REZENSION

BLÜTENPRACHT

  • Genre: Kartenspiel
  • Jahr: 2019
  • Verlag: Rebel.pl
  • Autoren: Przemysław Fornal, Kajetan Kusina, Mateusz Pitulski, Kamil Rogowski
  • Grafik: Bartłomiej Kordowski
  • Spieler: 2 (in einer Variante: 3)
  • Alter: ab 8 Jahren
  • Dauer: ca. 15 bis 20 Min.
  • Schwierigkeitsgrad: leicht
  • Taktiklevel: 2/10

Einmal Wachsen und Schneiden, bitte!

In vier Töpfen wachsen vier unterschiedliche Blumen. Mit jeder aufgedeckten Karte kann eine Blume länger werden, doch wird eine Art aufgedeckt, die keinen Platz in einem der Töpfe findet, ist der Spielzug vorzeitig beendet. Es kommt also auch beim Gärtnern aufs richtige Timing an! 

NATUR-SPECIAL-TAGE 23.05.-04.06.2021


REGELN

Die Karten zeigen Blumen in sechs verschiedenen Arten. Sämtliche Karten werden gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt. Zieht nun so lange Karten, bis jeder der vier ausliegenden Töpfe mit einer unterschiedlichen Blume bestückt wurde. Beide Spieler erhalten zudem zwei Karten auf die Hand sowie drei Aktionsmarker.

Ist ein Spieler an der Reihe, so muss er verpflichtend die Aktion „Wachsen“ ausführen. Im Standardspiel ist das immer die erste Aktion im eigenen Spielzug. Der Spieler zieht eine Karte vom Stapel und verlängert damit die entsprechende Blumensorte im Topf. Danach führt der Spieler beliebig weitere Aktionen aus, bis er entweder passt oder eine Blume schneidet.

Der Spieler kann die Aktion „Wachsen“ auch häufiger im eigenen Spielzug ausführen, um die Blumen schneller größer werden zu lassen. Allerdings gibt es da ein kleines Handicap: Zieht der Spieler eine Karte, die in keinen Topf passt, weil diese Blumensorte im Moment nicht angepflanzt ist, ist der Spielerzug vorzeitig beendet. Das kann auch bereits bei der verpflichtenden ersten Karte der Fall sein.

Die weiteren Aktionen, die zur Auswahl stehen, sind folgende:
- Der Spieler kann eine Karte von seiner Hand ausspielen und damit die entsprechende Blume verlängern.

- Der Spieler kann einen Aktionsmarker auf einen Blumentopf platzieren. So reserviert er sich diese Blume bis zur nächsten Runde, es sei denn eine Blume übersteigt in der Zwischenzeit das Limit von 6 Karten. Passiert das, verwelkt die Blume und wird entfernt.

Jeder Topf hat dann noch eine eigene Aktion:

  • Eine neue Handkarte ziehen
  • Drei Karten vom Stapel ziehen und nach eigenem Wunsch sortieren. Die Karten dann wieder auf den Stapel legen.
  • Sich vor einer falschen Blumensorte schützen, d.h.: Zieht der Spieler eine Karte, die nicht angelegt werden kann, dann ist sein Spielzug in diesem Fall noch nicht beendet.
  • Eine Karte von der Hand unter eine „falsche“ Blumensorte spielen, um sie zu verlängern.


Ein Aktionsmarker bleibt bis zum nächsten Spielzug des Spielers auf dem Topf liegen. So kann der Gegenspieler diese Aktion nicht nutzen und zudem darf er die Blume in diesem Topf auch nicht abschneiden, sie aber durchaus wachsen lassen.

- Der Spieler kann passen.

- Der Spieler kann eine Blume schneiden, d.h. er entfernt sämtliche Karten aus dem Topf und legt sie als Siegpunkte vor sich ab. Eine Tabelle gibt an, wie viele Punkte es für eine bestimmte Anzahl an Karten in einem Set gibt. Das Maximum sind 15 Punkte für 6 Karten.

Nach dem Passen, Schneiden oder nachdem der Spieler eine Karte nicht mehr anlegen konnte, ist der Zug beendet und der Gegenspieler an der Reihe.

Spielende: Das Spiel endet, wenn keine Karte mehr vom Stapel gezogen werden kann. Die laufende Runde wird zu Ende gespielt. Punkte gibt es nun pro gesammeltem Set (je nach Anzahl der beteiligten Karten) sowie für die Anzahl unterschiedlicher gesammelter Blumenarten. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Variante für ein einfacheres Spiel: Die Blumentöpfe werden auf die Rückseite gedreht. Es gibt dann keine Sonderaktionen mehr.

