REZENSION

COSMOGENESIS

  • Genre: Taktikspiel
  • Jahr: 2021
  • Verlag: Ludonova, im Vertrieb von Asmodee
  • Autor: Yves Tourigny
  • Grafik: Tim Barton, David Prieto
  • Spieler: 2 bis 4 
  • Alter: ab 10 Jahren
  • Dauer: ca. 60 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 5/10

Schöpfung so nebenbei

Großspurig kommt der Titel dieses Spiels daher, der übersetzt so etwas wie Schöpfung des Kosmos' bedeutet, und zumindest thematisch hält er dieses Versprechen. Ihr erschafft euer eigenes Sonnensystem, indem verschiedene Himmelskörper reihum vom Spielbrett gewählt werden und Planeten, Monde und Asteroiden ein Sonnensystem formen, welches vielleicht sogar intelligentes Leben hervorbringt.

REGELN

Um mit der Schöpfung unseres Sonnensystems richtig loszulegen, brauchen wir ein Spielertableau und vier Spielsteine in unserer Spielerfarbe. Es gibt dann noch, abhängig von der Startposition, Asteroiden für den eigenen Asteroidengürtel geschenkt. Für den allgemeinen Vorrat werden ein paar erdähnliche Körper der Größen 1 bis 4, Asteroiden und Kometen bereit gelegt.

Auf dem zentralen Spielbrett werden nicht nur die Runden gezählt, sondern auch in den 4 Sektoren die Elemente bereit gelegt, mit denen wir unser Sonnensystem dekorieren. In Sektor I gibt es in ungeraden Runden stellare Ziele, welche Punkte für Bedingungen in unserem Sonnensystem geben, und in geraden Runden planetare Ziele, die im Spiel gewertet werden, sollte ein Planet die Bedingungen erfüllen. 

In Sektor II und III gibt es erdähnliche Körper, Gasriesen und astronomische Objekte.

In Sektor IV gibt es Asteroiden, den Startspieler und Kometen. 

Jeder Sektor wird mit zufälligen passenden Elementen bestückt, wobei Gasriesen auf die ringlose Seite gedreht werden und erdähnliche Körper auf die wasserfreie Seite. Die Anzahl der Elemente in jedem Sektor hängt von der Spieleranzahl ab. Ihr lost noch einen Startspieler aus, legt den Rundenzähler auf Runde 1, und alle bekommen noch ein planetares gratis Ziel. Auf geht's!

Reihum wählen die Spielenden ein Element von der zentralen Auslage und platzieren einen eigenen Spielstein im Sektor des gewählten Elements. Es dürfen nur Elemente aus Sektoren gewählt werden, in denen noch kein eigener Farbstein liegt. Das bedeutet, alle wählen in jeder Runde, d.h. in 4 Zügen, je ein Element pro Sektor.

Zu jedem Element gibt es mehrere Optionen für Hauptaktionen, von denen ihr eine wählt. Dann dürft ihr noch eine der vielen Nebenaktionen ausführen. Wählt ihr einen Gasriesen oder erdähnlichen Himmelskörper, so könnt ihr diesen als neuen Planeten in die runde Ausbuchtung des Tableaus legen, sodass er eine eigene Umlaufbahn hat. Es muss die erste noch freie Umlaufbahn von der Sonne aus gewählt werden. So leicht lassen sich Planeten erschaffen. 

Erdähnliche Körper können alternativ als Mond eines schon angelegten Planeten in die Umlaufbahn gelegt werden. Jeder Planet kann bis zu 3 Monde haben, die alle kleiner als der Planet sind. Gasriesen sind immer größer als jeder erdähnliche Körper, was ja tatsächlich so ist. Erdähnliche Körper können auch mit anderen erdähnlichen Körpern kollidieren, um deren Größe um 1 zu erhöhen und die eigene Größe um 1 zu verringern. Sollte der kollidierende Körper noch mindestens Größe 1 haben, wird er zum Mond.

Kometen können entweder für spätere Nebenaktionen im Asteroidengürtel aufbewahrt werden oder kollidieren. Bei Kollision mit einem Gasriesen bekommt dieser Ringe, und bei Kollision mit einem erdähnlichen Himmelskörper bekommt dieser Wasser und eine Atmosphäre. 

