REZENSION
DEATH VALLEY
- Genre: Kartenspiel
- Jahr: 2022
- Verlag: KOSMOS / Button Shy Games
- Autor: Kevin Ellenburg
- Grafik: Fachri Maulana
- Spieler: 1 bis 2
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 15 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 6/10
Kurztrip nach Kalifornien
In diesem kleinen Micro-Kartenspiel reisen wir in den berühmten Nationalpark Death Valley, halten unsere Erinnerungen fest und sortieren sie ins eigene Album. Doch Vorsicht! Verschiedene Gefahren führen zum vorzeitigen Abbruch unserer Reise!
REGELN
Mischt die 18 Karten, legt sie als verdeckten Nachziehstapel bereit und deckt die oberste Karte auf. Sie liegt nun in der „Wüste“. Ihr spielt zu zweit abwechselnd.
Bist du an der Reihe, hast du zwei Optionen:
- Reisen: Nimm die Karte aus der Wüste oder die oberste Karte vom Nachziehstapel und lege sie offen in dein Reise-Tagebuch, also deine Karten-Auslage. Der Kartentext ist ab sofort gültig.
- Ausruhen: Verschiebe eine Karte aus deinem Reise-Tagebuch in eine zweite Reihe darunter. Das ist dein Album. Die Karten werden immer jeweils von links nach rechts ausgelegt. Beim Verschieben können Lücken in der oberen Reihe entstehen. Schiebe die weiteren Karten ggf. nach links, um die Lücke zu füllen. Die Karten liegen stets in einer Art Raster. Waagrecht oder senkrecht aneinander liegende Karten gelten als „angrenzend“. Beim Ausruhen hast du die Möglichkeit, beliebig viele Karten aus dem Reise-Tagebuch unter die ins Album verschobene Karte zu legen. So verlieren diese "versteckten" Karten ihre Effekte. Zudem können beliebig viele Karten aus der Reise zurück in den Nachziehstapel gemischt werden.
Die Karten haben jeweils individuelle Effekte, die entweder dauerhafte Vorteile bringen oder Siegpunkte am Spielende für bestimmte Bedingungen generieren, z.B. für angrenzende Karten eines bestimmten Typs. Sterne auf den Karten bedeuten ebenfalls Siegpunkte, aber nur, wenn sie am Spielende in der oberen Reihe, also dem Reise-Tagebuch, liegen. Karten mit Sternen, die ins Album verschoben wurden, liefern keine Punkte mehr für ihre Sterne.
Warum sollte ich nun Karten ins Album verschieben? Da sollten wir einen Blick auf die Symbole der Karten werfen, die verschiedene Gefahren darstellen - Hitze, Tiere, Gelände oder Flut. Sobald sich drei identische Symbole in deiner Auslage befinden, musst du deine Reise abbrechen. Lege die am weitesten rechts platzierte Karte aus deinem Reise-Tagebuch verdeckt vor dich. Entferne alle (!) weiteren Karte aus dem Reise-Tagebuch und mische sie zurück in den Nachziehstapel. Karten, die du bereits in deine untere Reihe, also ins Album verschoben hast, behältst du. Es lohnt sich also, wertvolle Karten zu sichern.
Spielende: Das Spiel endet, wenn sich in der Wüste nur noch eine Karte befindet. Jeder zählt nun seine Siegpunkte. Dazu werden alle sichtbaren Karten der eigenen Auslage betrachtet und ihre Spielende-Effekte aktiviert. Hinzu kommen die Punkte für Sterne in der oberen Reihe der eigenen Auslage. Wer mit seinen Karten nun mehr Punkte sammeln konnte, gewinnt.
Varianten:
- Schlechter Beifahrer: Wer am Zug ist und eine Karte aus der Wüste nimmt, darf sie nun auch der Reise des Gegenspielers hinzufügen.
- Erweiterung „Panamint City“: Tauscht vor Spielbeginn einzelne Karten mit entsprechendem Gefahrensymbol aus, um bis zu sechs neue Karten ins Spiel zu mischen.
- Die Anleitung beschreibt zudem eine Solospiel-Variante.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- flottes Micrograme
- taktischer, als man anfangs denkt
- schön illustriert
CONTRA
- nach kurzer Zeit entdeckt man nichts Neues mehr
MEINUNG
Kenner werden es aufgrund der Kartenanzahl vielleicht schon erahnt haben: Death Valley stammt aus der bekannten Reihe der Button Shy-Microgames. Mit wenig Material, in einer kleinen Schachtel präsentiert, möchten die Mini-Spiele dennoch Spieltiefe bieten. Einige Titel sind bereits bei Frosted Games erschienen, Death Valley ist nun das erste dieser Spiele, das in Deutschland im Programm von KOSMOS auftaucht.
Spielerisch bewegt sich Death Valley auf bekanntem Terrain. Durch einen einfachen Kartenauswahl-Mechanimus bauen wir unsere eigene Auslage auf, die am Ende möglichst punkteträchtige Synergien aufweisen sollte. Das erinnert an Spiele wie das deutlich umfangreichere Fantastische Reihe oder, ebenfalls aus der Button Shy-Reihe, an Geschickt Gesteckt (im Original Tussie Mussie). Bei letzterem Titel waren es genau vier Karten, die am Ende gewertet wurden. Etwas mehr Möglichkeiten besitzen wir in Death Valley dann schon.
Die Idee, Karten in zwei Reihen sammeln zu können, und so aneinander angrenzende Positionen zu schaffen, ist schon mal ein schöner taktischer Kniff. Da kommt zur Kartenauswahl dann auch noch ein kleiner Puzzle-Effekt hinzu. Zudem gibt es dann das, ja, man kann es ein Push-your-Luck-Element nennen, wenn es darum geht, niemals drei gleiche Gefahrensymbole in der eigenen Auslage zu besitzen. Nun gut, zumindest dann, wenn man eine Karte blind vom Stapel zieht, geht man dieses Risiko ein. Andernfalls hat man ja stets die Möglichkeit, sich auszuruhen und somit Karten im Album zu sichern. Natürlich verändert man dadurch aber eventuell auch punkteträchtige Formationen, aber diesen Nachteil wird man oft eingehen, um z.B. Sterne auf den Reise-Karten zu schützen, wenn ein Abbruch droht.
Manche Karteneffekte scheinen dabei stärker als andere, Glück ist also auch im Spiel vorhanden. Der Effekt bzw. die Variante, in der man Karten auch ins Reise-Tagebuch des Kontrahenten spielen kann, hat uns weniger gut gefallen. Das Spiel benötigt in meinen Augen eigentlich keinen zusätzlichen Ärgerfaktor.
Mit 18 Karten (plus 6 Karten aus der beiliegenden Erweiterung) hat man natürlich schnell alles gesehen. Überraschungen bleiben dann aus. In weiteren Partien erzeugt also nur die zufällige Reihenfolge der Karten die Varianz. Was ich in anderen Spielen als eher negativ empfinden würde, sorgt bei diesem Microgame aber tatsächlich für noch mehr Spieltiefe. Je öfter ich das Spiel spiele, weiß ich, welche Synergien möglich sind, und ich versuche, mich auf alles vorzubereiten.
Fazit: Death Valley ist ein sympathisches kleines 2-Spieler-Kartenspiel mit bekanntem Grundgerüst, aber mehr taktischen Kniffen, als man es von 18 Karten erwarten würde. Das Thema ist dabei eher nebensächlich, die Karten sind aber hübsch illustriert. Wer ein superschnell gespieltes Zwischendurch-Spiel sucht, kann sich diesen Button Shy-Titel auf jedem Fall einmal ansehen. Wer hingegen in Wiederholungspartien immer noch etwas Neues entdecken möchte, der ist hier vermutlich eher falsch. Es geht ums Optimieren des Gegebenen, nach kurzer Zeit des Bekannten, das aber, in immer neuen Kombinationen, dennoch selten eine Partie wie die andere erzeugt. Und genau dieses Ziel erfüllt Death Valley gut.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 01.12.2022
Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.
Bildnachweis:
Coverfoto: KOSMOS
Weitere Fotos: Spielkultisten