Variante für ein taktischeres Spiel: Die verpflichtende „Wachsen"-Aktion muss nicht mehr zwingend als erste Aktion ausgeführt werden; der Spieler kann zuvor auch eine Sonderaktion wählen und sich z.B. gegen einen direkten Fehlzug schützen.

Die Anleitung liefert zudem eine Variante für drei Spieler.

GALERIE

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CHECKPOINT

PRO

  • einfaches Push-your-Luck-Spiel
  • ideal für Familien und Wenigspieler (!)
  • schöne Optik
  • große Karten


CONTRA

  • Spielzug kann vorbei sein, ohne dass man etwas tun konnte
  • eingeschränkte Aktionsauswahl
  • für erfahrene Spieler zu wenig Varianz

MEINUNG

Der Name ist Programm. Was da auf dem Tisch ausgelegt wird, ist wahrlich eine Blütenpracht. Die Karten sind extragroß und haben eine schöne Optik. Wer Blumen mag, wird sich sofort angesprochen fühlen.

Das Spiel entpuppt sich dann als eher simples Push-your-Luck-Spiel, heißt: Ich spiele mit dem Risiko. Wie viele Karten ziehe ich vom Stapel, um die Blumen wachsen zu lassen? Werde ich belohnt und kann eine Blume mit langem Stängel abschneiden oder patze ich, indem ich zuvor eine Karte ziehe, die ich nicht eintopfen kann? Eine Dreier-Rose für 3 Punkte ist mir nicht genug? Dann muss Fortuna auf meiner Seite sein, wenn ich weitere Blumenkarten aufdecke. Ja, das ist natürlich ein großes Glückselement, und besonders im Standardspiel kann es passieren, dass der eigene Spielzug durch eine falsche Blumenart direkt endet, bevor ich etwas tun konnte. Diese Regel mag für Spieler, die Glücksspiele mögen, spannend sein, für alle, die gern etwas taktieren, gibt es aber die Fortgeschrittenen-Variante, in der ich zuvor auch eine Sonderaktion ausführen darf, die mir hilfreich sein kann.

Die Sonderaktionen bringen also kleine taktische Möglichkeiten ins Spiel. In der Umsetzung  gibt es leider ein kleines Problem. Da ein Aktionsmarker immer bis zum nächsten eigenen Spielzug liegen bleibt und erst dann entfernt wird, kann der Gegner diese Aktion nicht wählen. Ein Spieler kann dann theoretisch mehrfach hintereinander die selbe Aktion blockieren, was etwas schade ist. Nun gut, jeder besitzt nur drei dieser Marker pro Partie. In der Praxis wird man eher damit haushalten und sie nur dann verwenden, wenn sie auch wirklich sinnvoll einzusetzen sind. Oft brauche ich fürs verpflichtende Kartenziehen gar keinen Schutz, da mein Kontrahent eine Blume abgeschnitten und somit einen Topf geleert hat, der dann eh neu bepflanzt werden kann.

Blütenpracht ist kein anspruchsvolles Spiel, aber das will es auch nicht sein. Es ist ein lockeres Kartensammelspiel, das seine Spannung durch den Glücksfaktor beim Ziehen generiert. Die Spieler wiederum sollten ein Gefühl fürs gute Timing entwickeln, um ihrem Kontrahenten keine Geschenke zu unterbreiten. Zu viel Wachsen kann dazu führen, dass ich am Ende dem Gegner Punkte schenke.

So einfach wie das Spiel an sich ist, so ist zum Schluss auch die Wertung. Die Sets gleicher Karten bzw. verschiedenfarbiger Sorten liefern das Endergebnis. Gespielt ist Blütenpracht meist in weniger als 15 Minuten, ein lockeres Zwischendurch-Spiel also, das zwar auch mal kleine Ärgerelemente offenbart, wenn man stets Pech beim Kartenziehen hat, meistens gleicht sich das aber über die gesamte Spielrunde dann schon aus und die Ergebnisse sind oft eng. Es ist sicher kein Spiel, das einen Innovationspreis gewinnen wird,  nett zu spielen ist es trotzdem, nicht zuletzt für alle Blumenfreunde. Wer schon etwas mehr Spielerfahrung besitzt, wird weniger angesprochen als Spieler, die nur ab und zu mal oder auch mit Kindern spielen. Je nach Spielertyp und Spielmodus vergebe ich insgesamt 6 bis 7 Kultpunkte für die anvisierte Zielgruppe.

KULTFAKTOR: 6-7/10

Spielidee: 7/10
Ausstattung: 9/10
Spielablauf: 6/10

EUER REZENSENT

INGO

Vielspieler, Skifahrer, Italien-Fan, Medienheini

Eine Rezension vom 31.05.2021

Bildnachweis:
Coverfoto: Rebel.pl
Weitere Fotos: Spielkultisten