REZENSION
BUTTERFLY
- Genre: Familienspiel
- Jahr: 2019
- Verlag: Rio Grande Games
- Autor: Stephen Glenn
- Grafik: Martin Hoffmann
- Spieler: 2 bis 5
- Alter: ab 8 Jahren
- Dauer: ca. 30 bis 60 Min.
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Taktiklevel: 7/10
Igel haben keinen Rückwärtsgang
Da steht er, der Igel, mit seinem Fangnetz. Schmetterlinge möchte er sammeln, Glühwürmchen und Libellen sind aber auch ganz okay. Upps, springt der große Grashüpfer etwa wieder weg?! Und ist für die Biene gar keine Wabe mehr frei? Vielleicht sollte sich unser Stacheltier doch lieber für die Blumen entscheiden, auf keinen Fall aber für die Hornisse, denn das könnte schmerzhaft werden!
REGELN
Legt den Spielplan mit der Seite nach oben in die Tischmitte, die eurer Spielerzahl entspricht, und belegt dann, entsprechend des vorgegebenen Rahmes, sämtliche Felder mit zufällig gezogenen Plättchen, die alle offen ausgelegt werden.
Nachdem die Startposition für die Igel-Figur bestimmt wurde, spielen die Spieler nun abwechselnd reihum. Wer an der Reihe ist, bewegt den Igel - in gerader Linie und in Blickrichtung - beliebig weit nach vorn und sammelt dann das Plättchen ein, auf dem er zu stehen kommt. Alternativ darf der Igel zu Beginn seiner Bewegung einmal nach rechts oder links gedreht werden und dann in dieser Richtung beliebig weit gezogen werden, um ein neues Plättchen einzusammeln. Rückwärts kann der Igel jedoch nie laufen. Zudem zwingen die Spielfeld-Begrenzungen zum Stehenbleiben oder Abbiegen. Leere Felder hingegen dürfen übersprungen werden.
Sobald der Spieler ein Plättchen aufnimmt, legt er es auf sein Tableau und der nächste Spieler ist dran.
Wird der Igel über ein Feld mit Fangnetz bewegt, darf der Spieler, wenn er möchte, ein zufälliges Plättchen aus dem Beutel ziehen und seiner Sammlung hinzufügen. Das kann sehr punkteträchtig sein, aber auch ordentlich in die Hose gehen (Hornissen und der Igel werden in diesem Spiel keine Freunde mehr ...).
Das Spiel endet, wenn der Igel nicht mehr regelkonform auf ein neues Plättchen gezogen werden kann, da es in seiner Reihe (weder geradeaus noch nach links oder rechts abbiegend) keine Plättchen mehr gibt.
Jetzt wertet jeder Spieler seine eigene Plättchen-Sammlung aus:
- Jeder Schmetterling bringt die aufgedruckten Punkte. Ein x2-Schmetterling verdoppelt die Punkte der gesammelten Schmetterlinge dieser Farbe.
- Die Anzahl der gesammelten Blumen wird mit sich selbst multipliziert. 4 Blumen bringen also 16 Punkte, 5 Blumen schon 25 Punkte.
- Bei den Libellen wird nur die Libelle mit dem höchsten gesammelten Wert der eigenen Sammlung beachtet.
- Bei den Glühwürmchen wird nur das Exemplar mit dem niedrigsten Wert in der eigenen Sammlung beachtet.
- Der Grashüpfer ist recht schreckhaft. Wann immer der Spieler einen Grashüpfer einfängt, hüpft der evtl. bisher dort liegende Grashüpfer wieder weg. Nur der letzte gesammelte Grashüpfer eines Spielers wird also gewertet.
- Jede Hornisse bringt pauschal die aufgedruckten Minuspunkte.
- Jede Biene bringt 3 Minuspunkte, es sei denn, der Spieler konnte einen Bienenstock für sie ergattern. Dann ist die Biene nämlich 0 Punkte wert. Warum sollte man überhaupt eine Biene sammeln? Eben wegen des Bienenstocks. Der ist alleine 0 Punkte wert; kann er jedoch einer Biene zugeordnet werden, bringt er direkt eine große Punktezahl (10 bis 15 Punkte) ein.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
GALERIE
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CHECKPOINT
PRO
- einfaches Set-Collecting-Spiel
- familienfreundliches Thema
- verschiedene Wertungen
- insbesondere zu zweit taktisch geprägt
CONTRA
- zu viert oder fünft eher chaotisch
- mit mehr als 2 Spielern Königsmacher-Effekt möglich
MEINUNG
Spiele, bei denen man etwas einsammelt, was dann am Spielende gewertet wird, gibt es so einige. Gerade im Kartenspiel-Sektor sind Set-Collecting-Spiele immer wieder gefragt. So kann man dazu z.B. das bekannte 7 Wonders oder das einfachere Sushi Go zählen. Genau in dieses Genre fällt auch Butterfly.
Zunächst einmal wirkt die Optik des Spiels sehr kindlich. Ja, man könnte denken, man habe es hier mit einem reinen Kinderspiel zu tun. Das ist aber nicht richtig. Definitiv ist Butterfly ein Familienspiel. Das können Kinder gut mitspielen, aber Erwachsene haben auch ihren Spaß.
Die Mechanik, wie man an eine eigene Sammlung an Dingen kommt, ist bei Butterfly kein bloßes Draften, sondern an einen taktischen Bewegungsmechanismus gekoppelt. Der Igel spielt hier die Hauptrolle. Mit ihm kann man gut taktieren. Zu Beginn wirkt die Wiese noch wie ein gut sortierter Gemischtwarenladen. Da hat man noch viel freie Auswahl, wohin man läuft und was man sammelt. Doch der Plan leert sich. Und dann wird das Spiel zunehmend knackiger und auch gemeiner. Da kommen dann, insbesondere im Spiel zu zweit, auch Gedanken auf, an welche Position man den Igel denn eigentlich lieber ziehen möchte. Sammele ich selbst einen 5-Punkte-Schmetterling ein oder begnüge ich mich lieber mit einer 2er-Libelle, wenn ich dadurch verhindern kann, dass mein Kontrahent der noch dringend benötigte Bienenstock verwehrt bleibt? Bekomme ich meinen Gegner dazu, dass er eine verhasste Libelle einsammeln muss bzw. dass er den Igel in seinem Zug eben nicht an eine Position bringen kann, die mir schadet? Das sind so die kleinen Entscheidungen, die das Spiel dann reizvoll machen.
Zu dritt ist das Spiel auch noch recht taktisch, ab 4 Spielern wird es jedoch chaotischer. So richtig im Voraus planen lässt sich da dann schon nichts mehr. Eigentlich schaut man dann mehr auf sich selbst und bestenfalls noch, was man seinem Spielnachbarn kaputt machen könnte. Schnell kann es da aber dann auch zu Königsmacher-Effekten kommen, gewollt oder ungewollt. Ja, natürlich kann ich den Igel beispielsweise so ziehen, dass mein Nachbar abbiegen muss und er dadurch Minuspunkte erhält, gleichzeitig von dieser Stelle aus aber ein 9-Punkte-Grashüpfer für Spieler 3 erreichbar wird ... Mache ich das ganze umgekehrt, bestimme ich dadurch, welcher Spieler den Schaden davon trägt. Das fühlt sich dann manchmal so an, als ob man mit der Verhinderung von Punkten einem anderen Spieler ein Geschenk macht - und sich dann entscheiden muss, wen es trifft. Meine Empfehlung daher: Entweder diesen Effekt akzeptieren und nicht persönlich nehmen - oder aber das Spiel besser nur zu dritt, noch besser nur zu zweit spielen; gerade zu zweit entfaltet es sein volles taktisches Potenzial.
Für mich ist Butterfly auf jeden Fall ein sympathisches Set-Collecting-Spiel mit einem reizvollen Mechanismus, dem ich insgesamt gute 7 Punkte attestiere - mit einem Punkt Ausschlag nach oben oder unten - je nachdem, ob nur zu zweit (ideal!) oder mit 4 Spielern (oder gar zu fünft) gespielt wird.
Hinweis: Das Spiel ist nur in englischer Sprache erhältlich. Das betrifft die Anleitung und die Spielerhilfe auf dem eigenen Tableau. Allerdings sind die Regeln so simpel, dass man schnell ohne diese Hilfe spielen kann, sobald man die Regeln einmal verinnerlicht hat. Dann bleibt das Spiel letztlich sprachneutral, auch für Kinder.
KULTFAKTOR: 7/10
Spielidee: 7/10
Ausstattung: 7/10
Spielablauf: 6-8/10
EUER REZENSENT
INGO
Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini
Eine Rezension vom 30.06.2021
Bildnachweis:
Coverfoto: Rio Grande Games
Weitere Fotos: Spielkultisten