REZENSION

CAPTAIN NATURE

  • Genre: Kinderspiel
  • Jahr: 2023
  • Verlag: Schmidt Spiele
  • Autor: Marco Teubner
  • Grafik: Michel Verdu
  • Spieler: 2 bis 4
  • Alter: ab 6 Jahren
  • Dauer: ca. 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Initiativlevel: 7/10

Einsatz für den Müllschlucker

Ganz schön beängstigend: Laut wissenschaftlichen Hochrechnungen befinden sich alleine im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Kalifornien rund 80.000 Tonnen Plastik. Die Ansammlung von Müll weist eine Fläche auf, die dreimal so groß wie Frankreich ist. Aber auch andernorts stellt die Verschmutzung der Weltmeere ein großes Problem dar. Da ist der Einsatz von Captain Nature gefragt! Ihr fragt euch, wer das sein soll? Na, ihr selbst!

REGELN

Die quadratische Spielfläche wird mit vier Bojen abgesteckt und soll in etwa doppelt so groß sein wie die Spielschachtel hoch ist. Ins Innere werden dann die 24 Müllteile (Coladosen, Plastikflaschen, Müllsacke, Trinkbecher) sowie 12 kleine Fische so ausgelegt, dass sie sich möglichst gleichmäßig voneinander entfernt befinden. Das aus mehreren Kartonteilen zusammengesteckte Boot befindet sich zunächst außerhalb der Spielfläche, ebenso der Mülleimer.

Die 12 Meerestiere werden neben der Spielfläche bereit gelegt – vier davon mit der rosafarbenen Seite nach oben, die übrigen mit der weißen. Die vier Strandabschnitte werden mit der „sauberen Seite“ nach oben platziert und zeigen einen wunderschönen Sandstrand mit malerischer Kulisse, während die Rückseite das Pendant im vollgemüllten Zustand darstellt.

Die 12 Karten werden gemischt und als Nachziehstapel ausgelegt, dann zieht jeder Spieler davon eine Karte und legt sie offen vor sich ab. Jede Karte zeigt bis zu drei Müllteile und auf der Rückseite eines der oben beschriebenen Meerestiere. Zu guter Letzt erhält jeder Spieler noch einen Rettungsring und setzt eine Captain-Nature-Maske auf. Diese kann, wenn man noch nicht an der Reihe ist, problemlos für einen klaren Durchblick auf die Stirn geschoben werden. Endlich sticht Captain Nature in See. Volle Fahrt voraus!

Wer an der Reihe ist, sieht sich die vor sich liegende Karte an und blickt dann auf die Spielfläche. Die Aufgabe lautet nun, diejenigen Müllteile mit dem Schiffchen aufzusammeln, die auf der Karte zu sehen sind – und weil es sonst eindeutig zu einfach wäre, natürlich mit Maske auf dem Kopf! Das Boot muss also blind über den Tisch geschoben werden – so, dass es an einer Seite seine Fahrt aufnimmt und an einer anderen Seite wieder die Bucht verlässt. Beim Schieben müssen möglichst viele der genannten Müllteile ergattert werden. Ist die Fahrt vorbei, wird die Maske wieder abgenommen, dann wird der „Fang“ überprüft.

Wer versehentlich einen kleinen Fisch oder ein anderes Meerestier eingefangen hat, muss alle gesammelten Objekte wieder zurück in die Bucht fallen lassen (und dann ggf. noch ein bisschen verteilen, damit die Spielfläche wieder gleichmäßig bestückt ist).
Wer ausschließlich Müll eingesammelt hat, legt diejenigen Müllteile auf seine Karte, die gesucht wurden. Wurden noch andere Teile gesammelt, dürfen diese an die Mitspieler verteilet werden. Gut gemacht!

Nach dem Zug wird noch überprüft, ob auf der eigenen Karte noch Müllteile fehlen. Ist dies der Fall, muss ein Strandabschnitt von der sauberen auf die schmutzige Seite gedreht werden. Das sollte man unbedingt vermeiden! Sind hingegen alle Teile gesammelt, gilt der Auftrag als erledigt. Dann werden die Müllteile in der Mülltonne entsorgt und die Karte auf den Ablagestapel gelegt. Das Meerestier, das auf der Rückseite der Karte genannt ist, wird nun in die Bucht gelegt. Hatte es eine rosafarbene Umrandung, darf zusätzlich wieder ein schmutziger Strandabschnitt auf die saubere Seite gelegt werden. Danach – also wenn der Auftrag vollständig erfüllt wurde – gibt es eine neue Karte vom Stapel.

Wer sich bei der Benutzung des Bootes unsicher ist, darf jederzeit einen Rettungsring einsetzen. Jetzt dürfen die Mitspieler beim Bugsieren des Schiffs helfen, indem sie die Richtung zurufen, in die gelenkt werden sollte.

Das Spiel endet, wenn alle Müllteile aus der Bucht gefischt wurden und sich wieder alle zwölf Meeresbewohner im sauberen Wasser tummeln. Das Spiel endet leider auch, wenn der letzte Strandabschnitt auf die schmutzige Seite gedreht wurde. Dann gilt das Spiel als gemeinsam verloren mit dem neuen Ziel, beim nächsten Mal noch achtsamer übers Meer zu schippern.

 GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • thematisch gelungen umgesetzt
  • kooperatives Spielerlebnis
  • schöne Ausstattung mit dem 3D-Boot


CONTRA

  • kann ganz schön herausfordernd sein
  • schon verhältnismäßig viele Details in Bezug auf die Zielgruppe

MEINUNG

Spiele mit Maske gibt es zuhauf, man denke nur an den Klassiker Blinde Kuh, den Ravensburger kürzlich sogar neu aufgelegt hat. Captain Nature ist ein weiteres gewitztes Spiel mit Maske, das Kinder ganz nebenbei auf spielerische Weise mit dem wichtigen Thema Umweltschutz vertraut macht. Das ist schon mal sehr ehrenwert, denn noch immer ist die Verschmutzung der Weltmeere ein ernsthaftes Problem. Wie gut, dass mit Captain Nature gleich der richtige Held zur Stelle ist, der unerschrocken mit seinem Boot übers Wasser schippert, um den Müll aus dem Meer zu fischen und den Meeresbewohnern ihren intakten Lebensraum zurückzugeben.

Kinder haben definitiv Spaß daran, sich eine Maske aufzuziehen, um ganz stilecht in die Rolle von Captain Nature zu schlüpfen. Es stellt sich jedoch als echte Herausforderung dar, blind alle gesuchten Müllteile aus der Bucht zu sammeln. In den meisten Fällen verheddert sich dann doch mal ein Fisch im Kutter und schon wächst der Schmutz in der Bucht, sodass eure Mitspieler versuchen müssen, diesen Fauxpas durch einen besonders guten Spielzug wieder auszugleichen. Das empfohlene Einstiegsalter ab 6 Jahren ist da nach unserer eigenen Erfahrung fast noch ein wenig zu niedrig angesetzt, denn kleine Kinder tun sich noch schwerer beim präzisen Einsammeln der Müllteile. Daher ist es löblich, dass die Spielanleitung explizit erlaubt, bei der ersten Partie ohne Maske und mit offenen Augen zu spielen. Selbst dann ist aber nicht immer jeder Zug von Erfolg gekrönt, denn das Boot hat am Bug eine ziemlich breite Öffnung, die gerne mal ein Teil zu viel „verschluckt“.

In puncto Ausstattung hat uns, neben dem optisch ansprechenden 3D-Schiff, besonders der kleine Mülleimer gefallen. Es fühlt sich einfach toll ein, gesammelte Müllteile in die Mini-Tonne zu entsorgen, und damit ein kleines Erfolgserlebnis zu erhalten. Auch die Masken mit Gummizug erscheinen recht stabil, zumal die Bänder lang genug sind, sodass sie auch auf größere Kinder- und Erwachsenenköpfe zugeschnitten sind. Reißt nach vielen Partien dann doch mal eine Maske an den Seiten ein, ist das nicht weiter schlimm, denn dem Spiel liegen gleich vier Masken bei und da immer nur der aktive Spieler blind spielt, könnte die Maske auch problemlos zwischen den Spielern herumgereicht werden.

Den Spielablauf empfanden wir für ein Kinderspiel zunächst als etwas unübersichtlich. Erst Müll sammeln, dann die gesammelten Müllteile abgleichen, ggf. Strandabschnitte umdrehen oder Meeresbewohner frei lassen. Je nachdem, ob sie rosa oder weiß umrandet sind, muss dann erneut geprüft werden, ob nicht doch ein Strandabschnitt umgedreht werden darf. All diese Details machen das grundsätzlich sehr simple Spiel für unseren Geschmack schon einen Tick zu umständlich. Nicht falsch verstehen, wir mögen durchaus raffinierte Regeldetails, aber in diesem Fall wollte sich nicht immer so ein flüssiger Spielablauf ergeben, wie er bei dieser Art von Kinderspielen nötig ist, um die anvisierte Altersklasse sofort ans Spiel zu fesseln. Da ist auf jeden Fall etwas Übung mit dem Nachwuchs nötig, was Handhabung und Regeln betreffen. Die stimmig in Szene gesetzte Umweltthematik, die in keiner Weise aufgesetzt wirkt, beschert Captain Nature dann aber auch wieder einen lobenswerten Bonus-Punkt. Also, Leinen los!

KULTFAKTOR: 6/10*

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 8/10
Spielablauf: 6/10

* plus Bonus für die Vermittlung des Themas

EUER REZENSENT

CHRISTOPH

Kinder- und Kennerspiel-Spieler, Stefan-Feld-Fan, Im-Sommer-in-jeden-See-Springer

Eine Rezension vom 01.05.2023

Dieser Spieletest wurde unterstützt durch ein Rezensionsexemplar.

Bildnachweis:
Coverfoto: Schmidt Spiele
Weitere Fotos: Spielkultisten