre: Strategiespiel
- Jahr: 2009
- Verlag: KOSMOS
- Autoren: Michael Rieneck, Stefan Stadler
- Grafik: Shawna J.C. Tenney
- Spieler: 2 bis 4
- Alter: ab 12 Jahren
- Dauer: ca. 90 bis 120 Minuten
- Schwierigkeitsgrad: mittel
- Taktiklevel: 7/10
Kingsbridge, die Zweite
Wie im Vorgänger Die Säulen der Erde geht es nach Kingsbridge, um beim Wiederaufbau zu helfen - diesmal unter erschwerten Bedingungen: Eine Pestwelle erschüttert den Ort. Die Spieler können handeln, Gebäude bauen oder die vom Schicksal geplagte Carys bei der Heilung der kranken Bevölkerung unterstützen. In jedem Fall sind aber am Jahresende Abgaben an die Krone fällig, die jeder Spieler zusammentragen muss, um nicht in Ungunst zu fallen.
SPIELKULT CLASSICS
In dieser Rubrik findet ihr Rezensionen früherer SPIELKULT-Jahre, die es bislang nicht auf unsere 2021 neu gestaltete Webseite geschafft haben, die wir euch aber nun nach und nach, so wie ihr es euch gewünscht habt, noch einmal vorstellen möchten.
REGELN
Nachdem alle Spieler ihre Farbe gewählt haben, bekommt jeder in seiner Farbe einen Sichtschutz, zwei Spendenmarker, vier Häuser, einen Zwölfersatz Aktionskarten, einen Siegpunktstein sowie eine Wolle und zwei Gold. Die Spieler sollten so sitzen, dass jeder an einer Seite des Spielbretts sitzt (dazu sogleich).
Die 44 Phasenkarten (je 11 von Phase I bis IV) werden in Phasenstapel sortiert, gemischt und aus jedem der vier Stapel werden zufällig fünf Karten aus dem Spiel genommen. Jede Phase besteht demnach aus sechs Karten, die gleichzeitig die Anzahl der Runden pro Phase bestimmen. Die Stapel werden verdeckt neben das Spielfeld gelegt, zwischen die Stapel II und III werden der Turm und ebenfalls die Pestmarker ausgelegt. Ein Startspieler wird bestimmt (der letzte, der etwas gebaut hat). Die Brücke wird auf das Spielfeld gelegt.
Der Startspieler deckt nun die erste Karte des Phasenstapels I auf und befolgt die dortigen Anweisungen. Danach legt er die Karte auf das hierfür vorgesehene Feld, wobei er nun eine Wahl treffen muss: In jeder Ecke der Karte befindet sich ein Ertrag, den jeweils der Spieler bekommt, auf den der Ertrag nach Legen der Karte zeigt; der aktive Spieler bestimmt also, wer was bekommt (deshalb sollten sich die Spieler auf die vier Spielbrettseiten verteilen) .
Alle Spieler erhalten den ihnen so zugesprochenen Ertrag (je nach Karte Rohstoff, Loyalität, medizinisches Wissen, Frömmigkeit, Siegpunkte oder Geld).
Das Ausrichten der Karte hat noch eine andere Wirkung: Je nach Lage der Karte wird der Gunststein auf dem Gunstbogen 0, 1, 2 oder 3 Schritte nach rechts bewegt, und es tritt für den aktiven Spieler sofort der Effekt ein, der auf dem Bogenstück abgebildet ist, auf dem der Stein landet.
Dann dürfen alle Spieler, beginnend mit dem aktiven, eine Aktionskarte aus ihrer Hand spielen und die dort aufgeführte Aktion ausführen. Da mit jeder der zwölf ausgespielten Karten auch eine abgeworfen werden muss, sollten die Spieler genau überlegen, welche sechs Aktionen sie pro Phase nutzen möchten und welche sie abwerfen wollen. Beispielsweise nützt die Karte „Medizin“ in den ersten zwei Phasen des Spieles kaum, da die Bewohner von Kingsbridge erst ab der dritten Phase an der Pest erkranken können. Einige Karten bringen Rohstoffe, andere erlauben das Bauen, das Rohstoffe kostet und Siegpunkte bringt, wieder andere versorgen den Spieler mit Gold oder Frömmigkeit, die beide dringend für die Abgaben zum Schluss der Phasen benötigt werden.
Sind alle Spieler fertig, wird die Phasenkarte entsorgt, und der nächste Spieler ist an der Reihe. Hat die Phasenkarte einen blauen Hintergrund, handelt es sich um eine Dauerkarte, die neben dem Spielbrett abgelegt wird und deren Effekt bis zum Abschluss der Phase für jeden Spieler gilt. Maximal zwei Dauerkarten können so ausliegen und wirken.
