REZENSION

CUTTERLAND

  • Genre: Familienspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Hobby World / Funbot
  • Autor: Nikolay Zolotarev
  • Grafik: Uildrim
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Schnipp Schnapp, Plättchen ab!

In diesem - Achtung, Wortspiel! - schnittigen Legespiel gestaltet ihr eure Plättchen selbst, genauer gesagt macht ihr euren Mitspielern ein Angebot und erhaltet dann das, was übrig bleibt. So bildet ihr Landschaften, holt Kreaturen zu euch und verfüttert ungeliebte Wesen an Kraken und Drachen! 

REGELN

Jeder Spieler erhält drei zufällig gezogene Karten auf die Hand (im Spiel zu zweit: vier Karten). Gespielt wird reihum. Wer an der Reihe ist, nimmt eine Schere (nicht im Spiel enthalten) und schneidet eine seiner Karte nun in so viele Teile, wie Spieler teilnehmen (abweichend im Spiel zu zweit: in vier Teile). Einzelne „Felder“ einer Karte dürfen nicht halbiert werden, ansonsten gibt es keine Vorgaben, wie geschnitten wird. Es kann also ein Teil durchaus aus sieben Feldern bestehen, während ein anderes nur aus einem Feld besteht.

Die geschnittenen Teile werden in die Mitte gelegt. Reihum, beginnend beim linken Nachbarn des aktiven Spielers, sucht sich jeder Spieler nun ein Teil aus. Der aktive Spieler bekommt als immer das letzte Teil. Im Spiel zu zweit suchen sich beide Spieler immer abwechselnd insgesamt 2 Teile aus.

Die geschnittenen Plättchen werden in die eigene Auslage gelegt. Neu hinzu kommende Plättchen müssen mindestens eine gemeinsame Kante mit einem bereits liegenden Plättchen aufweisen; gelegte Plättchen können nicht mehr verschoben werden.

Auf den Plättchen finden wir sechs verschiedene Kreaturen, deren Anordnung über die Endwertung entscheidet. Zudem findet sich auf manchen Feldern Bonusmaterial (Palisaden bzw. Brücken und Türme). Die dazu passenden Plättchen werden beim Legen aus dem Vorrat genommen und erst einmal neben die eigene Auslage gelegt.

Wurden alle verteilten Karten zerschnitten und die entstandenen Plättchen verteilt, können die Spieler nun noch ihr gesammeltes Bonus-Baumaterial einsetzen. Mit Türmen schützt man einzelne Kreaturen, mit Brücken verbindet man eine Landschaft über ein anderes Feld bzw. eine Lücke hinweg, mit Palisaden kann man eine Landschaft aufteilen.

Nun folgt die Schlusswertung, die immer mit der Jagdphase beginnt.

  • Als erstes jagen die Kraken. Jeder Krake streckt seine Arme in alle 8 Richtungen um sich herum aus, also in alle angrenzenden Felder (auch diagonal). Jede ungeschützte Kreatur wird nun gefressen. Sie erhält einen Knochen-Marker (= tot), bringt dem Spieler aber jeweils 2 Punkte.
  • Danach jagen die Drachen. Jeder Drache frisst eine Kreatur in seinem Landschaftsgebiet (ein Landschaftsgebiet sind orthogonal zusammenhängende Felder der selben Farbe / Landschaftsart). Drachen können nicht andere Drachen fressen! Sind mehr Kreaturen vorhanden als Drachen, sucht sich der Spieler aus, welche Kreaturen gefressen werden; auch sie erhalten wieder jeweils einen Knochen-Marker. Sind nach dieser Aktion nun genau 2 Drachen in einem Landschaftsgebiet, gibt es für ein solches Paar jeweils 7 Punkte.


Danach werden die restlichen Kreaturen, die nun noch übrig sind, also keinen Knochen-Marker erhalten haben, gewertet:

  • Jeder Frosch bringt 2 Minuspunkte. 
  • Jedes Gebiet mit mindestens einem Zentaur bringt so viele Punkte, wie die Anzahl der Felder, aus dem es besteht.
  • Goblins bringen Punkte in Abhängigkeit ihrer Anzahl in einem zusammenhängenden Landschaftsgebiet - je mehr Goblins, desto mehr Punkte.
  • Befinden sich drei oder mehr Schildkröten in der eigenen Auslage, gibt es dafür keine Punkte; sind es genau zwei Schildkröten, erhält der Spieler 5, ist es genau eine Schildkröte sogar 10 Punkte.


Übriges, nicht verwendetes Bonusmaterial bringt jeweils 1 Punkt pro Marker.

Alle Punkte werden auf dem Wertungsblatt notiert; der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Optional kann die Sumpfmorchel-Erweiterung erworben werden. Da gibt es dann neue Karten mit einer neuen Kreatur, eben der Sumpfmorchel. Die bringt dann in ihrem Gebiet noch einmal Punkte für jede Kreatur, egal, ob gefressen oder nicht.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • taktisches Legespiel mit neuem Kniff
  • sorgt gerade mit Neulingen immer für einen Oho-Effekt


CONTRA

  • wer das Spiel häufig spielt, braucht schnell Ersatzkarten

MEINUNG

„Nein, wir zerschneiden aber jetzt nicht wirklich die Karten?!“ - die Erschütterung steht meinen Mitspielern ins Gesicht geschrieben, wenn ich Cutterland zum ersten Mal erkläre und plötzlich eine Schere auf den Tisch lege ... Spielmaterial zerstören? Kennen wir aus einmalig zu spielenden Exit-Spielen, okay, aber bei einem Legespiel ist das mal komplett neu. Der Oho-Effekt lässt dann zwar recht schnell nach, dennoch: Das Zerschneiden der Karten ist das tragende Element des Spiels, beinhaltet es nämlich nicht nur ein bloßes Gimmick, sondern auch taktische Überlegungen.

Ja, wie zerschneide ich also meine Karte, wenn ich weiß, dass mir meine Mitspieler die besten Teile wegschnappen und ich erst als letzter Zugriff habe? Wie attraktiv gestalte ich das Angebot, damit ich am Ende doch das erhalte, was mir hilft bzw. was mir zumindest nicht unnötig schadet. Das ist auf jeden Fall ein witziges Element - ein Legespiel mit individualisierten Plättchen; noch nie gesehen! Ganz wunderbar!

Nun ist es nicht selten so, dass Spiele mit einem eigenen Material-Gimmick der Konkurrenz spielerisch ein wenig hinterherhinken. Entwarnung: Das ist bei Cutterland nicht so! Das ans Schneiden angeschlossene Legespiel ist herausfordernd und, trotz einer nicht zu verheimlichenden Glücksabhängigkeit, was da genau im Angebot liegt, sehr taktisch geprägt. Ich muss mir da schon genau überlegen, wie ich Landschaften zusammenfüge, wohin ich Kreaturen lege, damit sie geschützt sind vor dem Kraken, oder, im Gegenteil, sogar gefressen werden, da sie mir Punkte bzw. keine Minuspunkte einbringen. Frösche möchte ich loswerden, überzählige Schildkröten auch. Meinen einzigen Zentaur möchte ich schützen, wenn er in einem großen Gebiet liegt. Vielleicht kann ich das Gebiet mit einer Brücke noch vergrößern? Vielleicht brauche ich auch dringend einen Turm zum Schutz, damit der Drache sich die Zähne ausbeißt? Nette kleine Entscheidungen, die auf jeden Fall Spaß machen.

Spaß macht übrigens auch die Pixel-Grafik des Spiels, die an alte Computerspiele erinnert. Nun ist der Kartenvorrat natürlich endlich. 160 Karten liegen dem Grundspiel bei, das reicht - je nach Spielerzahl (die übrigens auch noch etwas über die Schwierigkeit entscheidet, wie schwer bestimmte Bestimmungen erfüllt werden können, da die Anzahl der Plättchen in der eigenen Auslage zwischen 9 und 16 schwankt) insgesamt maximal 20 Partien. Danach muss man dann auf optionale Ergänzungspacks zurückgreifen oder der Anleitung folgen und zerschnittene Karten in einem Beutel aufheben. Dann schneidet man künftig keine neuen Karten mehr entzwei, sondern zieht zufällige Kartenstücke aus dem Beutel. Funktioniert natürlich auch, trotzdem lebt Cutterland natürlich vom Scheren-Einsatz. Und sind wir mal ehrlich: Wie oft landet ein Spiel bei euch wirklich auf dem Tisch? 13 bis 20 Partien sind eine ganze Menge, die man für 20 Euro erhält. Erweiterungspacks kosten dann 10 Euro für weitere 80 Karten. Sicher auch noch erschwinglich, wenn das Spiel zum Dauerbrenner bei euch werden sollte.

Fazit: Wenngleich es natürlich bereits ähnliche Legespiele auf dem Markt gibt, das eigentliche Spielprinzip also jetzt nichts gänzlich Neues offeriert, so ist der Weg, wie man zur eigenen Auslage kommt, erfrischend neu, ohne albern zu wirken. Auch in Erwachsenenrunden wird die Schere gern in die Hand genommen, um das bestmögliche Cutterland zu gestalten, den netten Spannungsfaktor, ob man ein bestimmtes geschnittenes Teil dann auch wirklich für sich gewinnt, inbegriffen. Eine Möglichkeit, das Spiel, wie bei vielen Roll and Writes, zu laminieren, um das Material nicht zu verbrauchen, besteht hier nicht, aber hey, für den Spielspaß ist es dieses Zugeständnis wert! Ich vergebe insgesamt sehr gute 8 Kultpunkte für das frische Spielkonzept!


VIDEO

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/_nsJxa6iZJA

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 9/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 04.10.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Hobby World / Funbot
Weitere Fotos: Spielkultisten