Asteroiden kommen immer erst einmal in euren Asteroidengürtel.

Astronomische Objekte (wie schwarze Löcher, galaktische Wolken oder Satelliten) werden einfach neben das Spielertableau gelegt und bekommen so viele Aktionsmarker, wie Symbole darauf zu sehen sind.

Stellare Ziele kommen direkt offen an euer Tableau, während planetare Ziele auf eure Hand genommen werden.

Es gibt auch die Option, das gewählte Objekt abzulegen und einfach einen Asteroiden zu nehmen.

Dann darf noch optional eine Nebenaktion gemacht werden. Die Nebenaktionen sind recht vielfältig. Ein planetares Ziel kann an einen Planeten, der die Bedingungen des Ziels erfüllt, gelegt werden. Es gibt dafür sofort einen Belohnung und später Punkte. Asteroiden können kollidieren, um Planeten oder Monde zu vergrößern, selbst zu Monden werden, Leben erschaffen, zu einem Kometen verschmelzen oder das Sonnensystem um mehr Umlaufbahnen erweitern.

Aktionsmarker von astronomischen Objekten können verwendet werden, um mehr als eine Nebenaktion zu machen.

Am Ende jeder Runde sammeln die Spieler ihre Spielsteine ein, die zentrale Auslage wird geleert und wieder aufgefüllt, und Leben auf Himmelskörpern mit Wasser in der bewohnbaren Zone des Sonnensystems entwickelt sich weiter. Jetzt kann die nächste Runde beginnen.

Nach 6 Runden zählen alle ihre Punkte für planetare und stellare Ziele. Weiterhin gib es Punkte für Leben abhängig von der Evolutionsstufe, für astronomische Objekte, den wertvollsten Asteroidengürtel und den Startspielermonolithen. Wer die meisten Punkte besitzt, sollte sich als Sonnensystem-Designer beim Universum bewerben ...

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfaches aber raffiniertes Auswahlsystem
  • schöne Gestaltung
  • hilfreiche Übersichtsblätter


CONTRA

  • vergleichsweise schwieriger Einstieg
  • zu viele Nebenaktionen
  • unnötige Regeln 

MEINUNG

Der Traum von der eigenen Wohnung, dem eigenen Haus mit Garten oder gar einer Villa mit Parkanlage verblasst gegen das, was euch Cosmogenesis bietet: euer eigenes Sonnensystem. Für euer Sonnensystem wählt ihr verschiedenen Komponenten vom zentralen Tableau, um Planeten zu erschaffen, Monde zu platzieren, Wasser oder Ringe zu Planeten zu bringen und Ziele zu erfüllen. 

Die Haupteigenschaften von Cosmogenesis lassen sich schnell erklären. Es werden Komponenten von einem Tableau gewählt, aus jedem Sektor dürft ihr einmal wählen, dann geht es von vorne los. Unter den gewählten Objekten sind Ziele; diese geben Punkte, wenn ihr mit den gewählten Komponenten die Bedingungen erfüllt. 

Das ist keine Hexerei und recht pfiffig. Das Auswahl bzw. das Draftsystem ist sehr simpel. Es ist überraschen spannend. Es wird überlegt, welches Objekt wird von anderen begehrt, und welches kann ruhig später gewählt werden. Wer weiter hinten sitzt, hat zumindest die Informationen, in welchen Sektoren die Vorgänger nichts mehr nehmen können. Es ist noch immer attraktiver als Erster zu wählen, aber der Letzte ist nicht total gekniffen. Und der Startplatz wird ja von den Spielenden aktiv gewählt. Dies gefällt mit sehr gut. Ein so simples Prinzip, welches trotzdem viele Entscheidungen von mir verlangt. 

Die Ziele zu wählen, hat die üblichen Schwierigkeiten. Am Anfang ist es schwer, einem Ziel einen klaren Wert zuzuordnen. Es ist nicht immer sofort klar, wie wertvoll eine Bonusaktion ist, oder wie viele Punkte für ein Ziel realistisch sind. Die Ziele sind offensichtlich nicht gleichwertig, damit es attraktiv ist, bestimmte Ziele zuerst zu wählen und somit mehr Konkurrenz bei der Auswahl der Komponenten herrscht. Ein bisschen buchstäblicher Selektionsdruck muss ja sein. 

Dann puzzeln die Spieler sich Stück für Stück das Sonnensystem zusammen, welches am besten zu planetaren und stellaren Zielen passt. Dies hat dann aber schnell noch ein paar unerwartete Hindernisse: die Regeln. 

Die Anleitung ist ganz okay geschrieben. Ich hätte sie anders strukturiert, aber vielleicht bin das nur ich. Mein Problem ist anderer Natur. Die Nebenaktionen sind vielfältiger und vertrackter als die Hauptaktionen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Schöpfung des Sonnensystems findet so nebenbei in den Nebenaktionen statt. So gibt es ständig Nachfragen, was jetzt wie erlaubt ist und dies, obwohl es einen detaillierte und gute Übersicht für den Zug gibt. Es sind eben viele Nebenaktionen und Cosmogenesis wirkt dadurch komplizierter, als es wirklich ist. Dabei helfen dann auch nicht die vielen anderen Regeln, die vielleicht thematisch sinnvoll sind, aber einfach noch mehr Erklärung und Extra-Regeln bedeuten. 

Verschiedene Beispiele sind: Warum kann bis zu Runde 4 intelligentes Leben automatisch entstehen, aber nicht danach? Warum kann jedes astronomische Objekt nur einmal pro Zug eingesetzt werden? Warum kostet das Spielen eines planetaren Ziels eine Nebenaktion? Das sind alles so Regeln, die m.E. nicht viel zum Spielgeschehen beitragen, aber zum Erklärungsbedarf. Dies platzierte vor dieses eigentlich recht angenehme Spiel - sowohl für mich, als auch für meine Mitspieler - eine signifikante Einstiegshürde. 

Dabei fühlt es sich ganz schön an, durch eine geschickte Kollision auf einmal zwei Monde der Größe 2 zu haben und dann noch das planetare Ziel zu erfüllen. Hinterher schaue ich auf mein Sonnensystem und erfreue mich an meinen vielen Gasriesen, umgeben von bewohnten Monden. Ich habe durch Nebenkationen alles aus diesem Sonnensystem rausgeholt und geschickt meine Ziele gewählt, sodass diese sich ergänzen. Gut, etwas Glück kann sehr dabei helfen, passende Ziele zu bekommen. Es wird selten vorkommen, dass jemand auf einen eigenen Vorteil verzichtet, um jemand anderen etwas wegzunehmen, weswegen die Ziele, welche ausliegen, großen Einfluss haben. 

Auch sieht das Spiel toll aus. Die Himmelskörper sind alle recht realistisch dargestellt, und das Material ist von guter Qualität. Die Symbole auf den astronomischen Objekten hätten für mich noch etwas größer sein können. Aber das eigene Sonnensystem ist schon ein Hingucker. 

Ich empfand die Partien mit 2 Spielern nicht so reizvoll wie jene Partien mit mehr Spielern. Bei solchen Auswahlspielen bietet eine größere Auswahl die Möglichkeit zu extremeren Strategien. Entscheidungen sind dann auch schwieriger, weil sich die Auslage bis zu meinem Zug sehr verändert. Warten muss ich auf meinen Zug nur manchmal. Meist, wenn es um die Organisation von Nebenaktionen geht, die so wichtig sind, dass das Wort "Nebenaktionen" eine maßlose Untertreibung ist. Die Spielzeit von 60 bis 90 Minuten ist sicherlich zu schaffen, wenn sich die Spieler merken können, wie die Nebenaktionen funktionieren. 

FAZIT: Cosmogenesis erlaubt es, mit einem einfachen Auswahlmechanismus mein eigenes Sonnensystem mit spannenden Entscheidungen zu bauen. Das ganze sieht auch noch gut aus. Das wären für mich gute 7 Kultpunkte, allerdings ist die Einstiegshürde durch viele kleine Regeln, die teilweise m.E. unnötig sind, so erhöht, dass es von mir einen Punkt weniger gibt und somit 6 von 10. 

KULTFAKTOR: 6/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

LUTZ

Wahl-Niederländer, Elektrochemiker, Zuvielspieler, Rätselenthusiast

Eine Rezension vom 27.09.2021

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Ludonova / Asmodee
Weitere Fotos: Spielkultisten