Wird ein Gebäude vollendet, erhält der Spieler, der den letzten Rohstoff zur Vollendung beigetragen hat, sowie alle, die für den Bau des Gebäudes mit einer entsprechenden Aktionskarte gespendet haben, die unter dem Gebäudefeld aufgedruckte Belohnung.
In jedem Fall beginnt nun eine neue Runde, bis der Phasenabschluss am Ende der jeweils sechsten Runde folgt. Tritt der Abschluss ein, befolgt der aktive Spieler die Anweisungen auf der Phasenabschlusskarte. Die Spieler müssen Abgaben entrichten, und zwar immer zwei Getreide, zwei Frömmigkeit und zwischen 2 und 5 Gold (wird wie bei Die Säulen der Erde ausgewürfelt). Können die Spieler dies nicht, treten für die nächste Phase Strafen für den säumigen Spieler ein, die davon abhängen, welche Abgabe er nicht entrichten konnte.
In jedem Fall verliert er zwischen einem und drei Siegpunkte, ebenfalls abhängig von der fehlenden Abgabe. Den Eintritt der (oder mehrerer) Strafe(n) kann der Spieler durch Abgabe eines (oder mehrerer) Loyalitätspunkte(s) vermeiden, die Siegpunkte verliert er aber in jedem Fall. Im letzten Phasenabschluss tritt statt der Strafe doppelter Siegpunktverlust ein.
Nach Phase II kommt die Pest nach Kingsbridge. Das bedeutet, dass der aktive Spieler ein verdecktes Pestplättchen nimmt und auf das auf der Phasenkarte abgebildete Haus legt. Die Bewohner dieses Hauses sind ab sofort an der Pest erkrankt und können durch die Spieler geheilt werden, sofern sie die Karte Medizin spielen und über genug medizinisches Wissen verfügen (benötigte Anzahl entspricht der Wertigkeit des Pestplättchens).
Zu Beginn der Phase III wird auch der Turm, an dessen Bau sich die Spieler ab sofort beteiligen können, aufs Spielbrett gelegt. Zu dessen Abschluss benötigt man ein Metall, das der König nur an denjenigen Spieler vergibt, der am meisten Loyalität besitzt.
Das Spiel endet mit dem letzten Phasenabschluss nach Phase IV. Nach Abzug aller Strafpunkte gewinnt der Spieler, der auf der Siegpunktleiste am weitesten vorangeschritten ist. Bei Gleichstand entscheidet die Anzahl der restlichen Rohstoffe im eigenen Besitz.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- neue Impulse
- interessante Phasenkarten
- vielfältige taktische Entscheidungen
- schönes Material
CONTRA
- Grundidee nicht gänzlich neu
MEINUNG
Die Tore der Welt erzählt, wie sein Vorgänger Die Säulen der Erde, die Romangeschichte Ken Folletts und ist schon deswegen seinen Siegpunktsammel-Kollegen einen Schritt voraus. Die Phasenkarten bringen das Thema gut ins Spiel, wobei die Herausnahme einiger der Karten in jeder Partie für viel Abwechslung sorgt.
Die Phasenkarten sind dann auch spielerisch sehr interessant. Die Idee, die Karten beliebig ausrichten zu können, so aber auch den Mitspielern Geschenke zu machen, ist ein raffinierter taktischer Kniff. Die Entscheidung, wem welcher Ertrag zukommt, kann das Spiel gravierend beeinflussen! Deswegen sollte man sich genau überlegen, ob man sich wirklich den Ertrag zuspricht, den man gerade braucht: Es könnte sein, dass ein Gegenspieler hiervon mehr profitiert als man selbst!
Auch die Aktionskarten-Regeln erzwingen schon früh im Spiel kluge taktische Entscheidungen, und gestraft ist derjenige, der in den späteren Phasen des Spiels das Potenzial des medizinischen Wissens unterschätzt. Hier stecken viele Siegpunkte und andere Belohnungen, die einem entgehen, wenn man sich zu spät um die Ansammlung von Wissen kümmert.
Die Herausforderung, gleichzeitig bei den Siegpunkten die Nase vorn zu haben und am Ende jeder Phase auch noch die Abgaben zahlen zu können, ist ein reizvolles Unterfangen für Spieler, die gern taktieren und Strategien ausprobieren. Gepaart mit einer sich entwickelnden Geschichte, ergibt sich mit Die Tore der Welt ein sehr zu empfehlendes Kennerspiel, wenngleich die Grundidee nicht in allen Bereichen gänzlich neu erscheint und gerade das Errichten der Gebäude beispielsweise an Im Schutze der Burg erinnert.
Eine Empfehlung gibt es für dieses Spiel auch viele Jahre nach der Veröffentlichung noch - sehr gute 8 Kultpunkte!
KULTFAKTOR: 8/10
Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension aus dem Jahr 2009,
überarbeitet erneut veröffentlicht am 31.08.2023
Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten