REZENSION

CLARO

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Zoch
  • Autor: Josep M. Allué
  • Grafik: Oliver Freudenreich
  • Spieler: 3 bis 6
  • Alter: ab 7 Jahren
  • Dauer: ca. 15 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 3/10

Immer höher, immer weiter!

Mit seiner farbenfrohen Verpackung und dem großen Stern in der Mitte erweckt das kleine Kartenspiel mit dem wenig aussagekräftigen Titel Claro einen thematisch eher unscheinbaren Eindruck. Wollen wir trotzdem herausfinden, was sich spielerisch hinter der Fassade verbirgt? Na claro!

REGELN

Die 55 Karten (mit den Ziffern von 1 bis 50 sowie fünf Joker) werden gut gemischt. Jeder Spieler erhält 5 davon auf die Hand. Die übrigen werden als Nachziehstapel bereit gelegt, ebenso kommen die hölzernen Sternplättchen als Vorrat daneben. 


Der Spieler, der den Durchblick hat, darf beginnen und legt eine beliebige Karte von der Hand offen in die Mitte. Der nächste Spieler im Uhrzeigersinn darf nun ebenfalls eine Karte ablegen – und zwar entweder eine Karte mit einem höheren Zahlenwert oder eine Karte, auf der ein Stern der gleichen Farbe abgebildet ist. Stern-Joker können auf alle Karten mit einem Stern gelegt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Kartenspielen wird nach dem Ablegen aber keine Karte nachgezogen. Euch bleiben also immer nur die fünf Karten, die ihr zu Beginn einer Runde gezogen habt.


Wer keine passende Karte von der Hand ausspielen kann, muss leider passen und darf in der aktuellen Runde keine Karten mehr ausspielen. Um anzuzeigen, dass er gewissermaßen „raus“ ist, legt er seine Karten verdeckt vor sich ab.


Haben alle Spieler bis auf einen gepasst, oder wurden die Karten aller Spieler abgelegt, entscheidet derjenige die Runde für sich, der die letzte Karte gespielt hat. Als Belohnung erhält der Rundengewinner ein Sternplättchen. 


Wer nach Ablauf einer Runde noch Karten auf der Hand hat, darf beliebig viele davon auf den Ablagestapel legen. Anschließend wird auf 5 Karten nachgezogen, sodass die neue Runde wie gewohnt beginnen kann. Wer drei Sternplättchen ergattert hat, gewinnt das Spiel.

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • rasantes Kartenspiel
  • extrem gut zugänglich
  • hochwertige Sternplättchen aus Holz


CONTRA

  • eine ungünstige Kartenhand kann ein schnelles Aus bedeuten
  • Wer „mehr“ erwartet, wird enttäuscht

MEINUNG

Es muss nicht immer UNO sein: Ähnlich wie Ingo, kann ich von L.A.M.A. nicht genug bekommen. Es ist extrem rasant, entzückt durch eine Vielzahl kleiner Mechanismen, denen man erst nach mehreren Partien auf die Schliche kommt und erweist sich unter Wenigspielern geradezu als Schlüsselöffner in die Welt der Kartenspiele. Nicht umsonst wurde es einst sogar als Spiel des Jahres nominiert. So viel vorweg, denn Claro setzt auf ein ähnlich reduziertes Regelwerk. 


Die Regeln sind dermaßen überschaubar, dass eine Seite Anleitung genügt, um alle offenen Fragen zu beantworten. Man erhält vor Rundenbeginn fünf zufällige Karten, sagen wir mal die Karten 4, 17, 21, 30 und 47. Manche von ihnen zeigen einen Stern, andere hingegen sind einfach nur Zahlenwerte. Wer an der Reihe ist, legt eine Karte mit höherem Zahlenwert oder eine Karte mit identischem Stern ab. Fertig. Mehr braucht es nicht für ein überraschendes Spielerlebnis, das sich zwar minimalistisch, aber definitiv spaßig entpuppt. 


Für gewöhnlich neigen Einsteiger dazu, niedrige Karten zuerst auszuspielen, woraufhin dann die nachfolgenden Spieler ihre Karten mit höheren Zahlenwerten ablegen. Liegt eine Karte mit Stern obenauf, kann man mit einer Karte mit identischer Sternfarbe das Wettrüsten um die höchsten Zahlen kurzzeitig unterbrechen und etwas Entspannung in die Runde bringen. Nicht umsonst sind ausgerechnet viele hohe Zahlenkarten mit einem Stern gekennzeichnet, sodass man sie mit einer niedrigen Sternenkarte kontern kann. Auch umgekehrt enthalten viele niedrige Zahlenkarten (aber eben nicht alle) einen Stern, wodurch auch sie sich oftmals als attraktiv erweisen. So ist nicht zwangsläufig der Spieler der Gelackmeierte, der vor Rundenbeginn nur niedrige Zahlenkarten auf die Hand bekommt. In so mancher Runde hat schon eine sehr hohe Zahlenkarte zum sofortigen Rundensieg geführt, weil sie kein Spieler mehr überbieten konnte und somit alle zum Passen gezwungen waren. In solchen Momenten macht Claro klar am meisten Spaß, weil so auch Zocker auf ihre Kosten kommen. Umgekehrt kann es schon manchmal vorkommen, dass jemand so schlechte Karten auf der Hand hat, dass ihn nur ein vorzeitiges Aus ereilen kann. Aber das ist eben das Dilemma fast aller Kartenspiele und angesichts des schnellen Tempos, das eine Runde dauert, kein Problem. Die nächste, in der man es besser machen kann, beginnt ja schon gleich.


Extralob gibt es für die Sternplättchen aus Holz, die angesichts der kleinen Schachtelgröße ein stimmiges Gesamtpaket ergeben. Ein absolut urlaubstaugliches kleines Familien-Kartenspiel, perfekt für Wenig- und Gelegenheitsspieler, dem ich gute 7 Kultpunkte gebe. Alles klar? Na Claro!

KULTFAKTOR: 7/10

Spielidee: 6/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 7/10

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 29.08.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Zoch Verlag
Weitere Fotos: Spielkultisten