REZENSION

COFFEE ROASTER

  • Genre: Strategie
  • Jahr: 2020
  • Verlag: dlp Games
  • Autor: Saashi
  • Grafik: Andrea Boekhoff
  • Spieler: 1 
  • Alter: ab 12 Jahren
  • Dauer: ca. 10-30 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Taktiklevel: 8/10

Isch' abe gar kein Auto!

 

   Ich gebe zu, ich bin kaffeesüchtig. Ohne ein paar Tassen am Tag stehe ich diesen nicht durch. Daher war es natürlich klar, dass mir "Coffee Roaster" von dlp games sofort ins Auge gesprungen ist. Ein Spiel in dem ich Kaffee röste? Spitze! Dazu noch ein reines Solospiel? Perfekt!  

REGELN

Der Spielaufbau ist wirklich schnell erledigt. Zuerst wird aus den 3 Einzelteilen "Röstbrett", "Thermostat und Röstzähler" und "Tassenprobe" ein Gesamtspielplan aufgebaut, wobei man sich bei den ersten beiden für die Seite "leicht" oder "Standard" entscheiden kann (ich empfehle für die ersten Spiele auf jeden Fall die leichte Variante). Nun noch den roten Röstmarker auf Feld 0 des Röstzählers setzen, die 5 Plättchen "Tasseneffekte" mischen und verdeckt auf dem Röstbrett platzieren, ebenso das Jokerplättchen auf das entsprechende leere ovale Feld legen und noch als letztes die geforderte Anzahl Rauchplättchen an Position 10 und 12 des Thermostats auslegen. Damit ist der komplette Aufbau erledigt.

Jetzt geht es darum, eine Kaffeesorte auszuwählen. Spielt man eine Einzelpartie, sucht man sich aus allen Kaffeekarten eine heraus und spielt sie (es gibt 3 unterschiedliche Schwierigkeitsgrade mit jeweils mehreren unterschiedlichen Karten); entscheidet man sich für eine Röst-Challenge, spielt man insgesamt 3 Karten nacheinander. Man startet mit einer Anfängerkarte (Schwierigkeitsgrad 1), und je nach Ergebnis der ersten Runde entscheidet sich, mit welchem Schwierigkeitsgrad man in die nächste Runde geht.

Ist die Kaffeesorte ausgewählt, wird der beiliegende Beutel mit dem auf der Karte abgebildeten Beutelinhalt gefüllt. Die Zusammensetzung variiert dabei von Kaffeesorte zu Kaffeesorte. 

Nehmen wir als Beispiel die Kaffeesorte "Sao Paulo" aus Brasilien. Der Startbeutel besteht aus 13 Kaffeebohnen mit Röststufe 0, 3 Feuchtigkeitsplättchen, 3 harten Bohnen, 1 Fehlbohne, 2 Körperplättchen (rot), 2 Säureplättchen (grün) und 3 Aromaplättchen (blau). Und nun schauen wir, was wir am Ende bei der Tassenprobe benötigen. Der perfekte Röstgrad bei Sao Paulo liegt bei 14. Das würde 10 Röstpunkte einbringen. Etwas niedriger oder höher bringt einem auch noch Punkte, bei einem Röstgrad unter 11 oder über 18 gibt es allerdings keine Röstpunkte mehr. Geschmackspunkte bekommt man, wenn während der Tassenprobe die auf der Karte abgebildeten Plättchen gezogen und abgelegt wurden, hier ein Säureplättchen und 2 Aromaplättchen (1 Übereinstimmung = 1 Punkt, 2 Übereinstimmungen = 3 Punkte, 3 Übereinstimmungen = 6 Punkte). Als letztes gibt es noch Fertigkeitspunkte, die bei jeder Kaffeesorte auf die gleiche Art erzielt werden. Je mehr Bohnen mit gleichem Röstgrad in der Tasse sind, desto mehr Fertigkeitspunkte erhält man dafür. Das beginnt mit 1 Punkt für 3 gleiche Bohnen und geht bis 5 Punkte für 7 oder mehr gleiche Bohnen in der Tasse.

So, jetzt noch den roten Rundenmarker auf das auf der Karte angezeigte Feld auf dem Thermostat legen (wird bestimmt durch die Anzahl an Feuchtigkeitsplättchen im Beutel) und los geht’s!

"Coffee Roaster" wird in 2 Phasen gespielt: Röstung und Tassenprobe. Die Röstung besteht aus mehreren Röstrunden. Die maximale Anzahl dieser Runden wird durch den Rundenmarker angezeigt, der jedes Mal zu Beginn einer Runde um ein Feld weiterwandert. Der Spieler kann jedoch jederzeit am Ende einer Röstrunde beschließen, die Röstung zu beenden. Die Tassenprobe erfolgt dann sofort.

Röstung: Die Röstrunde gliedert sich in mehrere Schritte, die nacheinander ausgeführt werden. Zuerst wird, außer in Runde 1, die Temperatur erhöht, indem der Rundenmarker ein Feld weiterrückt. Erreicht man mit dem Marker dabei ein rotes Feld auf dem Thermostat, müssen sofort alle dort ausliegenden Rauchplättchen in den Beutel geworfen werden, und die Röstgrade der gezogenen Bohnen werden in dieser Runde um 2 Stufen erhöht.

Als nächstes werden, entsprechend der Rundennummer, blind Plättchen aus dem Beutel gezogen und erst einmal sortiert neben dem Spielplan abgelegt.

Nun werden als erstes alle gezogenen Feuchtigkeitsplättchen entzogen, heißt sie wandern zurück in die Box und sind aus dem Spiel. Danach kann man bestimmte Plättchen für diverse Effekte nutzen. Dabei handelt es sich um Soforteffekte auf der linken Spielplanseite und Geschmacks-/ Tasseneffekte auf der rechten Spielplanseite. Wichtig ist, dass immer zuerst Soforteffekte ausgeführt werden müssen und dann Geschmacks-/ Tasseneffekte, nie anders herum. Als Soforteffekte kann man z.B. das ausliegende Jokerplättchen erhalten, wenn man eine Bohne mit Röstgrad 0 und eine mit Röstgrad 1 abgelegt hat. Dieses wandert sofort in den Beutel. Oder man kann 2 gezogene Plättchen zurück in den Beutel werfen und 2 neue dafür ziehen, 2 zusätzliche Plättchen ziehen, störende Plättchen aus dem Spiel entfernen usw.

Für die Tasseneffekte, die Vorteile bei der Tassenprobe bringen, müssen jeweils 2 bunte Plättchen abgelegt werden. Wichtig ist, dass hier auch der Geschmackseffekt des Plättchens genutzt werden muss, wenn es abgelegt wird. So muss man beim Ablegen eines blauen Aromaplättchens (Spaltung) eine geröstete Bohne in 2 aufspalten (z.B. eine Bohne mit Röstgrad 3 in eine Bohne mit Röstgrad 2 und eine mit Röstgrad 1). Ein rotes Körperplättchen (Konzentration) dreht diesen Vorgang um, d.h. aus 2 Bohnen wird 1 Bohne mit höherem Röstgrad und das grüne Säureplättchen lässt einen 2 Bohnen schützen und ungeröstet in den Beutel zurückwerfen.

Liegen irgendwann beide passenden Farbplättchen auf den Feldern, darf man sich den ausliegenden Tasseneffekt nehmen und dem entsprechenden Feld auf dem Spielplan zuordnen. Dies bringt, wie gesagt, Vorteile bei der Tassenprobe, z.B. zusätzliche Felder um gezogene Plättchen auszusortieren, die Möglichkeit 2 Plättchen gleichzeitig zu ziehen und eins für die Tasse auszuwählen, am Ende der Tassenprobe noch einmal 2 Plättchen wieder von der Tasse zu entfernen und 2 neue zu ziehen usw.

Hat man alle gewünschten Effekte genutzt, werden jetzt die gezogenen Bohnen geröstet, d.h. ihr Röstgrad steigt um 1, indem man das Plättchen in die Box zurücklegt und durch ein Plättchen mit höherem Röstgrad ersetzt.

Beendet wird jede Röstrunde mit der Aufräumphase, in der alle ungenutzten Plättchen zurück in den Beutel wandern (in der Runde geröstete Bohnen, ungenutzte Farbplättchen, Rauchplättchen, verkohlte Bohnen, Fehlbohnen). Nun startet entweder eine neue Runde mit der Erhöhung der Temperatur durch den Rundenmarker, oder der Spieler entscheidet sich, die Röstung der Bohnen zu beenden und die Tassenprobe zu wagen!

Tassenprobe: Bei der Tassenprobe wird nacheinander jeweils ein Plättchen gezogen und man muss sofort entscheiden, ob es auf ein Tassenfeld gelegt wird oder, solange dort noch Platz ist, in die Pappschachtel aussortiert wird. Ist diese komplett gefüllt und man hat nicht den Tasseneffekt für eine weitere Pappschachtel freigeschaltet, muss das Plättchen in der Tasse abgelegt werden. Gezogen wird solange, bis alle zehn Felder der Tasse gefüllt sind oder der Stoffbeutel leer ist.

Die Wertung erfolgt wie schon beschrieben, wobei neben den erwähnten Röstpunkten, Geschmackspunkten und Fertigkeitspunkten noch Minuspunkte hinzukommen z.B. durch nicht besetzte Felder, verkohlte Bohnen usw.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO


  • Thema schön umgesetzt
  • tolles Spielmaterial
  • hoher Wiederspielreiz
  • Zusatzinfos als Gimmick

MEINUNG

Ich kann "Coffee Roaster" nur die volle Punktzahl geben. Angefangen beim toll gestalteten Material mit Plättchen und Spielplan aus dicker Pappe und den schön gestalteten Spielplänen, auf denen alles logisch nachvollziehbar angeordnet ist, über das großartig umgesetzte Thema, bis hin zum extrem hohen Wiederspielreiz, macht das Solopiel für mich einfach alles richtig.

In jeder Röstrunde muss man wieder neu überlegen, wie man die gezogenen Plättchen optimal nutzt. Und meint man, den Beutel endlich optimal füllen und das Spiel perfekt meistern zu können, nimmt man sich einfach die nächste Kaffeesorte und versemmelt die Tassenprobe erstmal wieder. Apropos verschiedene Kaffeesorten: auf den Rückseiten der Karten findet man zu jeder Sorte interessante Hintergrundinformationen - ein nettes Extra!

Bei mir kommt "Coffee Roaster" regelmäßig auf den Tisch. Durch den schnellen Aufbau lässt sich jederzeit schnell eine Partie vorbereiten und spielen. Ein letzter Satz: am Inlay dürfen sich andere Verlage gern mal ein Beispiel nehmen und ihren Spielen demnächst auch mal wieder etwas Besseres gönnen ;) 

KULTFAKTOR: 10/10

Spielidee: 10/10
Ausstattung: 10/10
Spielablauf: 9/10

EURE REZENSENTIN

ANNABELL

Mag Solospiele und Ameritrash, Safaris in Afrika, im Herzen ein Küstenkind. Und auf dem Foto vertreten durch Marty.

Eine Rezension vom 03.11.2020

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: dlp Games
Weitere Fotos: Spielkultisten