REZENSION

CUBITOS

  • Genre: Familie / Taktik / Würfelspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: AEG / Pegasus Spiele
  • Autor: John D Clair
  • Grafik: Jacqui Davis, Philip Glofcheskie, Ryan Iler
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 30 bis 60 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 6/10

Obacht, Obazda!

In einer Welt aus Würfeln veranstalten die Bewohner ein Wettrennen, den sogenannten Cube Cup! Doch wer zuerst über die Ziellinie laufen möchte, ist abhängig von den ebenso würfeligen Unterstützer-Teams. Diese Team-Würfel verbessern den eigenen Würfelvorrat mit individuellen Fähigkeiten!

REGELN

Zunächst einigt ihr euch auf einen Spielplan und legt sämtliche Farbwürfel in den farblich passenden Boxen bereit. Legt zu jeder Farbe eine Team-Karte aus; die Anleitung gibt eine Hilfestellung, welche Kombinationen der insgesamt 56 Karten gut zusammenpassen. Jeder stellt seine Spielfigur auf die Startlinie Spielplans sowie auf das Startfeld des separaten Fankurven-Tableaus.

Nehmt euch nun jeweils erste Startwürfel in euren Würfelvorrat: Das sind 7 hellgraue und 2 dunkelgraue Würfel. Die hellgrauen Würfel haben fünf Leerseiten sowie ein Erfolgssymbol (1 Münze), die dunkelgrauen haben vier Leerseiten und zwei Erfolgssymbole (1 Münze und 1 Bewegungsschritt). Der Startspieler jeder Runde erhält zudem den „Nase vorn"-Würfel.

Gespielt werden mehrere Runden, bis einer von euch das Ziel erreicht. Jede Runde besteht aus zwei Phasen, A und B:

(A) Würfelabschnitt:

  • (1) Nachfüllen: Jeder füllt seine „Bereitschaft“ bis zum Maximalwert (anfangs 9) mit Würfeln auf. Da jeder am Anfang genau 9 Würfel besitzt, werden also erst einmal alle Würfel in den Bereich verschoben. Der Startspieler darf seinen „Nase vorn"-Würfel zusätzlich in die Bereitschaft legen, er zählt nicht zum Limit. Im weiteren Spielverlauf könnt ihr euer persönliches Limit erhöhen, indem ihr Nachschub-Marker sammelt oder aber auf der Rennstrecke zurückliegt. Dann wird nämlich die Anzahl roter Linien zwischen der eigenen und der führenden Figur gezählt; dementsprechend mehr Würfel darf ein Spieler dann verwenden.
  • (2) Werfen: Jeder wirft seine Würfel, die sich nun im Bereitschaftsbereich befinden. Würfel mit gewürfeltem Erfolgssymbol werden in den Aktionsbereich verschoben. 
  • (3) Riskieren oder passen: Entscheidet nach jedem Wurf, ob ihr verbliebene Würfel ohne Erfolg erneut werfen möchtet. Sobald 3 oder mehr Würfel im Aktionsbereich liegen, seid ihr jedoch "in Gefahr". Würfelt ihr weiter, riskiert also euren Wurf, und erzielt dann keinen Treffer, ist das ein Fehlwurf. Die aktiven Würfel dürfen in Phase (B) nicht genutzt werden, sondern landen direkt in der Ruhezone. Als Ausgleich gibt es einen Schritt auf dem Fankurven-Tableau. Dort lassen sich Nachschub-Marker und Kredit-Plättchen generieren.
  • (4) Passen: Solltet ihr hingegen rechtzeitig aufhören zu würfeln, dürft ihr die aktiven Würfel in Phase (B) auswerten. Dreht dazu eure Spielerübersicht auf die rote Seite.


(B) Rennabschnitt:

  • (5) Unterstützen: Gewürfelte Symbole auf später hinzugekauften Würfeln werden nun als erstes ausgewertet, sofern sich solche Symbole im aktiven Würfelbereich befinden. Jeder Würfelfarbe ist eine individuelle Fähigkeit zugeordnet, teilweise auch noch Spezialfähigkeiten. Eine Besonderheit stellen die roten Würfel dar: Hier wird nämlich verglichen, wer die meisten Schwerter gewürfelt hat. Nur der Führende wird dann die Team-Fähigkeit des roten Würfels ausführen.
  • (6) Bewegen: Für jeden gewürfelten Schritt zieht ihr eure Spielfigur 1 Feld nach vorn (auch diagonal möglich). Wasserfelder dürfen ohne eine bestimmte Fähigkeit nicht betreten werden. Auf manchen Spielplänen gibt es auch Abkürzungen, die genommen werden können, wenn man auf so einem Abkürzungsfeld landet. Außerdem offeriert jeder Spielplan Bonusfelder. Beendet ihr euren Spielzug auf so einem Feld, gibt es z.B. Kredit-Plättchen, einen zusätzlichen Würfel, die Möglichkeit, einen Würfel auszusortieren, einen neuen Würfel in den Vorrat zu legen oder auch einen Boost, der die übrigen Bewegungsschritte verdoppelt. Auf jedem Feld dürfen mehrere Spieler stehen. Für vier Münzen lässt sich zudem ein zusätzlicher Bewegungsschritt kaufen.
  • (7) Einkaufen: Mit den erwürfelten Münzen können maximal zwei verschiedene neue Würfel pro Spielzug eingekauft werden. Zum Bezahlen können auch Kredit-Plättchen verwendet werden. Münzen sind temporäre Zahlungsmittel, d.h. nicht eingesetzte Münzen verfallen, Kredit-Plättchen können dagegen bis zu ihrem Gebrauch aufgehoben werden. Neu gekaufte Würfel kommen in die Ruhezone.
  • (8) Ausruhen: Alle aktiven Würfel werden nun in die Ruhezone verschoben. Eine neue Runde beginnt. Sollten sich im Vorrat nun keine Würfel mehr befinden, werden die Würfel aus der Ruhezone wieder in den ersten Bereich verschoben. Aus ihnen wird dann wieder die maximale Anzahl an Würfeln für die Bereitschaft ausgewählt. Würfel, die beim Passen in der Bereitschaft verblieben sind, liegen dort nun bereits aus, d.h. sie zählen zum Limit dazu.


Spielende: Sobald einer von euch das Ziel erreicht bzw. überschreitet, endet das Spiel nach dieser Runde. Wer nun am weitesten vorne auf der Rennstrecke steht, gewinnt. 

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • interessantes Dice-Building
  • spannende Momente beim Würfeln
  • taktisches Wettrennen
  • hohe Varianz durch diverse austauschbare Fähigkeiten


CONTRA

  • eher solitär geprägt, keine direkte Konfrontation
  • am Tisch lassen sich nicht immer alle Spezialfähigkeiten gut lesen
  • wer immer Pech beim Würfeln hat, könnte das Spiel schnell verfluchen

MEINUNG

Cubitos ist, ... nun, was ist Cubitos eigentlich? Der Verlag ordnet es als Kennerspiel ein, ich würde es als gehobenes Familienspiel ansehen, ja, als Taktik- oder Optimierungsspiel könnte man es auch bezeichnen. Kernmechanismus ist neben dem Wettrennen dann ein Deckbuilding-Element, das hier nicht mit Karten, sondern mit Würfeln gesteuert wird; Dice- Buiding, sozusagen, ähnlich wie es vor einiger Zeit auch Quarriors mal versuchte, und doch wieder anders.

Seinen Charme, dem sich kaum jemand entziehen kann, bekommt Cubitos durch seine fröhliche Optik, insbesondere durch die lustigen Würfel-Gesellen, die uns als Teamkameraden unterstützen. So begrüßt uns bereits auf dem Cover ein Käsewürfel mit behaarten Beinen in einer Tracht-Lederhose ... tja, wer wird bei dem Anblick nicht schwach?  Die zugehörigen Karten sind manchmal etwas schwer zu lesen, da das Spiel schon seinen Platz auf dem Tisch benötigt. Auf jeden Fall ist es da hilfreich, alle Funktionen einmal kurz vorab zu klären. Die Würfelboxen sind praktisch, passen jedoch nicht ins Inlay. Das kann man entweder ein wenig umfalten oder einfach entsorgen.

Ja, diese farbigen Würfel stehen also im Fokus. Die möchte jede gern haben und seinen persönlichen Würfelpool nach und nach wertvoller gestalten, denn die Standardwürfel, die jeder zu Beginn besitzt, sind eigentlich Garanten für schnelle Fehlwürfe.

Cubitos ist kein Spiel, bei dem man völlig ausgeknockt wird, wenn man schlecht würfelt. Zugegeben kann das schon mal zu kleinen kurzfristigen Ärger-Momenten führen, wenn ich partout keine Erfolge beim Würfeln erzielen; glücklicherweise bekomme ich dann immer noch kleine Trostaktionen. Insgesamt fühlt sich Cubitos so doch immer positiv an. Dass man in diesem Spiel allerdings wirklich auch Glück braucht, um als erster ins Ziel zu gelangen, sollte einem dennoch bewusst sein. Wer Glückselemente im Spiel nicht mag, der sollte sich besser nach etwas anderem umsehen. Ich empfinde dieses Element hier gerade spannend, es ist Push-your-Luck, so wie es im Buche steht. Riskiere ich einen weiteren Wurf, um mich an die Spitze setzen zu können, mit der Gefahr vielleicht gänzlich stehenzubleiben, wenn mein Wurf nicht von Erfolg gekrönt ist? Oder spiele ich mehr auf Nummer sicher?

Dann wäre da die Frage nach der Interaktion. Die ist in der Tat nur indirekt vorhanden. Bis auf die Ausnahme, dass wir rote Würfel vergleichen, gibt es kein direktes konfrontatives Element, da auf jedem Feld des Spielplans beliebig viele Figuren stehen können. Ein Blockieren, wie etwa beim „Wettlauf nach El Dorado“, ist hier nicht möglich bzw. nicht erwünscht. Da man auch viele Aktionen gleichzeitig durchführen kann, gibt es nur geringe Wartezeiten, allerdings führt das auch dazu, dass jeder oft sein eigenes Ding macht, das Spiel also fast schon solitär geprägt erscheint. Das kann ich so allerdings auch wiederum nicht stehen lassen, denn das Wettrennen an sich sorgt ja für den nötigen Thrill, die Konkurrenz immer vor Augen zu haben, sie einholen zu wollen, zu überholen, zu siegen.

Cubitos benötigt für ein einfaches Wettrennen also schon etwas Administrationsarbeit, trotzdem läuft das alles locker-flockig, und ich finde, auch spannend ab. Besonders schön ist dabei die hohe Varianz, die durch unterschiedliche Spielpläne und die 56 Team-Karten, die in immer neuen Kombinationen zusammengestellt werden können, entsteht. Da freue ich mich doch immer direkt auf die nächste Partie, um wieder etwas Neues entdecken zu können. Und da das Spiel dann, wie eben erwähnt, keine forcierten Blockaden erlaubt, ist die Spielerzahl auch eher unerheblich fürs Spielgefühl. Cubitos funktioniert zu zweit genauso gut wie zu viert, wenngleich das Gerangel um die besten Plätze im Spiel zu viert natürlich noch einmal etwas ausgeprägter ist.

Insgesamt gefällt mir die Mischung aus Glück und Taktik, aus Dice-Pool-Building und Wettlauf wirklich gut. Für mich wäre das durchaus ein Anwärter für eine Nominierung zum Kennerspiel des Jahres 2021, denn das Wettrennen-Thema wurde hier erfrischend neu interpretiert. Ich weiß, dass das Spiel manchmal eine kleines Frustresistenz abverlangt, aber das gehört hier klar zum Konzept. Ich vergebe alles in allem sehr gute 8 Kultpunkte!

Unser Video zum Spiel findet ihr auf YouTube:  https://youtu.be/cq6SwVfEpg0

KULTFAKTOR: 8/10

Spielidee: 8/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 8/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 21.04.2021

Bildnachweis:
Coverfoto: AEG / Pegasus Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten